Kalb und Löwe weiden zusammen,
ein kleiner Knabe kann sie hüten. ... Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist.
Die Lesung am zweiten Adventssonntag, sie klang schön wie ein Traum, ein uralter Traum, alt wie das Paradies. Die Erkenntnis des Herrn genügte Jesaja, um die Erde mit Frieden zu erfüllen, durch und durch, wie das sonst nur Wasser kann. Heute, da »erkennen« wir nicht den Herrn; wir denken an die Nahrungskette und fragen uns: Wie soll das gehen? Ist der Löwe zum Vegetarier geworden? Und führt das nicht zur Überweidung?
Geben wir uns ein paar schöne Sätze lang dem Träumen hin, den Paradiesesträumen, denn dieses Paradies liegt im alten Testament und zugleich weit in der Zukunft. Hört man die Zeilen nicht nur als Adventlesung, sondern liest weiter bei Jesaja (oder weiter vorn), so bleiben sie eine seltene Hoffnung für wenige, umgeben von Zorn, und wenn es ein göttlicher ist. Gleich werden die Völker Israels die Völker des Ostens plündern und Besitz ergreifen von Edorn und Moab, die Ammoniter werden ihnen gehorchen müssen. Das ist keine liebliche Welt in der Bibel, schon gar nicht eine einfache. Sie lässt uns nur hoffen, manchmal, auf einen Wurzeltrieb. Der Geist des Herrn lässt sich nieder auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht.
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