Eine Buchbesprechung wird das nicht. Dafür bin ich viel zu wenig versiert im Thema; und mein Gedächtnis für Namen und Daten ist zu schlecht. Ein paar Bemerkungen halt, bevor ich das Buch Monika mit Dank wieder zurückgebe, hat sie es doch extra antiquarisch erworben.
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Carsten Peter Thiede, KStJ: Ein Fisch für den römischen Kaiser Juden, Griechen, Römer: die Welt des Jesus Christus. (Das rote Gummiband ist mein übliches Lesezeichen)
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Am meisten haben mir im Buch Bilder gefehlt und Diagramme. Ich muss mir »Juden, Griechen, Römer: die Welt des Jesus Christus« vorstellen können. Ich bin einfacher Katholik mit langjähriger, erfreulicher Protestantismuserfahrung, sogar mit Abiturfach Religion, wie es sich 1961 in Bayern gehörte. Und nun kommt etwas Altersfrömmigkeit dazu und Ärger über die verfilzten Katholiken.
Jesus Christus ist am wichtigsten, geboren »zwischen 7 und 4 vor Christus«, gestorben im Alter von 30 oder 31 Jahren. Thiede nennt auf Seite 132 »das wahrscheinlichste Datum … , den 7. April 30«, Quelle https://de.wikipedia.org/wiki/Jesus_von_Nazaret , nicht https://de.wikipedia.org/wiki/Jesus_Christus – die Wikipedia hat’s gern komplex . Zum »Jahr null« siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Jahr_null .)
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Ein Denar (Markus 12,13 – 17)
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Am wenigsten konnte ich mir einen Kodex als Nachfolger der unpraktischen Schriftrolle vorstellen. Auf der Suche nach Bildern im Web komme ich zu vielen Schriftrollen, unter anderem einer röntgenunterstützten Sichtbarmachung des schriftlichen Inhalts auf https://www.npr.org/sections/thetwo-way/2016/09/22/495044358/computer-scientists-solve-mystery-of-the-ein-gedi-scroll-by-virtual-unwrapping aus dem »dritten oder vierten« Jahrhundert, erklärt in einfachem Englisch.
Ein Kodex ist für uns a- etwas Abstraktes wie bei »Verhaltenskodex«, »Ehrenkodex« oder b- – weniger bekannt – ein Buch, körperlich, praktisch zum Mitnehmen, im Gegensatz zur Schriftrolle, zugreifbar auch mitten im Text, die Seiten beidseitig beschrieben. Ein »Hanisauland« erklärt beides so: »Der Begriff ›Kodex‹, also eine Sammlung von Regeln oder Anweisungen,
stammt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt ›Schreibtafel aus
Holz‹« (wieso?). Google sagt’s so: »Ein
Kodex oder Codex, Mehrzahl Kodizes bzw. Codices oder Kodexe, war
ursprünglich ein Stapel beschrifteter oder zur Beschriftung vorgesehener
Holz- oder Wachstafeln, später ein von zwei Holzbrettchen
umschlossener Block gefalteter oder gehefteter Papyrus- oder
Pergamentblätter. Wikipedia .Vorgänger: Schriftrolle«. Am anschaulichten fand ich die Darstellung eines Kodex’ hier: https://www.israelmagazin.de/israel-kultur/israel-museum/codex-von-aleppo-kodex .
Die Geschichte der Qumran-Höhlen lesen Sie hier: https://www.msn.com/de-de/nachrichten/panorama/die-erstaunliche-entdeckung-der-schriftrollen-vom-toten-meer/ss-AAYcMaK#image=2 . Die Höhlen wurden in den 1950er-Jahren gefunden, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Qumran . Ich wollte noch herausfinden, wann die Höhlen geschlossen worden waren. Dazu fand ich nichts, weil es vermutlich »der Zahn der Zeit« war. Wichtiger ist das Alter der Rollen dort. »Deshalb schlägt er [Daniel Stökl Ben Ezra] vor, dass die Qumran-Essener bereits früher, in einer
Krisensituation um die Zeitenwende, die Buchrollen in 4Q und 1Q
deponiert und diese Höhlen danach als eine Art Archiv genutzt hätten.
Die Gemeinschaft habe dann in der Siedlung [, den Ort Qumran,] eine neue Bibliothek
aufgebaut, deren vergleichsweise junge Manuskripte um 68 n. Chr. in die
anderen Qumranhöhlen gebracht worden seien.« (Quelle https://de.wikipedia.org/wiki/Schriftrollen_vom_Toten_Meer#Essener_%E2%80%93_Qumran_%E2%80%93_Jachad ).
Warum ich soviel über Kodizes schreibe? Sie sind wichtig.
