Blutdruckmessen tun mehr Leute, als man sich vorstellt. Onkel Doktor, wenn er oder sie sich dazu persönlich herablässt, schiebt einem eine Manschette über den nackten Oberarm, drückt das »Mikrofon« seines berufsbezeichnenden Hörgeräts (Stethoskop) auf die Armbeuge und fängt an zu pumpen. Dann lässt er den Druck langsam wieder ab. Manchmal hat er zu wenig aufgepumpt, und muss nachpumpen, wie ein Radfahrer mit halb plattem Reifen.
Ich stelle mir das so vor: Im Arm laufen zwei dicke Hauptleitungen fürs Blut, eine hinein (die Arterie, arteria brachialis), die andere hinaus (die Vene, sprich Wene). Das Herz hält normalerweise beide in Betrieb, stoßweise (»Puls«), die Arterie mit höherem Druck, und dann die Vene zum Absaugen mit deutlich weniger. Die Manschette ist eng und kann, aufgepumpt, diese Adern abklemmen. Dann pulst da nichts mehr. – Beim langsamen Luftablassen des Arztes meldet sich zuerst die Arterie zu Wort und dann erst die Vene. Bei welchem Druck das passiert, das ist dann der Blutdruck.
Diese Vorstellung ist aber Quatsch, völliger Unsinn, modern fake halt.
Jetzt geht’s richtig weiter.
120/96 ist etwas zu hoch, siehe links den im oberen Seitenstreifen liegenden Indikator im Display |
Es wird immer nur die Arterie abgehört. Fließt das Blut normal durch – oder nur ganz wenig – dann hört man außen nichts davon. Ist der Blutfluss gestört, dann rauscht es drin, angeblich weil sich Blutwirbel bilden und das Blut turbulent statt laminar strömt. Ein halboffener Wasserhahn zischt ja auch. Gefunden hat diese Geräusche 1905 der russische Arzt und Chirurg Nikolai Sergejewitsch Korotkow (1874–1920).
Und das ist inzwischen auch wieder nicht ganz richtig, macht aber nichts. Im Jahr 2015 erklärte Dr. Charles F. Bubbs von der Purdue University glaubwürdig und nachweisbar die relativ lauten Korotkow-Geräusche nicht mit Blutwirbeln, sondern mit dem flatternden rhythmischen Zusammenklappen der bei niedrigem Druck zu wenig aufgepumpten Arterie. er. Strömungsphysik. Hier seine Studie.
Wie auch immer. Die Wikipedia stellt klar: »Der systolische Wert wird nach Korotkow bei einsetzenden Klopfgeräuschen, der diastolische Druck bei Verschwinden der Geräusche abgelesen.«
Manuell (auskultatorisch) wird der Blutdruck bei schrittweise sinkendem Gegendruck gemessen.
Ich aber habe ein preiswertes Oberarm-Messgerät (ein Sphygmomanometer) vom Technik-Versandhändler Pearl Marke »Newgen Medicals«, Typ NC-5992 (€ 26), das aus Shēnzhèn in Kanton (Guangdong) kommt, einer Unterprovinzstadt mit 18 Millionen Einwohnern. Mein schlaues Gerät misst beim Hochfahren des Drucks, also wann die immer enger werdende Arterie zu flattern beginnt bis wann sie’s aufgibt. Das geht mE schneller und vermeidet zu hohes Aufpumpen oder Wiederaufpumpen und langsames Ablassen. Es kommt schon vor, dass das Gerät am Anfang einen Hörfehler meldet (Err), und nur dann muss man neu starten.
Außerdem habe ich herausgefunden, dass das Gerät selbst durch zum Beispiel einen Hemdsärmel einwandfrei misst, oft auch durch Dickeres, wie im Bild ganz oben durch das Hemd und eine gefütterte Jacke. Super bequem, wenn’s einmal schnell gehen soll. Richtig ist aber, sich Zeit zu lassen. Wie immer. Im Alter.
Übrigens und PS: Für ein stilles Vaterunser, oft sogar für ein Ave-Maria dazu, reicht die Messzeit gut aus. Empfehlenswert beruhigend und vielleicht helfend dazu
Was man beim Abhören zum Blutdruckmessen hört (Korotkoff-Töne) – ein wenig gruselig!
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Die Fremdwörter habe ich extra angegeben, weil die inzwischen Mode sind, wie Substantiv für Hauptwort, ohne Kommentar.
Generell mehr auf zum Beispiel https://www.visomat.de/blutdruck-messen/, https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/biologie_zoophysiologie/electrophys/_v/hubi/blutdruck_hintergrund.pdf
Über Scipione Riva-Rocci und die Messung in mmHg statt Pascal: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2014/daz-19-2014/von-riva-rocci-und-korotkoff
Link zu diesem Blogeintrag:
https://blogabissl.blogspot.com/2023/08/geheimnisvolles-blutdruckmessen.html
Siehe auch https://blogabissl.blogspot.com/2023/12/dotzen.html
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