Sommer 2014
in Hallein und am Hof
Bilder (pictures)
auf
Erst ein Abstecher
nach Hallein
Heuer sind Fritz und Carla, mit ihrer ein Jahr älteren
Freundin, auf den Hof voraus gefahren, um die Arbeiten am Haus zu überwachen.
Davor aber mussten wir in Aurich Carlas Opa mütterlicherseits begraben.
So kamen wir erst
am Montag der ersten Ferienwoche von Bonn los. Gepackt worden war schon am
Sonntag, nur noch nicht ins Auto; am Schluss ging doch fast alles hinein. Opas
Pendeluhr soll G. nachbringen.
Montag, 7. Juli 2014 –
Fahrt nach Hallein
Abfahrt Bonn Friedrichstraße 8.5 Uhr, km 256714. Bestes
Wetter.
Schöne, weite
deutsche Landschaft, Westerwald, Taunus, »Kofu Rompel« (Limburg an der Lahn). Landende
Flugzeuge in Frankfurt. Kleiner Stau vor Nürnberg. Die Kinder schlafen hinten,
oder hören Musik, jedenfalls nicht mir »zu«; da könnte ich ja mit Brettern
unterwegs sein oder Steinen … . Wo ist die Mitfahrkultur geblieben, die
anregende Unterhaltung des Fahrers erheischt? Müde geworden, schlafe ich eine
Viertelstunde lang ausgestreckt auf einer Parkplatzbank. Überall wird jetzt natürlicher
Flüssigdünger ausgebracht, saure Düfte durchwehen Wiesen und nahe Wälder, und
gehen einem dann lange nicht aus der Nase.
in Bayern schwül-heiß.
Österreichplakette und Brenner-Videomaut im Hofoldinger Forst gekauft, ein
wenig Benzin.
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Panorama auf den Hochfelln von der Autobahnraststätte. Wetter wie fast immer heuer: durchwachsen |
In Hallein dann wie
gewohnt Quartier im sympathischen, kleinen Cafe Mikl, Eder-Straße 2, wieder im
II. Stock, 2 Nächte à 70 + 40 Euro, vorher aber noch zu Mami gefahren.
Meine Mutter, 94, saß
wie immer bei ihrer Patience (mit fast schon unlesbar abgegriffenen
Piatnik-Karten, sie will keine anderen) und einem Glas Rotwein. Man muss
wissen, dass da in Oberalm bei Hallein alle aus der Familie noch eng
zusammenwohnen, in ganz unterschiedlichen benachbarten Häusern, meine Mutter
mit meiner Schwester – die war gerade in Paris Einkaufen –, Edgar im alten großen
Haus aus den Fünfzigern. Gerade als er und Sohn D. herüberkommen, und wir uns
auf die Veranda setzen, kommt das Gewitter. Wind, Starkregen, sogar etwas
Hagel. Die Madlgasse ein Fluss. »Meine« Kinder helfen erst Edgar rasch noch im
Garten aufräumen, tanzen dann im strömenden Regen, und moppen, hereingekommen,
das eingedrungene Regenwasser unter Mamis Schreibtisch und unten im Wohnzimmer
weg. Danke!
Damit ist eigentlich
der Sommer weg, die Schwüle, die kurzen Hosen, ein, wie man sagt:
Temperatursturz. Schade. Hallein zeigt sich nur noch kurz in gutem Licht, bis
Dienstagvormittag. Wir essen im Stadtkrug zu Abend, Edgar kommt dazu, seine
Freundin ist nicht mehr dabei. Sie hatte ihre Mutter zu Tode gepflegt, und
arbeitet nun nicht mehr. Für Architekten ist die Lage schwierig. Trotzdem
studieren Edgars Söhne erfolgreich in Wien.
Ich bin gerührt von
Hallein, alle kennen dort alle. Schließlich habe ich sogar der weißhaarigen
Besitzerin des Cafe Mikl gegenüber auch meine Herkunft preisgegeben, als ich
von Mami erzählte, und endlich verraten, dass ich ihr Sohn bin. Sie sah mich
wie den »verlorenen« an – nein, so etwas, wie? Und pries Mami als »die letzte
Dame in Hallein«. Was mir nie so aufgefallen ist. Stimmt aber, beides.
Dienstag, 8. Juli
2014 – Hallein, Salzburg
Ausschlafen – Kinder können ja ewig schlafen –,
Mickl-Frühstück um halb zehn, dann zu Mami; kleine Unterhaltung. Viel Neues zu
Reden findet man nicht mit Mami, meine Kurzbesuche sind gewiss richtig so,
geben mir aber immer wieder viel zu denken und zu fühlen, lange darüber hinaus
… Mit zwei Autos nach Golling zu Mittag – Hammer usw. hatten Ruhetag, in
Österreich üblicherweise zwei Tage in der Woche, Montag, Dienstag.
Auch in Golling
mussten wir erst ein Gasthaus suchen. Dann aber gab’s im »Hanslwirt, seit 1350«
Marillenknödel (Mami u. a.) und Wiener Schnitzel (Carla und ich eines
zusammen), Fittatensuppe (Carlas Freundin).
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Super € 1,397 / l |
Wir sind dann noch
zum Gollinger Wasserfall, den auch ich noch nicht kannte. Carla fiel mit den
schönen weißen Turnschuhen ins Wasser. Danach sind wir also »ins Hotel« zum
Umziehen. Und dann direkt über die Landstraße nach Salzburg; im Berg geparkt,
und (dummerweise ohne Regenschirm) ins nahe Haus der Natur gegangen. Schwül.
Und schön dort, ein wenig Saurier, Aquarium, interessant für die Kinder. Beim
Sex im obersten Stock hatte sich leider wer übergeben, was uns und alle von
dort noch mehr vertrieb als die ohnehin übliche Scheu. Die Modelle der Auges
und Ohren, Zunge, Tastsinn usw. waren dennoch eindrücklich. Wir sind dann schon
zwanzig Minuten vor Schluss um 17 Uhr hinaus in den inzwischen strömenden
Regen, die Kälte. Rettung gab’s in einem netten Eiscafe in der Getreidegasse. Mozarts
Geburtshaus in Fluten. Der Platz vor dem Tomaselli leergefegt, sogar das
Tomaselli nur leicht besetzt – ich bin einfach durchgegangen. Erinnerungen.
Kollegienkirche. Dazu original Salzburger Schnürlregen.
Wir hatten
versprochen, Mami von ihrem Damenkränzchen im Weinstöckl in Maxglan abzuholen.
Sie hatte uns dazu eingeladen. So stießen wir nach geschickter Suche zu den fünf
Damen, aßen etwas vom Buffet – was dort üblich ist statt Speisekarte – und
fuhren Mami dann um halb acht nach Hause. Verabschiedung an der Tür. Sie lebt
selbständig. Eine Pflegerin kommt morgens (und abends?). Einen Tag die Woche
verbringt sie in einem Altenheim. Sie war letztlich dreimal schwer gefallen,
hatte sich aber nichts gebrochen, musste dennoch wochenlang ins Krankenhaus.
Wir sahen dann noch
das epochale Halbfinale Brasilien-Deutschland 1:7, im Bett im Mikl.
Mittwoch, 9. Juli
2014 – Fahrt Hallein–Hof
Unser ganzes Gepäck aus dem Fahrgastsraum (mein Auto ist
kein Kombi) hatten wir vorsichtshalber ins Cafe Mikl gebracht, erster Stock.
Dort ist schon lange kein Kaffeehaus mehr, auch sonst sind wir meist die
einzigen Gäste, obwohl es schöne Zimmer und eine Ferienwohnung gibt im Haus,
nur keinen Aufzug. Jetzt musste alles wieder eingeladen werden. Die Schuhe,
hunderte Mädchenpaare, hatten fast nicht mehr Platz. Schon vor dem Frühstück hatte
ich das Auto vom Parkplatz auf der Pernerinsel geholt und alles eingepackt,
dann die Mädels geweckt. Wieder das übliche nette Frühstück, Verabschiedung,
nasse Fahrt nach Bayern.
Ärger über
Computer. Ich hatte in Deutschland dank meiner Vodafone-Karte Netz, am Chiemsee
ging’s miserabel (dafür eine überraschend nette Rasstätte), erst an der
nächsten Raststätte klappte es gut. Picasa bleibt beim Hochladen von Videos
hängen. Genug Technik.
Langweiliges
Inntal. Die Kinder schlafen.
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Eingang zu den »Kristallwelten« im Inntal |
Schön und spannend
die »Kristallwelten«, noch dazu gratis für Kinder bis 16 und Presse. So mag’
ich ein Museum: modern, Neues, Bewegtes, Unerwartetes, Kunst mit Humor, und
nicht zu viel. In einer halben Stunde ist man durch und landet im Verkaufsraum.
Es soll Österreichs meistbesuchtes Museum sein. Getrübt war die Schau höchstens
durch’s Güllen beim Nachbarn bei Nordwind.
Weiter auf den
Brenner. Die Kinder schlafen. Letztes Volltanken. In Südtirol ebenfalls trübes,
kühles Wetter. Penser Joch (7,5°, 16.45, 257775), eine Gruppe autosportiver
Engländer hält kurz an am Weg von Wien nach Mailand, morgen Barcelona, gestern
Prag. Sie brausen hinab, wir auch. In Sarnthein die Zeitung, Aufladen der
italienischen Sim-Karte (leider um zwei Mal fünf Euro zu wenig, da waren wir
falsch beraten), Semmeln, aber leider keine Butter. Wieso haben wir keine
Butter oder Margarine mit? Auch ja, wir sind im Sommer bei Hitze losgefahren!
Der Hof (13°, 18.00,
257813) ist ganz eingerüstet, zwei Leute arbeiten. Wir packen aus, erst in den
Gang, dann in die Zimmer, überziehen Betten. Die Mädchen machen lecker
Spaghetti mit Tomatensauce, finden sich gut zurecht. Telefonate. Danach
Rummikub, ein Zahlenlegespiel. Gut Nacht!
Donnerstag, 10. Juli
2014 – Erster Tag am Hof
Wie üblich: Erst einmal ins Dorf, Raiffeisenkasse, Post, Gratis-W-Lan
bezw. zum Cafe Kirchplatz, Brot, Zeitung und Essen einkaufen, und immer wieder
Ärger mit der hiesigen Sim-Karte. Fast wünscht man sich eine Handkurbel dran,
um sie erst einmal zum Laufen zu bekommen. Zum Thema Lebensmittelpreise:
Südtiroler Speck von Senfter kostet im Rewe in Bonn 12,50 €/kg, vom »Grammhof«
im Despar in Sarnthein € 19,99 €/kg.
Aber schön war’s.
Sonne. Das großelterliche Grab ganz in Ordnung. Leute, die einen kennen.
Am frühen
Nachmittag wieder zurück zum Hof, und trotz väterlichen Plänen, gleich in den
Wald zu gehen, am Hof geblieben. Die Pächter kamen.
Die zwei Arbeiter
am Haus haben wir draußen zum Nachmittagstee eingeladen, ein Maurer und eine
freiberufliche, studierte Kunstmalerin, beide recht nett und selbst der
hiesigen Bewohnerin ganz genehm. Sie reinigen am ganzen Haus den Verputz und
bessern ihn wo nötig aus, die Mauerlücken unter Dach sind schon ausgebessert.
Wäsche aufgehängt.
(So friedlich sind die Meldungen von hier …) .
Zum Abendessen
selbstgebackene Pizza, dann Rummikub, und relativ früh ins Bett, damit am
Freitag früh um Viertel vor neun der Bus nach Bozen erreicht wird. Wenn die
Girls was wollen!
Freitag, 11. Juli
2014
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Super € 1,805 / l |
Arbeiten vor dem Stubenfenster. Ein paar weniger Ameisen im
Mauerwerk werden der Biodiversität keinen Abbruch tun.
Die Kinder shoppen
in Bozen. Ich lasse sie weitere fünf Euro auf die Sim-Karte einzahlen, was gar
nicht so einfach ist (leichter Widerstand wegen Überforderung), danach geht
endlich das Internet hier oben. Dank mobilem Router können die Kinder dann auch
partizipieren.
Kurz nach eins
kommen sie wieder mit dem Bus an der Tanzbachbrücke an, ich fahre sie abholen
und anschließend mit dem Förster in den Wald. Im Tal oberhalb der Klepp liegen
Steine. Während sie der Förster wegräumt, drohen weitere nachzukommen, von der
Holzarbeit oberhalb des Höhenwegs. Ich muss schnell zurückfahren, dann rasch
vorbei. Nichts passiert.
Die Holzfäller
arbeiten am Höhenweg. Ich sehe zum ersten Mal eine Entrindungsmaschine bei der
Arbeit (
s.
Video). Nun bleiben die Äste auf dem Weg oder daneben liegen, nicht mehr im
Wald. Auf den ersten Blick eine »Riesensauerei«; die Truppe, Marke »Holzernte
MENGHIN« macht mir diesmal aber einen ordentlichen Eindruck. Ich bitte noch
einmal, nachher die ganz zugefüllten Wasserspulen auszuputzen.
Die
Windschadenflächen sind groß. Der Waldwirtschaftsplan geht in dieser Höhe von
zirka 1700 Metern von einer Umschlagzeit von 120 Jahren aus. Das dauert
vermutlich dreißig Jahre länger, weil der Jungwuchs nicht gleich kommt. Wenn
Bäume erst einmal stehen, wachsen sie weiter – aber bis dahin!
Den
Jagersteigschlag gehe ich dann nicht noch einmal hinunter. Auch dort hat es
nach dem Schlag im vorigen Jahr große Windschäden gegeben. Nun stellt sich die
Frage, ob man die Bäume liegen lässt (und auf vielleicht weitere Windwürfe
wartet …), oder ob man sie mit wieder einem Seil vom Höhenweg holt. Ich
entscheide für holen.