Das Interessanteste in Thiedes Buch begann für mich erst weiter hinten, etwa ab Seite 311 unter Einheit und Vielfalt. Die »Buchreligion« ist das Alleinstellungsmerkmal des frühen Christentums: »Nicht spärlich informierende Inschriften und mündlich überlieferte Riten, die selten einmal aufgeschrieben wurden, kennzeichneten das Christentum, sondern die schriftlichen Quellen, die alles festhielten, was es zu wissen gab. Man las und man schrieb, man rezipierte und produzierte, intensiv und zielbewusst.« – Einfach top-modernes Marketing, wörtlich nachzulesen. Ganz im Gegensatz zu heute, finde ich, wo sich die Kirchen hier ins Grab reden, oder überhaupt nichts sagen. Dass uns Jesus mit seiner Auferstehung den Tod erspart hat, das müsste man erst einmal und dann immer wieder erklären, wenn überhaupt (Beispiel). Warum soll man das glauben? Wie soll man leben?
Gut, anfangs glaubten die Christen an die allgemeine Auferstehung noch zu ihren Lebzeiten, folglich sozusagen an ein individuelles ewiges Leben. Bald aber mussten sie wohl erkennen, wie wir Heutigen wissen, dass wir darauf noch etwas werden warten müssen. »Elf der zwölf Apostel starben der Überlieferung nach den Märtyrertod. Petrus, Andreas und Philippus wurden gekreuzigt, Jakobus der Ältere und Thaddäus starben durch das Schwert. Jakobus der Jüngere soll mit einer Keule erschlagen worden sein«, weiß Google. So genau wollten wir’s gar nicht wissen … Oft wurden Christen verfolgt. Die Hoffnung auf ein promptes paradiesisches Reich war also gewiss bald versiegt. Wir glauben ja auch nicht, dass sich morgen die Gräber öffnen und unsere Vorfahren leibhaftig vor uns stehen werden; im Glaubensbekenntnis »glauben wir auf die Auferstehung der Toten« – ganz allgemein und beizeiten.
Davor zieht sich’s in Buch. Wann genau wurde die Bibel geschrieben? Das scheint früher gewesen zu sein, als man dachte. Folglich wurde vielleicht weniger schöngeredet, so wie Tagebuchnotizen oft richtiger sind als Memoiren oder gar historische Deutungen. Und den neuen Gläubigen wurde es leicht gemacht, Christ zu werden: Man musste nicht erst Jude werden, der die vielen jüdischen Vorschriften zelebrierte, zu Essen, zu Festen, zur Beschneidung der Knaben. Die Bibel gab es aramäisch, der Sprache Christi und seiner Fischer, griechisch für die Griechen und lateinisch für die Römer, der damaligen Regenten überall. Das Christentum war vielversprechend, tolerant und unkompliziert. Einen »Kathechismus«, wie der immer noch vom Vatikan vorgegebene, wäre meines Erachtens schon des Umfangs halber undenkbar gewesen (siehe https://www.vatican.va/archive/DEU0035/_INDEX.HTM ). Die Bergpredigt hat gereicht! Glauben ist einfach, “straigtforward”.
Das nehme ich mit aus diesem Buch. Danke Monika. Danke Carsten Peter Thiede, 1952 bis 2004, vom Johanniterorden, Anglikanischer Priester, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Carsten_Peter_Thiede .
Ein Nachruf
https://www.livenet.ch/themen/people/119343-carsten_peter_thiede_52jaehrig_gestorben.html
und ein anderer, englisch, auf
https://www.encyclopedia.com/arts/educational-magazines/thiede-carsten-peter-1952-2004
Eine Buchankündigung
https://www.goodreads.com/book/show/7191251-ein-fisch-f-r-den-r-mischen-kaiser-juden-griechen-r-mer : »Anhand neuer Forschungen und archäologischer
Funde zeichnet er ein lebendiges Bild von der kulturellen und religiösen
Vielfalt des Römischen Reiches, vor deren Hintergrund sich der
christliche Glaube aus dem Judentum entwickelte und zu einer unsere
Zivilisation bis heute prägenden Religion wurde.«
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((Was ganz anderes: Ein Index – ich hatte das anfangs mit Kodex verwechselt – ist für uns digitale Menschen eine alphabetische Auflistung der in einem Text oder Buch vorkommenden Wörter (nicht Worte, das ist etwas anderes), aber nur der wichtigen. Und Google »indexiert« alle Schriftstücke im Netz, sodass man auf der Suche nach »Rembremmerding« auf das häufigere Wort »Rembremerding« mit eine m vorne geleitet wird, und dann âuf Platz drei (nach Werbung) zu Karl Valentin kommt und fünf Positionen später zu seinem Sketch »Im Schallplattenladen« mit Lisl Karlstadt, wo Karl Valentin mit dem Baron Rembremerding telefoniert (https://www.spinnert.de/film/karl-valentin-im-schallplattenladen-1934 oder https://youtu.be/y0SAZXwWc3U, knapp zwanzig Minuten).))
Link hierher:
https://blogabissl.blogspot.com/2023/04/thiede-ein-fisch-389-seiten-1998.html