Talkshow. Sonst gucke ich nie fern, oder fast nie. Unsere Fernsehgebühr ist hinausgeschmissenes Geld. Ich höre höchstens frühmorgens beim Wäschesortieren zu Webcam-Bergen bayrische Blasmusik, ja, und sehe einmal jährlich mit Carla das Neujahrskonzert aus Wien. Österreicher. Alter Österreicher.
Gestern, 25. 4. 8, habe ich im WDR beim »Kölner Treff« von Bettina Böttinger ›vorbeigeschaut‹. Meine alte Schulfreundin (Liebe) saß im Publikum, hatte mich rechtzeitig drauf aufmerksam gemacht. Außerdem schätze ich ihre Frau Mama, Gisela Trowe, seit ein paar gemeinsamen Frühstücken vor fünfzig Jahren in Dahlem. Und sie hat denn auch dem »Treff« den einzigen dichten Augenblick beigesteuert. Sie sprach über die Freunde, die vor ihr gestorben sind, die ihr fehlen. Von denen sie träumt. Sie und vielleicht noch die junge Schauspielerin Bernadette Heerwagen zeigten sich ein wenig, konnten sich zeigen. Ich habe das (nur) so erlebt; vielleicht sahen andere mehr. Ich finde: Die ganze Veranstaltung ist ein Hineingeschmecke in fremde Leben, ein bisschen ›kosten Sie mal von diesem Schicksal, wie gefällt es Ihnen?‹. Mir schmeckt das nicht. Ich fand’s eher eklig. Prompt ging selbst die direkte Frage an Frau Trowe, ob sie an den Tod denke, ins Leere. Fast Food. Als ob Schicksale im halben Dutzend billiger zu haben wären. Zwecks Dramatisierung wurden noch Lebenshighlights eingeblendet, Schriftzüge unter den lebenden Figuren, Schlagzeilen. Dabei war die Moderatorin ausgezeichnet, leitete über und hinüber, ließ sich nicht durcheinanderbringen, verteilte unaufdringlich die Zeit auf die Protagonisten, bedankte sich artig, hatte die Show im Griff. Nur: Müssen Schicksale so ausverkauft werden? Man hatte ganz besondere Menschen eingeladen, werbewirksam, gleich sechs, angefangen von einem, der sich – laut Einblendung – vergeblich hatte totsaufen wollen und Verrückteres, über Dirk Bach, hier eher ein Product Placement seiner selbst als gescheiter Mensch, bis zu besagter Gisela Trowe, die auf ein reiches Leben zurückblickt, dessen Fülle, dessen Tiefe (zwischendurch war sie im Bus durch die Teilrepublik getingelt), deren ganzes Sein so sympathisch, so heimelig, so unverbindlich-unverbunden anzusehen war, dass man das dann alles gleich wieder schnell vergaß. Weniger Leute wären mehr Mensch gewesen.
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