12. Juli 2014

Picasa Messes Up Web Album Names. Workaround

Picasa creates multiple same name web albums, if an upload has hung up (perhaps because you tried to direcly upload a video). I don’t know why or when Picasa creates multiple web albums with identical name, but when it happens, it’s a mess.
   Here you see apparently the same album »HalleinSommer14« appearing as four albums to choose from, when you try to upload more pictures.



You’ve got to select one of them, without knowing which one contains the main pictures. If you are lucky, you see the first (or another selected) picture, like this:



Then you can better guess which one to select for your upload. Albums without picture are empty, and that’s your ultimate goal: To empty all extra albums.

Anyway. You select an album and you upload your new pictures. After a while Picasa tells you that the upload has completed, and wouldn’t you like to immediatly see the pictures (the result, the album)? Do that! Immediately look at the upload result. That’s the only time Picasa will tell you the real name of the extra album(s).

The extra albums are called …01, …02, …03, etc. without exact sequence. You may find your newly uploaded pictures in album …02 for example, in my case say in album HalleinSommer02. That’s not where you want them. So hit "organize the album", mark all pictures, and move them to the main album. If you are lucky you’ll hit the right one, if not, repeat the moving until all your extra albums are empty and all pictures are in the main album. Tedious but effective.

And do note: Never upload videos directly along with your pictures. One video upload may mess up all: the video results as uploaded (takes rather long due to relative much data), but an error is signaled, and all the upload stops. This is repeated automatically over and over again without success. It you force a new upload, a new album will be created, same name, hidden appendix 01 etc., see above.

Upload videos by "pulling" them, i.e. hit "add photos" (»Fotos hinzufügen«) while in your browser in the picture overview of the album. This won’t mess up normal "push" type uploads from local Picasa.

Good luck. Questions to Fritz@Joern.De

Link to this blog entry:
http://blogabissl.blogspot.com/2014/07/picasa-messes-up-web-album-names.html

10. Juli 2014

HofSommer14


Sommer 2014
in Hallein und am Hof


Bilder (pictures) auf

Erst ein Abstecher nach Hallein

Heuer sind Fritz und Carla, mit ihrer ein Jahr älteren Freundin, auf den Hof voraus gefahren, um die Arbeiten am Haus zu überwachen. Davor aber mussten wir in Aurich Carlas Opa mütterlicherseits begraben.
   So kamen wir erst am Montag der ersten Ferienwoche von Bonn los. Gepackt worden war schon am Sonntag, nur noch nicht ins Auto; am Schluss ging doch fast alles hinein. Opas Pendeluhr soll G. nachbringen.

Montag, 7. Juli 2014 – Fahrt nach Hallein

Abfahrt Bonn Friedrichstraße 8.5 Uhr, km 256714. Bestes Wetter.
   Schöne, weite deutsche Landschaft, Westerwald, Taunus, »Kofu Rompel« (Limburg an der Lahn). Landende Flugzeuge in Frankfurt. Kleiner Stau vor Nürnberg. Die Kinder schlafen hinten, oder hören Musik, jedenfalls nicht mir »zu«; da könnte ich ja mit Brettern unterwegs sein oder Steinen … . Wo ist die Mitfahrkultur geblieben, die anregende Unterhaltung des Fahrers erheischt? Müde geworden, schlafe ich eine Viertelstunde lang ausgestreckt auf einer Parkplatzbank. Überall wird jetzt natürlicher Flüssigdünger ausgebracht, saure Düfte durchwehen Wiesen und nahe Wälder, und gehen einem dann lange nicht aus der Nase.
   in Bayern schwül-heiß. Österreichplakette und Brenner-Videomaut im Hofoldinger Forst gekauft, ein wenig Benzin.
Panorama auf den Hochfelln von der Autobahnraststätte. Wetter wie fast immer heuer: durchwachsen
In Hallein dann wie gewohnt Quartier im sympathischen, kleinen Cafe Mikl, Eder-Straße 2, wieder im II. Stock, 2 Nächte à 70 + 40 Euro, vorher aber noch zu Mami gefahren.
   Meine Mutter, 94, saß wie immer bei ihrer Patience (mit fast schon unlesbar abgegriffenen Piatnik-Karten, sie will keine anderen) und einem Glas Rotwein. Man muss wissen, dass da in Oberalm bei Hallein alle aus der Familie noch eng zusammenwohnen, in ganz unterschiedlichen benachbarten Häusern, meine Mutter mit meiner Schwester – die war gerade in Paris Einkaufen –, Edgar im alten großen Haus aus den Fünfzigern. Gerade als er und Sohn D. herüberkommen, und wir uns auf die Veranda setzen, kommt das Gewitter. Wind, Starkregen, sogar etwas Hagel. Die Madlgasse ein Fluss. »Meine« Kinder helfen erst Edgar rasch noch im Garten aufräumen, tanzen dann im strömenden Regen, und moppen, hereingekommen, das eingedrungene Regenwasser unter Mamis Schreibtisch und unten im Wohnzimmer weg. Danke!
   Damit ist eigentlich der Sommer weg, die Schwüle, die kurzen Hosen, ein, wie man sagt: Temperatursturz. Schade. Hallein zeigt sich nur noch kurz in gutem Licht, bis Dienstagvormittag. Wir essen im Stadtkrug zu Abend, Edgar kommt dazu, seine Freundin ist nicht mehr dabei. Sie hatte ihre Mutter zu Tode gepflegt, und arbeitet nun nicht mehr. Für Architekten ist die Lage schwierig. Trotzdem studieren Edgars Söhne erfolgreich in Wien.
   Ich bin gerührt von Hallein, alle kennen dort alle. Schließlich habe ich sogar der weißhaarigen Besitzerin des Cafe Mikl gegenüber auch meine Herkunft preisgegeben, als ich von Mami erzählte, und endlich verraten, dass ich ihr Sohn bin. Sie sah mich wie den »verlorenen« an – nein, so etwas, wie? Und pries Mami als »die letzte Dame in Hallein«. Was mir nie so aufgefallen ist. Stimmt aber, beides.

Dienstag, 8. Juli 2014 – Hallein, Salzburg

Ausschlafen – Kinder können ja ewig schlafen –, Mickl-Frühstück um halb zehn, dann zu Mami; kleine Unterhaltung. Viel Neues zu Reden findet man nicht mit Mami, meine Kurzbesuche sind gewiss richtig so, geben mir aber immer wieder viel zu denken und zu fühlen, lange darüber hinaus … Mit zwei Autos nach Golling zu Mittag – Hammer usw. hatten Ruhetag, in Österreich üblicherweise zwei Tage in der Woche, Montag, Dienstag.
   Auch in Golling mussten wir erst ein Gasthaus suchen. Dann aber gab’s im »Hanslwirt, seit 1350« Marillenknödel (Mami u. a.) und Wiener Schnitzel (Carla und ich eines zusammen), Fittatensuppe (Carlas Freundin). 
Super € 1,397 / l
Wir sind dann noch zum Gollinger Wasserfall, den auch ich noch nicht kannte. Carla fiel mit den schönen weißen Turnschuhen ins Wasser. Danach sind wir also »ins Hotel« zum Umziehen. Und dann direkt über die Landstraße nach Salzburg; im Berg geparkt, und (dummerweise ohne Regenschirm) ins nahe Haus der Natur gegangen. Schwül. Und schön dort, ein wenig Saurier, Aquarium, interessant für die Kinder. Beim Sex im obersten Stock hatte sich leider wer übergeben, was uns und alle von dort noch mehr vertrieb als die ohnehin übliche Scheu. Die Modelle der Auges und Ohren, Zunge, Tastsinn usw. waren dennoch eindrücklich. Wir sind dann schon zwanzig Minuten vor Schluss um 17 Uhr hinaus in den inzwischen strömenden Regen, die Kälte. Rettung gab’s in einem netten Eiscafe in der Getreidegasse. Mozarts Geburtshaus in Fluten. Der Platz vor dem Tomaselli leergefegt, sogar das Tomaselli nur leicht besetzt – ich bin einfach durchgegangen. Erinnerungen. Kollegienkirche. Dazu original Salzburger Schnürlregen.
   Wir hatten versprochen, Mami von ihrem Damenkränzchen im Weinstöckl in Maxglan abzuholen. Sie hatte uns dazu eingeladen. So stießen wir nach geschickter Suche zu den fünf Damen, aßen etwas vom Buffet – was dort üblich ist statt Speisekarte – und fuhren Mami dann um halb acht nach Hause. Verabschiedung an der Tür. Sie lebt selbständig. Eine Pflegerin kommt morgens (und abends?). Einen Tag die Woche verbringt sie in einem Altenheim. Sie war letztlich dreimal schwer gefallen, hatte sich aber nichts gebrochen, musste dennoch wochenlang ins Krankenhaus.
   Wir sahen dann noch das epochale Halbfinale Brasilien-Deutschland 1:7, im Bett im Mikl.

Mittwoch, 9. Juli 2014 – Fahrt Hallein–Hof

Unser ganzes Gepäck aus dem Fahrgastsraum (mein Auto ist kein Kombi) hatten wir vorsichtshalber ins Cafe Mikl gebracht, erster Stock. Dort ist schon lange kein Kaffeehaus mehr, auch sonst sind wir meist die einzigen Gäste, obwohl es schöne Zimmer und eine Ferienwohnung gibt im Haus, nur keinen Aufzug. Jetzt musste alles wieder eingeladen werden. Die Schuhe, hunderte Mädchenpaare, hatten fast nicht mehr Platz. Schon vor dem Frühstück hatte ich das Auto vom Parkplatz auf der Pernerinsel geholt und alles eingepackt, dann die Mädels geweckt. Wieder das übliche nette Frühstück, Verabschiedung, nasse Fahrt nach Bayern.
   Ärger über Computer. Ich hatte in Deutschland dank meiner Vodafone-Karte Netz, am Chiemsee ging’s miserabel (dafür eine überraschend nette Rasstätte), erst an der nächsten Raststätte klappte es gut. Picasa bleibt beim Hochladen von Videos hängen. Genug Technik.
   Langweiliges Inntal. Die Kinder schlafen.
Eingang zu den »Kristallwelten« im Inntal
   Schön und spannend die »Kristallwelten«, noch dazu gratis für Kinder bis 16 und Presse. So mag’ ich ein Museum: modern, Neues, Bewegtes, Unerwartetes, Kunst mit Humor, und nicht zu viel. In einer halben Stunde ist man durch und landet im Verkaufsraum. Es soll Österreichs meistbesuchtes Museum sein. Getrübt war die Schau höchstens durch’s Güllen beim Nachbarn bei Nordwind.
   Weiter auf den Brenner. Die Kinder schlafen. Letztes Volltanken. In Südtirol ebenfalls trübes, kühles Wetter. Penser Joch (7,5°, 16.45, 257775), eine Gruppe autosportiver Engländer hält kurz an am Weg von Wien nach Mailand, morgen Barcelona, gestern Prag. Sie brausen hinab, wir auch. In Sarnthein die Zeitung, Aufladen der italienischen Sim-Karte (leider um zwei Mal fünf Euro zu wenig, da waren wir falsch beraten), Semmeln, aber leider keine Butter. Wieso haben wir keine Butter oder Margarine mit? Auch ja, wir sind im Sommer bei Hitze losgefahren!
   Der Hof (13°, 18.00, 257813) ist ganz eingerüstet, zwei Leute arbeiten. Wir packen aus, erst in den Gang, dann in die Zimmer, überziehen Betten. Die Mädchen machen lecker Spaghetti mit Tomatensauce, finden sich gut zurecht. Telefonate. Danach Rummikub, ein Zahlenlegespiel. Gut Nacht!
   Zur Hofgeschichte geht’s übrigens hier. Ich meine, er wurde in dieser Form 1624 gebaut.

Donnerstag, 10. Juli 2014 – Erster Tag am Hof

Wie üblich: Erst einmal ins Dorf, Raiffeisenkasse, Post, Gratis-W-Lan bezw. zum Cafe Kirchplatz, Brot, Zeitung und Essen einkaufen, und immer wieder Ärger mit der hiesigen Sim-Karte. Fast wünscht man sich eine Handkurbel dran, um sie erst einmal zum Laufen zu bekommen. Zum Thema Lebensmittelpreise: Südtiroler Speck von Senfter kostet im Rewe in Bonn 12,50 €/kg, vom »Grammhof« im Despar in Sarnthein € 19,99 €/kg.
   Aber schön war’s. Sonne. Das großelterliche Grab ganz in Ordnung. Leute, die einen kennen.
   Am frühen Nachmittag wieder zurück zum Hof, und trotz väterlichen Plänen, gleich in den Wald zu gehen, am Hof geblieben. Die Pächter kamen.
   Die zwei Arbeiter am Haus haben wir draußen zum Nachmittagstee eingeladen, ein Maurer und eine freiberufliche, studierte Kunstmalerin, beide recht nett und selbst der hiesigen Bewohnerin ganz genehm. Sie reinigen am ganzen Haus den Verputz und bessern ihn wo nötig aus, die Mauerlücken unter Dach sind schon ausgebessert.
   Wäsche aufgehängt. (So friedlich sind die Meldungen von hier …) .
   Zum Abendessen selbstgebackene Pizza, dann Rummikub, und relativ früh ins Bett, damit am Freitag früh um Viertel vor neun der Bus nach Bozen erreicht wird. Wenn die Girls was wollen!

