QR-Kodes – für Quick Response, schnelle Antworten, schnelle Zugriffe
Es dauert natürlich seine Zeit, bis man überhaupt gefunden hat, wie die Dinger auf den Plakaten und in den Zeitungen heißen. Die hier mit den drei Ecken heißen »QR-Codes«.
···Drauf stehen kann alles Mögliche, notfalls passen fast dreitausend Bytes in ein solches Quadrat, je nach Fehlerkorrektur (mehr hier) : Telefonnummern, Adressen, informierende Texte, Premium-SMS, vCards, WLAN-Zugangsdaten, Anfahrbeschreibungen oder Geodaten. Die Verwendung ist lizenzftrei.
···Zum Lesen habe ich mir auf den Blackberry das Programm »Scanlife« heruntergeladen und installiert (Version 3.1.19, Build 1R3.2s.9a.3.0), Downloads hier.
···Den Kode hier links oben habe ich mit Kaywa gemacht, siehe unten, und dort einen Link zu meiner Familienseite eingegeben. Man fotografiert den QR-Kode mit der Kamera des Handys, die Software erkennt, dass es sich um einen Link handelt, und fährt hin. Die eigentliche Grafik habe ich mir nicht kopiert. Sie ist bei Kaywa hinterlegt und wird über einen hier in diesen Blog eingebetteten Link angesprochen. Den Kode bekommt man von Kaywa. So sieht er aus: <img src="http://qrcode.kaywa.com/img.php?s=8&d=http%3A%2F%2Fwww.joern.de%2Ffam.htm" style="float:left; margin:0 10px 10px 0; alt="QR-Kode" /> – dabei liegt die Bildquelle (img src, image source) bei Kaywa und enthält, wie man gut sieht, den Hinweis auf http://www.joern.de/fam.htm. Die Kleiner- und Größerklammern gehören dazu. Das »style="float:left; margin:0 10px 10px 0; alt="QR-Kode"« ist unwichtig; es stammt von mir, besagt, dass die Grafik links vom Text erscheinen soll und dass der (unsichtbare) Rand oben 0, rechts und unten 10 Pixel und links wieder 0 Pixel breit sein soll. Die alt-Bezeichnung gibt an, dass bei fehlendem Bild dort »QR-Kode« stehen soll. Normales HTML.
···Lässt man sich den Kode von QR-Spider machen, ist bissl Reklame von denen dabei. Bitte ausprobieren.
···Privat haben QR-Kodes Sinn etwa auf der Visitenkarte. Bei meinem kurzen Namen habe ich Glück gehabt: Joern.De/Fam einzutippen macht wenig Mühe, wenn ich aber Rempremmerding hieße, dann wäre das schon aufwendiger. Um Bücher in seiner Bibliothek zu finden, helfen QR-Kodes nicht, besonders, wenn die Bücher schon in zwei Reihen hintereinander stehen. Dann braucht man Funk, also RFID, und das wird teuer.
Links (Muster):
Strichkode http://de.wikipedia.org/wiki/Strichcode
QR-Kode http://de.wikipedia.org/wiki/QR_Code
Dort ein QR-Textbeispiel http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Qr_code-Main_Page_en.svg&filetimestamp=20070305162636
Kaywa-QR-Kodegenerator http://qrcode.kaywa.com/
QR-Spider-Kodegenerator http://www.qrspider.com/
W-Lan-QR-Kodegenerator http://zxing.appspot.com/generator/, dort oben in der ersten Zeile unter »Contents« »WiFi network« wählen.
Leseprogramm http://www.scanlife.com/en/download-application
26. Dezember 2011
13. Dezember 2011
AAA-, sprich Ah-Ah-Ah- oder Trippel-A-Minus, tut’s auch!
Eine Senkung von Deutschlands AAA-Rating hätte kaum Konsequenzen.
