22. Juni 2016

Christa am Kreuz: geil oder gendergerecht?

Im Altonaer Museum in Hamburg hat es ganz oben alte Bauernstuben. Viel Holz, Kachelöfen, aber auch schöne Kacheln an der Wand. Fernsehen gab’s noch nicht, und die Fenster waren klein. Da fiel mir einen gekachelte Wohnstube aus Borstel auf. 
   Beim näheren Hinsehen waren ein paar Kacheln etwas sonderbar. Wollte es der Auftraggeber ein wenig geil haben, geil im alten Sinne, oder war er »um 1820—30« schon genderderecht? Das hätt’ ich gern gewusst. 

»Christa« am Kreuz. Lukas 23,31: https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/lk23.html#31.
In Gen. 4,8 erschlägt Kain Abel: https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/gen4.html#8


Link hierher
http://blogabissl.blogspot.com/2016/06/christa-am-kreuz-geil-oder-gendergerecht.html

5 Kommentare:

Helmut Schütz hat gesagt…

Hallo, es gibt noch eine dritte ernstzunehmene Möglichkeit. Vielleicht wollte schon damals ein Künstler oder eine Künstlerin auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen und nutzte dazu das provozierende Mittel, Abel als Schwester Kains oder Christus in der Gestalt einer Christa darzustellen.
Ich komme darauf, weil ich mich in einer sehr ausführlichen Arbeit vor 20 Jahren mit dem Thema des sexuellen Missbrauchs als Herausforderung an Seelsorge, Kirche und Bibelauslegung beschäftigt habe (das Ergebnis ist auf meiner Homepage bibelwelt.de veröffentlicht). Und speziell dein Foto der biblischen Kacheln habe ich gefunden, als ich ein Bild einer "Crucified Woman" wiederzufinden versuchte, das ich selbst auf dieser Seite https://bibelwelt.de/missbrauchtes-vertrauen-gottvertrauen/ verwendet habe. Im Menü meiner Homepage ist diese Seite voraussichtlich erst morgen zu finden, weil ich gerade dabei bin, diesen Teil in ein neues Design einzukleiden.
Herzliche Grüße
Helmut Schütz

Fritz Jörn (Fritz@Joern.De) hat gesagt…

»Unsere hausinterne Recherche hat ergeben, dass es sich um eine etwas eigenwillige Darstellung des männlichen Oberkörpers handelt. Kain erschlägt also tatsächlich Abel, nicht etwa eine Dame … «, hat mir das Museum geantwortet (Mail vom Fr 15.07.2016 12:01)

Helmut Schütz hat gesagt…

OK, bei der Kreuzigungsdarstellung lasse ich das ja noch gelten, aber gerade bei Abel kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass keine Absicht hinter der "eigenwilligen" Darstellung steckt. Geil würde ich die Art der Malerei allerdings auch nicht wirklich nennen. Eher von der Einsicht geprägt, dass männliche Gewalt schon immer sehr häufig Frauen getroffen hat...
Darf ich übrigens Ihr Foto von den Fliesen für meine Homepage verwenden? Wenn ja, unter welchen Bedingungen? Müsste ich außerdem das Museum fragen - bzw. war es in Ihrem Fall nötig?
Nochmals Grüße
Helmut Schütz

Fritz Jörn (Fritz@Joern.De) hat gesagt…

Na ja, die Antwort des Museums fand ich auch eher mager. Zumal – pardon – die »Pimmel« fehlen. Brustwarzen haben Männlein und Weiblein gleichermaßen (bei Frauen sind sie nur schöner befestigt … ), gut, aber untenrum … . Da fehlt’s bei Kain und Abel auf der Kachel. Vielleicht ist das überhaupt die Absicht? Denn so recht ästhetisch war und ist kein Gemächt.
Die Bilder können Sie gern nehmen (ich schicke Ihnen auf Wunsch direkt »Originale« - Fritz@Joern.De); »Namensnennung« wär’ nett. Das gängige Urheberrecht ist eh eine Kulturschande. Die Kacheln sind alt genug. Und welche Bildrechte soll das Museum denn haben? Im Louvre kannste fotografieren nach Herzenslust, bei uns werden selbst von staatlichen Museen gern Ansichtskartenverlage geschützt – eine lange, lausige Geschichte. Siehe http://blogabissl.blogspot.de/2013/10/urheberrecht-ein-brett-vor-dem-kopf.html: »Ein ORF-Beitrag von Erich Moechel aus dem Sommer 2012 schätzt, dass ein Drittel aller Bücher zwischen 1870 und 2010 verloren gehen werden.«

Helmut Schütz hat gesagt…

Danke für die Einwilligung - die Namensnennung werde ich hinkriegen.

Schicken Sie mir die Bilddatei(en) bitte an kontakt@bibelwelt.de...

Ach so - haben Sie eventuell auch noch andere biblische Motive von den Fliesen? Ich bin immer auf der Suche nach Illustrationen auch für Predigten etc.

Vielen Dank!
Helmut Schütz