Freitag, 11. Juli 2014

Super € 1,805 / l
Arbeiten vor dem Stubenfenster. Ein paar weniger Ameisen im Mauerwerk werden der Biodiversität keinen Abbruch tun.
   Die Kinder shoppen in Bozen. Ich lasse sie weitere fünf Euro auf die Sim-Karte einzahlen, was gar nicht so einfach ist (leichter Widerstand wegen Überforderung), danach geht endlich das Internet hier oben. Dank mobilem Router können die Kinder dann auch partizipieren.
   Kurz nach eins kommen sie wieder mit dem Bus an der Tanzbachbrücke an, ich fahre sie abholen und anschließend mit dem Förster in den Wald. Im Tal oberhalb der Klepp liegen Steine. Während sie der Förster wegräumt, drohen weitere nachzukommen, von der Holzarbeit oberhalb des Höhenwegs. Ich muss schnell zurückfahren, dann rasch vorbei. Nichts passiert.
   Die Holzfäller arbeiten am Höhenweg. Ich sehe zum ersten Mal eine Entrindungsmaschine bei der Arbeit (s. Video). Nun bleiben die Äste auf dem Weg oder daneben liegen, nicht mehr im Wald. Auf den ersten Blick eine »Riesensauerei«; die Truppe, Marke »Holzernte MENGHIN« macht mir diesmal aber einen ordentlichen Eindruck. Ich bitte noch einmal, nachher die ganz zugefüllten Wasserspulen auszuputzen.
   Die Windschadenflächen sind groß. Der Waldwirtschaftsplan geht in dieser Höhe von zirka 1700 Metern von einer Umschlagzeit von 120 Jahren aus. Das dauert vermutlich dreißig Jahre länger, weil der Jungwuchs nicht gleich kommt. Wenn Bäume erst einmal stehen, wachsen sie weiter – aber bis dahin!
   Den Jagersteigschlag gehe ich dann nicht noch einmal hinunter. Auch dort hat es nach dem Schlag im vorigen Jahr große Windschäden gegeben. Nun stellt sich die Frage, ob man die Bäume liegen lässt (und auf vielleicht weitere Windwürfe wartet …), oder ob man sie mit wieder einem Seil vom Höhenweg holt. Ich entscheide für holen.
   Inzwischen putzt »Martina von Schlögg« unsere Fenster und die Wohnung, sodass ich jetzt wieder klar hinaussehe. Wir hatten nicht einmal eine Huder (Putzlumpen), keinen Stockbesen. Die Mädels sehen (zu dritt) oben im Kinderschlafzimmer bei bestem Wetter einen Film auf Carlas Thinkpad und freuen sich des Lebens. Halt Stadtkinder. Und abends spielt hier zum ersten Mal wieder das Internet. Aus ist’s mit Rummikub. Ich hänge die Wäsche ab, während die Mädels wieder Spaghetti kochen, zu viel, mit Weißwürsten. Müde.
   Über Nacht lädt der PC die Videos hoch. Die Edge-Geschwindigkeit schwankt extrem, von Null bis 500 kbit/s. Jetzt in der Früh »mache« ich Bilder (übertragen von der SD-Karte, umbenennen, bearbeiten, Panoramen erstellen, beschriften und fürs Netz auswählen; orten vielleicht später). Und schreib’s. Das Album Hallein müsste jetzt stehen.

Samstag, 12. Juli 2014

Der Hof, eingerüstet
Um neun  melden sich die Pächter ab bis Dienstag, wir sollen in der Früh das Vieh füttern, zählen, zehn Stück, und immer gut absperren. Die Kinder wecke ich um zehn, erst, weil wir noch vor dem mittäglichen Ladenschluss um zwölf ins Dorf wollen. Es ist heiß, schwül, der Parkplatz übervoll. Kleine Besorgungen. Etwas das Grab gerichtet, hauptsächlich ein paar verwelkte Rosen beschnitten. Am Bauernmarkt beim Afingbrucker  (Familie Thurner) schwarzen Johannisbeersirup gekauft, den mag G. Wie alle guten Geschäftsleute hier klagt er über die Konjunktur, weniger Touristen (mieses Wetter, wenig Geld, Geldflusskontrollen) und hohe Benzinpreise. Höllriegl baut noch bis zum 18. Juli um, Wiedereröffnung 19. Großes Eis am Cafe Kirchplatz – dann gibt’s aber kein Mittagessen!
   An der Tanzbachbrücke treffen wir die Nachbarin, die mit ihren drei Kindern nach Afing gegenüber in ihre alte Heimat fährt, beim Heuen helfen. Am Hof mache ich mir eine Tütensuppe, Carla schließt sich an. Am Nachmittag kommt unser Verwalter vorbei, noch unter den Nachwirkungen einer starken Grippe leidend. Etwas Regen. Die Girls ziehen mit Picknickdecken aufs Gerüst; entfernt sieht das Haus aus wie ein bayrisches Großwirtshaus mit roten Balkonen. Locher fliegt wieder mit seinem Privatflugzeug vor dem Haus ins Tal; Samstag so üblich.
   Nach meinem ausgiebigen Mittagsschlaf – immerhin regnet es »klug«, d. h. ein wenig – hängen die Kinder im Bett herum und internetten, Whatsapp. Ich wandere zum Badewandl. Das Schloss für die Kette schließt mit dem Forstschlüssel für den vorderen Stall und den Zugang zur alten Straße am Tanzbach, gut. Die Straße ist wirklich schön geworden; ein Umkehrplatz gleich hinterm Badewandl (ein so geformter Stein). Drüben bei den Schmalzhöfen ist keine Feldarbeit zu sehen. Am Rückweg, immer bei leichtem Regen, zähle ich das Vieh: tatsächlich zehn, s. Video. Dann werfe ich die Girls ausm Zimmer, Pfannkuchen backen zum Abendessen!
   Carlas Schupfen läuft noch immer. Sie bekommt vor lauter Schnäuzen Nasenbluten. Danach wieder Rummikub, und die Mädels sollen sich die Haare waschen; albern aber im Badezimmer herum. Na bitte. Ich mache Blog und Bilder fertig.

Sonntag, 13. Juli 2014

Zwei Kirchgängerinnen genießen danach Gratis-W-Lan
Comme il faut schöngemacht zum Hochamt um halb zehn nach Sarnthein. Die Kinder hatten sogar noch Zeit, vorher den Kühen Heu zu geben.
   Die Messe war wieder ein Erlebnis! Drei Priester, neun Ministranten, Kirchenchor, Weihrauch, alles. Voll. Ein älterer Priester aus Sarnthein, den es bis nach Kärnten verschlagen hatte, feierte sein fünfzigjähriges Priesterjubiläum und predigte aus seinem Leben: Rasch getauft, weil schwächlich bei der Geburt, gut in der Schule, sodass alle zum Studium rieten. Kein Geld dafür, und er auch keine Lust dazu. Er wollte Bauer werden und verdingte sich als Knecht. Bei der Hochzeit seiner Schwester wieder Empfehlung zu studieren. Berufung beim Gegrüßet-seist-du-Maria-Gebet. Studium. Primiz in Sarnthein.
   Danach gab’s einen kleinen Imbiss und harmlose Getränke vor der Kirche. Die Mädels saßen internettend am Rathausplatz, Cafe Kirchplatz hatte zu. Gutes Wetter.
   Wir sind dann zu Rosa und ihrem Mann und haben Grüß Gott gesagt.
   Und weiter zum Nachbarn Haselbrunn. Die Familie war allerdings noch gegenüber bei den Schmalzhöfen, weil ja das Heu nicht hatte eingeführt werden können wegen dem Regen. Also war nur Großmutter am Nachbarhof, die bekanntlich nur teilverständlich spricht. Ja, sie hatte den Pfarrer auch noch als Knecht gekannt. Und gestern, kaum waren die Kinder weg, hat ihr eine Kuh gekalbt. Und alles ging scheinbar gut.
   Auf besonderen Kinderwunsch sind wir dann nach Bundschen zum Sonntagsbraten gefahren. Am Weg treffen wir Locher zu Fuß, der uns wieder zum Rundflug einlädt, von guten Zeit berichtet, und seiner Freundin, die gerade das Essen kocht. Sein Bruder hat in Vormeswald einen Hof mit hundert Hektar Wald gekauft, auch sie hatten Windschäden, wie wohl jeder im Tal und im Land.
   Im Gasthaus Bundschen auch wieder mit der Familie gesprochen. Die Jüngsten haben bald ausstudiert, sie in Brixen zur Volksschullehrerin, er in München zum Maschinenbauer. Diplomarbeit: Schweißen der B-Säule für BMW. Tochter, Mutter und Vater bedienten, dem man anmerkte, dass sein Beruf ein anderer ist (dreißig Jahre bei Würth etwas mit Schrauben, sagte sie), nett wieder.
   Nachmittag dann am Hof, zumal immer wieder Regen drohte und dann bis unter das neue Dach drang, leider. Abends dann zum Public Viewing bei Gasthaus Post in Sarnthein, erst noch bei gutem aber kühlem Wetter, dann bei strömendem Regen. Bis »wir« Weltmeister wurden, dauerte das bis Mitternacht. Begeisterung, ein hupender Autocorso aus einem Fahrzeug. Nächtens zurück auf den Hof.

Montag, 14. Juli 2014

Die Kinder haben ausgeschlafen, während ich ins Dorf bin, hauptsächlich um die Honneurs uzu machen: Forstamt, Sparkasse, Gemeinde, Pfarrer. Ja, er nimmt mich dann, auch als Urne. Ich soll mir aber noch Zeit lassen, und im Übrigen säße ich auf dem Stuhl, auf dem schon Benedikt gesessen habe bei seinem überraschenden Besuch in Sarnthein. Gefreut hat er sich über »seine« Bücher im Bücherschrank, die er gleich entdeckt hatte. Konversation über Kirche, Himmel und Leute, wie ich’s schätze.
   Um elf zurück am Hof, die Kinder aus dem Bett werfen. Sie haben dann wieder Pfannkuchen gemacht. Alle drei schafften wir auf Anhieb das Umdrehen in der Luft.
Überall Windwurfschäden
Um halb zwei hatten sich die Förster angemeldet. Ich muss die Seiltrasse durch unser Gebiet zum obersten Teil des Haselbrunn-Waldes genehmigen, wo viel Holz vom Wind umgeweht wurde. Unser Holzfäller Menghin macht das mit, wenn er daneben für uns gefallene Bäume hochseilt. Ein junger Mitarbeiter von ihm ist Haselbrunner, Neffe.
   Bei der Rückfahrt beim Springer-Bildstock ausgestiegen und zu Fuß gerade hinunter zum Hof, den ganz alten Aufstiegsweg. Zwei Pfifferlingen und viele Erd- und Himbeeren gefunden. Am Hof stürzten sich die Mädels damit auf Eismaschine und Kochtöpfe. Es gab dann Penne mit Pilz-Basilikumpesto und Erdbeer-Joghurteis.
   Jetzt sind sie schon im Bett. Und ich dann auch.

Dienstag, 15. Jul. 2014

Farben fürs Haus
Ein strahlender Tag, so schön, dass die Mädchen von sich aus zum Osterbach Baden gegangen sind. Mittags offizielle 27° in Sarnthein. Aber der Reihe nach.
   Morgens Telefonate, Termine planen, etwas Mail. Für den Hausverputz kam die Nachricht vom Denkmalamt, dass sie’s »lasierter« haben wollen, nicht total deckend der neue Anstrich, damit’s nicht aussieht wie eine Postkarte. Soll mir recht sein.
   Dann die Kinder geweckt, die ein schönes Frühstück mit Speck-Rührei gemacht haben. Für Pescoller, die Hausverputzerfirma, kamen zwei Mann mehr, einer mischte schon Farbe an aus gelblicher Terra di Siena, eher grauem französisch Ocker, grüner Terra d’ Umbra und gelöschtem Kalk. Klingt gut und sieht auch gut aus. Selber löschen tut man Kalk heute nicht mehr, gefählich ist’s auch, meinte einer. Nur daran erinnere ich mich noch als Kind, als damals das Haus gestrichen wurde, und an das Anbringen der Verzierung über der Haustür mit Schablonen aus Holz.
   Außen am Badezimmerfenster große Ameisennester, weil das ehemalige Plumpsklo dort mit Hohlziegeln zugemauert worden war. Ideal für Höhlenbewohner. Wir saugen sie in gewohnter Manier mehr oder weniger erfolgreich ab.
   Nachmittags gehen die Mädls zum Osterbach. Beide tauchen ganz ein, obwohl das Wasser saukalt ist. Birtes Schnupfen ist ohnehin chronisch. Zurück nimmt sie der Maler mit hoch.
   Ich entziffere den »Sütterlintext« aus dem Ersten Weltkrieg weiter, den mir eine Dame aus Berlin geschickt hat. ’s ist Kurrent und nur zu 98 Prozent lesbar, mein Freund Lindenthal entziffert dann noch ein wenig mehr. Schlimme Zeiten: »Mit schwerem Herzen und Thränen in den Augen ergreife ich die Feder um dir mit zu teilen das der Vater heute Morgen um 5 weg gefahren ist um in den Krieg zu ziehen, sie kommen an die Französische Grenze …«
   Abends kam der Elektriker, die Arbeiten am Stadl besprechen. Die Elektrozaunansteuerung lassen wir hinten, machen aber vorne einen Schalter dafür. Oben und für die Tenne kleine Strahler, die brauchen wenig Strom, werden nicht heiß, und haben sich bewährt. Im Stall zwei Reihen von je vier Leuchtstoffröhren.
   Das Aufreißen der Außenmauer für die Entmistung mit dem Traktor habe ich eher abgelehnt, will nachforschen, ob sich die reguläre Entmistung nicht ohne Drehstrom betreiben lässt.
   Die Kinder spielen im Hof Federball und machen dann dort Picknick: lesen, zeichnen, hören Musik. Alles friedlich. Morgen wollen wir nach Bozen.