Inzwischen putzt
»Martina von Schlögg« unsere Fenster und die Wohnung, sodass ich jetzt wieder
klar hinaussehe. Wir hatten nicht einmal eine Huder (Putzlumpen), keinen
Stockbesen. Die Mädels sehen (zu dritt) oben im Kinderschlafzimmer bei bestem
Wetter einen Film auf Carlas Thinkpad und freuen sich des Lebens. Halt
Stadtkinder. Und abends spielt hier zum ersten Mal wieder das Internet. Aus
ist’s mit Rummikub. Ich hänge die Wäsche ab, während die Mädels wieder
Spaghetti kochen, zu viel, mit Weißwürsten. Müde.
Über Nacht lädt der
PC die Videos hoch. Die Edge-Geschwindigkeit schwankt extrem, von Null bis 500
kbit/s. Jetzt in der Früh »mache« ich Bilder (übertragen von der SD-Karte,
umbenennen, bearbeiten, Panoramen erstellen, beschriften und fürs Netz
auswählen; orten vielleicht später). Und schreib’s. Das
Album Hallein
müsste jetzt stehen.
Samstag, 12. Juli
2014
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Der Hof, eingerüstet |
Um neun
melden sich
die Pächter ab bis Dienstag, wir sollen in der Früh das Vieh füttern, zählen,
zehn Stück, und immer gut absperren. Die Kinder wecke ich um zehn, erst, weil
wir noch vor dem mittäglichen Ladenschluss um zwölf ins Dorf wollen. Es ist
heiß, schwül, der Parkplatz übervoll. Kleine Besorgungen. Etwas das Grab
gerichtet, hauptsächlich ein paar verwelkte Rosen beschnitten. Am Bauernmarkt
beim Afingbrucker
(Familie Thurner)
schwarzen Johannisbeersirup gekauft, den mag G. Wie alle guten Geschäftsleute
hier klagt er über die Konjunktur, weniger Touristen (mieses Wetter, wenig
Geld, Geldflusskontrollen) und hohe Benzinpreise. Höllriegl baut noch bis zum
18. Juli um, Wiedereröffnung 19. Großes Eis am Cafe Kirchplatz – dann gibt’s
aber kein Mittagessen!
An der
Tanzbachbrücke treffen wir die Nachbarin, die mit ihren drei Kindern nach Afing
gegenüber in ihre alte Heimat fährt, beim Heuen helfen. Am Hof mache ich mir
eine Tütensuppe, Carla schließt sich an. Am Nachmittag kommt unser Verwalter
vorbei, noch unter den Nachwirkungen einer starken Grippe leidend. Etwas Regen.
Die Girls ziehen mit Picknickdecken aufs Gerüst; entfernt sieht das Haus aus
wie ein bayrisches Großwirtshaus mit roten Balkonen. Locher fliegt wieder mit
seinem Privatflugzeug vor dem Haus ins Tal; Samstag so üblich.
Nach meinem
ausgiebigen Mittagsschlaf – immerhin regnet es »klug«, d. h. ein wenig – hängen
die Kinder im Bett herum und internetten, Whatsapp. Ich wandere zum Badewandl. Das
Schloss für die Kette schließt mit dem Forstschlüssel für den vorderen Stall
und den Zugang zur alten Straße am Tanzbach, gut. Die Straße ist wirklich schön
geworden; ein Umkehrplatz gleich hinterm Badewandl (ein so geformter Stein).
Drüben bei den Schmalzhöfen ist keine Feldarbeit zu sehen. Am Rückweg, immer
bei leichtem Regen, zähle ich das Vieh: tatsächlich zehn,
s.
Video. Dann werfe ich die Girls ausm Zimmer, Pfannkuchen backen zum
Abendessen!
Carlas Schupfen
läuft noch immer. Sie bekommt vor lauter Schnäuzen Nasenbluten. Danach wieder
Rummikub, und die Mädels sollen sich die Haare waschen; albern aber im
Badezimmer herum. Na bitte. Ich mache Blog und Bilder fertig.
Sonntag, 13. Juli
2014
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Zwei Kirchgängerinnen genießen danach Gratis-W-Lan |
Comme il faut schöngemacht zum Hochamt um halb zehn nach
Sarnthein. Die Kinder hatten sogar noch Zeit, vorher den Kühen Heu zu geben.
Die Messe war
wieder ein Erlebnis! Drei Priester, neun Ministranten, Kirchenchor, Weihrauch,
alles. Voll. Ein älterer Priester aus Sarnthein, den es bis nach Kärnten
verschlagen hatte, feierte sein fünfzigjähriges Priesterjubiläum und predigte
aus seinem Leben: Rasch getauft, weil schwächlich bei der Geburt, gut in der
Schule, sodass alle zum Studium rieten. Kein Geld dafür, und er auch keine Lust
dazu. Er wollte Bauer werden und verdingte sich als Knecht. Bei der Hochzeit
seiner Schwester wieder Empfehlung zu studieren. Berufung beim
Gegrüßet-seist-du-Maria-Gebet. Studium. Primiz in Sarnthein.
Danach gab’s einen
kleinen Imbiss und harmlose Getränke vor der Kirche. Die Mädels saßen
internettend am Rathausplatz, Cafe Kirchplatz hatte zu. Gutes Wetter.
Wir sind dann zu
Rosa und ihrem Mann und haben Grüß Gott gesagt.
Und weiter zum
Nachbarn Haselbrunn. Die Familie war allerdings noch gegenüber bei den
Schmalzhöfen, weil ja das Heu nicht hatte eingeführt werden können wegen dem
Regen. Also war nur Großmutter am Nachbarhof, die bekanntlich nur
teilverständlich spricht. Ja, sie hatte den Pfarrer auch noch als Knecht
gekannt. Und gestern, kaum waren die Kinder weg, hat ihr eine Kuh gekalbt. Und
alles ging scheinbar gut.
Auf besonderen Kinderwunsch sind wir dann nach
Bundschen zum Sonntagsbraten gefahren. Am Weg treffen wir Locher zu Fuß, der
uns wieder zum Rundflug einlädt, von guten Zeit berichtet, und seiner Freundin,
die gerade das Essen kocht. Sein Bruder hat in Vormeswald einen Hof mit hundert
Hektar Wald gekauft, auch sie hatten Windschäden, wie wohl jeder im Tal und im
Land.
Im Gasthaus
Bundschen auch wieder mit der Familie gesprochen. Die Jüngsten haben bald
ausstudiert, sie in Brixen zur Volksschullehrerin, er in München zum
Maschinenbauer. Diplomarbeit: Schweißen der B-Säule für BMW. Tochter, Mutter
und Vater bedienten, dem man anmerkte, dass sein Beruf ein anderer ist (dreißig
Jahre bei
Würth etwas mit Schrauben, sagte sie),
nett wieder.
Nachmittag dann am
Hof, zumal immer wieder Regen drohte und dann bis unter das neue Dach drang,
leider. Abends dann zum Public Viewing bei Gasthaus Post in Sarnthein, erst
noch bei gutem aber kühlem Wetter, dann bei strömendem Regen. Bis »wir« Weltmeister
wurden, dauerte das bis Mitternacht. Begeisterung, ein hupender Autocorso aus
einem Fahrzeug. Nächtens zurück auf den Hof.
Montag, 14. Juli 2014
Die Kinder haben ausgeschlafen, während ich ins Dorf bin,
hauptsächlich um die Honneurs uzu machen: Forstamt, Sparkasse, Gemeinde,
Pfarrer. Ja, er nimmt mich dann, auch als Urne. Ich soll mir aber noch Zeit
lassen, und im Übrigen säße ich auf dem Stuhl, auf dem schon Benedikt gesessen
habe bei seinem überraschenden Besuch in Sarnthein. Gefreut hat er sich über
»seine« Bücher im Bücherschrank, die er gleich entdeckt hatte. Konversation
über Kirche, Himmel und Leute, wie ich’s schätze.
Um elf zurück am
Hof, die Kinder aus dem Bett werfen. Sie haben dann wieder Pfannkuchen gemacht.
Alle drei schafften wir auf Anhieb das Umdrehen in der Luft.
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Überall Windwurfschäden |
Um halb zwei hatten
sich die Förster angemeldet. Ich muss die Seiltrasse durch unser Gebiet zum
obersten Teil des Haselbrunn-Waldes genehmigen, wo viel Holz vom Wind umgeweht
wurde. Unser Holzfäller Menghin macht das mit, wenn er daneben für uns
gefallene Bäume hochseilt. Ein junger Mitarbeiter von ihm ist Haselbrunner,
Neffe.
Bei der Rückfahrt
beim Springer-Bildstock ausgestiegen und zu Fuß gerade hinunter zum Hof, den
ganz alten Aufstiegsweg. Zwei Pfifferlingen und viele Erd- und Himbeeren
gefunden. Am Hof stürzten sich die Mädels damit auf Eismaschine und Kochtöpfe.
Es gab dann Penne mit Pilz-Basilikumpesto und Erdbeer-Joghurteis.
Jetzt sind sie
schon im Bett. Und ich dann auch.
Dienstag, 15. Jul.
2014
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Farben fürs Haus |
Ein strahlender Tag, so schön, dass die Mädchen von sich aus
zum Osterbach Baden gegangen sind. Mittags offizielle 27° in Sarnthein. Aber
der Reihe nach.
Morgens Telefonate,
Termine planen, etwas Mail. Für den Hausverputz kam die Nachricht vom
Denkmalamt, dass sie’s »lasierter« haben wollen, nicht total deckend der neue
Anstrich, damit’s nicht aussieht wie eine Postkarte. Soll mir recht sein.
Dann die Kinder
geweckt, die ein schönes Frühstück mit Speck-Rührei gemacht haben. Für
Pescoller, die Hausverputzerfirma, kamen
zwei Mann mehr, einer mischte schon Farbe an aus gelblicher Terra di Siena,
eher grauem französisch Ocker, grüner Terra d’ Umbra und gelöschtem Kalk.
Klingt gut und sieht auch gut aus. Selber löschen tut man Kalk heute nicht
mehr, gefählich ist’s auch, meinte einer. Nur daran erinnere ich mich noch als
Kind, als damals das Haus gestrichen wurde, und an das Anbringen der Verzierung
über der Haustür mit Schablonen aus Holz.
Außen am
Badezimmerfenster große Ameisennester, weil das ehemalige Plumpsklo dort mit
Hohlziegeln zugemauert worden war. Ideal für Höhlenbewohner. Wir saugen sie in
gewohnter Manier mehr oder weniger erfolgreich ab.
Nachmittags gehen
die Mädls zum Osterbach. Beide tauchen ganz ein, obwohl das Wasser saukalt ist.
Birtes Schnupfen ist ohnehin chronisch. Zurück nimmt sie der Maler mit hoch.
Ich entziffere den »Sütterlintext« aus dem
Ersten Weltkrieg weiter, den mir eine Dame aus Berlin geschickt hat. ’s ist
Kurrent und nur zu 98 Prozent lesbar, mein Freund Lindenthal entziffert dann
noch ein wenig mehr. Schlimme Zeiten: »Mit schwerem Herzen und Thränen in den
Augen ergreife ich die Feder um dir mit zu teilen das der Vater heute Morgen um
5 weg gefahren ist um in den Krieg zu ziehen, sie kommen an die Französische
Grenze …«
Abends kam der
Elektriker, die Arbeiten am Stadl besprechen. Die Elektrozaunansteuerung lassen
wir hinten, machen aber vorne einen Schalter dafür. Oben und für die Tenne
kleine Strahler, die brauchen wenig Strom, werden nicht heiß, und haben sich
bewährt. Im Stall zwei Reihen von je vier Leuchtstoffröhren.
Das Aufreißen der
Außenmauer für die Entmistung mit dem Traktor habe ich eher abgelehnt, will
nachforschen, ob sich die reguläre Entmistung nicht ohne Drehstrom betreiben
lässt.
Die Kinder spielen
im Hof Federball und machen dann dort Picknick: lesen, zeichnen, hören Musik.
Alles friedlich. Morgen wollen wir nach Bozen.
Mittwoch, 16. Juli
2014
Für die Mädchen war kurz nach acht zu früh, um nach Bozen
mitzukommen. Ich genoss die morgendlich kühle. leere Stadt, richtig
»Klein«-stadt, hab’ dann eine schöne, neue Klingel für den Hof gekauft (beim
Schlosser am Obstmarkt), erkundigte mich weiter nach dem Höfegesetz, fand
heraus, dass ein Untergrundverlegen der Freileitung ganz grob eine Million Euro
kostet je Kilometer. Ästhetische Gründe zählen nicht. Dann hab’ ich mir
Dolomiten und Topolino gekauft, Fotoromane gibt’s nicht mehr, und bin nach
umständlichem Einkauf laut Liste mittags wieder heim. Mondschein-Parkplatz
halbleer, teuer wie immer. Man sollte wirklich mit dem Bus fahren, außer mit
Einkäufen. »Creme double« ist unbekannt.
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Süßsaures Hähnchen |
Nachmittags dann am
Hof. Die Kinder haben »süßsaures Hähnchen« nach Rezept gemacht, was trotz zum
Teil geänderten Ingredienzien exzellent gelang – ich hab’ ja in Bozen nicht
alles so bekommen.
Abends große
Aufregung wegen Freitagabend. Zwei Familien zu Kurzbesuch aus Bonn,
Ankunftszeiten vage, Erwartungen ebenso. Dazu Gisela, die ebenfalls am Freitag
anreisen will, noch gestresst von ihrer Arbeit. Die Schlögg-Martina keine Zeit,
uns beim Putzen zu helfen, das Heu muss eingebracht werden. Nachts bekam Carla
Fieber und rückte bei mir ein. Ihre Freundin konnte daraufhin nicht schlafen.