(Bild aus genanntem Artikel: Keystone / EPA)
»Anleihen-Profis hängen nicht am ›AAA‹-Rating« titelt die NZZ heute im Börsenteil. Sie müssen jetzt nicht den ganzen Artikel lesen, einen Satz will ich allerdings hervorheben: »… Kapitalunterlegung. Bis anhin allerdings sind Anleihen von EU-Ländern – inklusive Griechenland – noch von einer Kapitalunterlegung ausgenommen. Sollte sich dies ändern, was von Experten eigentlich als überfällig angesehen wird, dürfte sich auch das Anlageverhalten der Versicherer ändern.« Was heißt das denn konkret? Was ist denn das, diese »Kapitaluntergegung«? Ganz einfach: Der ansonsten unbegrenzte Geldschöpfungsprozess der Banken durch Kredite, die sie vergeben, oder Anleihen, die sie kaufen, wird begrenzt dadurch, dass die neu geschöpfte Summe zum Teil tatsächlich vorhanden sein muss (»unterlegt«) in Form von Eigenkapital der Bank.
···Googeln wir einmal »Kapitalunterlegung«. Aha. 10. 11. 11: »Bankenverband plädiert für Kapitalunterlegung bei Staatsanleihen«. Und dann kommt’s:
···»In der deutschen Bankenlandschaft hatte sich zuletzt auch der Präsident des Sparkassenverbandes Heinrich Haasis gegen die Nullgewichtung von Staatsanleihen ausgesprochen. Er beklagte insbesondere den daraus resultierenden Fehlanreiz, dass Banken lieber Staatsanleihen kaufen als Mittelstandskredite zu vergeben. Denn letztere müssten sie mit 30% Eigenkapital unterlegen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Staatsschuldenkrise müssen die Banken bis Mitte 2012 eine harte Kernkapitalquote von 9% aufweisen. Diese errechnet sich aus dem harten Eigenkapital geteilt durch die risikogewichteten Aktiva. Wenn Staatsanleihen künftig nicht mehr als risikofreie Anlagen geführt werden dürften, stiege der Wert der risikogewichteten Anlagen. Um die Quote zu halten, müssten die Banken daher neues Eigenkapital aufbringen, das ihnen an anderen Stellen fehlen würde. Auf der anderen Seite würde die Zinsbelastung für Staaten wohl steigen, weil ein wichtiges Argument für den Kauf ihrer Schuldtitel wegfiele.«
···Wird das jetzt klar? Über die Bankenregeln – oft sogar durch eigene Banken – haben sich die Staaten bislang ein System geschaffen, in beliebiger Höhe Geld zu leihen, das durch nichts als den guten Glauben in den Staat »unterlegt« ist. Das mag funktionieren, hat es auch – solange das Vertrauen in den jeweiligen Staat gehalten hat. Inzwischen fragen sich die Leute aber: Wie kann der Staat seine Schulden denn zurückzahlen? Der Staat sagt: Wir machen dann einfach neue Schulden und zahlen damit die alten zurück. Und damit’s uns besser geht, für ein Bisserl Wachstum, machen wir dann noch ein wenig mehr Schulden. Damit aus diesem Perpetuum Mobile keine Lawine wird, soll es jetzt die »Schuldenbremse« geben. Die hatten wir aber schon einmal 1997: Im Stabilitäts- und Wachstumspakt ist konkret geregelt, dass Staaten die Höhe ihres jährlichen Haushaltsdefizits auf 3% ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) und den Stand ihrer öffentlichen Verschuldung auf 60% ihres BIPs begrenzen müssen, Zitat Wikipedia. Sünder sollten sich durch die seit 1992 geltende Nichtbeistandsklausel selbst isolieren. Genützt hat’s nichts. Im entscheidenden Moment haben die Staaten dennoch statt zu bremsen Gas gegeben, haben Griechenland »gerettet« unter dem Vorwand, den Euro zu retten.
···So gut gemeint die nur brachial durchzusetzende Schuldenbremse ist: Ich vertraue nicht darauf, dass sie je einen Politiker wird bremsen können, übermäßig Schulden zu machen und Neuschulden dazu. Der billige Mechanismus, sich von den Banken immer mehr Geld »drucken« zu lassen, muss weg, vielleicht nicht schlagartig, aber gleich angegangen und bald zur Nullverschuldung führend.
