Rosenblätter
Rosa Rosenblätter,
ich kehr’ sie zusammen,
schüttle noch einen Stock im Topf.
Es regnet Rosenblätter.
Seh’ ich die frischerblühten?
Riech’ ich den Duft im Eimer?
(Erinnerungen an Rumänien)
Oder nur ’s Grillanzünderkerosin aus der Hütte?
Wie man’s sieht, riecht, lebt,
so isses.
28. Juni 2012
22. Juni 2012
Das Leben als Interessen-Kontinuum
Klingt großartig, gell! Sowas kann sich auch nur ein Rentner einfallen lassen. Die leben in den Tag hinein, wenn nicht gerade auf Kreuzfahrt.
Im Ernst: Jüngst habe ich mit einer Freundin diskutiert, und zwar über die Grenze von Freizeit und Arbeit bezw. Schule, wenn’s um die Kinder geht. Sie meint: Sphären trennen, in Freizeit und Ferien entspannen, dann wieder konzentriert arbeiten. Ich meine: Immer dabei sein, Arbeit »mitnehmen«, Handy nicht ausschalten, dann je nach Lust und Laune vertiefen oder nicht. Weil ich gerne anderer Meinung bin, blieb es bei den Standpunkten.
Heute nun las ich in der Zeitung zum ersten Mal das Wort »Median«. Und erinnete mich daran, vorige Woche über den gymnasialen Matheunterricht hergezogen zu sein, weil der von den Schülern verlangt, den Median zu kennen (und nicht mit einem Meridian zu verwechseln). Ich also gleich – gestandenermaßen noch im Bademantel – in der Wikipedia nach Median geguckt. Interessant: »Eine wichtige Eigenschaft des Medians ist Robustheit gegen Ausreißer«.
Was will ich sagen damit? Dass ich mich geirrt habe? Was ein Median ist? Gewiss. Aber gehoben in die Metasphäre (:–): Man denkt immer weiter. Man lebt immer weiter. Jedenfalls, solange man lebt, ich. Für mich ist und war das Leben nie eine Zweizimmerwohnung, hier Arbeit, dort Vergnügen. Selbst der Ozean hat mich nicht gehindert, meine Gedanken überall sein zu lassen. Moderne Elektronik, Handys, das Internet, haben das weiter gefördert. Kalifornien und Thailand sind mir gleich nahe – hier Erinnerungen und Freude, dort Gabor; aber das ist eine andere Geschichte.
Ich liebe das Leben zu sehr, begann meine berufliche Laufbahn außerdem in Großraumbüros, als dass ich trennen tät’ zwischen Lebens-Sphären. Zugegeben: Eine gewisse Verspieltheit, Unkonzentriertheit, bis hin zu einem Messysein laufen (wie alles bei mir) parallel. Das ist dann die Kehrseite von »Leben alleweil«, von meinem Interessen-Kontinuum. Wobei »Kehrseite« der falsche Begriff ist. Diese »Kehrseite« wird höchstens zu »Nachteil«, schlimmstenfalls zum »Nachtteil« auf meiner runden Welt.
> Hallo Fritz,
> ich bleibe dabei. Wenn ich all meinen Lieben gerecht werden will, dann
> geht es mit getrennt nach Freizeit und Arbeit für alle leichter. Jeder
> kann sich danach richten und sich insbesondere darauf verlassen: Wenn
> die Arbeit getan ist, dann ist Freizeit. Die Kinder wissen, wenn sie
> dies und jenes erledigt haben, dann ist Ruhe, sprich Freizeit. Die
> Verbindung von Arbeit und Freizeit hat für mich schon mal den
> Beigeschmack, den Kindern wird jetzt was nahe gebracht, weil es mich
> interessiert und ich will, dass sie es mitbekommen. Frei nach dem
> Grundsatz, irgendwas bleibt immer hängen. Ich bin mir nicht sicher, ob
> und wie ich es machen sollte, beide Dinge, Freizeit und Arbeit,
> miteinander zu verbinden. Ich bin, hauptsächlich durch die Schule, in
> bestimmte Grenzen gepresst. Die mögen mir nicht immer gefallen, sind
> aber so. Und mein Anspruch heißt halt schon, in erster Linie den
> Kindern gerecht zu werden. Sonst hätte ich mir keine »angeschafft« und
> würde jetzt wahrscheinlich meinen Wochenendtrip nach Stuttgart
> starten, um dort eine mir am Herzen liegende Kunstausstellung anzuschauen. (Bin ja
> manchmal doch nicht so ein Kulturbanause wie es den Anschein macht.)