Ich kann’s eh nicht, jedenfalls nicht durch. Dann fiel mir ein, die jeweiligen
Eltern preiswert in Bundschen unterzubringen. Dann geht das alles entspannter.
Das Gerüst, das
ursprünglich am Freitag abgebaut werden sollte, bleibt jetzt bis Montag. Dazu
kommt, dass ich Freitagnachmittag einen Termin im Wald habe –
Schragenwegplanung mit Steiner – und dann den Hydrauliker – Abrechnung. Müssten
wir so nun aber alles gut hinbekommen!
Donnerstag, 17. Juli
2014
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Das Ornament über der Haustür
wird aufgefrischt |
rst einmal waren alle ob der schlechten Nacht »durch den
Wind«. Spülmaschine, noch eine Wäsche, Telefonat wegen der geplanten
Entmistung, ob nicht für 3 kW eine Phase reicht, sonst wird die Grundgebühr
unsinnig hoch. Ergebnis folgt.
Knapp vor zwölf
sind wir ins Dorf. Hitze. Reserve-Federbälle nicht bekommen, aber ein
Ersatzlämpchen für den Kühlschrank. Auf besonderen Wunsch haben die Kinder dann
je eine Forelle aus dem Zuchtteich gefischt und dann wohl gebraten gegessen;
ich Knödl mit Pfifferlingen. Hernach noch einmal ins Dorf zu Despar, weil wir
Eis kaufen wollten und damit dann schnell herfahren.
Nachmittags
Federballspielen und Wasserschlacht der Mädels, während sich der Chef
ausschläft. Dann Pizza mit viel zu viel Pizzateig, den ich aus Bozen
mitgebracht hatte. Eine elegante Sirupflasche muss als Nudelwalger herhalten,
was aber nicht so gut geht. Zum Schluss werden es knusprige Kleinpizzen. Herrlich!
Hernach wieder
Robokop. Dann zeichnen die Kinder, Comics ab, aber immerhin. Nach einem
Testspaziergang verführe ich sie, auch einmal ein Stück hinter den Stadel zu
gehen, um zehn Uhr abends. So schön friedlich, mit letzten Wolken über dem Tal,
Stille, werden wir’s ganz lange nicht mehr haben …
Freitag, 18. Juli
2014
Früh auf und hinaus. Erst einmal morgendliche
Endzeitstimmung, wieder der Gedanke: So ruhig wird’s nicht wieder. Ich lasse
die Morgensonne aufgehen überm Erynberger gegenüber, mit seinem eher hässlichen
neuen Haus. Die alten Salmbergerhöfe (ein »Ensemble«) etwas weiter im Tal
liegen schon längst in der Sonne, Rafenstein unten gegen Bozen natürlich auch.
Der Kontrast zwischen Sonne am Berg und sattem Schatten im Tal ist fast zwei
Blendenstufen tief. Für den Bildstock habe ich frisches Wasser mitgebracht.
Taiga, der Hofhund, kommt nach. Und grad’ wie wir den riesigen Steinbruch
bewundern beim Marterl (+ 30. 11. 1950: » … kam nicht mehr heim ins
Vaterhaus.«) tut es einen riesigen »Schnell«, eine Sprengung. Ich erschrecke,
Taiga rennt bellend umher.
Die Arbeiter haben
fleißig schon begonnen; der aus Meran war schon vor sieben da, die aus dem
Gasthaus Bundschen kommen ein paar Minuten später. Isoldes Freund aus Mödling
ist mit seinem Motorrad da, er berät im Italienischen ein SOS-Kinderdorf beim
Freizeitkonzept für Kinder und fährt anasonsten mit seiner leichten 750er
Kampfstätten des Ersten Weltkriegs ab.
Eine schöne, klare
Welt hier. Atemlos auf den Tag wartend, ausnahmsweise weht kein Wind. Übrigens
haben sich noch weitere Freunde aus Bonn angemeldet, auf der Durchreise nach
Süden. Sie kommen erst richtig auf der Rückreise, jetzt aber schon einmal auf
Stippvisite. So mag’ ich’s.
Die Ankunft unserer Besucher am Freitagabend war eine
Sternfahrt für sich. Die ersten hatten von Donnerstag auf Freitag im Altmühltal
(zwischen Nürnberg und Ingolstadt) übernachtet; sie kamen plangemäß am
Nachmittag hier an. Drei weitere »Partien« aber waren erst Freitagmittag nach
der Arbeit aus Bonn und Umgebung losgekommen, was sich als »mörderisch«
herausstellte. Längste Fahrt hierher neuneinhalb Stunden. Baustellen, Unfälle
ich Baustellen, Umleitungen, Herumgefahre, einmal sogar von Sterzing aus
Versehen wieder hinauf auf den Brenner statt zum Penser Joch. Die Zielfahrt
wurde von mir Handy-koordiniert nach der Devise: »In Astfeld links ab zur
Pizzeria in Reinswald!«
Am Nachmittag um
drei hatte ich noch mit in den Wald müssen, auf steilem Gelände den kommenden Schragenweg
zur Planung mit vermessen. Weil die Hiesigen nur zu zweit gekommen waren, es
aber dazu drei braucht, und weil meine jungen, kurzbehosten Damen
peinlicherweise Federballspielen und Warten auf die ersten Gäste bevorzugt
hatten, war ich wohl gefordert. Die Mühe hatte ich mir eigentlich sparen
wollen, denn wo der Weg gehen soll, ist ohnehin seit Jahren klar: aus der neuen
Kehre vom Italienerweg hinaus steigend bis gegen Brandtler, aber oberhalb der
Bradtlerstraße endend. Nur gut, dass unser »Geometer« fast so ein Bäuchlein hat
wie ich, dazu noch mit verschiedenen Gadgets gehandicapt war: Neigungsmesser zum
Durchschauen vor allem (»tiefer, tiefer!«), PGS-Ortungsgerät, Kompass und Kladde,
in die die dann Messpunkte eingetragen wurden. Ich bediente das Messband,
höchstens fünfzig Meter. Der Vordermann zog es hinter sich her, schnitt mit
einer kleinen Motorsäge Äste und Kleinholz weg, hielt am Ende jedes Stückes
seinen Stock quer in der Höhe und markierte die Messpunkte dann mit roter
Sprühfarbe. So kamen wir in der Mittagshitze glatt und ohne Felsen, die ich
befürchtet hatte, bis ans geplante Ende ein paar hundert Meter vor der Grenze
zu Haselbrunn. Das letzte Stück braucht’s nicht, da gibt es wenig Holz und viel
Felsen. Das extra Bilderalbum
https://picasaweb.google.com/Fritz.Joern/Schragenweg
zeigt die Aktion im Einzelnen. Abgestiegen zum Oberen Stall sind wir dann den
traditionellen Schragenweg, sehr steil, über den früher im Winter das Holz mit
Schlitten hinuntergebracht worden war, lebensgefährlich. Ich weiß noch: An
einer Stelle hatte Großvater ihn verlegen lassen, damit eine Kurve linksherum
sicher im Tal und nicht wie eine mögliche Sprungschanze ins Leere rechtsherum
am Buckel lag. Am Weg ein paar schöne
Blutreizker gefunden; hier
ziemlich unbekannt und deshalb nicht bereits weggepflückt.
Kurzer technischer Einschub
Seit ich meinen
mobilen W-Lan-Router »Fritzens mobiles W-Lan« am Fenster gegen das Tal an der
Westseite hinlege, bekomme ich statt drei Balken Edge zwei Balken feinstes
HSUPA
und ganz ordentliche Internetgeschwindigkeiten! Ein Videoupload läuft mit über
9 Megabit in der Sekunde.
Silbernagl
zeigt uns genau in der Mitte zweier Stationen, eine in Afing (Vodafone und
Wind) und eine in Auen (Tim und Vodafone).
Inzwischen waren unsere ersten Besucher, bestens organisiert
und mit mehrfacher Navigation nachgerade überinformiert, am Hof angekommen. Die
beiden Mädchen hatten sie schon gebührend empfangen – blaue Luftballons (ich
hatte beim Aufblasen fast hyperventiliert) überall am Baugerüst, Getränke, Eis und vor allem
selbstgebackener Zitronenkuchen. Schwitzend kam ich im Suzuki Vierradmodell des
Planungschefs vom Berg. Ich musste dann noch auf den Hydrauliker warten, der
sich für fünf angemeldet hatte – und den Termin vergessen. Wir sind dann kurz
vor sieben auf Carlas Anregung in die Pizzeria vor Reinswald gefahren, den Santerhof, Trienbachberg, Tel.: +39
0471 625187, durch das abendliche Sarntal kurz vor Sonnenuntergang, mit satten
Wiesen und langen Schatten auf den Hängen. Dort gibt’s beste Pizza, nur kein
Navigationsziel. Also hab’ ich allen übers Penser Joch Anfahrenden gesagt: »In
Astfeld links ab nach Reinswald und Durnholz, viereinhalb Kilometer, dann
rechts ab.« Die einen hatten Zimmer in Astfeld gebucht, die anderen in
Bundschen, also lag’s immer noch am Weg dorthin.
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Besuch. Von 3 auf 14 |
Die Pizzeria
wie immer gut besucht, netter Wirt, Spielplatz für die Kinder mit Schaukeln,
Geißen und Kaninchen. Innen bei uns gute Unterhaltung, angefangen von den
Herfahrabenteuern. Zum Schluss gegen elf noch ein gemeinsames Abschiedsfoto und
ab in die Quartiere.
Am
Hof hat die Gattin noch alles ausgepackt, manches bemängelt, wie’s halt so
geht, wenn man müde von der Reise nicht in ein Hotel kommt sondern in schon
zwei Wochen von drei Laien bewohnte Gemächer. Dabei hatten die Mädels ihr
Zimmer picobello aufgeräumt. Am nächsten Tag sah schon wieder alles besser aus.
Die
Kinder schliefen zu viert bei uns, aber nicht wie vorbereitet in zwei
getrennten Zimmern. Sie wollten zusammen sein. Also haben wir noch eine
Matratze übersiedelt; zwei Geschwister schliefen in einem Bett.
Samstag,
19. Juli 2014
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Da trafen sich alle um zehn wieder bei uns am Hof, bis auf
die Toskanareisenden, die es nicht mehr hielt in den Alpen. Nette
Verabschiedung, riesige, ganz unverdiente Geschenke an uns. Und dann habe ich
beim Versuch, Fotos von einer SD-Karte zu übernehmen, aus Versehen statt nur
eines alten Ordners darauf alles gelöscht. Carla: »Jetzt mögen die und gewiss
nicht mehr!«.Kleiner Trost: Die Bilder waren vom Vortag. Merke: SD-Karte immer
schreibsperren, wenn man sie fremdgehen lässt. [Aus diesem Satz macht Googles
automatische Übersetzung:
Note:
SD card always read-lock, if you let them cheat.] Trotzdem ist
mir ein Rätsel, wie beim Löschen eines von zwei gleichrangigen Verzeichnissen
alles weg sein kann, nicht einmal Reste im Papierkorb. Vielleicht hat es daran
gelegen, dass die SD-Karte nicht von der Kamera formatiert worden war.
Dann: Alle weg.
Eine Partie kam wieder, das Kind hatte sein Handy vergessen.
Danach sind Carla
und Mama ins Dorf gefahren zum Lebensmittel-Ersteinkauf; ich schlief mich erst
einmal aus.
Nachmittags kam der
Zimmerer, das Dach noch ein wenig mehr abdichten, und hat eine kleine Tochter
mitgebracht, leider nicht wie erwartet die ganze Familie. Wir saßen draußen am
Hof. Sehr nett.
Abends mit den
Pächtern.
Sonntag, 20. Juli
2014
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Sonntagsmesse
mit Motorrad- und Sarner Trachten |
Ins Hochamt, aber ohne Mama. Die Bänke sind wirklich quälend
eng, jedenfalls im Vergleich zum Cafe Post (sowohl Cafe Kirchplatz als auch
Milchbar hatten zu). Schöne, kurze Messe, Dreiviertelstunde; der Chor sang
frische Lieder, die man eigens auf einer Leinwand mitverfolgen konnte. Eher
dünn besetzt, auffällig eine kleine polnische Motorradgruppe mit martialischer
, schwarzer Schutzkleidung samt weißen Leuchtstreifen und Aufschrift. Guter
Kontrast zu den Sarner Trachten, dachte ich. Gute Predigt: Heute ließ der liebe
Gott im Gleichnis Weizen und Unkraut wachsen bis dann zur Ernte. Man soll nicht
zu früh urteilen, sich nicht über alles Böse gleich aufregen, das war das
Fazit.
Danach aufs Grab.
Danach zu Mama, und
alsbald zum heute frisch eröffneten Höllriegl, der den Garten allerdings noch
nicht in Betreib hatte. Alles top modern, drei Sterne plus S, wem’s gefällt.
Die alte kleine Stube ist irgendwo noch da. Wir saßen draußen am Eingang. Neben
uns nette Italiener mit Kindern und hiesigen Freunden. Spaghetti Carbonara
(relativ trocken aber gut), Schlutzkrapfen und eine Milzschnittensuppe. Das
nächste Mal wollen wir in den Garten des Gasthauses neben der Talferbrücke
gehen, Gasthof Bad Rungg. Da waren wir noch nie.
Nachmittags am Hof.
Bewölkt, fast schwül. Ich hänge die Harms-Pendeluhr, die bis zum 5. Juli 2014
in der Kiebitzstraße 62 in Aurich gelaufen ist, in der Stube auf, in memoriam
Margret († 3. 6. 2012) und Hermann Harms († 1. 7. 2014), neben ein Ölbild von
Gisela. Sieht nicht einmal so schlecht aus, auch das Schlagen alle halbe Stunde
hält sich in Grenzen.