Eine Senkung von Deutschlands AAA-Rating hätte kaum Konsequenzen.
(Bild aus genanntem Artikel: Keystone / EPA)
»Anleihen-Profis hängen nicht am ›AAA‹-Rating« titelt die NZZ heute im Börsenteil. Sie müssen jetzt nicht den ganzen Artikel lesen, einen Satz will ich allerdings hervorheben: »… Kapitalunterlegung. Bis anhin allerdings sind Anleihen von EU-Ländern – inklusive Griechenland – noch von einer Kapitalunterlegung ausgenommen. Sollte sich dies ändern, was von Experten eigentlich als überfällig angesehen wird, dürfte sich auch das Anlageverhalten der Versicherer ändern.« Was heißt das denn konkret? Was ist denn das, diese »Kapitaluntergegung«? Ganz einfach: Der ansonsten unbegrenzte Geldschöpfungsprozess der Banken durch Kredite, die sie vergeben, oder Anleihen, die sie kaufen, wird begrenzt dadurch, dass die neu geschöpfte Summe zum Teil tatsächlich vorhanden sein muss (»unterlegt«) in Form von Eigenkapital der Bank.
···Googeln wir einmal »Kapitalunterlegung«. Aha. 10. 11. 11: »Bankenverband plädiert für Kapitalunterlegung bei Staatsanleihen«. Und dann kommt’s:
···»In der deutschen Bankenlandschaft hatte sich zuletzt auch der Präsident des Sparkassenverbandes Heinrich Haasis gegen die Nullgewichtung von Staatsanleihen ausgesprochen. Er beklagte insbesondere den daraus resultierenden Fehlanreiz, dass Banken lieber Staatsanleihen kaufen als Mittelstandskredite zu vergeben. Denn letztere müssten sie mit 30% Eigenkapital unterlegen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Staatsschuldenkrise müssen die Banken bis Mitte 2012 eine harte Kernkapitalquote von 9% aufweisen. Diese errechnet sich aus dem harten Eigenkapital geteilt durch die risikogewichteten Aktiva. Wenn Staatsanleihen künftig nicht mehr als risikofreie Anlagen geführt werden dürften, stiege der Wert der risikogewichteten Anlagen. Um die Quote zu halten, müssten die Banken daher neues Eigenkapital aufbringen, das ihnen an anderen Stellen fehlen würde. Auf der anderen Seite würde die Zinsbelastung für Staaten wohl steigen, weil ein wichtiges Argument für den Kauf ihrer Schuldtitel wegfiele.«
···Wird das jetzt klar? Über die Bankenregeln – oft sogar durch eigene Banken – haben sich die Staaten bislang ein System geschaffen, in beliebiger Höhe Geld zu leihen, das durch nichts als den guten Glauben in den Staat »unterlegt« ist. Das mag funktionieren, hat es auch – solange das Vertrauen in den jeweiligen Staat gehalten hat. Inzwischen fragen sich die Leute aber: Wie kann der Staat seine Schulden denn zurückzahlen? Der Staat sagt: Wir machen dann einfach neue Schulden und zahlen damit die alten zurück. Und damit’s uns besser geht, für ein Bisserl Wachstum, machen wir dann noch ein wenig mehr Schulden. Damit aus diesem Perpetuum Mobile keine Lawine wird, soll es jetzt die »Schuldenbremse« geben. Die hatten wir aber schon einmal 1997: Im Stabilitäts- und Wachstumspakt ist konkret geregelt, dass Staaten die Höhe ihres jährlichen Haushaltsdefizits auf 3% ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) und den Stand ihrer öffentlichen Verschuldung auf 60% ihres BIPs begrenzen müssen, Zitat Wikipedia. Sünder sollten sich durch die seit 1992 geltende Nichtbeistandsklausel selbst isolieren. Genützt hat’s nichts. Im entscheidenden Moment haben die Staaten dennoch statt zu bremsen Gas gegeben, haben Griechenland »gerettet« unter dem Vorwand, den Euro zu retten.