> Stattdessen schnipple ich Gürkchen für den Nudelsalat,
> den ich zum Abendessen bei Freunden beisteure, mit denen wir heute
> alle gemeinsam das Fußballspiel Deutschland gegen Griechenland
> schauen werden. Interessiert mich überhaupt nicht (also das Spiel),
> aber die Kinder finden es toll. Schön ist doch, dass jeder es so
> machen kann wie er meint. Richtig oder falsch gibt es da gar nicht.
> Vielmehr kommt letztlich doch so die Vielfalt zustande. Eben das kölsche »Jeder
> Jeck ist anders«. Oder intellektueller: Die Freiheit ist immer die
> Freiheit des Andersdenkenden.
> So, freue mich, Dich zu einem Blog angeregt zu haben.
Ob ich das (ohne Namen) als Koda an den Blog hängen darf? Nur halt: Ich sehe auf den ersten Blick keinen Widerspruch zwischen Pflichterfüllung und Dienst-Schnaps-Trennung oder nicht. Ist ja nicht so, dass ich Carla vernachlässigte, nur weil ich sie beim Eis am Rhein nach dem Joggen frage, was der vorbeiziehende Schiffsname »Voluntas« wohl heißt? Oder ob die bis in den Bodensee fahren? Wenn die Leute beim Joggen – ich bleibe dabei – Stöpselmusik hören, ist das Dekonzentration oder Laufhilfe?
Konkret zu deinen Kindern. »Die Kinder wisssen, wenn sie dies und jenes erledigt haben, dann ist Ruhe, sprich Freizeit«, schreibst du. Das weiß Carla hier auch, leider, find’ ich.
Spontan meint sie auf die Frage nach Arbeitstrennung: »Keine Ahnung, man kann schon mischen«. Hättest dir nicht von deiner Tochter bei besagtem Gürkchenschnippeln helfen lassen können, außertourlich, außerpflichtig, emphasefördernd? Ich finde immer noch, wir machen dene Kleinen zu viel.
Da aber ist ein anderes Blatt, das wenden wir später.
Und wir werden unseren Diskurs gerne fortsetzten, schließlich haben wir ja noch ein paar Jahre, bis unsere wunderbaren Kinder zu noch wunderbareren Erwachsenen geworden sind und uns olle Eltern überwiegend peinlich finden. Mit oder ohne »gemischter Erziehung«. Sie werden für manches dankbar sein, und anderes ganz anders machen wollen. Und sich dann vielleicht doch dabei erwischen, das sie es – manchmal – so machen, wie sie es bei uns nicht gemocht haben. Und dann schließt sich der Kreis wieder.
Und – aus eigener Erfahrung – Stöpselmusikhören beim Joggen ist einfach nur Ablenkung vom Schmerz und dem inneren Schweinehund, bei entsprechender, lauter Musik lässt sich so schön von anderen Dingen träumen. Bin jahrelang gelaufen, bis die Knie »nein Danke« gesagt haben. Ohne die Titelmusik von Rocky 1-3 wäre ich keinen Meter gelaufen. Viel zu anstrengend.
Klingt großartig, gell! Sowas kann sich auch nur ein Rentner einfallen lassen. Die leben in den Tag hinein, wenn nicht gerade auf Kreuzfahrt.
Im Ernst: Jüngst habe ich mit einer Freundin diskutiert, und zwar über die Grenze von Freizeit und Arbeit bezw. Schule, wenn’s um die Kinder geht. Sie meint: Sphären trennen, in Freizeit und Ferien entspannen, dann wieder konzentriert arbeiten. Ich meine: Immer dabei sein, Arbeit »mitnehmen«, Handy nicht ausschalten, dann je nach Lust und Laune vertiefen oder nicht. Weil ich gerne anderer Meinung bin, blieb es bei den Standpunkten.
Heute nun las ich in der Zeitung zum ersten Mal das Wort »Median«. Und erinnete mich daran, vorige Woche über den gymnasialen Matheunterricht hergezogen zu sein, weil der von den Schülern verlangt, den Median zu kennen (und nicht mit einem Meridian zu verwechseln). Ich also gleich – gestandenermaßen noch im Bademantel – in der Wikipedia nach Median geguckt. Interessant: »Eine wichtige Eigenschaft des Medians ist Robustheit gegen Ausreißer«.