Abends kleines
Abendessen zu fünft draußen am Hof. Ich brate mir Pilze, die wie immer leicht
durchwachsenen Reizker lösen leichtes Entsetzen aus, schmecken aber köstlich.
Einschub zum hiesigen Dialekt,
und nur eine
Einzelheit. So wie das globale »Hi« zur Begrüßung in Südtirol ein »Holia« ist –
allerdings nur unter Freunden zu verwenden –, mutiert ein Nein entweder krass
zu »na« und »noa«, oder eher sanft zu »nette«, und das dann zu »ette«. Nett.
Montag, 21. Juli 2014
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»Nebelreißen« im Tal nach einem Regentag |
Carla kann nicht schlafen und rückt in unser Bett ein. Ich
kann nicht schlafen und setzte mich noch vor vier in die Stube an den PC. Aus
dem Archiv suche ich die Bilder von der letzten Hausrenovierung 1956 heraus –
vor 58 Jahren! –
und baue sie ins Album
ein,
hier
der Hauseingang bis 1956 und die
Arbeit
an der Südseite, die man bis zum Bau der Gemeindestraße bei der Ankunft als
erstes sah. (Immer noch bin ich Birte dankbar, die mir die Alben der Großeltern
abfotografiert hat!)
Ich fahre früh um
acht ins Dorf, Besuch beim Forstamt und beim Bürgermeister. Er verspricht mir,
bei Gelegenheit die überraschend auf der Straße herauf abgetragene Ecke am
Marterl mit einer kleinen Mauer versehen zu lassen, wenn einmal ein Bagger in der
Gegend ist … Jetzt ist das ein kleines, hässliches Rutschgebiet. Zwei Kilo
Marillen und Pektin, damit macht Gisela dann gleich Marmelade.
Der Elektriker
kommt und beginnt, die Installation in Stall und Stadl zu erneuern.
Inzwischen gießt es
hier am Hof. Die zwei italienischen Arbeiter, die das Gerüst abbauen, müssen
die Arbeit einstellen, und die Fassadenputzer auch. Dafür machen sie uns die
Fußleisten im Bad fest, und arbeiten im Haus. An manchen Stellen hat das
Hochdruckreinigen der Fassaden doch auch innen Spuren hinterlassen. Ich
überlege, wie ich in das Hoffenster im Erdgeschoß eine Platte bekomme, damit es
nicht gleich wieder alt aussieht, und montiere den Kosmetikspiegel für die
Damen, dann schlafe ich mich aus.
Abends immer noch
Regen. Der Hydrauliker kommt und empfiehlt statt Umbauten an Reservoirs und
Leitungen oder Stadtwasser eine Infrarot-Entkeimung des Trinkwassers im Haus.
Das scheint nicht teuer zu sein und alle Bakterien abzutöten. Nach Regenfällen
hat das Wasser an der Quelle Keime, sonst nicht. Nur gut, dass wir umstellen
können. Wir besprechen die Abwassergebührvarianten, pauschal nach gemeldeten
Bewohnern – wobei schon Babys voll zählen – oder nach Frischwasserverbrauch
über den Zähler, der dann aber alles Hauswasser erfassen muss. Das Problem hat
hier neuerdings jeder Bauer, Handwerker usw. Überall macht der Staat teuren
Unsinn.
Um sechs fahren wir
nach Kematen und treffen dort meine Schwester und ihren »Mann«. Nettes
Gespräch, offen auch über Familie und frühere Zeiten, über Ehe (ist ein Freund
ein »Mann«?), über Mamis wechselvolle katholischen Erfahrungen und endlich
einer späten Hochzeit in Oberalm. Das Essen nicht so gut wie sonst immer dort.
Dienstag, 22. Juli
2014
Meine Damen verabschieden sich nach Meran. Ich bleibe mit
den Handwerkern allein am Hof, dazwischen »mache« ich Fotos und schreibe
Tagebuch.
Mittags brate ich
mir Ham and Eggs.
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Der Hauseingang, noch recht nass |
Nachmittags fahre
ich hinunter ins Tal in die »Handwerkerzone Dickerwiesen«, oberhalb der
Tanzbachbrücke. Auf der Suche nach dem Eingang zum
Steinmetzbetrieb Rammlmair – der auch
den riesigen Streinbruch am Tanzbach betreibt, treffe ich vor einer anderen
Firma (
Saedi) Albert Messner. Sie machen
patentierte knickbare Straßenschild-Stangen und Poller. Gemeinden können damit
Geld sparen und Unfälle mildern, sogar in bereits beschädigte Stangen lassen
sich die elastischen Zwischenstücke einbauen. Da müsste ich gleich darüber
schreiben! Beim Rammlmair melde ich mich gleich beim Chef an, obwohl ich gerade
heute hofgerecht unrasiert und in der alten blauen Feraud-Jacke bin, noch aus
Großvaters Zeiten. Dagegen Jakob Rammlmair in seinem Büro: elegant und
geschmackvoll angezogen nach feinster italienischer Art; könnte in Mailand
nicht besser sein. Trotzdem unterhalten wir uns über die alten Zeiten, über
Großvater, den er noch kannte; er stammt von der Säfn, dem nördlichen
Nachbarhof, wo darunter der Steinbruch liegt, war dann ins Tal gezogen. Und er erzählt
mir von Porphyr, den es grau, grün und rot gibt. Zur Zeit ist der grüne
beliebt, der aus dem Tanzbach-Steinbruch kommt. Für das Fensterbrett habe ich
eine Pappkarton-Schablone gemacht; er begleitet mich persönlich ins Lager, wir
suchen eine Platte aus, morgen könne ich den zugeschnittenen Stein abholen.
Aus Meran haben sie
mir wieder einen dicken Topolino mitgebracht (»Big«, 500 Seiten, Euro 6) und
Metallwinkel mit Holzschrauben. Damit mache ich die Pendeluhr ordentlich fest,
damit man sie beim Aufziehen nicht seitlich verrücken kann. Sie läuft eh recht
gut.
Mittwoch, 23. Juli
2014
Morgenspaziergang mit Taiga, die brav am Bildstock auf meine
Rückkehr wartet. Vormittags fahre ich dann die Steinplatte abholen, und bleibe
wieder bei Albert Messner hängen. Wir tauschen unsere halben Lebensgeschichten
aus, und er erzählt mir, wie er als Kind bei Talferhochwasser in Sarnthein noch
das Reiben des Gerölls gerochen hat; wir haben’s hier oben am Hof nur gehört.
Ist lange her. Er studierte Maschinenbau in Graz, hat dann in der
Getriebeentwicklung bei Daimler in Stuttgart gearbeitet, danach im Inntal als
Konstruktionschef, bis ihm das Hin- und Hergefahre ins Sarntal zu viel wurde
und er nach Bozen wechselte. Mit 39 hat er sich mit ein paar Freunden
selbständig gemacht, eben mit dieser Idee klappbarer Verkehrsschilder. Kennt
sich gut aus in Umwelttechnik.
Überhaupt lerne ich
hier viel zu. Erich, der ladinische Maurer am Hof, erzählt mir von Zement, der
gerne Wasser anzieht in die Mauern, weshalb man Zementmörtel Kalk beimischt.
Bei reinem Kalk wiederum sei »
Sumpfkalk«
das Allerbeste, für den eine deutsche Firma tausende von Pigmenten bereithält,
um die rein weiße Farbe zu tönen. Er meint, Purpurrot würde zwei Millionen Euro
das Kilo kosten. Im Netz – das mir hier ja inzwischen »wie ein Glöckerl« läuft
–
finde
ich höchstens dreihundert Euro.
G. und Carla backen
Marillenkuchen, fahren dann noch am späten Vormittag ins Dorf.
Am Nachmittag
erledigen die Maurer ihre letzten Arbeiten, Aufräumen ums Haus herum und vor
allem Ausbessern der schrägen Stützmauer und des Eingangs. Mehrere Platten sind
locker, die Schwelle bröckelt aus. Und dann, gerade als Erich seine neue
Schwelle liebevoll glattgestrichen hat, tapst Taiga hinein. Auf allgemeinen
Wunsch zweier Damen lassen wir den Fußabdruck drin. Später erfinde ich die
Geschichte, dass so eine »Bärentatze« von alters her böse Geister abhält.
Daneben ritze ich leicht »2014« ein. Wir setzen uns alle noch zu einem netten
Abschiedskaffee, dazu gibt’s den frischen, köstlichen Marillenkuchen. Abends
Gemüsesuppe mit ein wenig Fleischeinlage, und dann nicht zu spät ins Bett, denn
morgen wollen die Damen nach Bozen.
Donnerstag, 24. Juli
2014
Einschub DAB
Ich hab’ mal
nachgehört (oben bei Birte) und -gesehen, was es hier im Digitalradio gibt.
Unser aktueller Stuben-B&O-Empfänger von Brittings läuft weg, wenn er warm
wird, und klingt überhaupt gerne verzerrt. In Dab gibt’s
hier so ziemlich
alles,
siehe hier, nur wohl
wenig Schweizerisches. Birte hat einen
Pure Evoke D2
Imagination Model D 240, der kann auch herkömmliches UKW, Stereo aber nur
mit UKW, hat auch keine Lautsprecherausgänge dafür. Ich will mich einmal in
Deutschland dann schlau machen für hier.
Regen, besonders am Abend, wo unsere Freunde, die Str.
kommen. Also sitzen wir herinnen in der Stube. Wieder ist es besonders nett.
Helmut erzählt von seinen langen Fußwanderungen. Er will in Etappen bis Wien
kommen, und ist erst einmal von Bozen nach, ich meine, Spittal an der Drau gelaufen.
Vor lauter Details über Rucksackpacken, Tagesablauf und Mahlzeiten überhöre
ich, welche junge Frau ihn begleitet: Es ist die Tochter seines alten
Wanderfreundes, der leider schon gestorben ist. Bei uns gibt’s gemischte
Vorspeisen, dann eine Kartoffel-Gemüse-frische-Steinpilz-Suppe (gekaufte), zum
Schluss »Topfenmousse«, sagt G., aber ich finde, das »sagt’s nicht«, so
köstlich war die Angelegenheit.
Freitag, 25. Juli
2014 – Gardasee
.JPG) |
Gardasee. Paradeansicht bei der Einfahrt über Nago |
Carla und ich schlafen schlecht, ihr ist bissl schlecht, und
ich ärgere mich wieder einmal über eine Mail. Man soll’s sein lassen in den
Ferien. In der Früh geht es ihr wieder gut und ich hab’ geantwortet. Wir wollen
an den Gardasee zu unseren Freunden fahren. Also: Bin schon weg!
Wir zwei kommen statt wie von uns geplant um
neun, erst um halbzehn los, unsere Freunde hatten uns noch früher erwartet.
Trotzdem lassen wir uns Zeit. Ich mache noch ein Standardbild von Runkelstein
aus Norden. Dann gurken wir bei der Autobahneinfahrt Bozen-Süd riesige
Schleifen umher; das kommt von den Mautstationen, erkläre ich Carla.
Ausnahmsweise ist sie ansprechbar und ohne Kopfhörer; das hatte ich mir für die
Fahrt erbeten, schon damit ich was erzählen kann von früher. Auer mit Castel
Feder, wo man bis zum Hof sieht, Salurner Klause. Wenige Baustellen. Die
Ausfahrt Trient-Zentrum ist gesperrt, aber wir wollten eh über Rovereto. Ein
Tunell umfährt Mori, das Verbindungsstück (SS 240) weiter zum Gardasee über den
unmerklichen Passo Giovanni ist kurz und schnell. Im Kreisverkehr in Nago
verfahre ich mich Richtung Arco, »bitte wenden«, und dann endlich richtig hinab
zum See. Der Aussichtsparkplatz hinter der ersten Kehre (mit überhöhten Rändern
für die Raser) ist voll, ich komme aber doch
noch
für ein schnelles Foto (links) hinein. Beim Tunell hätte ich aus dem Auto
fotografieren müssen, das wäre dann Postkarte Nummer zwei. In Torbole high
life, die Leute liegen an den verschiedenen Hotelpools. Viele Radfahrer in
besten Ausrüstungen aber meist ohne Licht in den »Einhausungen«. Sonst hat sich
außer global modischen Kreisverkehren nichts geändert. In Malcesine, eigentlich
ein paar Kilometer davor, finden wir auf der alten Via Navene Vecchia, die
etwas oberhalb der Seestraße (»Gardesana orientale«) verläuft, auf Nummer 96 das
»
Hotel Majestic Palace«,
****.
Unsere Freunde
erwarten uns schon. Wir wandern zum nahen
Hotel
Villa Lisa, von dem aus man einen herrlichen Blick über den See und vor
allem nach Süden zum Skaliger-Kastell in Malcesine hat. Auf der
Aussichtsterrasse genießen wir Aperitifs und für Carla und mich Tosti. Ich
versuche herauszufinden, wo genau gegenüber mein dramatisches Kaffeehaus in
Tremosine ist, aber da liegen alle Dörfer hineingepresst in den Berg, bis
hinauf zum
Monte
Bestone (917 m), noch einer der niedrigen dort gegenüber. Welches ist nun
die James-Bond-Strecke? Später bestätigt Google: Es ist die Provinzialstraße SP
38 durch die Brasa-Schlucht nach Pieve di
Tremosine (sprich Tremóhsine
mit dem offenen, italienischen O, nicht wie Apfelsíne!), von
Motorradfahrern
hoch gepriesen, von James Bond z. B.
hier
die Story,
hier der
Filmausschnitt mit ein paar Marmorsteinbrüchen in Carrara dazwischen und dem überraschenden
Etappenende in Siena! Für Touristen empfiehlt sich in Pieve über dem Gardasee die
Bar Tremosine oder besonders die Aussichtsterrasse « del brivido » (des
Grauens) im Cafe des Hotels Paradies.