Mittwoch, 16. Juli 2014

Für die Mädchen war kurz nach acht zu früh, um nach Bozen mitzukommen. Ich genoss die morgendlich kühle. leere Stadt, richtig »Klein«-stadt, hab’ dann eine schöne, neue Klingel für den Hof gekauft (beim Schlosser am Obstmarkt), erkundigte mich weiter nach dem Höfegesetz, fand heraus, dass ein Untergrundverlegen der Freileitung ganz grob eine Million Euro kostet je Kilometer. Ästhetische Gründe zählen nicht. Dann hab’ ich mir Dolomiten und Topolino gekauft, Fotoromane gibt’s nicht mehr, und bin nach umständlichem Einkauf laut Liste mittags wieder heim. Mondschein-Parkplatz halbleer, teuer wie immer. Man sollte wirklich mit dem Bus fahren, außer mit Einkäufen. »Creme double« ist unbekannt.
Süßsaures Hähnchen
   Nachmittags dann am Hof. Die Kinder haben »süßsaures Hähnchen« nach Rezept gemacht, was trotz zum Teil geänderten Ingredienzien exzellent gelang – ich hab’ ja in Bozen nicht alles so bekommen.
   Abends große Aufregung wegen Freitagabend. Zwei Familien zu Kurzbesuch aus Bonn, Ankunftszeiten vage, Erwartungen ebenso. Dazu Gisela, die ebenfalls am Freitag anreisen will, noch gestresst von ihrer Arbeit. Die Schlögg-Martina keine Zeit, uns beim Putzen zu helfen, das Heu muss eingebracht werden. Nachts bekam Carla Fieber und rückte bei mir ein. Ihre Freundin konnte daraufhin nicht schlafen. Ich kann’s eh nicht, jedenfalls nicht durch. Dann fiel mir ein, die jeweiligen Eltern preiswert in Bundschen unterzubringen. Dann geht das alles entspannter.
   Das Gerüst, das ursprünglich am Freitag abgebaut werden sollte, bleibt jetzt bis Montag. Dazu kommt, dass ich Freitagnachmittag einen Termin im Wald habe – Schragenwegplanung mit Steiner – und dann den Hydrauliker – Abrechnung. Müssten wir so nun aber alles gut hinbekommen!

Donnerstag, 17. Juli 2014

Das Ornament über der Haustür
wird aufgefrischt
rst einmal waren alle ob der schlechten Nacht »durch den Wind«. Spülmaschine, noch eine Wäsche, Telefonat wegen der geplanten Entmistung, ob nicht für 3 kW eine Phase reicht, sonst wird die Grundgebühr unsinnig hoch. Ergebnis folgt.
   Knapp vor zwölf sind wir ins Dorf. Hitze. Reserve-Federbälle nicht bekommen, aber ein Ersatzlämpchen für den Kühlschrank. Auf besonderen Wunsch haben die Kinder dann je eine Forelle aus dem Zuchtteich gefischt und dann wohl gebraten gegessen; ich Knödl mit Pfifferlingen. Hernach noch einmal ins Dorf zu Despar, weil wir Eis kaufen wollten und damit dann schnell herfahren.
   Nachmittags Federballspielen und Wasserschlacht der Mädels, während sich der Chef ausschläft. Dann Pizza mit viel zu viel Pizzateig, den ich aus Bozen mitgebracht hatte. Eine elegante Sirupflasche muss als Nudelwalger herhalten, was aber nicht so gut geht. Zum Schluss werden es knusprige Kleinpizzen. Herrlich!
   Hernach wieder Robokop. Dann zeichnen die Kinder, Comics ab, aber immerhin. Nach einem Testspaziergang verführe ich sie, auch einmal ein Stück hinter den Stadel zu gehen, um zehn Uhr abends. So schön friedlich, mit letzten Wolken über dem Tal, Stille, werden wir’s ganz lange nicht mehr haben  …

Freitag, 18. Juli 2014

Früh auf und hinaus. Erst einmal morgendliche Endzeitstimmung, wieder der Gedanke: So ruhig wird’s nicht wieder. Ich lasse die Morgensonne aufgehen überm Erynberger gegenüber, mit seinem eher hässlichen neuen Haus. Die alten Salmbergerhöfe (ein »Ensemble«) etwas weiter im Tal liegen schon längst in der Sonne, Rafenstein unten gegen Bozen natürlich auch. Der Kontrast zwischen Sonne am Berg und sattem Schatten im Tal ist fast zwei Blendenstufen tief. Für den Bildstock habe ich frisches Wasser mitgebracht. Taiga, der Hofhund, kommt nach. Und grad’ wie wir den riesigen Steinbruch bewundern beim Marterl (+ 30. 11. 1950: » … kam nicht mehr heim ins Vaterhaus.«) tut es einen riesigen »Schnell«, eine Sprengung. Ich erschrecke, Taiga rennt bellend umher.
   Die Arbeiter haben fleißig schon begonnen; der aus Meran war schon vor sieben da, die aus dem Gasthaus Bundschen kommen ein paar Minuten später. Isoldes Freund aus Mödling ist mit seinem Motorrad da, er berät im Italienischen ein SOS-Kinderdorf beim Freizeitkonzept für Kinder und fährt anasonsten mit seiner leichten 750er Kampfstätten des Ersten Weltkriegs ab.
   Eine schöne, klare Welt hier. Atemlos auf den Tag wartend, ausnahmsweise weht kein Wind. Übrigens haben sich noch weitere Freunde aus Bonn angemeldet, auf der Durchreise nach Süden. Sie kommen erst richtig auf der Rückreise, jetzt aber schon einmal auf Stippvisite. So mag’ ich’s.

Die Ankunft unserer Besucher am Freitagabend war eine Sternfahrt für sich. Die ersten hatten von Donnerstag auf Freitag im Altmühltal (zwischen Nürnberg und Ingolstadt) übernachtet; sie kamen plangemäß am Nachmittag hier an. Drei weitere »Partien« aber waren erst Freitagmittag nach der Arbeit aus Bonn und Umgebung losgekommen, was sich als »mörderisch« herausstellte. Längste Fahrt hierher neuneinhalb Stunden. Baustellen, Unfälle ich Baustellen, Umleitungen, Herumgefahre, einmal sogar von Sterzing aus Versehen wieder hinauf auf den Brenner statt zum Penser Joch. Die Zielfahrt wurde von mir Handy-koordiniert nach der Devise: »In Astfeld links ab zur Pizzeria in Reinswald!«
   Am Nachmittag um drei hatte ich noch mit in den Wald müssen, auf steilem Gelände den kommenden Schragenweg zur Planung mit vermessen. Weil die Hiesigen nur zu zweit gekommen waren, es aber dazu drei braucht, und weil meine jungen, kurzbehosten Damen peinlicherweise Federballspielen und Warten auf die ersten Gäste bevorzugt hatten, war ich wohl gefordert. Die Mühe hatte ich mir eigentlich sparen wollen, denn wo der Weg gehen soll, ist ohnehin seit Jahren klar: aus der neuen Kehre vom Italienerweg hinaus steigend bis gegen Brandtler, aber oberhalb der Bradtlerstraße endend. Nur gut, dass unser »Geometer« fast so ein Bäuchlein hat wie ich, dazu noch mit verschiedenen Gadgets gehandicapt war: Neigungsmesser zum Durchschauen vor allem (»tiefer, tiefer!«), PGS-Ortungsgerät, Kompass und Kladde, in die die dann Messpunkte eingetragen wurden. Ich bediente das Messband, höchstens fünfzig Meter. Der Vordermann zog es hinter sich her, schnitt mit einer kleinen Motorsäge Äste und Kleinholz weg, hielt am Ende jedes Stückes seinen Stock quer in der Höhe und markierte die Messpunkte dann mit roter Sprühfarbe. So kamen wir in der Mittagshitze glatt und ohne Felsen, die ich befürchtet hatte, bis ans geplante Ende ein paar hundert Meter vor der Grenze zu Haselbrunn. Das letzte Stück braucht’s nicht, da gibt es wenig Holz und viel Felsen. Das extra Bilderalbum https://picasaweb.google.com/Fritz.Joern/Schragenweg zeigt die Aktion im Einzelnen. Abgestiegen zum Oberen Stall sind wir dann den traditionellen Schragenweg, sehr steil, über den früher im Winter das Holz mit Schlitten hinuntergebracht worden war, lebensgefährlich. Ich weiß noch: An einer Stelle hatte Großvater ihn verlegen lassen, damit eine Kurve linksherum sicher im Tal und nicht wie eine mögliche Sprungschanze ins Leere rechtsherum am Buckel lag. Am Weg ein paar schöne Blutreizker gefunden; hier ziemlich unbekannt und deshalb nicht bereits weggepflückt.

Kurzer technischer Einschub
   Seit ich meinen mobilen W-Lan-Router »Fritzens mobiles W-Lan« am Fenster gegen das Tal an der Westseite hinlege, bekomme ich statt drei Balken Edge zwei Balken feinstes HSUPA und ganz ordentliche Internetgeschwindigkeiten! Ein Videoupload läuft mit über 9 Megabit in der Sekunde. Silbernagl zeigt uns genau in der Mitte zweier Stationen, eine in Afing (Vodafone und Wind) und eine in Auen (Tim und Vodafone).

Inzwischen waren unsere ersten Besucher, bestens organisiert und mit mehrfacher Navigation nachgerade überinformiert, am Hof angekommen. Die beiden Mädchen hatten sie schon gebührend empfangen – blaue Luftballons (ich hatte beim Aufblasen fast hyperventiliert) überall  am Baugerüst, Getränke, Eis und vor allem selbstgebackener Zitronenkuchen. Schwitzend kam ich im Suzuki Vierradmodell des Planungschefs vom Berg. Ich musste dann noch auf den Hydrauliker warten, der sich für fünf angemeldet hatte – und den Termin vergessen. Wir sind dann kurz vor sieben auf Carlas Anregung in die Pizzeria vor Reinswald gefahren, den Santerhof, Trienbachberg, Tel.: +39 0471 625187, durch das abendliche Sarntal kurz vor Sonnenuntergang, mit satten Wiesen und langen Schatten auf den Hängen. Dort gibt’s beste Pizza, nur kein Navigationsziel. Also hab’ ich allen übers Penser Joch Anfahrenden gesagt: »In Astfeld links ab nach Reinswald und Durnholz, viereinhalb Kilometer, dann rechts ab.« Die einen hatten Zimmer in Astfeld gebucht, die anderen in Bundschen, also lag’s immer noch am Weg dorthin.
  
Besuch. Von 3 auf 14
Die Pizzeria wie immer gut besucht, netter Wirt, Spielplatz für die Kinder mit Schaukeln, Geißen und Kaninchen. Innen bei uns gute Unterhaltung, angefangen von den Herfahrabenteuern. Zum Schluss gegen elf noch ein gemeinsames Abschiedsfoto und ab in die Quartiere.
   Am Hof hat die Gattin noch alles ausgepackt, manches bemängelt, wie’s halt so geht, wenn man müde von der Reise nicht in ein Hotel kommt sondern in schon zwei Wochen von drei Laien bewohnte Gemächer. Dabei hatten die Mädels ihr Zimmer picobello aufgeräumt. Am nächsten Tag sah schon wieder alles besser aus.
   Die Kinder schliefen zu viert bei uns, aber nicht wie vorbereitet in zwei getrennten Zimmern. Sie wollten zusammen sein. Also haben wir noch eine Matratze übersiedelt; zwei Geschwister schliefen in einem Bett.

Samstag, 19. Juli 2014

Da trafen sich alle um zehn wieder bei uns am Hof, bis auf die Toskanareisenden, die es nicht mehr hielt in den Alpen. Nette Verabschiedung, riesige, ganz unverdiente Geschenke an uns. Und dann habe ich beim Versuch, Fotos von einer SD-Karte zu übernehmen, aus Versehen statt nur eines alten Ordners darauf alles gelöscht. Carla: »Jetzt mögen die und gewiss nicht mehr!«.Kleiner Trost: Die Bilder waren vom Vortag. Merke: SD-Karte immer schreibsperren, wenn man sie fremdgehen lässt. [Aus diesem Satz macht Googles automatische Übersetzung: Note: SD card always read-lock, if you let them cheat.] Trotzdem ist mir ein Rätsel, wie beim Löschen eines von zwei gleichrangigen Verzeichnissen alles weg sein kann, nicht einmal Reste im Papierkorb. Vielleicht hat es daran gelegen, dass die SD-Karte nicht von der Kamera formatiert worden war.
   Dann: Alle weg. Eine Partie kam wieder, das Kind hatte sein Handy vergessen.
   Danach sind Carla und Mama ins Dorf gefahren zum Lebensmittel-Ersteinkauf; ich schlief mich erst einmal aus.
   Nachmittags kam der Zimmerer, das Dach noch ein wenig mehr abdichten, und hat eine kleine Tochter mitgebracht, leider nicht wie erwartet die ganze Familie. Wir saßen draußen am Hof. Sehr nett.
   Abends mit den Pächtern.

Sonntag, 20. Juli 2014

Sonntagsmesse
mit Motorrad- und Sarner Trachten
Ins Hochamt, aber ohne Mama. Die Bänke sind wirklich quälend eng, jedenfalls im Vergleich zum Cafe Post (sowohl Cafe Kirchplatz als auch Milchbar hatten zu). Schöne, kurze Messe, Dreiviertelstunde; der Chor sang frische Lieder, die man eigens auf einer Leinwand mitverfolgen konnte. Eher dünn besetzt, auffällig eine kleine polnische Motorradgruppe mit martialischer , schwarzer Schutzkleidung samt weißen Leuchtstreifen und Aufschrift. Guter Kontrast zu den Sarner Trachten, dachte ich. Gute Predigt: Heute ließ der liebe Gott im Gleichnis Weizen und Unkraut wachsen bis dann zur Ernte. Man soll nicht zu früh urteilen, sich nicht über alles Böse gleich aufregen, das war das Fazit.
   Danach aufs Grab.
   Danach zu Mama, und alsbald zum heute frisch eröffneten Höllriegl, der den Garten allerdings noch nicht in Betreib hatte. Alles top modern, drei Sterne plus S, wem’s gefällt. Die alte kleine Stube ist irgendwo noch da. Wir saßen draußen am Eingang. Neben uns nette Italiener mit Kindern und hiesigen Freunden. Spaghetti Carbonara (relativ trocken aber gut), Schlutzkrapfen und eine Milzschnittensuppe. Das nächste Mal wollen wir in den Garten des Gasthauses neben der Talferbrücke gehen, Gasthof Bad Rungg. Da waren wir noch nie.
   Nachmittags am Hof. Bewölkt, fast schwül. Ich hänge die Harms-Pendeluhr, die bis zum 5. Juli 2014 in der Kiebitzstraße 62 in Aurich gelaufen ist, in der Stube auf, in memoriam Margret († 3. 6. 2012) und Hermann Harms († 1. 7. 2014), neben ein Ölbild von Gisela. Sieht nicht einmal so schlecht aus, auch das Schlagen alle halbe Stunde hält sich in Grenzen. 
   Abends kleines Abendessen zu fünft draußen am Hof. Ich brate mir Pilze, die wie immer leicht durchwachsenen Reizker lösen leichtes Entsetzen aus, schmecken aber köstlich.

