4. Juni 2024

Krah und kein Ende

Europaabgeordneter Krah

Die »Repubblica« ist Herrn Krah voll auf den Leim gegangen. Auf https://www.repubblica.it/esteri/2024/05/17/news/candidato_elezioni_europee_afd_maximilian_krah_estrema_destra-423009349/ geht’s gleich mit Schwung los: «BERLINO – In questa prima intervista dallo scoppiare degli scandali sul collaboratore cinese e sui legami con la Russia, lo spitzenkandidat dell’Afd alle Europee Maximilian Krah si concede a tutto campo.

   Krah, lei ha dichiarato che i tedeschi devono essere fieri dei propri antenati. … »

Ob die Deutschen stolz sein sollen auf ihre Vorfahren, wie Krah es möchte, ist schon mal eine dufte Fangfrage. Üblicherweise wird dann Beethoven genannt, der in Wien gearbeitet hat, ein Deutscher, gewiss, aber ethnisch, und damit ist man schon in der Sackgasse. Sind Italiener stolz auf Alexander den Großen, oder auf Reinhold Messner, den – laut Wikipedia wörtlich – »italienischen Extrembergsteiger, Abenteurer, Buchautor, Museumsgründer und ehemaliges Mitglied des Europäischen Parlaments (Verdi Grüne Vërc)«?
   Diese Aussage zeigt mir nur, wie tolpatschig die Wikipedia ist: »Italienisch« einfach weglassen, ihr überheblichen Prinzipienreiter bei Wikipedia! Alte Journalistenregel: Was nicht da steht, kann nicht falsch sein …

Geschickt zieht Krah die Repubblicani dann aufs Glatteis: Ob alle Mitglieder der Waffen-SS böse waren? Und gerade als Südtiroler weiß man, dass nicht. Egal: Verallgemeinerungen sind bei moralischen Beurteilungen unzulässig, und wenn sie noch so gut passen. Kant? Stammte aus Königsberg, wie mein Vater auch. Bin ich deswegen stolz (auf mich)? Ganz gewiss nicht.

Lassen wir das. Für mich war schlimm, dass alle Gegner von Krah die Relativierung der Waffen-SS mitgespielt haben. Hier wird selbst in der NZZ die Verallgemeinerung einfach übernommen: »Krah wurde vielmehr die Geschichtspolitik zum Verhängnis, was kein Zufall ist. Sein Missverständnisse provozierendes Mantra, die Deutschen sollten stolz sein auf ihre Vorfahren, diese seien keine Verbrecher gewesen, lud die italienische Zeitung «La Repubblica» jetzt ein, zu fragen, ob dies auch für Angehörige der SS gelte. Dass Krah eine Antwort darauf vom Einzelfall abhängig machen wollte, entsprach genau dieser Linie. Mögen Historiker darüber urteilen, ob seine Weigerung, zu generalisieren, in der Sache richtig war oder nicht: Politisch instinktlos war sie ohne Frage.«

Die Frage stellt sich so nicht. Man lasse sich nicht fangen, auch von einem Herrn Dr. Krah nicht.

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