Bitte anklicken. Quelle: Wikipedia
Warum? Warum dreht sich der auf einmal?
Klar: Erhaltung des Drehmoments. Soweit wussten das alle. Allerdings geht’s genaugenommen um den Drehimpuls, gleich unten, einen Pseudovektor.
Das Drehmoment, bekant vom Hebelgesetz aus der Schule und ab achtzehn vielleicht von Radmuttern, ist zwar zunächst eine skalare Größe (kein Vektor) in mkg, Kraft (hier altmodisch in kg) mal Hebelarm (m). Moderner liest sich das hier etwa so: »Bei Pkw ist meist ein Drehmoment von zwischen 100 und 200 Newtonmeter (Nm) in der technischen Dokumentation spezifiziert.« Für mich wären das griffigere 10 bis 20 mkg, richtiger 10,1972 bis 20,9343 kpm, Kilopondmeter, was aber zuweit und abseits führt.
Als Vektor gibt’s das Drehmoment auch.
Rechte-Hand-Regel, wieder Wikipedia |
Zurück also zum Drehimpuls. Rot im Video ist der Drehimpulsvektor des Rades, nach oben, und der ist ordentlich groß, weil sich das Rad zu Beginn ja schnell dreht. Gelb ist der Drehimpuls des Schemels, und der ist erst einmal Null, weil der Knabe geduldig normal dasitzt.
Erklärungsversuche, die die resultierenden Drehrichtungen aufzeigen, fand ich wenige – jedenfalls keine einfachen. In der Schule wusste das spontan auch keiner.
Am besten gefallen hat mir eine Erklärung aus Amerika, hier. Erstmal englisch, dann übertragen.
In the bicycle wheel gyroscope demonstration, there are two possible turning motions. The platform the person stands on turns like a wheel on its side. Call this horizontal turning motion. The other turning motion is the bicycle wheel the person is holding. Initially it is vertical, as a bicycle wheel normally stands. Call this vertical turning motion.
To begin with, someone spins the bicycle wheel. There is vertical turning motion in the bicycle wheel, but no horizontal turning motion of the platform. Then the person tilts the bicycle wheel to the side, so now there is horizontal turning motion where there wasn’t any before. Conservation of angular momentum tries to fix this. The platform starts spinning in the direction opposite that of the bicycle wheel. If you add the backward turning of the platform and the forward turning of the bike wheel together, you get zero. So horizontal motion is the same as when we started: nothing. When the bike wheel is tilted back vertically, the platform stops spinning, as in the beginning.
Also:
Im Experiment gibt’s zwei mögliche Drehungen, die des Rades und die vom drehbaren Sitz. Die Drehung des Rades ist zunächst senkrecht, wie beim Fahrrad etwa. Der Sitz kann sich nur waagrecht drehen, tut das aber anfangs nicht. Andere Drehungen sind nicht möglich (sieht man vom kurzzeitigen Kippen ab).
Kippt man jetzt das drehende Rad, so »teilt« sich dessen Drehbewegung in eine immer größer werdende waagrechte und eine geringer werdende senkrechte Drehbewegung. Die senkrechte »hat Pech gehabt«, die waagrechte Komponente wird ausgeglichen durch die neu entstandene Drehung des Sitzes, damit in Summe waagrecht wieder Null herauskommt.
Der Sitz dreht sich andersherum als das Rad: Bei sich gegen den Uhrzeiger drehendem Rad (von der linken Hand her gesehen) schwenkt der Sitz nach rechts, also im Uhrzeigersinn. Solange das Rad nicht in die senkrechte Ausgangslage zurückversetzt wird, dreht sich der Sitz weiter.
Kommt er in die Ursprunglage zurück, oder kann seine Drehung früher oder später enden? Ich meine ja, denn nicht die Lage ist »geschützt«, nur der Drehimpuls.
Die Menge der bewegten Masse spielt natürlich auch eine große Rolle (besonders bei diesen Herren im Bild). Da gleicht schon ein wenig Schemeldrehung viel Raddrehung aus.
Damit wäre die Sache wohl geklärt. Es geht aber auch umständlicher.
Eine erste Erklärung findet man bei der Präzession: »Wenn beim rotierenden Kreisel versucht wird, seine Rotationsachse zu kippen, dann zeigt sich eine Kraftwirkung senkrecht zur Kipprichtung der Rotationsachse.«
Der aus zwei Drehungen resultierende Drehimpuls ist (meine ich) ein Kreuzprodukt. Usw.
Hier genauer und anschaulicher, aber halt englisch:
Links:
• ETH: Grosser kardanischer Kreisel auf Drehschemel
• Corioliskraft
• Link hierher (zum Weitegeben):
http://blogabissl.blogspot.com/2015/11/drehschemelexperiment-drehimpuls-seine.html
Warum, Papa, fragst du warum?
Zugabe:
Quelle |
Noch eine Zugabe: »Teufelsrad« – Wikipedia – Oltoberfest
Und noch was Schönes, gibt’s auch für Smartphones als »Deckel«.
Paolo Čerić |
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