Einschub zum hiesigen Dialekt,
   und nur eine Einzelheit. So wie das globale »Hi« zur Begrüßung in Südtirol ein »Holia« ist – allerdings nur unter Freunden zu verwenden –, mutiert ein Nein entweder krass zu »na« und »noa«, oder eher sanft zu »nette«, und das dann zu »ette«. Nett.

Montag, 21. Juli 2014

»Nebelreißen« im Tal nach einem Regentag
Carla kann nicht schlafen und rückt in unser Bett ein. Ich kann nicht schlafen und setzte mich noch vor vier in die Stube an den PC. Aus dem Archiv suche ich die Bilder von der letzten Hausrenovierung 1956 heraus – vor 58 Jahren! –  und baue sie ins Album ein, hier der Hauseingang bis 1956 und die Arbeit an der Südseite, die man bis zum Bau der Gemeindestraße bei der Ankunft als erstes sah. (Immer noch bin ich Birte dankbar, die mir die Alben der Großeltern abfotografiert hat!)
   Ich fahre früh um acht ins Dorf, Besuch beim Forstamt und beim Bürgermeister. Er verspricht mir, bei Gelegenheit die überraschend auf der Straße herauf abgetragene Ecke am Marterl mit einer kleinen Mauer versehen zu lassen, wenn einmal ein Bagger in der Gegend ist … Jetzt ist das ein kleines, hässliches Rutschgebiet. Zwei Kilo Marillen und Pektin, damit macht Gisela dann gleich Marmelade.
   Der Elektriker kommt und beginnt, die Installation in Stall und Stadl zu erneuern.
   Inzwischen gießt es hier am Hof. Die zwei italienischen Arbeiter, die das Gerüst abbauen, müssen die Arbeit einstellen, und die Fassadenputzer auch. Dafür machen sie uns die Fußleisten im Bad fest, und arbeiten im Haus. An manchen Stellen hat das Hochdruckreinigen der Fassaden doch auch innen Spuren hinterlassen. Ich überlege, wie ich in das Hoffenster im Erdgeschoß eine Platte bekomme, damit es nicht gleich wieder alt aussieht, und montiere den Kosmetikspiegel für die Damen, dann schlafe ich mich aus.
   Abends immer noch Regen. Der Hydrauliker kommt und empfiehlt statt Umbauten an Reservoirs und Leitungen oder Stadtwasser eine Infrarot-Entkeimung des Trinkwassers im Haus. Das scheint nicht teuer zu sein und alle Bakterien abzutöten. Nach Regenfällen hat das Wasser an der Quelle Keime, sonst nicht. Nur gut, dass wir umstellen können. Wir besprechen die Abwassergebührvarianten, pauschal nach gemeldeten Bewohnern – wobei schon Babys voll zählen – oder nach Frischwasserverbrauch über den Zähler, der dann aber alles Hauswasser erfassen muss. Das Problem hat hier neuerdings jeder Bauer, Handwerker usw. Überall macht der Staat teuren Unsinn.
   Um sechs fahren wir nach Kematen und treffen dort meine Schwester und ihren »Mann«. Nettes Gespräch, offen auch über Familie und frühere Zeiten, über Ehe (ist ein Freund ein »Mann«?), über Mamis wechselvolle katholischen Erfahrungen und endlich einer späten Hochzeit in Oberalm. Das Essen nicht so gut wie sonst immer dort.

Dienstag, 22. Juli 2014
  
Meine Damen verabschieden sich nach Meran. Ich bleibe mit den Handwerkern allein am Hof, dazwischen »mache« ich Fotos und schreibe Tagebuch.
   Mittags brate ich mir Ham and Eggs.
Der Hauseingang, noch recht nass
   Nachmittags fahre ich hinunter ins Tal in die »Handwerkerzone Dickerwiesen«, oberhalb der Tanzbachbrücke. Auf der Suche nach dem Eingang zum Steinmetzbetrieb Rammlmair – der auch den riesigen Streinbruch am Tanzbach betreibt, treffe ich vor einer anderen Firma (Saedi) Albert Messner. Sie machen patentierte knickbare Straßenschild-Stangen und Poller. Gemeinden können damit Geld sparen und Unfälle mildern, sogar in bereits beschädigte Stangen lassen sich die elastischen Zwischenstücke einbauen. Da müsste ich gleich darüber schreiben! Beim Rammlmair melde ich mich gleich beim Chef an, obwohl ich gerade heute hofgerecht unrasiert und in der alten blauen Feraud-Jacke bin, noch aus Großvaters Zeiten. Dagegen Jakob Rammlmair in seinem Büro: elegant und geschmackvoll angezogen nach feinster italienischer Art; könnte in Mailand nicht besser sein. Trotzdem unterhalten wir uns über die alten Zeiten, über Großvater, den er noch kannte; er stammt von der Säfn, dem nördlichen Nachbarhof, wo darunter der Steinbruch liegt, war dann ins Tal gezogen. Und er erzählt mir von Porphyr, den es grau, grün und rot gibt. Zur Zeit ist der grüne beliebt, der aus dem Tanzbach-Steinbruch kommt. Für das Fensterbrett habe ich eine Pappkarton-Schablone gemacht; er begleitet mich persönlich ins Lager, wir suchen eine Platte aus, morgen könne ich den zugeschnittenen Stein abholen.
   Aus Meran haben sie mir wieder einen dicken Topolino mitgebracht (»Big«, 500 Seiten, Euro 6) und Metallwinkel mit Holzschrauben. Damit mache ich die Pendeluhr ordentlich fest, damit man sie beim Aufziehen nicht seitlich verrücken kann. Sie läuft eh recht gut.

Mittwoch, 23. Juli 2014

Morgenspaziergang mit Taiga, die brav am Bildstock auf meine Rückkehr wartet. Vormittags fahre ich dann die Steinplatte abholen, und bleibe wieder bei Albert Messner hängen. Wir tauschen unsere halben Lebensgeschichten aus, und er erzählt mir, wie er als Kind bei Talferhochwasser in Sarnthein noch das Reiben des Gerölls gerochen hat; wir haben’s hier oben am Hof nur gehört. Ist lange her. Er studierte Maschinenbau in Graz, hat dann in der Getriebeentwicklung bei Daimler in Stuttgart gearbeitet, danach im Inntal als Konstruktionschef, bis ihm das Hin- und Hergefahre ins Sarntal zu viel wurde und er nach Bozen wechselte. Mit 39 hat er sich mit ein paar Freunden selbständig gemacht, eben mit dieser Idee klappbarer Verkehrsschilder. Kennt sich gut aus in Umwelttechnik.
   Überhaupt lerne ich hier viel zu. Erich, der ladinische Maurer am Hof, erzählt mir von Zement, der gerne Wasser anzieht in die Mauern, weshalb man Zementmörtel Kalk beimischt. Bei reinem Kalk wiederum sei »Sumpfkalk« das Allerbeste, für den eine deutsche Firma tausende von Pigmenten bereithält, um die rein weiße Farbe zu tönen. Er meint, Purpurrot würde zwei Millionen Euro das Kilo kosten. Im Netz – das mir hier ja inzwischen »wie ein Glöckerl« läuft – finde ich höchstens dreihundert Euro. 
   G. und Carla backen Marillenkuchen, fahren dann noch am späten Vormittag ins Dorf.
   Am Nachmittag erledigen die Maurer ihre letzten Arbeiten, Aufräumen ums Haus herum und vor allem Ausbessern der schrägen Stützmauer und des Eingangs. Mehrere Platten sind locker, die Schwelle bröckelt aus. Und dann, gerade als Erich seine neue Schwelle liebevoll glattgestrichen hat, tapst Taiga hinein. Auf allgemeinen Wunsch zweier Damen lassen wir den Fußabdruck drin. Später erfinde ich die Geschichte, dass so eine »Bärentatze« von alters her böse Geister abhält. Daneben ritze ich leicht »2014« ein. Wir setzen uns alle noch zu einem netten Abschiedskaffee, dazu gibt’s den frischen, köstlichen Marillenkuchen. Abends Gemüsesuppe mit ein wenig Fleischeinlage, und dann nicht zu spät ins Bett, denn morgen wollen die Damen nach Bozen.

Donnerstag, 24. Juli 2014

Einschub DAB
   Ich hab’ mal nachgehört (oben bei Birte) und -gesehen, was es hier im Digitalradio gibt. Unser aktueller Stuben-B&O-Empfänger von Brittings läuft weg, wenn er warm wird, und klingt überhaupt gerne verzerrt. In Dab gibt’s hier so ziemlich alles, siehe hier, nur wohl wenig Schweizerisches. Birte hat einen Pure Evoke D2 Imagination Model D 240, der kann auch herkömmliches UKW, Stereo aber nur mit UKW, hat auch keine Lautsprecherausgänge dafür. Ich will mich einmal in Deutschland dann schlau machen für hier.

Regen, besonders am Abend, wo unsere Freunde, die Str. kommen. Also sitzen wir herinnen in der Stube. Wieder ist es besonders nett. Helmut erzählt von seinen langen Fußwanderungen. Er will in Etappen bis Wien kommen, und ist erst einmal von Bozen nach, ich meine, Spittal an der Drau gelaufen. Vor lauter Details über Rucksackpacken, Tagesablauf und Mahlzeiten überhöre ich, welche junge Frau ihn begleitet: Es ist die Tochter seines alten Wanderfreundes, der leider schon gestorben ist. Bei uns gibt’s gemischte Vorspeisen, dann eine Kartoffel-Gemüse-frische-Steinpilz-Suppe (gekaufte), zum Schluss »Topfenmousse«, sagt G., aber ich finde, das »sagt’s nicht«, so köstlich war die Angelegenheit.

Freitag, 25. Juli 2014 – Gardasee

Gardasee. Paradeansicht bei der Einfahrt über Nago
Carla und ich schlafen schlecht, ihr ist bissl schlecht, und ich ärgere mich wieder einmal über eine Mail. Man soll’s sein lassen in den Ferien. In der Früh geht es ihr wieder gut und ich hab’ geantwortet. Wir wollen an den Gardasee zu unseren Freunden fahren. Also: Bin schon weg!
   Wir zwei kommen statt wie von uns geplant um neun, erst um halbzehn los, unsere Freunde hatten uns noch früher erwartet. Trotzdem lassen wir uns Zeit. Ich mache noch ein Standardbild von Runkelstein aus Norden. Dann gurken wir bei der Autobahneinfahrt Bozen-Süd riesige Schleifen umher; das kommt von den Mautstationen, erkläre ich Carla. Ausnahmsweise ist sie ansprechbar und ohne Kopfhörer; das hatte ich mir für die Fahrt erbeten, schon damit ich was erzählen kann von früher. Auer mit Castel Feder, wo man bis zum Hof sieht, Salurner Klause. Wenige Baustellen. Die Ausfahrt Trient-Zentrum ist gesperrt, aber wir wollten eh über Rovereto. Ein Tunell umfährt Mori, das Verbindungsstück (SS 240) weiter zum Gardasee über den unmerklichen Passo Giovanni ist kurz und schnell. Im Kreisverkehr in Nago verfahre ich mich Richtung Arco, »bitte wenden«, und dann endlich richtig hinab zum See. Der Aussichtsparkplatz hinter der ersten Kehre (mit überhöhten Rändern für die Raser) ist voll, ich komme aber doch noch für ein schnelles Foto (links) hinein. Beim Tunell hätte ich aus dem Auto fotografieren müssen, das wäre dann Postkarte Nummer zwei. In Torbole high life, die Leute liegen an den verschiedenen Hotelpools. Viele Radfahrer in besten Ausrüstungen aber meist ohne Licht in den »Einhausungen«. Sonst hat sich außer global modischen Kreisverkehren nichts geändert. In Malcesine, eigentlich ein paar Kilometer davor, finden wir auf der alten Via Navene Vecchia, die etwas oberhalb der Seestraße (»Gardesana orientale«) verläuft, auf Nummer 96 das »Hotel Majestic Palace«, ****.
   Unsere Freunde erwarten uns schon. Wir wandern zum nahen Hotel Villa Lisa, von dem aus man einen herrlichen Blick über den See und vor allem nach Süden zum Skaliger-Kastell in Malcesine hat. Auf der Aussichtsterrasse genießen wir Aperitifs und für Carla und mich Tosti. Ich versuche herauszufinden, wo genau gegenüber mein dramatisches Kaffeehaus in Tremosine ist, aber da liegen alle Dörfer hineingepresst in den Berg, bis hinauf zum Monte Bestone (917 m), noch einer der niedrigen dort gegenüber. Welches ist nun die James-Bond-Strecke? Später bestätigt Google: Es ist die Provinzialstraße SP 38 durch die Brasa-Schlucht nach Pieve di Tremosine (sprich Tremóhsine mit dem offenen, italienischen O, nicht wie Apfelsíne!), von Motorradfahrern hoch gepriesen, von James Bond z. B. hier die Story, hier der Filmausschnitt mit ein paar Marmorsteinbrüchen in Carrara dazwischen und dem überraschenden Etappenende in Siena! Für Touristen empfiehlt sich in Pieve über dem Gardasee die Bar Tremosine oder besonders die Aussichtsterrasse « del brivido » (des Grauens) im Cafe des Hotels Paradies.
   Wir entschließen uns zu einem Badenachmittag am »Gardaseestrand«. Ich gehe schon einmal an einem ganz neuen, architektonisch sehr modernen Haus mit Pool die steile Treppe hinunter zur Gardesana, durch einen Olivenhain, an Villen vorbei, einem Campingplatz, der Surfschule am Strand, bei der Carlas Freundin am Vortag die Prüfung gemacht hatte, zum Landeplatz der Gleitschirmflieger (Paraglider), die mit der Seilbahn auf den Monte Baldo hinauffahren und dann eine gute halbe Stunde lang hinabschweben. Mitfliegen kostet 130 Euro, Prospekt hier.
   Wir sind bei der (fast schwülen) Hitze aber nur auf Sonnen- und Baden eingestellt, lagern leicht verboten am nördlichen Rand des »Flugplatzes« an einer Badebucht und genießen den Ausblick auf die wilden Wolken und friedlich Badenden, beobachten eine ältere Surferin, die stundenlang ihr Surfsegel nicht hochbekommt, zu ungeschickt und zu kraftlos. Der See ist « poco mosso », wenig bewegt. Ein Gewitter kommt nicht, dafür bei uns beiden leichter Sonnenbrand. Carla und ihre Freundin tollen im Wasser herum, ich auch, aber weniger toll. Über uns landen spektakulär und hochpräzise die Fallschirmflieger herein, einer übt stundenlang am Boden im Südwind mit den beiden Steuerleinen das Gleichgewicht.
   Gegen fünf brechen wir die Braterei ab und wandern wieder hoch zum Hotel. Der Gastgeber hat einen leichten Schwächeanfall; ich bin gewohnt, es langsam angehen zu lassen. Wir haben dann noch ein Stündchen bis zum Dinner, ruhen uns aus, die Kinder erproben die Hotelanlagenpools, zuletzt wird extra der Schlüssel zum großen Trampolin geholt, ich zeige den beiden die »Tankrolle« (einen Purzelbaum zu zweit), dann üben sie noch erfolgreich Salto.
   Am frühen Abend dann schreiten wir, frisch geduscht und umgezogen, zum Dinner im großen Saal des Hotel Majestic Palace. Buffet für über fünfhundert Gäste mit allen Raffinessen; beliebt sind Muscheln, Salate, Schweinsbraten usw. Hauptsächlich deutsche Familien; überhaupt kann hier fast jeder deutsch.
   Nach dem Essen fahren wir in einem Auto nach Malcesine in die Altstadt. Ein schönes Keramikgeschäft mit « Garda Ceramiche » Die Geschäfte haben ausnahmsweise bis zehn Uhr offen, was das ganze romantische Dörfchen belebt. Nur eine schlechtberatene Urlauberin müht sich anhand ihres Begleiters auf hohen Schuhen über das Katzenkopfpflaster. Bloß das Kastell bleibt geschlossen und nur angestrahlt. Wir schlendern durch die Gassen, zum Schloss, zum alten Hafen, lassen den Tag ausklingen. Ein unvergessenes Erlebnis, auch für die jungen Damen.
   Wir bringen dann noch unsere Freunde zurück ins Hotel und fahren heim auf den Hof, von elf bis halb eins. Auf der Autobahn macht sich das ja ganz gemütlich. Carla schläft.