Wir entschließen
uns zu einem Badenachmittag am »Gardaseestrand«. Ich gehe schon einmal an einem
ganz neuen, architektonisch sehr modernen Haus mit Pool die steile Treppe
hinunter zur Gardesana, durch einen Olivenhain, an Villen vorbei, einem
Campingplatz, der Surfschule am Strand, bei der Carlas Freundin am Vortag die
Prüfung gemacht hatte, zum Landeplatz der Gleitschirmflieger (Paraglider), die
mit der Seilbahn auf den Monte Baldo hinauffahren und dann eine gute halbe
Stunde lang hinabschweben. Mitfliegen kostet 130 Euro,
Prospekt hier.
Wir sind bei der
(fast schwülen) Hitze aber nur auf Sonnen- und Baden eingestellt, lagern leicht
verboten am nördlichen Rand des »Flugplatzes« an einer Badebucht und genießen
den Ausblick auf die wilden Wolken und friedlich Badenden, beobachten eine
ältere Surferin, die stundenlang ihr Surfsegel nicht hochbekommt, zu
ungeschickt und zu kraftlos. Der See ist « poco mosso », wenig bewegt. Ein Gewitter
kommt nicht, dafür bei uns beiden leichter Sonnenbrand. Carla und ihre Freundin
tollen im Wasser herum, ich auch, aber weniger toll. Über uns landen
spektakulär und hochpräzise die Fallschirmflieger herein, einer übt stundenlang
am Boden im Südwind mit den beiden Steuerleinen das Gleichgewicht.
Gegen fünf brechen
wir die Braterei ab und wandern wieder hoch zum Hotel. Der Gastgeber hat einen
leichten Schwächeanfall; ich bin gewohnt, es langsam angehen zu lassen. Wir
haben dann noch ein Stündchen bis zum Dinner, ruhen uns aus, die Kinder erproben
die Hotelanlagenpools, zuletzt wird extra der Schlüssel zum großen Trampolin
geholt, ich zeige den beiden die »Tankrolle« (einen Purzelbaum zu zweit), dann
üben sie noch erfolgreich Salto.
Am frühen Abend dann
schreiten wir, frisch geduscht und umgezogen, zum Dinner im großen Saal des
Hotel Majestic Palace. Buffet für über fünfhundert Gäste mit allen Raffinessen;
beliebt sind Muscheln, Salate, Schweinsbraten usw. Hauptsächlich deutsche
Familien; überhaupt kann hier fast jeder deutsch.
Nach dem Essen
fahren wir in einem Auto nach Malcesine in die Altstadt. Ein schönes
Keramikgeschäft mit «
Garda Ceramiche
» Die Geschäfte haben ausnahmsweise bis zehn Uhr offen, was das ganze
romantische Dörfchen belebt. Nur eine schlechtberatene Urlauberin müht sich
anhand ihres Begleiters auf hohen Schuhen über das Katzenkopfpflaster. Bloß das
Kastell bleibt geschlossen und nur angestrahlt. Wir schlendern durch die Gassen,
zum Schloss, zum alten Hafen, lassen den Tag ausklingen. Ein unvergessenes
Erlebnis, auch für die jungen Damen.
Wir bringen dann noch
unsere Freunde zurück ins Hotel und fahren heim auf den Hof, von elf bis halb
eins. Auf der Autobahn macht sich das ja ganz gemütlich. Carla schläft.
Vormittags ins Dorf beziehungsweise nach Bozen. Nachmittags
Regen; das Dach weiter undicht. Abends Besuch, mit dem wir eigentlich in die
Reinswalder Pizzeria hatten fahren wollen. Der wird auf den Hof umgeleitet, und
ein großer Kalbsbraten aus der Tiefkühltruhe gefischt. »Großes «
Abendessen, gute Unterhaltung.
Wir erfahren alles
über Lochers Notlandung auf der dritten dreier Inseln in Kroatien. Das »Benzin«
war ihm ausgegangen, nachdem eine Ausgleichsvorrichtung zwischen den
Kraftstofftanks in den beiden Flügeln nicht richtig funktioniert hatte. So
ähnlich. Und weitere Geschichten aus dem Dorf. G. speichert Einzelheiten der
Käseproduktion, etwa den enormen Milchverbrauch, um sie gleich anderntags
unseren Gästen aus Bonn zu unterbreiten; eine ambulante Wikipedia! (Der mobile
Internetanschluss, für den ich ein zweites Mal fünfzehn Euro im Monat zahle,
läuft hier inzwischen fast besser als mein Bonner.)
.JPG) |
Stadldach mit Sonne |
Brav ins Dorf zum Hochamt (Neun Ministranten, 43 Minuten!) beziehungsweise
ins Kaffeehaus unter der Plane bei der »Post«, Grab, dann Schlendern durchs
schon wieder sonntäglich leere Dorf; probeweise Mittagessen im Garten des
Gasthauses Rungg, in dem wir die einzigen Gäste sind. Schade. Auch wir essen
nur Kleinigkeiten, aus denen sich die Kunst des Kochs nicht ableiten lässt.
Jedenfalls wenig aufregend.
Nachmittags kam
unser Besuch aus Bonn; sie waren schon früh losgefahren und hatten dann nur am
Fernpass Stau. Abendessen in der Pizzeria Hofer in Sarnthein, voll. Die drei
Kinder weben sich Gummiarmbänder mit »
Rainbow Loom« (loom =
Webstuhl), was bei nur vier »Stützen« auch mit einer einfachen Gabel geht.
.JPG) |
Das Haus, frisch und ohne Gerüst |
Ausnahmsweise ein herrlicher Tag, den die Gäste und meine
Damen in Bozen genießen. Fast zu heiß ist’s dort, sagen sie. Ich bleibe am Hof,
zumal ich nachmittags mit dem Förster in den Wald möchte. Der Waldarbeiter –
eigentlich die Firma »Holzernte Menghin« – muss überzeugt werden, bei uns
möglichst viel zu arbeiten, bevor sie anderswo tätig werden. Termine drängen,
außerdem die schon vor Ende des Jahres entschwindenden Subventionen, etwa für
Seilbringung. Das gelingt einigermaßen. Überraschend der Großvater an der Winde
(ein verantwortungsvoller Sitzjob), 87 Jahre alt. Dann fahren wir noch zur
Oberen Wiese, schon auf dem abgetrennten Gebiet meiner Schwester, und treffen
ihren pensionierten Freund Karl beim Wegrichten. Am Oberen Stall zeige ich dem
Förster den Gedenkstein der Großeltern,
»Anton, Mariann, Heinz, Mariann Hödl 15. 3.
1939«. Warum das Datum? Einmarsch
der Wehrmacht in die Resttschechei?
 |
Blick vom Sagbödele-Schlag nach Gießmann, Panorama |
Dann gehen wir den
Steig zum Sagbödele, finden die Bäume nicht reif wie im Waldwirtschaftsplan
sondern eher »halbreif«, neben Zirben relativ viele Fichten; und leider keinen
natürlichen Nachwuchs unter Gras und grassierenden Alpenrosen. Großvaters
Probestelle mit Kalkdüngung außerhalb der Quelle ist nicht mehr zu erkennen.
Der Sagbödele-Schlag, ausgelöst durch einen Windwurf, ist größer, als ich
dachte.
Ich steige dann
steil zum Höhenweg hinunter und sehe gerade noch ein Auto wegfahren; dort ist
Fahrverbot. Leider gelingt es mir nur, das Nummernschild teilweise zu
fotografieren (EV 270A?). Am Hof zurück: müde und verschwitzt.
Am Abend essen wir
hier und haben dann lustiges Disco-Dancing mit den Bee-Gees.
Die Kinder ziehen
zum Schlafen alle in ein Zimmer.
.JPG) |
Wäschetrocknen im Zimmerhäusl |
Regen. Unsere Freunde reisen mit vollem Gepäck ab nach Bardolino
am Gardasee, im Süden auf der Ostseite. Wäsche. Der Mann von »
Sebach« kommt und nimmt das »Dixi«-Klo mit,
it. »bagno«, Bad. Nachmittags lange Rast. Abends kommt wie versprochen der
Geometer mit dem Projekt für den Schragenweg und der Rechnung. Er klagt
darüber, dass ihm der Staat siebzig Prozent seiner Einnahmen nimmt. Dann kommt
Eduard, ein »neuer« Zimmermann aus Außerpens, der uns die am Rand anfaulenden
Dächer vom Zimmerhüttl samt Bienenhaus und das Garagendach unten am Tanzbach
reparieren soll. Zum Schluss noch der Hydrauliker zur Übergabe. Wir sprechen
über
UV-Entkeimung.
Dazwischen »mache«
ich die Bilder, spiele mich erinnernd mit Tremosine, finde, dank Internet, den
Balkon »des Grauens« in Pieve hoch über dem See. Probleme mit der fast vollen
SD-Karte hab’ ich gelöst – wenn an meiner alten Kamera etwas nicht läuft, wird’
ich nervös.
Abends Heimkino.
Einschub »Überfall auf die Resttschechei«, 15. März 1939
Ich meine,
Großvater hat bewusst dieses Datum für den Gedenkstein auf der Oberen Wies
gewählt, bin mir aber nicht mehr sicher, ob er sich dahingehend geäußert hat.
Auf jeden Fall hat dieses Ereignis ihn und seine Familie in Brünn, persönlich tief
betroffen. Ich stelle mir vor, mein Großvater (
s. Stammbaum, geb. 19.
Dezember 1881) damals 57 Jahre alt, Großmutter 47, mein Onkel, 24, meine
Mutter, 19, ich war dort noch nicht geboren, und da überschreitet Hitler zum
ersten Mal deutsche Grenzen ins Ausland, und das genau dort, wo meine
Großeltern – alte Österreicher – leben. Der »großdeutsche« Österreicher, mein
Großvater, der sich nur die Vereinigung aller Deutschen erhofft, erlebt im
eigenen, althabsburgischen Land Mähren, dass Hitler etwas ganz anderes vorhat. In
Großvaters Memoiren
lese ich, dass nicht nur er erkannt hatte, wie gefährlich die Lage geworden
war, wie das »Reich« einem Abgrund zusteuerte.
Er hatte sich mit
dem Siebenfahrer im Herzen Tirols einen Fluchtpunkt geschaffen, eher zufällig,
aber doch, und hatte Angst, dass ihm auch der im Fall einer deutschen Niederlange
genommen würde; deshalb der Gedenkstein – den hat er stets so erklärt.
Bei schlechtem Wetter fuhren wir gegen acht los, das Tal
hinaus, am Siegesdenkmal in Gries vorbei, zur Autobahn nach Süden.
Das weißmarmorne
Denkmal aus dem Jahr 1928 ist für mich ein interessantes Relikt seiner
Zeit, vielen hier allerdings ein Dorn im stramm tirolischen Auge. Seit kurzem
befindet sich darunter eine Gedenkstätte, die erklären und versöhnen soll, dazu
als Hinweis eine rotleuchtende Banderole an der linken mittleren Säule. Meine
Ansicht ist bekannt: Man möge doch alles Ältere als zwanzig, dreißig Jahre zu
Geschichte zählen und nicht mehr persönlich nehmen.
Auf der Fahrt über
die Autobahn, hier im Land der rostigen Leitplanken, saß ich hinten, sah die
wolkenverhangenen Berge an mit vorbeiziehen, dachte: Wenn man sich vorstellt,
dass dieses fruchtbare, breite und tiefe Tal von einem Fluss gegraben worden
ist in unendlichen Zeiten, erst dann spürt man, wie wenig der Mensch ist, wie
wenig er bewegt, und vor allem: wie kurz einer lebt. Das Wetter war auch nach
trüben Gedanken.
Dafür gab’s im
Radio die heitere Geschichte eines Autos, das für dieselbe Autobahnstrecke
unterschiedliche Maut hatte zahlen müssen. Die Autos werden bei der Einfahrt automatisch
klassifiziert,
und da kann es schon vorkommen, sagte der Chef der Autobahn dem Radio, dass
eine Motorhaube zu niedrig eingeschätzt wird, wenn man bremsend in die
Mautstelle einfährt statt nur rollend und das Auto vorne einknickt. Jetzt
stelle ich mir vor, dass künftig alle schlauen Südtiroler mit quietschenden
Bremsen ihr Ticket ziehen. – Am 5. August ruft mich eine gut deutsch sprechende
Dame von der Autobahngesellschaft zurück und wundert sich, dass ich das
Ticket
noch habe. Ich hab’s bei der Fahrt fotografiert. Die Klassifizierung,
erklärt sie, erfolgt bei der Ausfahrt. Am Ticket stünden nur Datum,
Einfahrtstation und ein fortlaufender Kode.
Auf der Fahrt
verabreden wir uns telefonisch mit unseren Freunden in Bardolino, die dann
prompt in Verona an der Arena zu uns stoßen. Wunderwerk Mobiltelefon!
Es regnet leicht.
Ich kaufe eine FAZ und eine Landkarte à drei Euro, G. übernimmt traditionsgemäß
die Führung, die Via
Mazzini
hinunter (der italienische Chauvinismus wird in Verona besonders deutlich, aber
wie gesagt: Geschichte). Es drängen sich Fremde aller Couleur, der ganze
Gardasee scheint hier das Schlechtwetter zu nutzen. Im Innenhof von Julias
Wohnhaus meint man, gleich gäb’s vom berühmten Balkon Kamellen für die Menge.
Und jeder will Julia an die rechte Brust greifen, möglichst noch zugleich ein
Selfie schießen. Ein Mädl, stilgerecht aus dem Osten, müht sich unter den
ungeduldigen Blicken ihrer Mama, in eine
Zorki 3
einen neuen Film einzulegen und stört sich daran, dass der Auslöser nicht
arbeitet. Zu spät fällt mir ein, dass der erst das Aufziehen durch Weiterdrehen
braucht, denn G. ruft mich wieder einmal mobil zum Folgen auf.
