6. Juli 2013

Herzensträgheit

Mit der Trägheit des Herzens meine ich nicht die im Alter abnehmende Wattleistung am Fahrradergometer beim Belastungselektrokardiogramm, oder die von Rhythmusstörungen herrührende allgemeine Leistungsschwäche, oder den betablockergekappten Puls. Ich meine, das Gefühl ist zu langsam, oder das Leben ist zu schnell.
   Ich weiß noch, als ich als Student vom Fahrrad auf eine Vespa umstieg, auf einmal achtzig statt höchstens dreißig fuhr, auf der Autobahn statt am Wegesrand, da war mir das auch schon aufgefallen. Wo ich radelnd selbstverständlich jedes Randgeschehen zum Anlass einer Pause genommen hatte, war ich mit der Vespa bereits unumkehrbar weit fortgefahren, zumal auf der Autobahn. Da hatte mich die Maschine schon, statt dass ich sie "hatte".
   Unlängst auch wieder. Ich fahre bei strömendem Regen aus meinem reservierten Parkplatz heraus, eine Frau in einem Kleinwagen wartet brav, bis ich wieder ausgestiegen war, um den Poller hochzuklappen, und kurvte dann parkplatzsuchend umher. Vergeblich. Ich fuhr dann an ihr vorbei -- statt ihr meinen freien Platz anzubieten. Ein paar Stunden hätte sie da ja parken können, dann wegfahren, den Poller hochmachen, fertig.
   Man ist einfach zu langsam -- richtiger: Ich bin einfach zu langsam. Ich müsste derlei Situationen im Kopf trainieren, so, wie man sich vornimmt, bei Bremsmanövern nicht stur geradeaus aufs Hindernis hin zu bremsen sondern möglichst auszuweichen. Mental üben. Auch das Herz.

PS. Heute übrigens Lumen Fidei gelesen. Lang. "Unpraktisch". Aus einer anderen Zeit? Der Glaube als Allumfassendes: Tausende von Jahren, und mehr als eine ganze Welt. "Der Glaube ist nicht ein Licht, das all unsere Finsternis vertreibt, sondern eine Leuchte, die unsere Schritte in der Nacht leitet, und dies genügt für den Weg."

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