Vormittags ins Dorf beziehungsweise nach Bozen. Nachmittags Regen; das Dach weiter undicht. Abends Besuch, mit dem wir eigentlich in die Reinswalder Pizzeria hatten fahren wollen. Der wird auf den Hof umgeleitet, und ein großer Kalbsbraten aus der Tiefkühltruhe gefischt. »Großes « Abendessen, gute Unterhaltung.
   Wir erfahren alles über Lochers Notlandung auf der dritten dreier Inseln in Kroatien. Das »Benzin« war ihm ausgegangen, nachdem eine Ausgleichsvorrichtung zwischen den Kraftstofftanks in den beiden Flügeln nicht richtig funktioniert hatte. So ähnlich. Und weitere Geschichten aus dem Dorf. G. speichert Einzelheiten der Käseproduktion, etwa den enormen Milchverbrauch, um sie gleich anderntags unseren Gästen aus Bonn zu unterbreiten; eine ambulante Wikipedia! (Der mobile Internetanschluss, für den ich ein zweites Mal fünfzehn Euro im Monat zahle, läuft hier inzwischen fast besser als mein Bonner.)

Stadldach mit Sonne
Brav ins Dorf zum Hochamt (Neun Ministranten, 43 Minuten!) beziehungsweise ins Kaffeehaus unter der Plane bei der »Post«, Grab, dann Schlendern durchs schon wieder sonntäglich leere Dorf; probeweise Mittagessen im Garten des Gasthauses Rungg, in dem wir die einzigen Gäste sind. Schade. Auch wir essen nur Kleinigkeiten, aus denen sich die Kunst des Kochs nicht ableiten lässt. Jedenfalls wenig aufregend.
   Nachmittags kam unser Besuch aus Bonn; sie waren schon früh losgefahren und hatten dann nur am Fernpass Stau. Abendessen in der Pizzeria Hofer in Sarnthein, voll. Die drei Kinder weben sich Gummiarmbänder mit »Rainbow Loom« (loom = Webstuhl), was bei nur vier »Stützen« auch mit einer einfachen Gabel geht.

Das Haus, frisch und ohne Gerüst
Ausnahmsweise ein herrlicher Tag, den die Gäste und meine Damen in Bozen genießen. Fast zu heiß ist’s dort, sagen sie. Ich bleibe am Hof, zumal ich nachmittags mit dem Förster in den Wald möchte. Der Waldarbeiter – eigentlich die Firma »Holzernte Menghin« – muss überzeugt werden, bei uns möglichst viel zu arbeiten, bevor sie anderswo tätig werden. Termine drängen, außerdem die schon vor Ende des Jahres entschwindenden Subventionen, etwa für Seilbringung. Das gelingt einigermaßen. Überraschend der Großvater an der Winde (ein verantwortungsvoller Sitzjob), 87 Jahre alt. Dann fahren wir noch zur Oberen Wiese, schon auf dem abgetrennten Gebiet meiner Schwester, und treffen ihren pensionierten Freund Karl beim Wegrichten. Am Oberen Stall zeige ich dem Förster den Gedenkstein der Großeltern, »Anton, Mariann, Heinz, Mariann Hödl 15. 3. 1939«. Warum das Datum? Einmarsch der Wehrmacht in die Resttschechei?
Blick vom Sagbödele-Schlag nach Gießmann, Panorama
   Dann gehen wir den Steig zum Sagbödele, finden die Bäume nicht reif wie im Waldwirtschaftsplan sondern eher »halbreif«, neben Zirben relativ viele Fichten; und leider keinen natürlichen Nachwuchs unter Gras und grassierenden Alpenrosen. Großvaters Probestelle mit Kalkdüngung außerhalb der Quelle ist nicht mehr zu erkennen. Der Sagbödele-Schlag, ausgelöst durch einen Windwurf, ist größer, als ich dachte.
   Ich steige dann steil zum Höhenweg hinunter und sehe gerade noch ein Auto wegfahren; dort ist Fahrverbot. Leider gelingt es mir nur, das Nummernschild teilweise zu fotografieren (EV 270A?). Am Hof zurück: müde und verschwitzt.
   Am Abend essen wir hier und haben dann lustiges Disco-Dancing mit den Bee-Gees.
   Die Kinder ziehen zum Schlafen alle in ein Zimmer.


Wäschetrocknen im Zimmerhäusl
Regen. Unsere Freunde reisen mit vollem Gepäck ab nach Bardolino am Gardasee, im Süden auf der Ostseite. Wäsche. Der Mann von »Sebach« kommt und nimmt das »Dixi«-Klo mit, it. »bagno«, Bad. Nachmittags lange Rast. Abends kommt wie versprochen der Geometer mit dem Projekt für den Schragenweg und der Rechnung. Er klagt darüber, dass ihm der Staat siebzig Prozent seiner Einnahmen nimmt. Dann kommt Eduard, ein »neuer« Zimmermann aus Außerpens, der uns die am Rand anfaulenden Dächer vom Zimmerhüttl samt Bienenhaus und das Garagendach unten am Tanzbach reparieren soll. Zum Schluss noch der Hydrauliker zur Übergabe. Wir sprechen über UV-Entkeimung.
   Dazwischen »mache« ich die Bilder, spiele mich erinnernd mit Tremosine, finde, dank Internet, den Balkon »des Grauens« in Pieve hoch über dem See. Probleme mit der fast vollen SD-Karte hab’ ich gelöst – wenn an meiner alten Kamera etwas nicht läuft, wird’ ich nervös.
   Abends Heimkino.

Einschub »Überfall auf die Resttschechei«, 15. März 1939
   Ich meine, Großvater hat bewusst dieses Datum für den Gedenkstein auf der Oberen Wies gewählt, bin mir aber nicht mehr sicher, ob er sich dahingehend geäußert hat. Auf jeden Fall hat dieses Ereignis ihn und seine Familie in Brünn, persönlich tief betroffen. Ich stelle mir vor, mein Großvater (s. Stammbaum, geb. 19. Dezember 1881) damals 57 Jahre alt, Großmutter 47, mein Onkel, 24, meine Mutter, 19, ich war dort noch nicht geboren, und da überschreitet Hitler zum ersten Mal deutsche Grenzen ins Ausland, und das genau dort, wo meine Großeltern – alte Österreicher – leben. Der »großdeutsche« Österreicher, mein Großvater, der sich nur die Vereinigung aller Deutschen erhofft, erlebt im eigenen, althabsburgischen Land Mähren, dass Hitler etwas ganz anderes vorhat. In Großvaters Memoiren lese ich, dass nicht nur er erkannt hatte, wie gefährlich die Lage geworden war, wie das »Reich« einem Abgrund zusteuerte.
   Er hatte sich mit dem Siebenfahrer im Herzen Tirols einen Fluchtpunkt geschaffen, eher zufällig, aber doch, und hatte Angst, dass ihm auch der im Fall einer deutschen Niederlange genommen würde; deshalb der Gedenkstein – den hat er stets so erklärt.
   »Hier konnte ich nicht mehr mittun, von hier an versagte mein Vertrauen zum ›Führer‹«, schreibt Großvater in den Erinnerungen. Er war schließlich 64, als er mit mir am 18. Dezember 1946 nach Südtirol zog.

Mittwoch, 30. Juli 2014 – Verona
Bilder auf https://picasaweb.google.com/Fritz.Joern/Verona2014 und ab

Bei schlechtem Wetter fuhren wir gegen acht los, das Tal hinaus, am Siegesdenkmal in Gries vorbei, zur Autobahn nach Süden. Das weißmarmorne Denkmal aus dem Jahr 1928 ist für mich ein interessantes Relikt seiner Zeit, vielen hier allerdings ein Dorn im stramm tirolischen Auge. Seit kurzem befindet sich darunter eine Gedenkstätte, die erklären und versöhnen soll, dazu als Hinweis eine rotleuchtende Banderole an der linken mittleren Säule. Meine Ansicht ist bekannt: Man möge doch alles Ältere als zwanzig, dreißig Jahre zu Geschichte zählen und nicht mehr persönlich nehmen.
   Auf der Fahrt über die Autobahn, hier im Land der rostigen Leitplanken, saß ich hinten, sah die wolkenverhangenen Berge an mit vorbeiziehen, dachte: Wenn man sich vorstellt, dass dieses fruchtbare, breite und tiefe Tal von einem Fluss gegraben worden ist in unendlichen Zeiten, erst dann spürt man, wie wenig der Mensch ist, wie wenig er bewegt, und vor allem: wie kurz einer lebt. Das Wetter war auch nach trüben Gedanken.
   Dafür gab’s im Radio die heitere Geschichte eines Autos, das für dieselbe Autobahnstrecke unterschiedliche Maut hatte zahlen müssen. Die Autos werden bei der Einfahrt automatisch klassifiziert, und da kann es schon vorkommen, sagte der Chef der Autobahn dem Radio, dass eine Motorhaube zu niedrig eingeschätzt wird, wenn man bremsend in die Mautstelle einfährt statt nur rollend und das Auto vorne einknickt. Jetzt stelle ich mir vor, dass künftig alle schlauen Südtiroler mit quietschenden Bremsen ihr Ticket ziehen. – Am 5. August ruft mich eine gut deutsch sprechende Dame von der Autobahngesellschaft zurück und wundert sich, dass ich das Ticket noch habe. Ich hab’s bei der Fahrt fotografiert. Die Klassifizierung, erklärt sie, erfolgt bei der Ausfahrt. Am Ticket stünden nur Datum, Einfahrtstation und ein fortlaufender Kode.
   Auf der Fahrt verabreden wir uns telefonisch mit unseren Freunden in Bardolino, die dann prompt in Verona an der Arena zu uns stoßen. Wunderwerk Mobiltelefon!
   Es regnet leicht. Ich kaufe eine FAZ und eine Landkarte à drei Euro, G. übernimmt traditionsgemäß die Führung, die Via Mazzini hinunter (der italienische Chauvinismus wird in Verona besonders deutlich, aber wie gesagt: Geschichte). Es drängen sich Fremde aller Couleur, der ganze Gardasee scheint hier das Schlechtwetter zu nutzen. Im Innenhof von Julias Wohnhaus meint man, gleich gäb’s vom berühmten Balkon Kamellen für die Menge. Und jeder will Julia an die rechte Brust greifen, möglichst noch zugleich ein Selfie schießen. Ein Mädl, stilgerecht aus dem Osten, müht sich unter den ungeduldigen Blicken ihrer Mama, in eine Zorki 3 einen neuen Film einzulegen und stört sich daran, dass der Auslöser nicht arbeitet. Zu spät fällt mir ein, dass der erst das Aufziehen durch Weiterdrehen braucht, denn G. ruft mich wieder einmal mobil zum Folgen auf. 
   Von der Piazza Erbe zu Dante und in den Innenhof mit der Treppe – das ist der Justizpalast (Palazzo della Ragione) –, dort ein nur halb erfolgreicher Selbsttest des »Mauls der Wahrheit« (boca de leon), hier im Bild. Johann Matthias von der Schulenburg bestaunt. Bei den Skalikergräbern ein Abstecher in die kleine Kirche Santa Maria Antica. Dann über Sant’ Anastasia weiter zum Dom.
   Hernach waren wir reif fürs Mittagessen. In der Osteria Macafame, Via delle Fogge, fanden wir noch Platz unter den Schirmen. Das Essen war leicht und gut, die Bedienung ausgemacht freundlich. So freundlich, dass ich sie fragte, ob sie die Tochter vom Chef sei? – Nein, eine »dipendente«! Es fing an, stark zu regnen. Wir mussten aber ohnehin bis nach drei Uhr warten, denn die Damen wollten nur mehr shoppen. Dann war alles wieder trocken (und dampfig bis schwül).
   Langes, wiederholtes Warten vor modischen Geschäften in der Via Mazzini.
   Wandern über die Piazza Brà (Arena) zum Kastell und der Etschbrücke dort.  
   Am Rückweg einen letzten Kaffee bezw. Chinotto und Tonic Water.
   Abschied wieder an der Piazza Brà.
   Ich bin dann noch ein die Paolo-Veronese-Ausstellung gegangen im Palazzo della Gran Giardia an der Piazza Brà. Fleißige Skizzen, fast wie von Rembrandt. Perspektiven von unten, die sich für Deckengemälde bestens eignen; die Augenhöhe des Betrachters meist unter Tischhöhe. Führung der Augen des Betrachters über das (oft riesige) Bild. Portraits. Sehr schön, etwas zum Ausklang halt.
   Am Rückweg zum Parkhaus in einer Seitengasse, in der Via dei Mutilati, der Straße der Versehrten, wieder ein Marmordenkmal, die Casa del Mutilato von Francesco Banterle aus dem Jahr 1934 mit heroischer Aufschrift: in sacrificio triumpans, mutilavit hostis, recreat patria. Die Statuen sollen von Ruperto Banterle sein, gute Bilder hier. Francesco Banterle scheint in der faschistischen Zeit zwischen 1922 und 1927 ein fleißiger Architekt in Verona gewesen zu sein, der viele Umbauten machte und drei riesige Arkaden an der Piazza Erbe vorgeschlagen hatte, die vom Denkmalamt verworfen wurden, steht hier. (Er ist nicht mit dem aktuellen gleichnamigen HDR-Spezialisten zu verwechseln.) Ruperto (= Umberto) Banterle war damals ein bekannter Bildhauer, verwandt?
   Geruhsame Rückfahrt auf den Hof, um halb neun hier. Müde.


