mit kindlicher Handschrift im ansonsten undatierten Bändchen
Antonia
Erzählung von Karl Franz Leppa
aus dem Adam-Kraft-Verlag zu Karlsbad und Leipzig. Gefunden mit leichten Verwerfungen und Schimmelspuren draußen im Sperrmüll. (Wie übrigens auch ein lateinisches Bevier mit verblasstem Goldschnitt.)
Gestern hatte ich noch mit Carla im Kinderkanal Episode 61 der 78-teiligen australisch-deutschen Fantasyserie H2O – Plötzlich Meerjungfrau gesehen, wo’s neben teenigen Meerjungfrauen auch um böses, sich lebendig aufbäumendes Wassser geht. Toll gemacht. Nachts dann diese Antonia gelesen, eine Geschichte von einem schönen Mädchen und einem verwunschenen Wassergeist aus dem Wuldauflusse. Die hätte selbst Ganghofer das Gruseln gelehrt: Wie sich der Fluss aus dem Eis heraus sprengt, aufquellend, aufbrausend, oder in der Sengsmühle in die Radstube einbricht und sich mit dem knarrenden Rade spielt (p 39), wie zuhause der Hausborn (p 36) nach Antonia greift. Die Wassersäule weitete sich, dass darinnen ein Mann zu stehen vermochte, dunkel gegen das Licht, aber dennoch wie Stahl leuchtend vor der dunklen Ecke mit dem Kreuzholz, das nur im frühesten Morgenlichte sichtbar wurde (p 37).
Andrees Handatlas 1930, p 75, G5 (klickbar, wie alle Bilder hier!) |
Ein Ort Unter-Wuldau oder Unterwuldau ist noch zu finden, in meinem Andrees Handatlas und heute als Jihočeský Kraj an einem Stausee. Wuldau soll Wltava sein, ein anderes Wort für die Moldau.
Wilhelm Busch, die Kirmes |
Wenn es allerdings heißt (p 40):
Wassermann, nasser Mann,
heut konn’s da gro(t)n,
bist af r an Bauerntanz
mitten da Nacht glo(d)n!
– dann hab’ ich keine Ahnung, was gro(t)n sein soll. Der Leppasche Wassermann hat’s wohl gewusst und ist denn auch gekommen.
Leppa (* 28. Januar 1893 in Budweis; † 13. August 1986 in Weißenburg in Bayern) hat seine Antonia nach dem ersten Weltkrieg geschrieben: »In der Nachkriegszeit … folgten die Erzählung Antonia als die Verarbeitung eines Sagenstoffes des Böhmerwaldes«, 1931. Der Text ist im Internet nirgends zu finden. Dieses verd… »Urheberrecht«!
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Krumau, »Weltkulturerbe« (Foto von hier) |
Ich habe sechs Seiten handschriftlicher Briefe als
pdf-Datei, soll ich die mal schicken? Ich kann so schlecht Handschriften lesen,
sie müssten mal abgeschrieben werden.
Lonja war eine unglaublich begabte Person und
an Orginalitat nicht zu übertreffen. Sie starb wie meine Frau, die zauberhafte Schwester der berühmt gewordenen Marie Luise. Die Briefe, in denen sie meine Frau immer als Meduse (Binsenkraut*) sah und bedichtete, bekommt dann die Stabi (die Bayrische Staatsbibliothek).
Wir waren in Krumau, als noch tiefe Schwärze die Gassen beherrschte,
und der Zerfall sich mit Angst und Pein mischte. Heute ist es ein unerträglicher
Touristenrummel, grauenvoll!
*) Da meint er wohl Bilsenkraut. Was das mit einer Meduse zu tun hat, zeigen vielleicht die Briefe. fj
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