Sprachen in der Tschechoslowakei um 1930 (klickbar) Wikipedia |
Postkarte »Ein Volk, ein Reich, ein Führer! 1. 10. 1938«. Grün das Sudetenland; weiß die »Resttschechei«, die dann 1939 zum »Protektorat« wurde. |
braungefärbt: »Reichsgau Sudetenland« im Deutschen Reich Aus http://www.SDZ-online.com/Karte_Sudetenland_gr.jpg (bei mir 201002) |
Eine präzise Karte der deutschen Reichsgrenze von Ende 1938 ist schwer zu finden, zumal schon 1939 das »Protektorat Böhmen und Mähren« mit einverleibt worden war (die Slowakei nicht). Da war diese, hier blau gezeichnete Grenze schon wieder überholt, siehe die Karte »Die Umsiedlungen des Führers« .
Auf der Suche nach Theresienstadt bekam ich 2019 diese recht genaue Karte des Protektorats mit Aufdruck Mapa Protektorátu Čhechy a Morava z roku [ab Jahr] 1941, hier in guter Ausflösung klickbar. (Leider nimmt sich Google, die Blogger/Blogspot-Besitzer, heraus, öfter mal Photos zu löschen. Ich probier’s nochmal. Sonst klicken Sie bitte auf http://Siebenfahr.com/Protektorat.jpg . Sudetenland, Böhmen und Mähren, überdruckt 1941:
Karte des Protektorats mit Aufdruck Mapa Protektorátu Čhechy a Morava z roku [ab Jahr] 1941 |
Nun hatte der historische Fernsehbericht gesagt, dass nach dem Überfall der Deutschen die Tschechen brutal behandelt und vertrieben wurden. Das wollte ich herausfinden. In den Memoiren meines sel. Großvaters, der die Zeit von Brünn aus erlebt hat, finden sich zwar Bemerkungen über einzelne Juden seiner Bekanntschaft, nichts aber über die Tschechen. Woraus ich immer angenommen hatte, dass zumindest in Brünn im Protektorat das Zusammenleben von deutscher Minderheit und tschechischer Mehrheit normal weiterlief.
Wer mag das wissen? Wo werden »Alltagsfragen« aufgegriffen?
Wie überhaupt können wir uns die Zeit damals vorstellen? Selbst Paul Horovsky hat mir darüber nichts erzählt, siehe hier.
Vor allem meine ich wieder und wieder, dass wir nicht beurteilend an Vergangenheit herangehen sollten. Ein Urteil darf höchstens ganz am Ende, nach dem Verstehen, kommen. Es ist wie das Urteilen über eine fremde Kultur. So hat mich heute das Urteil, ja eher das Verständnis von Haifaa Al-Mansour über Saudiarabien, sehr beeindruckt, hier zu erleben.
Siehe auch:
http://blogabissl.blogspot.de/2010/01/flucht-und-vertreibung-im-zusammenhang.html
https://blogabissl.blogspot.com/2019/06/laurentius-konzert.html
Theresienstadt: das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft, von H. G. Adler j.mp/fj2S86y27
»So
verstanden, wird Theresienstadt zu einem Anlaß, und wer so will, kann hier sich
Lehren holen, die ganz gewiß auch anderswo zu holen sind. Doch wer bis jetzt
getreulich uns gefolgt ist, mag das Beispiel hier erkennen. Er wird uns
beistimmen, ob er ein Jude ist oder nicht, ob er in einem Lager war oder nicht,
ob er in näherem oder weiterem Sinne mit dieser Geschichte verflochten scheint
oder nicht, daß Theresienstadt ein Ort in dieser Welt ist, die unser aller Welt
ist, daß sich hier eine Geschichte vollzogen hat, die unser aller Geschichte
sein kann und zum Teil auch ist. Theresienstadt ist freilich nur ein Name, der
vielen wie eine ferne Sage klingen mag. Aber es in unser aller Sage. Das Unheil, das diese Geschichte zum Ende
trieb, in nicht zu seinem Ende gelangt, weder für die Juden noch für die
anderen Völker. Hier und in anderen Lagern, in Deutschland und in anderen
Ländern wurden Überlebende aus ihren Zwingern entlassen, doch andere Lager
bestehen, wo unsere Nächsten geknechtet werden, und Lager bedrohen Menschen in
vielen Ländern, und wo man die Menschen erniedrigt und zerschunden entließ,
wurden sie oft nicht wirklich befreit, denn sie sind schon wieder in andere
Zwinger gesperrt. Der mechanische Materialismus mit seinen ideologischen Fratzen
wuchert fort. Theresienstadt ist möglich geblieben, Es kann in größtem Ausmaß
verhängt werden, und nicht nur Juden, die in der allgemeinen Leidensgeschichte
der Menschheit so oft als Vorboten und besonders Ausgelieferte auftreten
müssen, dürften die künftigen Opfer sein. Nicht als Experiment, doch als
Menetekel steht Theresienstadt da, und es verlockt viel mehr, als noch der
Abscheu vor dem Grauen sich eingestehen wil1.«
– H. G. Adler in »Theresienstadt: das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft«, Seite 683f, ISBN: 9783892446941, Tübingen 1955. Mehr über Hans Günther Adler und das Buch schreibt Kurt Schilde von der Uni Siegen hier https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-9037 .
Link zu diesem Blog: j.mp/fj2twz0AJ
= http://blogabissl.blogspot.com/2014/02/verstehen-nicht-urteilen.html
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