Dreht sich sichtbar zu schnell. (Quelle) |
Ich liebe das Leben zu sehr, begann meine berufliche Laufbahn außerdem in Großraumbüros, als dass ich trennen tät’ zwischen Lebens-Sphären. Zugegeben: Eine gewisse Verspieltheit, Unkonzentriertheit, bis hin zu einem Messysein laufen (wie alles bei mir) parallel. Das ist dann die Kehrseite von »Leben alleweil«, von meinem Interessen-Kontinuum. Wobei »Kehrseite« der falsche Begriff ist. Diese »Kehrseite« wird höchstens zu »Nachteil«, schlimmstenfalls zum »Nachtteil« auf meiner runden Welt.
> Hallo Fritz,
> ich bleibe dabei. Wenn ich all meinen Lieben gerecht werden will, dann
> geht es mit getrennt nach Freizeit und Arbeit für alle leichter. Jeder
> kann sich danach richten und sich insbesondere darauf verlassen: Wenn
> die Arbeit getan ist, dann ist Freizeit. Die Kinder wissen, wenn sie
> dies und jenes erledigt haben, dann ist Ruhe, sprich Freizeit. Die
> Verbindung von Arbeit und Freizeit hat für mich schon mal den
> Beigeschmack, den Kindern wird jetzt was nahe gebracht, weil es mich
> interessiert und ich will, dass sie es mitbekommen. Frei nach dem
> Grundsatz, irgendwas bleibt immer hängen. Ich bin mir nicht sicher, ob
> und wie ich es machen sollte, beide Dinge, Freizeit und Arbeit,
> miteinander zu verbinden. Ich bin, hauptsächlich durch die Schule, in
> bestimmte Grenzen gepresst. Die mögen mir nicht immer gefallen, sind
> aber so. Und mein Anspruch heißt halt schon, in erster Linie den
> Kindern gerecht zu werden. Sonst hätte ich mir keine »angeschafft« und
> würde jetzt wahrscheinlich meinen Wochenendtrip nach Stuttgart
> starten, um dort eine mir am Herzen liegende Kunstausstellung anzuschauen. (Bin ja
> manchmal doch nicht so ein Kulturbanause wie es den Anschein macht.)
> Stattdessen schnipple ich Gürkchen für den Nudelsalat,
> den ich zum Abendessen bei Freunden beisteure, mit denen wir heute
> alle gemeinsam das Fußballspiel Deutschland gegen Griechenland
> schauen werden. Interessiert mich überhaupt nicht (also das Spiel),
> aber die Kinder finden es toll. Schön ist doch, dass jeder es so
> machen kann wie er meint. Richtig oder falsch gibt es da gar nicht.
> Vielmehr kommt letztlich doch so die Vielfalt zustande. Eben das kölsche »Jeder
> Jeck ist anders«. Oder intellektueller: Die Freiheit ist immer die
> Freiheit des Andersdenkenden.
> So, freue mich, Dich zu einem Blog angeregt zu haben.
Ob ich das (ohne Namen) als Koda an den Blog hängen darf? Nur halt: Ich sehe auf den ersten Blick keinen Widerspruch zwischen Pflichterfüllung und Dienst-Schnaps-Trennung oder nicht. Ist ja nicht so, dass ich Carla vernachlässigte, nur weil ich sie beim Eis am Rhein nach dem Joggen frage, was der vorbeiziehende Schiffsname »Voluntas« wohl heißt? Oder ob die bis in den Bodensee fahren? Wenn die Leute beim Joggen – ich bleibe dabei – Stöpselmusik hören, ist das Dekonzentration oder Laufhilfe?
Konkret zu deinen Kindern. »Die Kinder wisssen, wenn sie dies und jenes erledigt haben, dann ist Ruhe, sprich Freizeit«, schreibst du. Das weiß Carla hier auch, leider, find’ ich.
Spontan meint sie auf die Frage nach Arbeitstrennung: »Keine Ahnung, man kann schon mischen«. Hättest dir nicht von deiner Tochter bei besagtem Gürkchenschnippeln helfen lassen können, außertourlich, außerpflichtig, emphasefördernd? Ich finde immer noch, wir machen dene Kleinen zu viel.
Da aber ist ein anderes Blatt, das wenden wir später.