Vormittags machen die Elektriker fertig. 
   Spannend im wahren Wortsinn ist vor allem die neue unterirdische Zuleitung zum Stadl. Wir entdecken ganz ungeahnte Hohlräume im Haus. »Kein Wunder, dass die Mäuse Kirchtag haben!«, meint einer.
   Meine Damen fahren ins Dorf, Großeinkauf, schon für das Försterfest am Dienstag.
   Ich wasche zwei Wäschen und vertiefe mich ins Tagebuch und die Bilder.



Mitten in der Nacht waren Birte und Familie gekommen, nicht ohne Ärger. Sie hätten um halb eins nachts hier sein sollen, kamen dann aber bei einem der unteren Tunnels nicht weiter. Nachtsperrung der Sarner Straße! Wir alle hatten davon nichts gewusst. Die Ankündigung am Eingang ins Tal war leicht zu übersehen gewesen und sagte ohnehin nur, dass gesperrt ist. Verzweifelt rief Birte um Mitternacht an, und dann war auch ihr der Umweg über Klobenstein eingefallen. Also wieder zurück aus dem Tal, durch das nächtliche Bozen, hinauf auf den Ritten und die kurvige Straße hinunter nach Wangen und dann zu uns. Eine Zumutung. Sonst wären sie übers Joch gefahren.
   Wir alle waren schon längst schlafen gegangen. Ich wachte wieder um zwei Uhr auf, schlich mich zur Haustür, und war erst einmal überwältigt vom Sternenhimmel. Und dann dachte ich: Wartest auf die Kinder, die müssen ja bald kommen. Und natürlich kamen sie nicht, bis ich mir schon Sorgen machte. G. riet dann nachzusehen ob sie nicht schon da sind? Und richtig, da stand längst ihr Auto. Beruhigt hab’ ich dann geschlafen.
   G. ging’s nicht so gut: Sie hatte sich den Magen verdorben, oder hatte ihr das Wasser hier nicht gut getan, jedenfalls war sie ganz unpässlich, bis jetzt am Sonntagabend … Darunter hat sie die ganze Zeit, die Birte hier war, gelitten, und wir mit ihr. Fieber bis 39.
   Am Freitagnachmittag dann war in Bozen die jährliche »Hofversammlung«; darüber anderswo.
   Am Hof waren Freunde aus Bonn auf der Rückreise aus der Toskana vorbeigekommen. Die haben Carla und ich dann am Abend leider nur allein zur Pizzeria begleitet, wieder nach Reinswald, diesmal dort aber in die »gute Stube« hintenhinaus. Ich hatte die gar nicht gekannt. Die anderen waren am Hof geblieben. Alle müde, aber eben sehr nett.


Runkelstein aus dem Sarntal
Schon ganz früh mussten unsere Freunde weg, zurück nach Bonn; ich hab’ sie noch (etwas verschlafen im Bademantel) verabschiedet. Trotzdem: ein erfreulicher Besuch!
   Mittags waren wir mit unseren Bozner Freunden verabredet. Ohne G. fuhren wir dann schon etwas früher nach Bozen, bummelten durch die Stadt, ich kaufte eine Ersatzleuchtröhre in einem althergebrachten Universalelektrogeschäft im Durchgang zur Dr.-Streiter-Gasse mit dem Spielwarengeschäft Gutweniger (kenne ich noch aus meiner Kinderzeit), Birte besorgte dort Fläschchen für die kommende Kinderkrippe (Kindergarten) in Zürich. Der Schlosser am Obstmarkt, ganz, ganz professionell, hatte samstags geschlossen. Dafür war der Obstmarkt schön – wir hatten eine Stunde ohne Regen erwischt –, überhaupt Bozen. Durch Zufall kamen wir ins »Merkantilgebäude«, ein Museum ist drin, das ich mir einmal ansehen muss. Unten wurde gerade für einen Konzertabend geübt. Ganz oben ist ein herrlicher Ratssaal. Ruhige, schöne Stimmung.
   Zum Mittagessen fuhren wir dann wie vereinbart nach Vilpian. Unsere Freunde hatten besagte junge Wanderfreundin mitgebracht, Gespräch gab’s genug, und wirklich guten Wein und gutes Essen. Draußen blühten die ? , Regen und Wolken verhingen die Mendel, und Nachmittags waren wir wieder am Hof. Basteln (die Arbeitslampe, erstmals eine Feinsicherung ohne Nachrechnen durch eine einzelne Drahtlitze ersetzt), aus dem vielen Hackfleisch für Grill-Patties wurde eine Roulade mit eingelegten harten Eiern, schön und schmackhaft. Ich briet mir schon vorher Herrenpilze, die dann niemand mit essen wollte. 


Alle zum Hochamt, nur G. konnte nicht mitkommen. Die Schweizer hatten schon gepackt, Klein-Frida war etwas knatschig, lebte aber sofort begeistert auf, als sie am Hof die Taiga sah – und Taiga auch! Eine Hundefreundin.
   Wieder eine schöne Messe am »Portiunkulasonntag« mit Aussetzung der Monstranz und – je nach Zählung von Carla oder mir – 13 oder 15 Ministranten. Deutliche Fürbitten gegen Politiker, die ihr Amt nur als Privileg und nicht als Verpflichtung sehen. Ans Grab der Großeltern.
   Höllriegl überfüllt. Wir sind dann wieder ins Gasthaus Rungg gegangen, und waren wieder die einzigen Gäste. Schöne Schaukel für die Kinder, herrlicher Blick auf Schloss Reinegg und die Sarner Scharte. Kleine Unterhaltung mit der Wirtin; der Vater hat Großvater noch gekannt. Dann sind unsere drei wieder heimgefahren nach Zürich, eine lange Fahrt, Carla und ich auf den Hof.
   Gemütlicher Nachmittag am Hof, ausnahmsweise ohne Regenschauer. »Reversi« mit Carla gespielt, gleichauf; zwei Wäschen gemacht. Die Funktion des mobilen Routers vorgeführt, Staunen, wobei gerade jetzt das Netz nicht richtig will. Auf die gesimste Frage nach dem Kontingentrest (»saldo« an 4155) kam allerdings bloß: « Gentile Cliente, attualmente non è possibile accogliere la sua richiesta per motivi tecnici. La preghiamo di riprovare più tardi. ». – Am Montag im Dorf wurde mir erklärt, dass ich mein Kontingent überschritten hatte, und dass die richtige Abfrage an 4155 »dati« sei. Nach Aufladen von wieder einmal 15 Euro am Montagvormittag kommt daraufhin, nur ein paar Stunden später: « Dati: Ha ancora a disposizione il 50% di 6 GB, prima che la velocità sia ridotta. Prossimo rinnovo il 24/08/2014. » Ich habe allerdings den Eindruck, dass die Geschwindigkeitsreduktion noch mindestens einen halben Tag lang den Zugang ausgebremst hat.
   G. wird langsam unleidig wegen ihrer Krankheit, verständlich.

Einschub »Bravo«
   Carla wollte einmal bei Mama schlafen, da bin ich die Nacht auf Montag hinüber ins Kinderzimmer gezogen. Der Sonntag war schön gewesen, unterhaltungstechnisch vor allem eine schöne Messe mit Familie, guten Liedern, spürbarer Frömmigkeit. Dann Mittag, einfach im Wirtsgarten mit Blick auf Berge und Burg. Nachmittags Federball, Malen, Basteln am Hof. Nur einmal Spannungen wegen dem Essen der Reste von gestern. Abends saßen Carla und ich vor dem PC-»Fernsehen« bei zwei ganz frühen »Steeds« bezw. »Emma Peels«, erstmals »in colour« . Nachts jetzt lese ich nun ihr abgegriffenes »Bravo« (Nr. 30). Nimmt man’s ernst, so schlägt das ein wie ein Vorschlaghammer in diese eigene Welt hier. Dank Dr. Sommer wissen nun der fragende Sven, 12, und ich, dass Penisse »in ganz seltenen Fällen« reißen können, Larissa, 15, wird auf die Frage belehrt, ob Sex einmal die Woche genügt, dass es »nicht darauf ankommt, wie oft du mit deinem Freund schläfst, sondern dass ihr Spaß dabei habt«, und Nico, 16, dass er seiner neuen Freundin gestehen soll, dass er seit Jüngstem schwul ist: »Ganz wichtig: Mach dir keine Vorwürfe! Es ist gut, dass du deinen Weg gefunden hast.« Auf einer Doppelseite lerne ich mindestens zwei neue Verhütungsmethoden kennen, weil »zu keiner anderen Zeit im Jahr die Liebe so viel Spaß macht wie in den Sommerferien«, was grammatikalisch sicher so stimmt, obwohl Sex gemeint ist. Der Verhütungsring sollte am besten im Kühlschrank aufbewahrt werden. Nun gut. Ich mache das mit Batterien und Medizinen auch so. Daneben gibt’s in Los Angeles ein Comeback von Chris Brown in die »Schläger-Gang«, gleich nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis, allerdings journalistisch durch ein Fragezeichen abgesichert. Rihanna (»RiRi« unter uns Bravo-Lesern), 26, angelt sich als Drake-Ersatz nun Big Sean. Mike Weber (eine Frau, strahlend blond) aus RTLs täglichem »Köln 50667« zieht weg nach London, nach einer Fehlgeburt und »der Sache mit Bruno«. – Alles ist möglich, hauptsächlich Sex.
   Ich denke an meine Erziehung zurück, 1952–1961 in einem staatlichen Internat in Oberbayern,  bei der die Beherrschung der Gedanken oberstes Ziel war. »Illustrierte« waren verboten. Über die Lust hatte diese Welt möglicher Sünden »in Gedanken, Worten und Werken« ganze Schichten von Moral und Sitten gelegt, was heute als unmöglich repressiv empfunden wird; ich könnte dafür nachgerade vom Staat späten Schadensersatz verlangen. Natürlich war uns das nicht immer angenehm. Oft konnte ich am Sonntag nicht zur Kommunion gehen, wegen einer  »schweren Sünde« (und nicht, weil ich angeblich etwas gegessen hatte). Allein sonntags die Messe zu schwänzen galt als Todsünde. Beichten war auch nicht immer bequem. Trotzdem haben wir den Primat des Geistes, des eigenen Willens über den Strömungen der Welt hochgehalten, sind nicht nur auf der niedrigstmöglichen Höhe mit dem Strom geschwommen. Wir sollten und wollten eine orientierte, zielgerichtete Selbstbestimmung lernen und haben eifrig an uns »herumgeschnitzt«. Sex, alleine, und an mehr war nicht zunächst nicht zu denken, war wie jede Ekstase eine Verwirrung der Gefühle, und später ein großes Risiko, das Furcht und Nachgedanken über Gebühr gefangen hielt. Die Lebensfreude sollte frei sein, vom Herzen kommen, nicht nur aus dem Bauch oder darunter. Freude musste nicht unbedingt mühsam erreicht werden, »Kraft durch Freude« war schon vorbei, oft aber stellte sich heraus, dass Freude nach Erfolg und der erst nach Anstrengung kam. Verzicht bringt Freude, Genuss nur Fülle. Fülle Aufstoßen.