···So gut gemeint die nur brachial durchzusetzende Schuldenbremse ist: Ich vertraue nicht darauf, dass sie je einen Politiker wird bremsen können, übermäßig Schulden zu machen und Neuschulden dazu. Der billige Mechanismus, sich von den Banken immer mehr Geld »drucken« zu lassen, muss weg, vielleicht nicht schlagartig, aber gleich angegangen und bald zur Nullverschuldung führend.
9. Dezember 2011
Die Welle – eine Schultheateraufführung im Beethovengymnasium Bonn
Der früher gemobbte Robert Billings (Thomas Karetzki), links, mit Armbinde ist er zum Vorreiter der Bewegung geworden. Rechts »Lehrer« Ben (hier Bonny) Ross (Lena Stemkowitz), dazwischen die Schulklasse gespielt von – v.l.n.r. –: Thomas Karetzki, Yunus Özkan, Jasmin Genc, Sophie Schnell, Valentin Schröder, Florian Schmidt, Nicole Frencesco, Ronja Keuchel, Maria von Kohout, Janna Stremmel, Maike Kaßenbrock, Liza Idris und Frida Schöck. Auf der Tafel: »Disziplin« (Bilder klickbar, zwei kurze Videos über http://www.youtube.com/playlist?list=PL7D2D7D14A9A74017)
»Die Welle« war angesagt in der Schule. Für die Welle wurde geworben – als ob diese Übung für eine Schüleraufführung zu exotisch wäre, zu wenig Theater versprechend. Nur zwei Aufführungen sind geplant. Schon zur ersten kamen rund 250 Leute – Eltern, Schüler, Lehrer, Theaterfreunde.
···Wer »Die Welle« nicht kennt: ursprünglich ein amerikanischer Roman aus dem Jahr 1981. Er beschreibt das Experiment eines Erdkundelehrers von 1967, in einer Highschool in Palo Alto die »Welle« als »Bewegung« analog zur »Bewegung« des Nationalsozialismus’ aufzubauen: Disziplin, Gruppengeist, Embleme und Hymnen – und bald einmal Totalitarismus, gar Antisemitismus. Am Ende muss er die Notbremse ziehen. Mehr zu Plot und Ausgang auf der Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Welle_%28Roman%29, dort auch der Hintergrund.
···Das Stück ist kritisch, ist in doppeltem Sinn historisch. Gerade der ernste Inhalt, die Eskalation mit unbekanntem Ausgang, macht es gut spielbar – wenn man den Mut hat dafür. Es lebt aus sich selbst, ist so spannend, dass die Darstellungsoberfläche nicht entscheidend ist. Dennoch: Kostüme, Auftreten, Auswahl der Figuren, das knappe Bühnebild waren hervorragend bis brillant. Nie wurde die Illusion des Geschehens von Brüchen oder Schnitzern gestört, wie man sie von Schüleraufführungen kennt (sieht man ein einziges Mal von ein bisschen nötiger Soufflage ab, eher erheiternd und lockernd als hinderlich.) Der offene Vorhang (verklemmt?) hat nicht gestört.
···Den historischen Lehrer, Ben Ross, spielt mit Kraft und Empathie als »Bonny Ross« wohl eine Schülerin (Lena Stemkowitz), seine – hier ihre – Frau Christie ist freilich wieder eine Frau – vielleicht hätte die Regie das Paar besser als Geschwister hingestellt als als Ehepartner, so verwirrt das unnötig.
Ein mickriger Schüler, Robert Billings, wird zum beinahe nicht wieder zur Besinnung zu bringenden Göbbels der Bewegung, wunderbar passend vom schlanken Thomas Karetzki gespielt, einem Schauspieltalent. – Hier wieder links im Bild mit in der Mitte Leherer(in) Bonny Ross (Lena Stemkowitz) und rechts Christine Ross (Luise Sarfert).
···Wer das Stück aus anderen Aufführungen kennt, wer vergleichen kann, möge weiter beurteilen. Wir waren heute nur gebannt, gebannt vom Bühnegeschehen, vom Ernst des Geschehens – und haben dazwischen und danach ausgiebig applaudiert. Ein Stück, das den Atmen nimmt, goutiert man nicht wie einen Sommernachtstraum. Zum Nachdenken also.