Und wir werden unseren Diskurs gerne fortsetzten, schließlich haben wir ja noch ein paar Jahre, bis unsere wunderbaren Kinder zu noch wunderbareren Erwachsenen geworden sind und uns olle Eltern überwiegend peinlich finden. Mit oder ohne »gemischter Erziehung«. Sie werden für manches dankbar sein, und anderes ganz anders machen wollen. Und sich dann vielleicht doch dabei erwischen, das sie es – manchmal – so machen, wie sie es bei uns nicht gemocht haben. Und dann schließt sich der Kreis wieder.
Und – aus eigener Erfahrung – Stöpselmusikhören beim Joggen ist einfach nur Ablenkung vom Schmerz und dem inneren Schweinehund, bei entsprechender, lauter Musik lässt sich so schön von anderen Dingen träumen. Bin jahrelang gelaufen, bis die Knie »nein Danke« gesagt haben. Ohne die Titelmusik von Rocky 1-3 wäre ich keinen Meter gelaufen. Viel zu anstrengend.
21. Juni 2012
Eine kleine Gabe als Andenken u. Ostergruss. Hildeg. Kanders oder Kunders. 12. IV. 49 –
mit kindlicher Handschrift im ansonsten undatierten Bändchen
Antonia
Erzählung von Karl Franz Leppa
aus dem Adam-Kraft-Verlag zu Karlsbad und Leipzig. Gefunden mit leichten Verwerfungen und Schimmelspuren draußen im Sperrmüll. (Wie übrigens auch ein lateinisches Bevier mit verblasstem Goldschnitt.)
Gestern hatte ich noch mit Carla im Kinderkanal Episode 61 der 78-teiligen australisch-deutschen Fantasyserie H2O – Plötzlich Meerjungfrau gesehen, wo’s neben teenigen Meerjungfrauen auch um böses, sich lebendig aufbäumendes Wassser geht. Toll gemacht. Nachts dann diese Antonia gelesen, eine Geschichte von einem schönen Mädchen und einem verwunschenen Wassergeist aus dem Wuldauflusse. Die hätte selbst Ganghofer das Gruseln gelehrt: Wie sich der Fluss aus dem Eis heraus sprengt, aufquellend, aufbrausend, oder in der Sengsmühle in die Radstube einbricht und sich mit dem knarrenden Rade spielt (p 39), wie zuhause der Hausborn (p 36) nach Antonia greift. Die Wassersäule weitete sich, dass darinnen ein Mann zu stehen vermochte, dunkel gegen das Licht, aber dennoch wie Stahl leuchtend vor der dunklen Ecke mit dem Kreuzholz, das nur im frühesten Morgenlichte sichtbar wurde (p 37).
Wo spielt die Geschichte? Die Wuldau ist als Fluss so nicht mehr zu finden in der Wikipedia, Kleinretschlag (p 35) erscheint nicht einmal bei Google (jetzt vielleicht dann schon …). Im Dreiländereck Bayern, Böhmen und Österreich gibt es die in der Erzählung genannte Stadt Ottau als Zátoň (früher auch Otov; deutsch Ottau), ein Ortsteil der Gemeinde Větřní im Okres Český Krumlov in Tschechien. Větřní hieß Wettern, Český Krumlov Böhmisch Krumau und Tschechien nannten wir früher ganz harmlos die Tschechei. Krumau liegt an der Moldau, die noch heute so heißen darf, weil sie grad so schön klingt …
Ein Ort Unter-Wuldau oder Unterwuldau ist noch zu finden, in meinem Andrees Handatlas und heute als Jihočeský Kraj an einem Stausee. Wuldau soll Wltava sein, ein anderes Wort für die Moldau.
Und was bedeuten sonst die alten Wörter? Ein Kreuzholz ist ein Kruzifix, das wird bald klar. Viele andere Wörter kann man sich denken, den Hausborn als Brunnen im oder am Haus, die Radstube als Raum, in dem sich das Mühlrad dreht. Doch schon, was eine Segmühle ist (nicht Senfmühle), weiß ich nicht, vielleicht eine Sägmühle? Den Schragen der Spielleute (p 44) kenne ich von den Schragen in unserem Wald und von einer Wilhelm-Busch-Zeichnung als Empore für die Musik. Das muss es sein.
Wenn es allerdings heißt (p 40):
Wassermann, nasser Mann,
heut konn’s da gro(t)n,
bist af r an Bauerntanz
mitten da Nacht glo(d)n!
– dann hab’ ich keine Ahnung, was gro(t)n sein soll. Der Leppasche Wassermann hat’s wohl gewusst und ist denn auch gekommen.