G. geht es besser, kein Fieber. Das Wetter ist herrlich. Die meiste Wäsche vom Vortag hängt schon trocken im »Zimmerhüttl«. Im Dorf kümmere ich mich um meine verschollene Bacomatkarte, die Datenkarte, und kaufe beim Rott ein. Der hat über Mittag offen!
   Nachmittag sind meine Damen doch nicht nach Bozen gefahren; wir hatten wieder einen gemütlichen Nachmittag am Hof, Carla malte und hörte ein Hörbuch, ich überholte den Siphon im Badezimmer, ein Gitterrost (vorne links am Hauseck) wurde für die neue Traufe verkleinert; Federballspielen. Abends wieder zwei Steeds.

   Im Garten blüht blau das Zigeunerkraut, offensichtlich eine Kleesorte, doch schön hoch wachsend, vielleicht einen Meter hoch. Kleine Garben werden hängend getrocknet. Botanisch und politisch korrekt ist’s Brotklee, Trigonella caerulea. Samen und Geschichten dazu findet man im Internet. So schreibt ein Gerhard: »Schabziger Klee, Blauer Steinklee, Blauer Bockshornklee, Brotklee heißt botanisch Trigonella caerulea. Kommt gut als Gewürz in Käse, Brot; wirkt verdauungfördernd. Hauptinhaltsstoff ist das Trigonellin, was auch z.B. in Bockshornkleesamen enthalten ist. Ich kenne ihn nur als Käsegewürz zu Blühbeginn und als Brotgewürz bei beginnendem Samenansatz geerntet. – Heuer habe ich zum ersten Mal Brotklee im Garten. Er blüht jetzt schön hellblau. Wenn ich ihn koste, Blatt oder Blüte, schmeckt er überhaupt nicht so, wie erwartet. Entwickeln sich die Aromastoffe vielleicht erst beim Trocknen? – Richtig: Es werden die oberen Pflanzenteile während der Blüte geerntet und getrocknet verwendet; dann riecht und schmeckt es auch angenehm würzig (milder als Bockshornklee)«. In der Wikipedia wenig, nur ein guter Hinweis auf eine südtiroler Seite: http://www.brotklee.it/: »Wird in Südtirol im Hochpustertal bei Toblach nach den Regeln des biologischen Landbaus angebaut. Die bei Bernhard Feichter angewandte Anbau- und Herstellungsmethode gibt diesem Brotklee seinen unvergleichlichen Geschmack.« – Na bitte!

Dienstag, 5. August 2014 – Fortsfest
Bilder ab https://picasaweb.google.com/Fritz.Joern/HofSommer14#6044133365349782050

Dienstag war der Tag des geplanten »Forstfestes«, Dank an Forstarbeiter und Förster für die Arbeit in unserem Wald. Da wurden Wege gerichtet – die Folgen zweier Abrutsche hatten gerichtet werden müssen, der Italienerweg sogar mit einer wie stets tief eingegrabenen Krainerwand, der Wasserdurchlass beim engen Tal war mit einem Gitter abgedeckt worden, die alte Hofauffahrt auf der Sonnseite und vieles andere mehr. G. hatte Speck- und Salamibelegte Platten bestellt, zwei Kästen Bier gebracht, Wein, Käse, Brot aller Art, und war damit aus dem Dorf zurückgekommen. Das Bier wurde im Trog eingekühlt. Wir hatten Tische und Bänke auf den Hof gestellt. Zum Fest gab’s dann Reden und Gegenreden, die Stimmung war gut und angeregt. Ein voller Erfolg!


Blick auf die auf den Siebenfahrer
folgenden Höfe Haselbrunn
und Schlögg
Wieder ein strahlender Tag. Wir allerdings mussten in die Stadt, fuhren sogar getrennt. Ich musste zum Amt für Bergwirtschaft, nachfragen nach der Subvention für die Verlängerung des Italienerwegs, die wir, meine ich, 2005 eingereicht hatten. Erfolg. Auch einen Schlüssel für das mühsam ausgebaute Kapellenschloss bekam ich auf Anhieb: Larcher, Obstmarkt 3, hat alles Schlossige.
   Zum Essen traf ich mich dann mit der Familie am Obstmarkt und fuhr schnell zurück auf den Hof. Wir wollten die Holzarbeiter am Jagersteig aufsuchen, siehe besonderes Album. Ich finde immer noch, das ist die schönste Stelle im Wald.
   Ein sehr schöner Tag. Wir haben lange draußen gesessen.

Einschub Stempelmarke
   »Muss ich mit einer Strafe rechnen, wenn ich auf meine Honorarnoten für eine gelegentliche freiberufliche Leistung keine Stempelmarken klebe?«, fragt ein Leser den Wirtschaftskurier . »Ja, wenn das Honorar 77,47 Euro übersteigt, muss eine Stempelmarke von zwei Euro aufgeklebt werden. Ansonsten droht eine Verwaltungsstrafe von 100 bis 500 Prozent des Wertes der Stempelmarke.«

Donnerstag, 7. August 2014 – Der Besuch verfährt sich
Bilder ab https://picasaweb.google.com/Fritz.Joern/HofSommer14#6044859283522837906

Osterbach nach Regen
Tag des Kofferpackens, jedenfalls für meine beiden Damen. Ich darf noch ein wenig länger hier bleiben – will nächste Woche noch ins Salzburgische zum Geburtstag meiner Mutter. Und heute konnte ich noch ein wenig basteln: Das Schloss der Kapellentür ist jetzt tipp-topp fertig, kann endlich wieder geschlossen werden. Dann fahre ich den Müll hinunter an die Straße – dazu ist Donnerstag der richtig Tag – und sehe ein Auto auf unserer Wiese unterhalb der Staatsstraße parken, vermute den Bauern, der dort Heu macht (wer?). Dann wars aber beim Kletterfelsen unter der Locher-Brücke über den Tanzbach ein Paar Nacktbadende.    
   Abends erwarten wir Freunde aus Bonn, sie melden erst Stau in Deutschland, dann sich aus dem oberen Pfitscher Tal, das von Sterzing ostwärts in die Berge führt: »Wir sind auf einem nicht befestigten Weg oberhalb der Baumgrenze, ist das denn richtig?« Sie hatten nur die Koordinaten des Hofes eingegeben und sich ganz darauf verlassen, dass das dann schon stimmt.
    Inzwischen gewittert es, kurzer Stromausfall und Donner (anderswo heißt das: Blitz und Donner), es gießt, und ich nutze die Zeit, um dies zu schreiben. Bis später.
   Gegen zehn Uhr nachts kamen dann unsere Freunde abgekämpft an. Die Eingabe der Hof-Koordinaten 46,5975 Nord und 11,385278 Ost, wie von mir gesimst, hatte Tomtom nicht als Dezimalzahlen sondern als Gradzahlen mit Grad und Minuten uminterpretiert. Dann wird man statt auf den Hof hoch hinauf ins Pfitscher Tal hinter St. Jakob auf eine Alm an der Österreichischen Grenze geleitet, 2350 m, so hoch, dass dort einfach die Wege aufhören (Hier der Link). »Pfitscherjoch-Trail 524, 6295 Finkenberg, Österreich, 3,1 km O«‎, meldet das alte Google Maps. Martin erzählte, sie hätten im Wunsch, auf den Hof zu kommen, Fahrverbote missachtet, dann sei die Straße nicht mehr asphaltiert gewesen sondern nur Schotter, rechts schroffe Abhänge, zum Schluss, längst schon oberhalb der Baumgrenze, hätte der Weg ganz aufgehört. Schön war’s gewesen, spannend, aber halt falsch. Regen kam noch dazu.
   Erst dort oben haben sie mich mit dem Handy angerufen, und wussten erst einmal überhaupt nicht, wo sie waren. Später sagten sie etwas vom »Val di Vizze«, das ich auch nicht kannte, doch auf der Landkarte fand. Statt Koordinaten haben sie nun auf meinen Rat  »Sarentino« eingegeben und kamen nach zahlreichen weiteren Telefonaten und einem neuerlichen Umweg (ab Rettenbachbrücke, »Wir sind Richtung Steinbruch, sehen hier rote Postkästen«) in Richtung Windlahn dann doch gut und genervt hier angekommen.
   Übrigens: Die Meereshöhe bekommt man in Google-Maps, indem man mit dem Fragezeichen unten zur klassischen Ansicht wechselt, über »Karte« dann zu »Gelände« mit Höhenlinien übergeht.
   Hier wurde es richtig nett: draußen Regen, drinnen Braten am großen Nussbaumtisch. Erst nach Mitternacht sind wir zu Bett gekommen. Und mussten doch relativ früh heraus, weil G. und Carla nach Bonn zurück und unsere Gäste nach Vernazza wollten.

Freitag, 8. August 2014 – allgemeine Abreisen
Bilder ab https://picasaweb.google.com/Fritz.Joern/HofSommer14#6045165458021450418

Vormittags reisen alle weg, mit vollen Autos, nach einem schönen Frühstück in der ersten Sonne (nach neun … !) . Ich bringe im Dorf die Holzteller zum Fleischhauer zurück, wandere noch ein wenig linkstalferisch umher, kaufe die Dolomiten und fahre nach Bundschen, Altpapier und –glas abzuwerfen. Am Hof ein paar Telefonate, Tagebuch, Joghurt mit Quark, und dann noch das Werkstattschloss im Stall zur Reparatur abmoniert.
   Der Entmistungsvertreter kommt, wie besprechen sie Sache. Wird trotz Subvention auch wieder ein Batzen, sollte aber wirklich sein. Betten abziehen, drei Wäschen, Aufhängen. Strahlender Sonnenschein.
   Ich denke daran, wie sehr ich mich an gewisse Geräusche hier am Hof gewöhnt habe, zum Teil seit Kindheit. Das Klappen der Stubentür oben, überhaupt Türschlösser.
   Bin für morgen Abend zum Abendessen eingeladen oder verabredet.

Samstag, 9. August 2014 – Das kleine Kraftwerk
Bilder ab https://picasaweb.google.com/Fritz.Joern/HofSommer14#6045617295460074194

Blitzableiterbaum Nr. 2
mit Blick ins Durnholzer Tal
Um neun stand Schötzer mit einem großen Industriestaubsauger vor der Tür, noch mal nach dem Dachboden sehen, gegen Käfer und Regenwasser aktiv werden. Ich ließ ihm den Hausschlüssel – Rückgabe unter einem Stein –  und fuhr ab zum Fernheizwerk, wo ich schon erwartet wurde. Wir fuhren dann wie geplant zu einem kleinen Wasserkraftwerk, das sich als rechte, aber gut funktionierende Bastelei herausstellte, drei bis fünf Kilowatt Drehstrom abgebend. Mehr dazu bei den Bildern. Für einen Zeitungsartikel taugt das Ding weniger. Wenn man aus der Sarner Handwerkerzone steil hinauffährt, kommt man zur Fraktion Glern – G l e r n. Der letzte Hof ist (etwas phantasielos) der »Öbersthof«, der Mann dort, Markus Kemenater recht tüchtig und aktiv, auch technisch geschickt und sehr ordentlich. »Spezialisiert auf Kalb und Rind«, laut Sarnerfleisch.com, politisch aktiv in der Bauernjugend – oder verwechsle ich ihn da: Da ist’s immer ein Martin Kemenater, etwa als Gemeinderat? Wie vermutet sind das Brüder; den Hof und damit den Generator aber hat Markus. Die Mutter hatte in der Stube Speck und Käse vorbereitet, Wein oder Himbeersaft; unsere »Delegation« durfte auch daran nicht vorbei. Der Ofen, Modell zum aus der Küche her schüren, wie bei uns, hat Spalten, raucht aber nicht, weil der Rauch direkt abgeführt wird und nicht in einem S, sagten sie.
   Wir sind dann noch zum Gartenbach-Hof, wo uns die rührende Hausmutter frische, selbstgebackene Krapfen anbot – gefüllt mit Marillenmarmelade oder mit Mohn, in klassischer Halbmondform und als Rechteck mit Teigzöpfen. Ein Sackerl voll hat sie mir noch geschenkt, das hing dann später an meiner Autotür im Tal. Komme mir wie eine Honoration vor, wobei ich freilich wieder das peinliche Gefühl, die Leute zu verwechseln. Von dort sind wir mit Genehmigung und zwei vierradangetriebenen Autos zur Öttenbacher Alm hinaufgefahren, auf 1942 Meter, der Blick wurde aber zusehends regnerischer, schade. Sonst ein herrlicher Platz, den man regulär zu Fuß von einem Parkplatz ca. zweihundert Höhenmeter tiefer beim Obermarchen erreicht, siehe Karte. Gutes Gespräch, sogar über Politik. M. E. fehlt Südtirol sehr der alte Landeshauptmann Durnholzer, der vieles fleißig aber hochherrschaftlich entschieden hatte, und dabei voranbrachte. Übrig geblieben sind Beamte.
   Am Nachmittag im Dorf etwas Brot gekauft, die Datenkarte ab nächster Periode deaktivieren lassen; am Hof die xte und hoffentlich letzte Wäsche mit den Badvorlegern aufgehängt, die immer wieder regennassen Bettücher zum Trocknen nach innen gehängt, das reparierte Werkstattschloss im Stall wiedereingebaut. Bilder gemacht.
   Abends oben. Es hätte Lasagne geben sollen, wurde dann doch der Rest des Rollbratens von Donnerstagabend. Die Lasagne sollen dafür Sonntagmittag auf den Tisch kommen.
   Nachts Arthur Schnitzlers trüb-ironische Novelle »Später Ruhm« zu Ende gelesen. »Schnitzlers ›Begabung war nicht der einmalige Wurf, sondern der mühsame Weg von der ersten Notiz zur endgültigen Fassung. Seine Begabung war die Korrektur‹, schreibt Urbach«, heißt es im Nachwort, und so mag ich’s: pointierte Sprache. Hier der Spiegel-Kommentar, hier Wikipedia.