···Mir erscheint das Experiment bereits historisch, obwohl erst aus den Achtzigerjahren. Und es bezieht sich auf ein noch historischeres Geschehen. Gut und recht und lehrsam. Wenn ich für mich weiterdenke, wenn ich mir die Welt so ab Jahrtausendwende ansehe, dann habe ich hier keine Angst vor einem neuen Totalitarismus. Die gedankenlose Nachlauferei geschieht nicht hinter »Bewegungen« mit Führern (selbst »Occupy!« weiß nicht, was es will). Kuscheln in der Wolke ist angesagt hinter Lobbygruppen, hinter Meinungsmachern, Gutmenschen und politischen Korrektheitsaposteln. Wie damals ist vielen das eigene Denken zu mühsam. Sie lassen sich von Medien und Politik, von Meinungsmachern und selbsternannten Fachleuten in Schattenreiche schnell gefasster Emotionen und Mitmeinungen entführen. Gerechtigkeit wird zum Slogan, Neid zum inneren Öfchen, an die »Realwirtschaft« denkt keine Sau mehr. In Scharen rennen die Leute zu aufgebauschten Gefahren hin und weg, und vergessen darüber ihren normalen Menschenverstand. Professionelle Wortschöpfer umgeben uns mit potemkinschen Dörfern; nur ein Beispiel: Unsere »rigorose Sparpolitik« will »Eckwerte zum Bundeshaushalt beschließen, die einen Abbau der Neuverschuldung auf 31,5 Milliarden Euro im Jahr 2012 und auf 13,3 Milliarden im Jahr 2015 vorsehen.« (Quelle) – Wir halten diesen Staat für sparsam, weil er ausnahmsweise weniger mehr zusätzliche Schulden macht als üblich, ohne je eine Erklärung, wie er uns seine Schulden überhaupt zurückzahlen will. Keine Hausfrau, die sich für ihre Hobbys Monat für Monat mehr Geld leihen muss und immer tiefer in der Kreide steht, hätte die Chuzpe, auf ihrem AAA-Rating zu bestehen.
···Die Gefahr für die Demokratie, ja für unser Wohlergehen, sind heute »Bewegungen«, vielleicht nicht mehr nach Art der »Welle«, doch um so mehr vom korrekten, angepassten, unkritischen (oder schön scheinkritischen) Nachlaufen hinter Gruppeninteressen. Auf einmal sind wieder die Banker die Juden, obwohl wir alle gieren nach Geld und Geiz und lange schon wohlig leben in der Schuldenwirtschaft unseres »Gemeinwesens«. Am Ende waren dann wieder die anderen schuld.
»Die Welle«, Schulaufführung am Beethovengymnasium Bonn, Donnerstag und Freitag, 8. und 9. Dezember 2011. Bonny Ross: Lena Stemkowitz, Christie Ross: Luise Sarfert, Schuldirektorin Owens: Giorgina d’Urso, Robert Billings: Thomas Karetzki, Laurie Saunders: Ronja Keuchel, David Collins: Florian Schmidt, Brad Marlowe: Yunus Özkan, Brian Ammons: Valentin Schröder, Andrea White: Maike Kaßenbrock, Amy Smith: Maria von Kohout, Alex Cooper: Linus Domiter, Andy Block: Janna Stremmel, Janet Baker: Liza Idris, Statisten: Jasmin Genc, Nicole Frencesco, Sophie Schnell. Bühnenbild: Sarah Blascyk, Andreas Schindele, Technik: Falk Glass, Jan-Christoph Pape, Florian Schurz, Andreas Schindele, Wellensymbol: Giorgina d’Urso, Trailer: Rebekka Steinhaus, Musik: Richard Wagner, »Kinder« der Band Panik, Leitung: Sarah Blasczyk, Inge Mosenbach-Kaufmann, Luise Sarfert, Andreas Schindele, Lena Stremkowitz. Roman von Morton Rhue, Theaterbearbeitung von Reinhold Tritt.