Von der Piazza Erbe
zu Dante und in den Innenhof mit der Treppe – das ist der Justizpalast (Palazzo
della Ragione) –, dort ein nur halb erfolgreicher Selbsttest des »Mauls der
Wahrheit« (
boca
de leon),
hier
im Bild.
Johann
Matthias von der Schulenburg bestaunt. Bei den Skalikergräbern ein
Abstecher in die kleine Kirche Santa Maria Antica. Dann über Sant’ Anastasia
weiter zum Dom.
Hernach waren wir
reif fürs Mittagessen. In der Osteria Macafame, Via delle Fogge, fanden wir
noch Platz unter den Schirmen. Das Essen war leicht und gut, die Bedienung
ausgemacht freundlich. So freundlich, dass ich sie fragte, ob sie die Tochter
vom Chef sei? – Nein, eine »dipendente«! Es fing an, stark zu regnen. Wir
mussten aber ohnehin bis nach drei Uhr warten, denn die Damen wollten nur mehr shoppen.
Dann war alles wieder trocken (und dampfig bis schwül).
Langes, wiederholtes
Warten vor modischen Geschäften in der
Via Mazzini.
Wandern über die
Piazza Brà (Arena) zum Kastell und der Etschbrücke dort.
Am Rückweg einen
letzten Kaffee bezw. Chinotto und Tonic Water.
Abschied wieder an
der Piazza Brà.
Ich bin dann noch
ein die Paolo-Veronese-Ausstellung gegangen im Palazzo della Gran Giardia an
der Piazza Brà. Fleißige Skizzen, fast wie von Rembrandt. Perspektiven von
unten, die sich für Deckengemälde bestens eignen; die Augenhöhe des Betrachters
meist unter Tischhöhe. Führung der Augen des Betrachters über das (oft riesige)
Bild. Portraits. Sehr schön, etwas zum Ausklang halt.
Am Rückweg zum
Parkhaus in einer Seitengasse, in der Via dei Mutilati, der Straße der
Versehrten, wieder ein Marmordenkmal, die Casa del Mutilato von Francesco
Banterle aus dem Jahr 1934 mit heroischer Aufschrift:
in sacrificio triumpans, mutilavit hostis,
recreat patria. Die Statuen sollen von Ruperto Banterle sein, gute Bilder hier. Francesco
Banterle scheint in der faschistischen Zeit zwischen 1922 und 1927 ein
fleißiger Architekt in Verona gewesen zu sein, der viele Umbauten machte und
drei riesige Arkaden an der Piazza Erbe vorgeschlagen hatte, die vom Denkmalamt
verworfen wurden, steht
hier. (Er ist nicht mit dem aktuellen gleichnamigen HDR-Spezialisten
zu verwechseln.) Ruperto (= Umberto) Banterle war damals ein bekannter
Bildhauer, verwandt?
Geruhsame Rückfahrt auf den Hof, um halb
neun hier. Müde.
Vormittags machen
die Elektriker fertig.
Spannend im wahren Wortsinn ist vor allem die neue
unterirdische Zuleitung zum Stadl. Wir entdecken ganz ungeahnte Hohlräume im
Haus. »Kein Wunder, dass die Mäuse Kirchtag haben!«, meint einer.
Meine Damen fahren ins Dorf, Großeinkauf,
schon für das Försterfest am Dienstag.
Ich wasche zwei Wäschen und vertiefe mich
ins Tagebuch und die Bilder.
Mitten in der Nacht
waren Birte und Familie gekommen, nicht ohne Ärger. Sie hätten um halb eins
nachts hier sein sollen, kamen dann aber bei einem der unteren Tunnels nicht
weiter. Nachtsperrung der Sarner Straße! Wir alle hatten davon nichts gewusst.
Die Ankündigung am Eingang ins Tal war leicht zu übersehen gewesen und sagte
ohnehin nur, dass gesperrt ist. Verzweifelt rief Birte um Mitternacht an, und
dann war auch ihr der Umweg über Klobenstein eingefallen. Also wieder zurück
aus dem Tal, durch das nächtliche Bozen, hinauf auf den Ritten und die kurvige
Straße hinunter nach Wangen und dann zu uns. Eine Zumutung. Sonst wären sie
übers Joch gefahren.
Wir alle waren schon längst schlafen
gegangen. Ich wachte wieder um zwei Uhr auf, schlich mich zur Haustür, und war
erst einmal überwältigt vom Sternenhimmel. Und dann dachte ich: Wartest auf die
Kinder, die müssen ja bald kommen. Und natürlich kamen sie nicht, bis ich mir
schon Sorgen machte. G. riet dann nachzusehen ob sie nicht schon da sind? Und
richtig, da stand längst ihr Auto. Beruhigt hab’ ich dann geschlafen.
G. ging’s nicht so gut: Sie hatte sich den
Magen verdorben, oder hatte ihr das Wasser hier nicht gut getan, jedenfalls war
sie ganz unpässlich, bis jetzt am Sonntagabend … Darunter hat sie die ganze
Zeit, die Birte hier war, gelitten, und wir mit ihr. Fieber bis 39.
Am Freitagnachmittag dann war in Bozen die
jährliche »Hofversammlung«; darüber anderswo.
Am Hof waren Freunde aus Bonn auf der
Rückreise aus der Toskana vorbeigekommen. Die haben Carla und ich dann am Abend
leider nur allein zur Pizzeria begleitet, wieder nach Reinswald, diesmal dort
aber in die »gute Stube« hintenhinaus. Ich hatte die gar nicht gekannt. Die
anderen waren am Hof geblieben. Alle müde, aber eben sehr nett.
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Runkelstein aus dem Sarntal |
Schon ganz früh mussten unsere Freunde weg, zurück nach
Bonn; ich hab’ sie noch (etwas verschlafen im Bademantel) verabschiedet.
Trotzdem: ein erfreulicher Besuch!
Mittags waren wir
mit unseren Bozner Freunden verabredet. Ohne G. fuhren wir dann schon etwas
früher nach Bozen, bummelten durch die Stadt, ich kaufte eine Ersatzleuchtröhre
in einem althergebrachten Universalelektrogeschäft im Durchgang zur
Dr.-Streiter-Gasse mit dem Spielwarengeschäft Gutweniger (kenne ich noch aus
meiner Kinderzeit), Birte besorgte dort Fläschchen für die kommende
Kinderkrippe (Kindergarten) in Zürich. Der Schlosser am Obstmarkt, ganz, ganz
professionell, hatte samstags geschlossen. Dafür war der Obstmarkt schön – wir
hatten eine Stunde ohne Regen erwischt –, überhaupt Bozen. Durch Zufall kamen
wir ins »Merkantilgebäude«, ein Museum ist drin, das ich mir einmal ansehen
muss. Unten wurde gerade für einen Konzertabend geübt. Ganz oben ist ein
herrlicher Ratssaal. Ruhige, schöne Stimmung.
Zum Mittagessen
fuhren wir dann wie vereinbart nach Vilpian. Unsere Freunde hatten besagte
junge Wanderfreundin mitgebracht, Gespräch gab’s genug, und wirklich guten Wein
und gutes Essen. Draußen blühten die ? , Regen und Wolken verhingen die Mendel,
und Nachmittags waren wir wieder am Hof. Basteln (die Arbeitslampe, erstmals
eine Feinsicherung ohne Nachrechnen durch eine einzelne Drahtlitze ersetzt),
aus dem vielen Hackfleisch für Grill-Patties wurde eine Roulade mit eingelegten
harten Eiern, schön und schmackhaft. Ich briet mir schon vorher Herrenpilze,
die dann niemand mit essen wollte.
Alle zum Hochamt, nur G. konnte nicht mitkommen. Die
Schweizer hatten schon gepackt, Klein-Frida war etwas knatschig, lebte aber
sofort begeistert auf, als sie am Hof die Taiga sah – und Taiga auch! Eine
Hundefreundin.
Wieder eine schöne
Messe am »
Portiunkulasonntag«
mit Aussetzung der Monstranz und – je nach Zählung von Carla oder mir – 13 oder
15 Ministranten. Deutliche Fürbitten gegen Politiker, die ihr Amt nur als
Privileg und nicht als Verpflichtung sehen. Ans Grab der Großeltern.
Höllriegl
überfüllt. Wir sind dann wieder ins Gasthaus Rungg gegangen, und waren wieder
die einzigen Gäste. Schöne Schaukel für die Kinder, herrlicher Blick auf Schloss
Reinegg und die Sarner Scharte. Kleine Unterhaltung mit der Wirtin; der Vater
hat Großvater noch gekannt. Dann sind unsere drei wieder heimgefahren nach
Zürich, eine lange Fahrt, Carla und ich auf den Hof.
Gemütlicher
Nachmittag am Hof, ausnahmsweise ohne Regenschauer. »Reversi« mit Carla
gespielt, gleichauf; zwei Wäschen gemacht. Die Funktion des mobilen Routers
vorgeführt, Staunen, wobei gerade jetzt das Netz nicht richtig will. Auf die
gesimste Frage nach dem Kontingentrest (»saldo« an 4155) kam allerdings bloß: «
Gentile Cliente, attualmente non è possibile accogliere la sua richiesta per
motivi tecnici. La preghiamo di riprovare più tardi. ». – Am Montag im Dorf
wurde mir erklärt, dass ich mein Kontingent überschritten hatte, und dass die
richtige Abfrage an 4155 »dati« sei. Nach Aufladen von wieder einmal 15 Euro am
Montagvormittag kommt daraufhin, nur ein paar Stunden später: « Dati: Ha ancora
a disposizione il 50% di 6 GB, prima che la velocità sia ridotta. Prossimo
rinnovo il 24/08/2014. » Ich habe allerdings den Eindruck, dass die
Geschwindigkeitsreduktion noch mindestens einen halben Tag lang den Zugang
ausgebremst hat.
G. wird langsam
unleidig wegen ihrer Krankheit, verständlich.
Einschub »Bravo«
Carla wollte einmal
bei Mama schlafen, da bin ich die Nacht auf Montag hinüber ins Kinderzimmer
gezogen. Der Sonntag war schön gewesen, unterhaltungstechnisch vor allem eine
schöne Messe mit Familie, guten Liedern, spürbarer Frömmigkeit. Dann Mittag,
einfach im Wirtsgarten mit Blick auf Berge und Burg. Nachmittags Federball,
Malen, Basteln am Hof. Nur einmal Spannungen wegen dem Essen der Reste von
gestern. Abends saßen Carla und ich vor dem PC-»Fernsehen« bei zwei ganz frühen
»Steeds« bezw. »Emma Peels«, erstmals »in colour« . Nachts jetzt lese ich nun
ihr abgegriffenes »Bravo« (Nr. 30). Nimmt man’s ernst, so schlägt das ein wie
ein Vorschlaghammer in diese eigene Welt hier. Dank Dr. Sommer wissen nun der
fragende Sven, 12, und ich, dass Penisse »in ganz seltenen Fällen« reißen
können, Larissa, 15, wird auf die Frage belehrt, ob Sex einmal die Woche
genügt, dass es »nicht darauf ankommt, wie oft du mit deinem Freund schläfst,
sondern dass ihr Spaß dabei habt«, und Nico, 16, dass er seiner neuen Freundin
gestehen soll, dass er seit Jüngstem schwul ist: »Ganz wichtig: Mach dir keine
Vorwürfe! Es ist gut, dass du deinen Weg gefunden hast.« Auf einer Doppelseite
lerne ich mindestens zwei neue Verhütungsmethoden kennen, weil »zu keiner
anderen Zeit im Jahr die Liebe so viel Spaß macht wie in den Sommerferien«, was
grammatikalisch sicher so stimmt, obwohl Sex gemeint ist. Der Verhütungsring
sollte am besten im Kühlschrank aufbewahrt werden. Nun gut. Ich mache das mit
Batterien und Medizinen auch so. Daneben gibt’s in Los Angeles ein Comeback von
Chris Brown in die »Schläger-Gang«, gleich nach seiner Entlassung aus dem
Gefängnis, allerdings journalistisch durch ein Fragezeichen abgesichert.
Rihanna (»RiRi« unter uns Bravo-Lesern), 26, angelt sich als Drake-Ersatz nun Big
Sean. Mike Weber (eine Frau, strahlend blond) aus RTLs täglichem »Köln 50667« zieht
weg nach London, nach einer Fehlgeburt und »der Sache mit Bruno«. – Alles ist
möglich, hauptsächlich Sex.
Ich denke an meine
Erziehung zurück, 1952–1961 in einem staatlichen Internat in Oberbayern, bei der die Beherrschung der Gedanken oberstes
Ziel war. »Illustrierte« waren verboten. Über die Lust hatte diese Welt möglicher
Sünden »in Gedanken, Worten und Werken« ganze Schichten von Moral und Sitten
gelegt, was heute als unmöglich repressiv empfunden wird; ich könnte dafür nachgerade
vom Staat späten Schadensersatz verlangen. Natürlich war uns das nicht immer
angenehm. Oft konnte ich am Sonntag nicht zur Kommunion gehen, wegen einer
»schweren Sünde« (und nicht, weil ich angeblich etwas gegessen hatte). Allein
sonntags die Messe zu schwänzen galt als Todsünde. Beichten war auch nicht
immer bequem. Trotzdem haben wir den Primat des Geistes, des eigenen Willens
über den Strömungen der Welt hochgehalten, sind nicht nur auf der
niedrigstmöglichen Höhe mit dem Strom geschwommen. Wir sollten und wollten eine
orientierte, zielgerichtete Selbstbestimmung lernen und haben eifrig an uns »herumgeschnitzt«.