Vormittags wieder ins 9.30-Uhr-Hochamt ins Dort. Und wieder eine schöne Messe, dabei in 42 Minuten zügig zelebriert. Die Kirche mäßig besetzt, besonders wenig einheimische Männer. Am linken Seitenaltar stand ein gemischter Chor, dazu Alphornbläser. Auch Schweizer begrüßte der neue Pfarrer. Die musikalische Begleitung war also ganz volkstümlich, bis hin zu beinahe gejodelten Stücken. Am Schluss ein Bim-Bam-Gesang, bei dem sich der ganze Chor hin- und her bewegte. Am Schluss Applaus, was hier sonst selten ist. (Auch das: »Danke gleichfalls!« nach des Priesters Sonntagswünschen passiert hier nicht.) Fast hätte ich’s gefilmt.
Holzbockschäden im Dachboden
   Ein Detail. Hinter mir ein Sarner, der immer kräftig mitbetete. Seine Sch-Ts, etwa in ischt statt ist, sind mir richtig aufgefallen. Sonst setzt sich hier ja auch immer mehr eine oberdeutsche Sprache durch. Sogar »Tschüss!« sagen die Leute hier schon, etwa Ehepaare untereinander; das »Pfiatdi« ([Gott] behüte dich) bleibt Freunden vorbehalten. »Ciao« (Tschau) ist unter Deutschen auch selten, vielleicht weil’s nach Italienern klingt.
Mittags war ich zu selbstgemachten Lasagne eingeladen, dazu Salat, zum Nachtisch dünne Blätterteigküchlein mit Marmelade drauf. Nachmittags hab’ ich die Spüle in der Küche repariert, die allzu schmale Arbeitsplatte beim Spülbecken war nach unten weggeknickt. Kleinigkeiten, an einem schönen, sonnigen Tag, meinem letzten diesmal hier. Abends lange Unterhaltung am Hof; das wäre eine andere Geschichte.
   Jetzt lese ich, beim Tagebuchschreiben im Online-Modus, noch meine eigene Geschichte »Messe in Sarnthein«, und dann ab ins Bett, ein letztes Mal hier in diesem Sommer.

Montag, 11. August 2014 – Abreise

Kühe am Penser Joch
Das war mein Reisetag nach Bayern. Aber erst einmal musste ich einpacken, aufteilen, ins Auto oder dalassen, Bett abziehen, letzte Wäsche abhängen (Badvorleger trocknen schlecht), verabschieden; das ging so bis halb Elf (ab Hof 10.27 km 258132 schwül 22°). An der Tanzbachbrücke traf ich noch Herta, die Nachbarin, und wieder ein gutes Gespräch! Übrigens: Eine Entmistungsanlage hat sie nicht.
   Wehmütig schlich ich mich aus dem Tal, über das vernebelte Penser Joch. Allein konnte ich halten, wo es mir in den Sinn kam, zum Fotografieren und überhaupt. Dass hinter der Sterzinger Mautstelle Stau war, war allerdings weniger Absicht. So ging’s weiter, bei immer mehr Regen, bis nach Marquartstein. Dort Erinnerungsspaziergang auf die Burg und zum Kapellenhaus, dann noch in die Bäckerei Menter an der Brücke, klein und nett. Abends mit H. am Chiemsee, draußen, fröstelnd, dafür aber mit Sonnenuntergang. Erinnerungen.

Dienstag, 12. August 2014 – Höhenmoos, nach Salzburg

Vor dem Besuch von Herrn Schuldt hatte ich noch etwas Zeit. Erst habe ich Bilder abgezogen für H. und die ihr schnell noch eingeworfen, dann eine schöne Pause beim »Museum Salz & Moor«. Klein und absolut liebevoll gemacht, einerseits Technisches über die Soleleitung, andererseits Natürliches über das Moor, über Torfstechen und die alten Zeiten dort. »Worth a detour«, würde Baedeker sagen.
   Dann gemütlich nach Höhenmoos, später in der Post in Rohrdorf zu dritt Mittag gegessen.
   Nachmittag weiter nach Österreich. Erst einmal Gutscheine besorgen im Weinstöckl, Salzburg-Maxglan, Villa-Gasse 3. Das Navi litt mich um über Viehhausen, auf dass ich im Vorbeifahren durch den kleinen Salzburger Vorort wieder einmal eine richtige »Monta Taurina« erleben konnte, wie in meiner Erinnerung immer nur mit Nachhilfe. Zum Schluss fuhr ein freundlicher Passant mit, bis vor das Weinstöckl, ein Bauarbeiter aus Deutschland mit nicht-deutschem Dialekt. Nett. Der Weinstöckl-Wirt improvisierte mir dann eine Gutschein.
   Danach habe ich noch in der Bindergasse 8 geguckt; da hatte meine Mutter nach dem Krieg in Untermiete gewohnt, bei Wagners. Das Gartentor ist allerdings weggemauert. Später hab’ ich im Internet einen »DI Wolfgang Waagner [Vermessung@Waagner.At]« – DI steht in Österreich für Dipl.-Ing. – an dieser Adresse ausfindig gemacht, 1956 geboren. Die Familie hieß richtig Waagner-Waagstroem. Meine Erinnerungen:
   »Also, lieber Herr Waagner, da kann ich dienen. Ich selbst, geboren 1941, habe allerdings in Bayern im Internat gelebt (www.Joern.De/Mstein.htm) und durfte höchstens alle vier Wochen heimfahren. Und das war dann eben ein paar Jahre lang nach Maxglan, in die Nähe der Nepomukbrücke. Da wohnte meine junge Mutter – damals Kriegerwitwe, heute 95 in Oberalm – in der Bindergasse 8. Ein schmiedeeisernes Türchen zum Grundstück (heute verschwunden) war stets unverschlossen, musste aber gekonnt mit einem Kniff mit dem Griff geöffnet werden. Meist traf ich Familie Waagner dann (in der Erinnerung … ) beim Canasta-Spielen auf der Veranda. Oben im ersten Stock wohnte meine Mutter, auf die andere Seite hinaus, in einem geräumigen, hohen Zimmer mit Waschbecken. Eine ganz alte Dame, Wiedenhöfer?, war auch zur Untermiete da, und andere meine ich.
   Einer der Waagners hatte einen »Kleinbetrieb«, die »Grünring-Präparate«. Er füllte in einem Schuppen Kunstdünger aus großen Säcken in ganz kleine, stempelte einen grünen Ring drauf, und vertrieb die Sackerl für Leute mit Blumen vor dem Fenster oder sonst halt wenig Bedarf. Sicherheitshalber arbeitete er mit Atemmaske: einem langen Schlauch, der aus der Baracke hing, und einer Gasmaske vor dem Gesicht, an die der Schlauch angeschlossen war. Ob man so wirklich atmen konnte, habe ich mich immer gefragt. Vielleicht auch, ob er den »Grünring« aus einem alten Rundstempel gemacht hatte, aus dem er den (Nazi-)Inhalt herausgeschnitten hatte. Sein grünes Stempelkissen war jedenfalls das wichtigste Kapital der Firma.
   Meine Mutter kaufte sich dann aus einer kl. Erbschaft [Harry Fillunger] einen grünen Puch-Motorroller. Mit dem durfte ich üben. Mittags habe ich pausenlos auf den Kieswegen Runden um das Haus gedreht, bis die greise Mitbewohnerin (Fr. Wiedenhöfer?) einmal schüchtern um etwas Ruhe bat.
   Waagners waren lustige Leute, einer ganz schlank (nach dem Krieg!). Ich meine, er konnte gut karikieren, oder war das ein anderer, den ihn gezeichnet hat? Ich erinnere mich noch an eine beeindruckende Strichzeichnung, die zirkulierte.
   Außer Kartenspiel (Canasta) habe ich aber nicht so viel von Waagners mitbekommen. Jedenfalls waren sie Rückkehrer aus Abessinien. Wir waren nur Untermieter.
Festung Hohensalzburg
   Meine Mutter, damals Marianne Jörn, jetzt Marianne Spraiter, hat am 13. ihren 95. Geburtstag gefeiert. Deshalb war ich wieder einmal in der Gegend. Sie besucht mit ein paar fast so alten Damen gern das »Weinstöckl«, da hatte ich ihr einen Gutschein geschenkt und den am 12. geholt. Hier sehen Sie uns beide https://picasaweb.google.com/Fritz.Joern/Mami95#6048065705458027250. Erzählt hat sie noch, wie sich ein Waagner auf der geräumigen Treppe hinauf einen Verschlag gebaut hat, um dahinter zu schlafen, und so ihr Zimmer frei wurde. Es waren halt bescheidene Zeiten damals. Was die Waagners in Abessinien gemacht haben, weiß sie auch, meine ich.«
   Nach diesem Abstecher in ein früheres Leben ging’ endgültig nach Hallein, wieder in meine Pension Mickl, wieder Zimmer 7, und dann wieder zu meinem »kleinen« Bruder und zu meiner Mutter. Alle waren in Vorbereitungen auf den kommenden Ehrentag. Wie so oft entwickelte sich eine mir gegenüber leicht gespannte Atmosphäre. So isses, wenn man sich früh trennt. Wir waren dann noch mit E. und seinen Söhnen und einer Freundin Pizza essen im romantischen Hallein. Dazu wie all die Tage schwüler Regen, Monsun-Klima.

Mittwoch, 13. August 2014 – 95. Geburtstag Mami
Bilder ab https://picasaweb.google.com/Fritz.Joern/Mami95#6048063177925011170

Der 95. Geburtstag meiner Mutter begann offiziell um Elf in der kleinen Kapelle von Schloss Haunsperg in Oberalm. Ich war schon früh da, saß ein paar Minuten fast allein mit meiner Mutter in der Kapelle, bis dann alle kamen, vielleicht sechzig. Viele mussten hinten stehen. Die Messe zelebrierte der Ortspfarrer, per du mit Mami, und wie heute üblich (für mein Gefühl) mit zahlreichen barocken Sprachgirlanden. Immerhin war er der einzige, der an diesem Tag eine Rede hielt auf Mami! Kommunion für Mami »in beiderlei Gestalt«.
   Beim Hinausgehen und auf der kleinen optionalen Wanderung zum Haus meines jüngsten Bruders auf der anderen Seite der Autobahn hat es dann ausnahmsweise nicht geregnet, Gott sei Dank!
   Die Feier dort war schön, Leute kamen und gingen, viele hatte ich lange nicht mehr gesehen, manche waren mir ganz neu. Wenn’s geht tauscht man sich bei solchen Anlässen aus übers Leben, und für mich ging das ein paar Mal, schön. Ansonsten war ich eher »edgy«, zurückhaltend halt. Mami ließ sich von ihrem Tageslauf, sprich Mittagsschlaf und Patiencen, nicht viel ablenken, stand allen zur Verfügung – aber eher weniger im Mittelpunkt, was ihr gewiss recht war. Trubel und Wiedersehensfreude rundherum, immer wieder neues Essen und Getränke, eine Familienfeier wie im Orient, herrlich. Als Mami schon längst wieder nebenan zu Bett war, habe ich mich dann verabschiedet und bin im Regen (mit immer nässer werdenden Schuhen) zum Schloss Haunsperg gewandert, fand das Tor geschlossen, rief an, und es tat sich geisterhaft auf. Ein langer Tag.

Donnerstag, 14. August 2014 – Zurück nach Bonn
Bilder ab https://picasaweb.google.com/Fritz.Joern/Mami95#6048065791440797666

Tag der Rückreise nach Bonn, Hallein ab 258532 um 9.15 Uhr. Trotzdem oder vielleicht extra, um meine Ferien noch ein wenig zu verlängern, habe ich mir Zeit gelassen.
   Erst einmal in Hallein das Salzachhochwasser fotografiert. Den frei herausragenden Balkon an der Brücke finde ich immer noch eine gute Idee. Oben ist man Herr des Flusses, der unter einem schäumt und zischt am Brückenpfeiler.
   H. hatte mich gebeten, noch einmal bei ihr vorbeizuschauen, sie habe Nachricht von ihrem Rechtsanwalt, und da wollte ich vor zehn nicht aufscheinen. Ich konnte sie etwas beruhigen: Bevor sie’s Geld für ihr Haus nicht hat, braucht es auch nicht aufgeteilt zu werden. Vordringlicher ist jetzt ihre Suche nach eine Wohnung, vielleicht sogar in Traunstein, was ich für eine gar nicht so schlechte Idee fand. Hoffentlich ist sie nicht überfordert mit all den Änderungen.
   Dann auf die lange Route. Endlose Baustelle und endloser Stau in der Holledau, von allen »Medien« ignoriert. Ich ärgere mich über diese ewig langen Baustellen, die gesperrten Parkplätze, einfach die Unmöglichkeit einmal anzuhalten. Zwangsbefahrung.
   Das Wetter war extrem wechselhaft, von Starkregen bis zu weiten, sonnigen Blicken übers Land. Am Ende schon »kurz vor Bonn« in der kleinen Raststelle Nentershausen stehen geblieben, ein Familienbetrieb scheint’s, ohne Tankstelle.
   Bonn an 259250 um 21.15 Uhr, noch mit Benzin aus Oberalm. Das Auto bepackt am Parkplatz gelassen, weil in der Friedrichstraße gerade »Diner en blanc« lief (sic; müsste wohl altmodisch »Dîner en blanc« heißen, denn »Diner« (sans accent circonflexe) est une graphie autorisée par le Rapport de 1990 sur les rectifications orthographiques bezw. un type de restaurant nord-américain).
   Zitat: »Die Gesellschaften erregen Aufsehen und gefallen sich selbst«. – Nicht gerade mein Motto. Schon gar nicht nach fast sechs Wochen am Hof.

ENDE
Kommentare an Fritz@Joern.De oder hier über den Blog

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Kleine Hofgeschichte, s. a. http://www.joern.de/siebenfh.htm
   1288 erstmals erwähnt
   1624 gebaut
      1806 Stadl
      1857 Hausdach
      1934 Zimmerhüttl
   1917 Hödl für 60.000 Kronen
   1956, 2013-14 Hausrenovierung                                          (Meine Datei HofSommer14.doc)