···Korrekturen bitte direkt an Fritz@Joern.De. War schnell geschrieben …
Zwei kurze Videos über Zwei kurze Videos über http://www.youtube.com/playlist?list=PL7D2D7D14A9A74017
Der früher gemobbte Robert Billings (Thomas Karetzki), links, mit Armbinde ist er zum Vorreiter der Bewegung geworden. Rechts »Lehrer« Ben (hier Bonny) Ross (Lena Stemkowitz), dazwischen die Schulklasse gespielt von – v.l.n.r. –: Thomas Karetzki, Yunus Özkan, Jasmin Genc, Sophie Schnell, Valentin Schröder, Florian Schmidt, Nicole Frencesco, Ronja Keuchel, Maria von Kohout, Janna Stremmel, Maike Kaßenbrock, Liza Idris und Frida Schöck. Auf der Tafel: »Disziplin« (Bilder klickbar, zwei kurze Videos über http://www.youtube.com/playlist?list=PL7D2D7D14A9A74017)
»Die Welle« war angesagt in der Schule. Für die Welle wurde geworben – als ob diese Übung für eine Schüleraufführung zu exotisch wäre, zu wenig Theater versprechend. Nur zwei Aufführungen sind geplant. Schon zur ersten kamen rund 250 Leute – Eltern, Schüler, Lehrer, Theaterfreunde.
···Wer »Die Welle« nicht kennt: ursprünglich ein amerikanischer Roman aus dem Jahr 1981. Er beschreibt das Experiment eines Erdkundelehrers von 1967, in einer Highschool in Palo Alto die »Welle« als »Bewegung« analog zur »Bewegung« des Nationalsozialismus’ aufzubauen: Disziplin, Gruppengeist, Embleme und Hymnen – und bald einmal Totalitarismus, gar Antisemitismus. Am Ende muss er die Notbremse ziehen. Mehr zu Plot und Ausgang auf der Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Welle_%28Roman%29, dort auch der Hintergrund.
···Das Stück ist kritisch, ist in doppeltem Sinn historisch. Gerade der ernste Inhalt, die Eskalation mit unbekanntem Ausgang, macht es gut spielbar – wenn man den Mut hat dafür. Es lebt aus sich selbst, ist so spannend, dass die Darstellungsoberfläche nicht entscheidend ist. Dennoch: Kostüme, Auftreten, Auswahl der Figuren, das knappe Bühnebild waren hervorragend bis brillant. Nie wurde die Illusion des Geschehens von Brüchen oder Schnitzern gestört, wie man sie von Schüleraufführungen kennt (sieht man ein einziges Mal von ein bisschen nötiger Soufflage ab, eher erheiternd und lockernd als hinderlich.) Der offene Vorhang (verklemmt?) hat nicht gestört.
···Den historischen Lehrer, Ben Ross, spielt mit Kraft und Empathie als »Bonny Ross« wohl eine Schülerin (Lena Stemkowitz), seine – hier ihre – Frau Christie ist freilich wieder eine Frau – vielleicht hätte die Regie das Paar besser als Geschwister hingestellt als als Ehepartner, so verwirrt das unnötig.
Ein mickriger Schüler, Robert Billings, wird zum beinahe nicht wieder zur Besinnung zu bringenden Göbbels der Bewegung, wunderbar passend vom schlanken Thomas Karetzki gespielt, einem Schauspieltalent. – Hier wieder links im Bild mit in der Mitte Leherer(in) Bonny Ross (Lena Stemkowitz) und rechts Christine Ross (Luise Sarfert).
···Wer das Stück aus anderen Aufführungen kennt, wer vergleichen kann, möge weiter beurteilen. Wir waren heute nur gebannt, gebannt vom Bühnegeschehen, vom Ernst des Geschehens – und haben dazwischen und danach ausgiebig applaudiert. Ein Stück, das den Atmen nimmt, goutiert man nicht wie einen Sommernachtstraum. Zum Nachdenken also.