Sex, alleine, und an mehr war nicht zunächst nicht zu denken, war wie jede Ekstase
eine Verwirrung der Gefühle, und später ein großes Risiko, das Furcht und
Nachgedanken über Gebühr gefangen hielt. Die Lebensfreude sollte frei sein, vom
Herzen kommen, nicht nur aus dem Bauch oder darunter. Freude musste nicht unbedingt
mühsam erreicht werden, »Kraft durch Freude« war schon vorbei, oft aber stellte
sich heraus, dass Freude nach Erfolg und der erst nach Anstrengung kam.
Verzicht bringt Freude, Genuss nur Fülle. Fülle Aufstoßen.
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G. geht es besser, kein Fieber. Das Wetter ist herrlich. Die
meiste Wäsche vom Vortag hängt schon trocken im »Zimmerhüttl«. Im Dorf kümmere
ich mich um meine verschollene Bacomatkarte, die Datenkarte, und kaufe beim
Rott ein. Der hat über Mittag offen!
Nachmittag sind
meine Damen doch nicht nach Bozen gefahren; wir hatten wieder einen gemütlichen
Nachmittag am Hof, Carla malte und hörte ein Hörbuch, ich überholte den Siphon
im Badezimmer, ein Gitterrost (vorne links am Hauseck) wurde für die neue
Traufe verkleinert; Federballspielen. Abends wieder zwei Steeds.
Im Garten blüht
blau das Zigeunerkraut, offensichtlich eine Kleesorte, doch schön hoch
wachsend, vielleicht einen Meter hoch. Kleine Garben werden hängend getrocknet.
Botanisch und politisch korrekt ist’s Brotklee, Trigonella caerulea. Samen und
Geschichten dazu findet man im Internet.
So
schreibt ein Gerhard: »Schabziger Klee, Blauer Steinklee, Blauer
Bockshornklee, Brotklee heißt botanisch Trigonella caerulea. Kommt gut als
Gewürz in Käse, Brot; wirkt verdauungfördernd. Hauptinhaltsstoff ist das
Trigonellin, was auch z.B.
in Bockshornkleesamen enthalten ist. Ich kenne ihn nur als Käsegewürz zu
Blühbeginn und als Brotgewürz bei beginnendem Samenansatz geerntet. – Heuer habe ich zum ersten Mal Brotklee im
Garten. Er blüht jetzt schön hellblau. Wenn ich ihn koste, Blatt oder Blüte,
schmeckt er überhaupt nicht so, wie erwartet. Entwickeln sich die Aromastoffe vielleicht erst beim Trocknen?
– Richtig: Es werden die oberen Pflanzenteile während der Blüte geerntet und
getrocknet verwendet; dann riecht und schmeckt es auch angenehm würzig (milder
als Bockshornklee)«. In der
Wikipedia
wenig, nur ein guter Hinweis auf eine südtiroler Seite:
http://www.brotklee.it/: »Wird in Südtirol
im Hochpustertal bei Toblach nach den Regeln des biologischen Landbaus
angebaut. Die bei Bernhard Feichter angewandte Anbau- und Herstellungsmethode
gibt diesem Brotklee seinen unvergleichlichen Geschmack.« – Na bitte!
Dienstag war der Tag des geplanten »Forstfestes«, Dank an
Forstarbeiter und Förster für die Arbeit in unserem Wald. Da wurden Wege
gerichtet – die Folgen zweier Abrutsche hatten gerichtet werden müssen, der Italienerweg
sogar mit einer wie stets tief eingegrabenen
Krainerwand, der
Wasserdurchlass beim engen Tal war mit einem Gitter abgedeckt worden, die alte
Hofauffahrt auf der Sonnseite und vieles andere mehr. G. hatte Speck- und
Salamibelegte Platten bestellt, zwei Kästen Bier gebracht, Wein, Käse, Brot
aller Art, und war damit aus dem Dorf zurückgekommen. Das Bier wurde im Trog
eingekühlt. Wir hatten Tische und Bänke auf den Hof gestellt. Zum Fest gab’s
dann Reden und Gegenreden, die Stimmung war gut und angeregt. Ein voller
Erfolg!
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Blick auf die auf den Siebenfahrer folgenden Höfe Haselbrunn und Schlögg |
Wieder ein strahlender Tag. Wir allerdings mussten in die
Stadt, fuhren sogar getrennt. Ich musste zum Amt für Bergwirtschaft, nachfragen
nach der Subvention für die Verlängerung des Italienerwegs, die wir, meine ich,
2005 eingereicht hatten. Erfolg. Auch einen Schlüssel für das mühsam ausgebaute
Kapellenschloss bekam ich auf Anhieb: Larcher, Obstmarkt 3, hat alles
Schlossige.
Zum Essen traf ich
mich dann mit der Familie am Obstmarkt und fuhr schnell zurück auf den Hof. Wir
wollten die Holzarbeiter am Jagersteig aufsuchen,
siehe besonderes
Album. Ich finde immer noch, das ist die schönste Stelle im Wald.
Ein sehr schöner
Tag. Wir haben lange draußen gesessen.
Einschub Stempelmarke
»Muss ich mit einer
Strafe rechnen, wenn ich auf meine Honorarnoten für eine gelegentliche
freiberufliche Leistung keine Stempelmarken klebe?«, fragt ein Leser den
Wirtschaftskurier . »Ja, wenn das Honorar 77,47 Euro übersteigt, muss eine
Stempelmarke von zwei Euro aufgeklebt werden. Ansonsten droht eine
Verwaltungsstrafe von 100 bis 500 Prozent des Wertes der Stempelmarke.«
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Osterbach nach Regen |
Tag des Kofferpackens, jedenfalls für meine beiden Damen.
Ich darf noch ein wenig länger hier bleiben – will nächste Woche noch ins
Salzburgische zum Geburtstag meiner Mutter. Und heute konnte ich noch ein wenig
basteln: Das Schloss der Kapellentür ist jetzt tipp-topp fertig, kann endlich
wieder geschlossen werden. Dann fahre ich den Müll hinunter an die Straße –
dazu ist Donnerstag der richtig Tag – und sehe ein Auto auf unserer Wiese
unterhalb der Staatsstraße parken, vermute den Bauern, der dort Heu macht
(wer?). Dann wars aber beim Kletterfelsen unter der Locher-Brücke über den
Tanzbach ein Paar Nacktbadende.
Abends erwarten wir
Freunde aus Bonn, sie melden erst Stau in Deutschland, dann sich aus dem oberen
Pfitscher Tal, das von Sterzing ostwärts in die Berge führt: »Wir sind auf
einem nicht befestigten Weg oberhalb der Baumgrenze, ist das denn richtig?« Sie
hatten nur die Koordinaten des Hofes eingegeben und sich ganz darauf verlassen,
dass das dann schon stimmt.
Inzwischen
gewittert es, kurzer Stromausfall und Donner (anderswo heißt das: Blitz und
Donner), es gießt, und ich nutze die Zeit, um dies zu schreiben. Bis später.
Gegen zehn Uhr
nachts kamen dann unsere Freunde abgekämpft an. Die Eingabe der Hof-Koordinaten
46,5975
Nord und 11,385278 Ost, wie von mir gesimst, hatte Tomtom nicht als
Dezimalzahlen sondern als Gradzahlen mit Grad und Minuten uminterpretiert. Dann
wird man statt auf den Hof hoch hinauf ins Pfitscher Tal hinter St. Jakob auf
eine Alm an der Österreichischen Grenze geleitet, 2350 m, so hoch, dass dort
einfach die Wege aufhören (
Hier
der Link). »Pfitscherjoch-Trail 524,
6295 Finkenberg, Österreich, 3,1 km O«, meldet das alte Google Maps. Martin
erzählte, sie hätten im Wunsch, auf den Hof zu kommen, Fahrverbote missachtet,
dann sei die Straße nicht mehr asphaltiert gewesen sondern nur Schotter, rechts
schroffe Abhänge, zum Schluss, längst schon oberhalb der Baumgrenze, hätte
der Weg ganz aufgehört. Schön war’s gewesen, spannend, aber halt falsch. Regen
kam noch dazu.
Erst dort oben haben sie mich mit dem Handy angerufen, und wussten erst einmal
überhaupt nicht, wo sie waren. Später sagten sie etwas vom »Val di Vizze«, das
ich auch nicht kannte, doch auf der Landkarte fand. Statt Koordinaten
haben sie nun auf meinen Rat »Sarentino« eingegeben und kamen nach zahlreichen weiteren
Telefonaten und einem neuerlichen Umweg (ab Rettenbachbrücke, »Wir sind Richtung Steinbruch,
sehen hier rote Postkästen«) in Richtung Windlahn dann doch gut und genervt
hier angekommen.
Übrigens: Die
Meereshöhe bekommt man in Google-Maps, indem man mit dem Fragezeichen unten zur klassischen Ansicht wechselt, über
»Karte« dann zu »Gelände« mit Höhenlinien übergeht.
Hier wurde es
richtig nett: draußen Regen, drinnen Braten am großen Nussbaumtisch. Erst nach
Mitternacht sind wir zu Bett gekommen. Und mussten doch relativ früh heraus,
weil G. und Carla nach Bonn zurück und unsere Gäste nach
Vernazza wollten.
Vormittags reisen alle weg, mit vollen Autos, nach einem
schönen Frühstück in der ersten Sonne (nach neun … !) . Ich bringe im Dorf die
Holzteller zum Fleischhauer zurück, wandere noch ein wenig linkstalferisch
umher, kaufe die Dolomiten und fahre nach Bundschen, Altpapier und –glas
abzuwerfen. Am Hof ein paar Telefonate, Tagebuch, Joghurt mit Quark, und dann
noch das Werkstattschloss im Stall zur Reparatur abmoniert.
Der
Entmistungsvertreter kommt, wie besprechen sie Sache. Wird trotz Subvention
auch wieder ein Batzen, sollte aber wirklich sein. Betten abziehen, drei
Wäschen, Aufhängen. Strahlender Sonnenschein.
Ich denke daran,
wie sehr ich mich an gewisse Geräusche hier am Hof gewöhnt habe, zum Teil seit
Kindheit. Das Klappen der Stubentür oben, überhaupt Türschlösser.
Bin für morgen
Abend zum Abendessen eingeladen oder verabredet.
.JPG) |
Blitzableiterbaum Nr. 2 mit Blick ins Durnholzer Tal |
Um neun stand Schötzer mit einem großen Industriestaubsauger
vor der Tür, noch mal nach dem Dachboden sehen, gegen Käfer und Regenwasser
aktiv werden. Ich ließ ihm den Hausschlüssel – Rückgabe unter einem Stein
–
und fuhr ab zum Fernheizwerk, wo ich
schon erwartet wurde. Wir fuhren dann wie geplant zu einem kleinen
Wasserkraftwerk, das sich als rechte, aber gut funktionierende Bastelei
herausstellte, drei bis fünf Kilowatt Drehstrom abgebend. Mehr dazu bei den
Bildern. Für einen Zeitungsartikel taugt das Ding weniger. Wenn man aus der
Sarner Handwerkerzone steil hinauffährt, kommt man zur Fraktion Glern – G l e r
n. Der letzte Hof ist (etwas phantasielos) der »Öbersthof«, der Mann dort,
Markus Kemenater recht tüchtig und aktiv, auch technisch geschickt und sehr
ordentlich. »Spezialisiert auf Kalb und Rind«,
laut
Sarnerfleisch.com, politisch aktiv in der Bauernjugend – oder verwechsle
ich ihn da: Da ist’s immer ein
Martin
Kemenater, etwa als Gemeinderat? Wie vermutet sind das Brüder; den Hof und
damit den Generator aber hat Markus. Die Mutter hatte in der Stube Speck und
Käse vorbereitet, Wein oder Himbeersaft; unsere »Delegation« durfte auch daran
nicht vorbei. Der Ofen, Modell zum aus der Küche her schüren, wie bei uns, hat
Spalten, raucht aber nicht, weil der Rauch direkt abgeführt wird und nicht in
einem S, sagten sie.
Wir sind dann noch
zum Gartenbach-Hof, wo uns die rührende Hausmutter frische, selbstgebackene
Krapfen anbot – gefüllt mit Marillenmarmelade oder mit Mohn, in klassischer
Halbmondform und als Rechteck mit Teigzöpfen. Ein Sackerl voll hat sie mir noch
geschenkt, das hing dann später an meiner Autotür im Tal. Komme mir wie eine
Honoration vor, wobei ich freilich wieder das peinliche Gefühl, die Leute zu
verwechseln. Von dort sind wir mit Genehmigung und zwei vierradangetriebenen
Autos zur Öttenbacher Alm hinaufgefahren, auf 1942 Meter, der Blick wurde aber
zusehends regnerischer, schade. Sonst ein herrlicher Platz, den man regulär zu
Fuß von einem Parkplatz ca. zweihundert Höhenmeter tiefer beim Obermarchen
erreicht,
siehe
Karte. Gutes Gespräch, sogar über Politik. M. E. fehlt Südtirol sehr der
alte Landeshauptmann Durnholzer, der vieles fleißig aber hochherrschaftlich
entschieden hatte, und dabei voranbrachte. Übrig geblieben sind Beamte.
Am Nachmittag im
Dorf etwas Brot gekauft, die Datenkarte ab nächster Periode deaktivieren
lassen; am Hof die xte und hoffentlich letzte Wäsche mit den Badvorlegern
aufgehängt, die immer wieder regennassen Bettücher zum Trocknen nach innen
gehängt, das reparierte Werkstattschloss im Stall wiedereingebaut. Bilder
gemacht.
Abends oben. Es
hätte Lasagne geben sollen, wurde dann doch der Rest des Rollbratens von
Donnerstagabend. Die Lasagne sollen dafür Sonntagmittag auf den Tisch kommen.