Leppa (* 28. Januar 1893 in Budweis; † 13. August 1986 in Weißenburg in Bayern) hat seine Antonia nach dem ersten Weltkrieg geschrieben: »In der Nachkriegszeit … folgten die Erzählung Antonia als die Verarbeitung eines Sagenstoffes des Böhmerwaldes«, 1931. Der Text ist im Internet nirgends zu finden. Dieses verd… »Urheberrecht«!
——————————————
Dazu schreibt mir mein Freund Sch.:
An Krumau hatte ich sofort gedacht. Das ist eine Stadt, von der es
sehr viel zu erzählen gäbe. Da müsste meine Frau noch leben. Schwarzenberg, Egon Schiele – aber auch Kubin kamen mir in den Sinn, und Lonja von Kaschnitz
mit kindlicher Handschrift im ansonsten undatierten Bändchen
Antonia
Erzählung von Karl Franz Leppa
aus dem Adam-Kraft-Verlag zu Karlsbad und Leipzig. Gefunden mit leichten Verwerfungen und Schimmelspuren draußen im Sperrmüll. (Wie übrigens auch ein lateinisches Bevier mit verblasstem Goldschnitt.)
Gestern hatte ich noch mit Carla im Kinderkanal Episode 61 der 78-teiligen australisch-deutschen Fantasyserie H2O – Plötzlich Meerjungfrau gesehen, wo’s neben teenigen Meerjungfrauen auch um böses, sich lebendig aufbäumendes Wassser geht. Toll gemacht. Nachts dann diese Antonia gelesen, eine Geschichte von einem schönen Mädchen und einem verwunschenen Wassergeist aus dem Wuldauflusse. Die hätte selbst Ganghofer das Gruseln gelehrt: Wie sich der Fluss aus dem Eis heraus sprengt, aufquellend, aufbrausend, oder in der Sengsmühle in die Radstube einbricht und sich mit dem knarrenden Rade spielt (p 39), wie zuhause der Hausborn (p 36) nach Antonia greift. Die Wassersäule weitete sich, dass darinnen ein Mann zu stehen vermochte, dunkel gegen das Licht, aber dennoch wie Stahl leuchtend vor der dunklen Ecke mit dem Kreuzholz, das nur im frühesten Morgenlichte sichtbar wurde (p 37).
Andrees Handatlas 1930, p 75, G5 (klickbar, wie alle Bilder hier!) |
Ein Ort Unter-Wuldau oder Unterwuldau ist noch zu finden, in meinem Andrees Handatlas und heute als Jihočeský Kraj an einem Stausee. Wuldau soll Wltava sein, ein anderes Wort für die Moldau.
Wilhelm Busch, die Kirmes |
Wenn es allerdings heißt (p 40):
Wassermann, nasser Mann,
heut konn’s da gro(t)n,
bist af r an Bauerntanz
mitten da Nacht glo(d)n!
– dann hab’ ich keine Ahnung, was gro(t)n sein soll. Der Leppasche Wassermann hat’s wohl gewusst und ist denn auch gekommen.
Leppa (* 28. Januar 1893 in Budweis; † 13. August 1986 in Weißenburg in Bayern) hat seine Antonia nach dem ersten Weltkrieg geschrieben: »In der Nachkriegszeit … folgten die Erzählung Antonia als die Verarbeitung eines Sagenstoffes des Böhmerwaldes«, 1931. Der Text ist im Internet nirgends zu finden. Dieses verd… »Urheberrecht«!
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Krumau, »Weltkulturerbe« (Foto von hier) |
Ich habe sechs Seiten handschriftlicher Briefe als
pdf-Datei, soll ich die mal schicken? Ich kann so schlecht Handschriften lesen,
sie müssten mal abgeschrieben werden.
Lonja war eine unglaublich begabte Person und
an Orginalitat nicht zu übertreffen. Sie starb wie meine Frau, die zauberhafte Schwester der berühmt gewordenen Marie Luise. Die Briefe, in denen sie meine Frau immer als Meduse (Binsenkraut*) sah und bedichtete, bekommt dann die Stabi (die Bayrische Staatsbibliothek).
Wir waren in Krumau, als noch tiefe Schwärze die Gassen beherrschte,
und der Zerfall sich mit Angst und Pein mischte. Heute ist es ein unerträglicher
Touristenrummel, grauenvoll!
