8. Februar 2007

Bei Trojanern muss man nicht gleich an Pferde denken, noch dazu an hölzerne. Moderne Trojaner sind feindliche Programme auf dem eigenen PC. Sie dienen fremden Mächten. Meist zerstören sie nicht die Festung – pardon: Festplatte –, sie forschen sie nur aus und melden über den Internetanschluss, was sich dort so Interessantes befindet, Passwörter vielleicht. Nun meint Vater Staat, mit Trojanern Terroristen ausforschen zu müssen. Wie oft kommt das Wort "Bombe" auf dem PC vor? Bei uns drei Mal, einschließlich hier in diesem Text. Korrespondiert der Verdächtige mit dem Iran? Mails an co.ir-Adressen? Sicher sehen wir das zu simpel. Technisch weniger simpel finden wir das Einschleusen von Trojanern, denn Computer und deren Benutzer sind ja nicht dumm. Anti-Viren-Programme spießen feindliche Rösser auf, Firewalls fackeln sie ab im Flug. Doch lassen wir die Phantasie spielen. Europens zentrale Ritter, seit Jahren im Streit mit Microsoft wegen dem Windows-integrierten Media-Player, haben sich jüngst – so fabulieren wir – mit Redmond geeinigt, den Media-Player zu tolerieren, gegen geheime Betriebsystemzugänge. In einem stillen Abkommen wird für Europa ab 2008 nur eine exklusive Vista-Version zulässig, die heimlich behördliche Vistas (Einblicke) in die PC-Inhalte zulässt. Windows bekommt ein extra Fenster zum Innenhof. Wie bei Telefonvermittlungen sind diese Zugänge von Behörden jederzeit ganz und gar spurenlos zu nutzen. Der Betreiber, in diesem Fall der Betriebssystemhersteller, muss sie kostenlos warten und weiterentwickeln. Vorgesehen ist beispielweise direkter Zugriff auf PC-eigene Suchfunktionen und Indizes, auf Google-Desktop und dergleichen, damit erst gar nicht lang die Platte rödeln muss, um Zwielichtiges aufzuzeigen. Surf-Historien und Cookys werden verschlüsselt an mehrere Behörden versandt, Excel-Tabellen nur ans Finanzamt. Kommende Bilderkennungssoftware, mit der der Nutzer meint, nur Fotos von Tante Klara finden zu können, wird auf Plätze mit U-Bahn-Eingängen getrimmt, Big Brother is Watching You. Und verbindet sich der PC zu selten mit dem Internet, so wird ein "Sicherheitsupdate" des Betriebsystems fernausgelöst, nachts um drei, wenn alle schlafen, nur der wache Überwachungsstaat nicht.

3. Februar 2007

»Grande«
»Granden«, auf einmal schreibt alle Welt (deutsch) von Granden: »alle durch Ahnen und Reichtum hervorragenden Leute, in Aragonien Ricos hombres genannt« (Meyer, 1888). Die genossen den Fußkuss als Privileg; den heutigen wird eher hinten reingekrochen, eine Parteispende. Gut, dass Granden stets vielfach vorkommen, ein »Grande« klingt schon weniger grandios. Bleiben wir präzis: »Grande« ist ein Ort in Holstein, und »Grand« grober Sand, in Norddeutschand, meint Wikipedia. Der »Jahrhunderthengst Grande« kommt aus Stade. Im Süden, da kennen wir das »Granteln«, auch das angeblich gutmütig. Was man von den jüngst besungenen Granden nicht annimmt. Denn der Ausdruck ist schön knapp und fein despektierlich. Wir mögen halt unsere Oberen nicht, außer es sind Fußballer. Oder ’s ist ein »Grand« beim Skat. Soviel.