Nachts Arthur
Schnitzlers trüb-ironische Novelle »Später Ruhm« zu Ende gelesen. »Schnitzlers
›Begabung war nicht der einmalige Wurf, sondern der mühsame Weg von der ersten
Notiz zur endgültigen Fassung. Seine Begabung war die Korrektur‹, schreibt Urbach«,
heißt es im Nachwort, und so mag ich’s: pointierte Sprache.
Hier
der Spiegel-Kommentar, hier
Wikipedia.
Vormittags wieder ins 9.30-Uhr-Hochamt ins Dort. Und wieder
eine schöne Messe, dabei in 42 Minuten zügig zelebriert. Die Kirche mäßig
besetzt, besonders wenig einheimische Männer. Am linken Seitenaltar stand ein
gemischter Chor, dazu Alphornbläser. Auch Schweizer begrüßte der neue Pfarrer.
Die musikalische Begleitung war also ganz volkstümlich, bis hin zu beinahe
gejodelten Stücken. Am Schluss ein Bim-Bam-Gesang, bei dem sich der ganze Chor
hin- und her bewegte. Am Schluss Applaus, was hier sonst selten ist. (Auch das:
»Danke gleichfalls!« nach des Priesters Sonntagswünschen passiert hier nicht.)
Fast hätte ich’s gefilmt.
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Holzbockschäden im Dachboden |
Ein Detail. Hinter
mir ein Sarner, der immer kräftig mitbetete. Seine Sch-Ts, etwa in ischt statt
ist, sind mir richtig aufgefallen. Sonst setzt sich hier ja auch immer mehr
eine oberdeutsche Sprache durch. Sogar »Tschüss!« sagen die Leute hier schon,
etwa Ehepaare untereinander; das »Pfiatdi« ([Gott] behüte dich) bleibt Freunden
vorbehalten. »Ciao« (Tschau) ist unter Deutschen auch selten, vielleicht weil’s
nach Italienern klingt.
Mittags war ich zu
selbstgemachten Lasagne eingeladen, dazu Salat, zum Nachtisch dünne
Blätterteigküchlein mit Marmelade drauf. Nachmittags hab’ ich die Spüle in der
Küche repariert, die allzu schmale Arbeitsplatte beim Spülbecken war nach unten
weggeknickt. Kleinigkeiten, an einem schönen, sonnigen Tag, meinem letzten
diesmal hier. Abends lange Unterhaltung am Hof; das wäre eine andere
Geschichte.
Jetzt lese ich,
beim Tagebuchschreiben im Online-Modus, noch meine eigene Geschichte »
Messe
in Sarnthein«, und dann ab ins Bett, ein letztes Mal hier in diesem Sommer.
Montag, 11. August
2014 – Abreise
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Kühe am Penser Joch |
Das war mein Reisetag nach Bayern. Aber erst einmal musste
ich einpacken, aufteilen, ins Auto oder dalassen, Bett abziehen, letzte Wäsche
abhängen (Badvorleger trocknen schlecht), verabschieden; das ging so bis halb
Elf (ab Hof 10.27 km 258132 schwül 22°). An der Tanzbachbrücke traf ich noch
Herta, die Nachbarin, und wieder ein gutes Gespräch! Übrigens: Eine
Entmistungsanlage hat sie nicht.
Wehmütig schlich
ich mich aus dem Tal, über das vernebelte Penser Joch. Allein konnte ich halten,
wo es mir in den Sinn kam, zum Fotografieren und überhaupt. Dass hinter der
Sterzinger Mautstelle Stau war, war allerdings weniger Absicht. So ging’s
weiter, bei immer mehr Regen, bis nach Marquartstein. Dort Erinnerungsspaziergang
auf die Burg und zum Kapellenhaus, dann noch in die Bäckerei Menter an der
Brücke, klein und nett. Abends mit H. am Chiemsee, draußen, fröstelnd, dafür
aber mit Sonnenuntergang. Erinnerungen.
Dienstag, 12. August
2014 – Höhenmoos, nach Salzburg
Vor dem Besuch von
Herrn Schuldt hatte ich noch etwas Zeit. Erst habe ich Bilder abgezogen für H.
und die ihr schnell noch eingeworfen, dann eine schöne Pause beim »Museum Salz
& Moor«. Klein und absolut liebevoll gemacht, einerseits Technisches über
die Soleleitung, andererseits Natürliches über das Moor, über Torfstechen und
die alten Zeiten dort. »Worth a detour«, würde Baedeker sagen.
Dann gemütlich nach Höhenmoos, später in der
Post in Rohrdorf zu dritt Mittag gegessen.
Nachmittag weiter nach Österreich. Erst
einmal Gutscheine besorgen im Weinstöckl, Salzburg-Maxglan, Villa-Gasse 3. Das
Navi litt mich um über Viehhausen, auf dass ich im Vorbeifahren durch den
kleinen Salzburger Vorort wieder einmal eine richtige »Monta Taurina« erleben
konnte, wie in meiner Erinnerung immer nur mit Nachhilfe. Zum Schluss fuhr ein
freundlicher Passant mit, bis vor das Weinstöckl, ein Bauarbeiter aus
Deutschland mit nicht-deutschem Dialekt. Nett. Der Weinstöckl-Wirt
improvisierte mir dann eine Gutschein.
Danach habe ich noch in der Bindergasse 8
geguckt; da hatte meine Mutter nach dem Krieg in Untermiete gewohnt, bei
Wagners. Das Gartentor ist allerdings weggemauert. Später hab’ ich im Internet
einen »DI Wolfgang Waagner [Vermessung@Waagner.At]« – DI steht in Österreich
für Dipl.-Ing. – an dieser Adresse ausfindig gemacht, 1956 geboren. Die Familie
hieß richtig Waagner-Waagstroem. Meine Erinnerungen:
»Also,
lieber Herr Waagner, da kann ich dienen. Ich selbst, geboren 1941, habe
allerdings in Bayern im Internat gelebt (
www.Joern.De/Mstein.htm)
und durfte höchstens alle vier Wochen heimfahren. Und das war dann eben ein
paar Jahre lang nach Maxglan, in die Nähe der Nepomukbrücke. Da wohnte meine
junge Mutter – damals Kriegerwitwe, heute 95 in Oberalm – in der Bindergasse 8.
Ein schmiedeeisernes Türchen zum Grundstück (heute verschwunden) war stets
unverschlossen, musste aber gekonnt mit einem Kniff mit dem Griff geöffnet
werden. Meist traf ich Familie Waagner dann (in der Erinnerung … ) beim
Canasta-Spielen auf der Veranda. Oben im ersten Stock wohnte meine Mutter, auf
die andere Seite hinaus, in einem geräumigen, hohen Zimmer mit Waschbecken.
Eine ganz alte Dame, Wiedenhöfer?, war auch zur Untermiete da, und andere meine
ich.
Einer
der Waagners hatte einen »Kleinbetrieb«, die »Grünring-Präparate«. Er füllte in
einem Schuppen Kunstdünger aus großen Säcken in ganz kleine, stempelte einen grünen
Ring drauf, und vertrieb die Sackerl für Leute mit Blumen vor dem Fenster oder
sonst halt wenig Bedarf. Sicherheitshalber arbeitete er mit Atemmaske: einem
langen Schlauch, der aus der Baracke hing, und einer Gasmaske vor dem Gesicht,
an die der Schlauch angeschlossen war. Ob man so wirklich atmen konnte, habe
ich mich immer gefragt. Vielleicht auch, ob er den »Grünring« aus einem alten
Rundstempel gemacht hatte, aus dem er den (Nazi-)Inhalt herausgeschnitten
hatte. Sein grünes Stempelkissen war jedenfalls das wichtigste Kapital der
Firma.
Meine
Mutter kaufte sich dann aus einer kl. Erbschaft [Harry Fillunger] einen grünen
Puch-Motorroller. Mit dem durfte ich üben. Mittags habe ich pausenlos auf den
Kieswegen Runden um das Haus gedreht, bis die greise Mitbewohnerin (Fr.
Wiedenhöfer?) einmal schüchtern um etwas Ruhe bat.
Waagners waren lustige Leute, einer ganz
schlank (nach dem Krieg!). Ich meine, er konnte gut karikieren, oder war das
ein anderer, den ihn gezeichnet hat? Ich erinnere mich noch an eine
beeindruckende Strichzeichnung, die zirkulierte.
Außer
Kartenspiel (Canasta) habe ich aber nicht so viel von Waagners mitbekommen.
Jedenfalls waren sie Rückkehrer aus Abessinien. Wir waren nur Untermieter.
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Festung Hohensalzburg |
Meine
Mutter, damals Marianne Jörn, jetzt Marianne Spraiter, hat am 13. ihren 95.
Geburtstag gefeiert. Deshalb war ich wieder einmal in der Gegend. Sie besucht
mit ein paar fast so alten Damen gern das »Weinstöckl«, da hatte ich ihr einen
Gutschein geschenkt und den am 12. geholt. Hier sehen Sie uns beide
https://picasaweb.google.com/Fritz.Joern/Mami95#6048065705458027250.
Erzählt hat sie noch, wie sich ein Waagner auf der geräumigen Treppe hinauf
einen Verschlag gebaut hat, um dahinter zu schlafen, und so ihr Zimmer frei
wurde. Es waren halt bescheidene Zeiten damals. Was die Waagners in Abessinien
gemacht haben, weiß sie auch, meine ich.«
Nach diesem Abstecher in ein früheres Leben
ging’ endgültig nach Hallein, wieder in meine Pension Mickl, wieder Zimmer 7,
und dann wieder zu meinem »kleinen« Bruder und zu meiner Mutter. Alle waren in
Vorbereitungen auf den kommenden Ehrentag. Wie so oft entwickelte sich eine mir
gegenüber leicht gespannte Atmosphäre. So isses, wenn man sich früh trennt. Wir
waren dann noch mit E. und seinen Söhnen und einer Freundin Pizza essen im
romantischen Hallein. Dazu wie all die Tage schwüler Regen, Monsun-Klima.
Der
95. Geburtstag meiner Mutter begann offiziell um Elf in der kleinen Kapelle von
Schloss Haunsperg in Oberalm. Ich war schon früh da, saß ein paar Minuten fast
allein mit meiner Mutter in der Kapelle, bis dann alle kamen, vielleicht
sechzig. Viele mussten hinten stehen. Die Messe zelebrierte der Ortspfarrer,
per du mit Mami, und wie heute üblich (für mein Gefühl) mit zahlreichen
barocken Sprachgirlanden. Immerhin war er der einzige, der an diesem Tag eine
Rede hielt auf Mami! Kommunion für Mami »in beiderlei Gestalt«.
Beim Hinausgehen und auf der kleinen
optionalen Wanderung zum Haus meines jüngsten Bruders auf der anderen Seite der
Autobahn hat es dann ausnahmsweise nicht geregnet, Gott sei Dank!
Die Feier dort war schön, Leute kamen und
gingen, viele hatte ich lange nicht mehr gesehen, manche waren mir ganz neu.
Wenn’s geht tauscht man sich bei solchen Anlässen aus übers Leben, und für mich
ging das ein paar Mal, schön. Ansonsten war ich eher »edgy«, zurückhaltend
halt. Mami ließ sich von ihrem Tageslauf, sprich Mittagsschlaf und Patiencen,
nicht viel ablenken, stand allen zur Verfügung – aber eher weniger im
Mittelpunkt, was ihr gewiss recht war. Trubel und Wiedersehensfreude rundherum,
immer wieder neues Essen und Getränke, eine Familienfeier wie im Orient,
herrlich. Als Mami schon längst wieder nebenan zu Bett war, habe ich mich dann
verabschiedet und bin im Regen (mit immer nässer werdenden Schuhen) zum Schloss
Haunsperg gewandert, fand das Tor geschlossen, rief an, und es tat sich
geisterhaft auf. Ein langer Tag.
Tag
der Rückreise nach Bonn, Hallein ab 258532 um 9.15 Uhr. Trotzdem oder
vielleicht extra, um meine Ferien noch ein wenig zu verlängern, habe ich mir
Zeit gelassen.
Erst einmal in Hallein das Salzachhochwasser
fotografiert. Den frei herausragenden Balkon an der Brücke finde ich immer noch
eine gute Idee. Oben ist man Herr des Flusses, der unter einem schäumt und
zischt am Brückenpfeiler.
H. hatte mich gebeten, noch einmal bei ihr
vorbeizuschauen, sie habe Nachricht von ihrem Rechtsanwalt, und da wollte ich
vor zehn nicht aufscheinen. Ich konnte sie etwas beruhigen: Bevor sie’s Geld
für ihr Haus nicht hat, braucht es auch nicht aufgeteilt zu werden.
Vordringlicher ist jetzt ihre Suche nach eine Wohnung, vielleicht sogar in
Traunstein, was ich für eine gar nicht so schlechte Idee fand. Hoffentlich ist
sie nicht überfordert mit all den Änderungen.
Dann auf die lange Route. Endlose Baustelle
und endloser Stau in der Holledau, von allen »Medien« ignoriert. Ich ärgere
mich über diese ewig langen Baustellen, die gesperrten Parkplätze, einfach die
Unmöglichkeit einmal anzuhalten. Zwangsbefahrung.
Das Wetter war extrem wechselhaft, von
Starkregen bis zu weiten, sonnigen Blicken übers Land. Am Ende schon »kurz vor
Bonn« in der kleinen Raststelle Nentershausen stehen geblieben, ein
Familienbetrieb scheint’s, ohne Tankstelle.
Zitat: »Die
Gesellschaften erregen Aufsehen und gefallen sich selbst«. – Nicht gerade mein
Motto. Schon gar nicht nach fast sechs Wochen am Hof.
ENDE
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1288 erstmals
erwähnt
1624 gebaut
1806 Stadl
1857 Hausdach
1934 Zimmerhüttl
1917 Hödl für
60.000 Kronen
1956, 2013-14
Hausrenovierung (Meine Datei
HofSommer14.doc)