···Mir erscheint das Experiment bereits historisch, obwohl erst aus den Achtzigerjahren. Und es bezieht sich auf ein noch historischeres Geschehen. Gut und recht und lehrsam. Wenn ich für mich weiterdenke, wenn ich mir die Welt so ab Jahrtausendwende ansehe, dann habe ich hier keine Angst vor einem neuen Totalitarismus. Die gedankenlose Nachlauferei geschieht nicht hinter »Bewegungen« mit Führern (selbst »Occupy!« weiß nicht, was es will). Kuscheln in der Wolke ist angesagt hinter Lobbygruppen, hinter Meinungsmachern, Gutmenschen und politischen Korrektheitsaposteln. Wie damals ist vielen das eigene Denken zu mühsam. Sie lassen sich von Medien und Politik, von Meinungsmachern und selbsternannten Fachleuten in Schattenreiche schnell gefasster Emotionen und Mitmeinungen entführen. Gerechtigkeit wird zum Slogan, Neid zum inneren Öfchen, an die »Realwirtschaft« denkt keine Sau mehr. In Scharen rennen die Leute zu aufgebauschten Gefahren hin und weg, und vergessen darüber ihren normalen Menschenverstand. Professionelle Wortschöpfer umgeben uns mit potemkinschen Dörfern; nur ein Beispiel: Unsere »rigorose Sparpolitik« will »Eckwerte zum Bundeshaushalt beschließen, die einen Abbau der Neuverschuldung auf 31,5 Milliarden Euro im Jahr 2012 und auf 13,3 Milliarden im Jahr 2015 vorsehen.« (Quelle) – Wir halten diesen Staat für sparsam, weil er ausnahmsweise weniger mehr zusätzliche Schulden macht als üblich, ohne je eine Erklärung, wie er uns seine Schulden überhaupt zurückzahlen will. Keine Hausfrau, die sich für ihre Hobbys Monat für Monat mehr Geld leihen muss und immer tiefer in der Kreide steht, hätte die Chuzpe, auf ihrem AAA-Rating zu bestehen.
···Die Gefahr für die Demokratie, ja für unser Wohlergehen, sind heute »Bewegungen«, vielleicht nicht mehr nach Art der »Welle«, doch um so mehr vom korrekten, angepassten, unkritischen (oder schön scheinkritischen) Nachlaufen hinter Gruppeninteressen. Auf einmal sind wieder die Banker die Juden, obwohl wir alle gieren nach Geld und Geiz und lange schon wohlig leben in der Schuldenwirtschaft unseres »Gemeinwesens«. Am Ende waren dann wieder die anderen schuld.
»Die Welle«, Schulaufführung am Beethovengymnasium Bonn, Donnerstag und Freitag, 8. und 9. Dezember 2011. Bonny Ross: Lena Stemkowitz, Christie Ross: Luise Sarfert, Schuldirektorin Owens: Giorgina d’Urso, Robert Billings: Thomas Karetzki, Laurie Saunders: Ronja Keuchel, David Collins: Florian Schmidt, Brad Marlowe: Yunus Özkan, Brian Ammons: Valentin Schröder, Andrea White: Maike Kaßenbrock, Amy Smith: Maria von Kohout, Alex Cooper: Linus Domiter, Andy Block: Janna Stremmel, Janet Baker: Liza Idris, Statisten: Jasmin Genc, Nicole Frencesco, Sophie Schnell. Bühnenbild: Sarah Blascyk, Andreas Schindele, Technik: Falk Glass, Jan-Christoph Pape, Florian Schurz, Andreas Schindele, Wellensymbol: Giorgina d’Urso, Trailer: Rebekka Steinhaus, Musik: Richard Wagner, »Kinder« der Band Panik, Leitung: Sarah Blasczyk, Inge Mosenbach-Kaufmann, Luise Sarfert, Andreas Schindele, Lena Stremkowitz. Roman von Morton Rhue, Theaterbearbeitung von Reinhold Tritt.
···Korrekturen bitte direkt an Fritz@Joern.De. War schnell geschrieben …
Zwei kurze Videos über Zwei kurze Videos über http://www.youtube.com/playlist?list=PL7D2D7D14A9A74017
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