*) Da meint er wohl Bilsenkraut. Was das mit einer Meduse zu tun hat, zeigen vielleicht die Briefe. fj
13. Juni 2012
Die Fußballtasse aus China
So sieht sie aus, die schwarz-rot-goldene Tasse aus Fußball-Anlass bezw. aus China, von unten. Und weil ich gerade einen langen Artikel in der Zeit – die hat noch Platz für dgl. – gelesen habe, der das Gymnasiastenheil in der Rückkehr zu neun Jahren Gymnasium sieht (hier), hab’ ich mir spontan gedacht: Wartet nur, bis wir uns hier unsere Tassen wieder werden selbst machen müssen. Dann ist Schluss mit Lustig.
Wir zehren von einer Welt massenhafter Menschen, die außerhalb von »Schengen« billig arbeiten (oder gar keine Arbeit haben), und lassen’s uns derweil gut gehen. Unsere NRWliche »Schuldenkönigin« (NZZ-Ausdruck) Hannelore Kraft müsste nur für »unser« Bundesland hier angeblich 172 Milliarden Euro Schulden abbauen, »spart« aber bis 2020, wenn die Schuldenbremse Bremsklötzchen bekommt, erst einmal, indem sie versucht, weniger immer mehr auszugeben. Bis 2017 soll eine Milliarde Euro »eingespart« werden (1:172 = knapp 6 Promille, jährlich also 1 Promille). Wir brauchen wirklich ein paar Tassen mehr im Schrank.
So sieht sie aus, die schwarz-rot-goldene Tasse aus Fußball-Anlass bezw. aus China, von unten. Und weil ich gerade einen langen Artikel in der Zeit – die hat noch Platz für dgl. – gelesen habe, der das Gymnasiastenheil in der Rückkehr zu neun Jahren Gymnasium sieht (hier), hab’ ich mir spontan gedacht: Wartet nur, bis wir uns hier unsere Tassen wieder werden selbst machen müssen. Dann ist Schluss mit Lustig.
Wir zehren von einer Welt massenhafter Menschen, die außerhalb von »Schengen« billig arbeiten (oder gar keine Arbeit haben), und lassen’s uns derweil gut gehen. Unsere NRWliche »Schuldenkönigin« (NZZ-Ausdruck) Hannelore Kraft müsste nur für »unser« Bundesland hier angeblich 172 Milliarden Euro Schulden abbauen, »spart« aber bis 2020, wenn die Schuldenbremse Bremsklötzchen bekommt, erst einmal, indem sie versucht, weniger immer mehr auszugeben. Bis 2017 soll eine Milliarde Euro »eingespart« werden (1:172 = knapp 6 Promille, jährlich also 1 Promille). Wir brauchen wirklich ein paar Tassen mehr im Schrank.
10. Juni 2012
Messgedanken –
– schon das Wort ist mehrdeutig: Geht es um Messungen, um Ausstellungen oder um fromme Messfeiern in der Kirche? Die sind heutzutage oft nicht mehr feierlich, nicht immer fromm oder in der Kirche. Nach dem Vatikanum haben wir zu einer Vielfalt von Vereinsfeiern gefunden, die je nach Gusto dem Publikum oder dem Anlass angepasst werden. Zu kommen braucht ohnehin niemand; die Kirche wird zur Sekte. Dafür gehört der Islam zu Deutschland, mit seinen strengen Regeln.
Vor dem »Vatikanum« (1962–65), um daran zu erinnern, gab es eine »Sonntagspflicht«,
das heißt, man musste am Sonntag zur Messe, jedenfalls als aufrechter
Katholik. Tat man’s ohne hinreichenden Grund nicht, so hatte man eine »schwere Sünde«
begangen, die erstens von der Kommunion ausschloss und zweitens vom
Himmel. Wollte man die Schande bei der Kommunion vermeiden oder die
Hölle nicht riskieren, so musste man beichten. Das hat man meist am
Samstagnachmittag gemacht oder am Sonntag vor der Messe. Ein Beichtstuhl
war dazu bis jeweils kurz vor der Kommunion besetzt. Genügend Priester
hat’s noch gegeben, außerdem beschleunigte das Verfahren den
Beichtprozess, der heutzutage – wenn er überhaupt stattfindet – je Sünder gelegentlich bis zu einer halben
Stunde dauert, weil sich der Beichtvater gerne reden hört. Damals, als
die Kirchen noch voll waren, ging auch immer nur ein kleiner Teil zur
Kommunion. Das sollte das Vatikanum ändern. Die Messfeier wandelte sich
von einem Messopfer für Gott zu einer frommen Versammlung für die
Gemeinde, der Priester mittendrin, mit Blick zum Volk – und meist
übrigens zu Gott, denn der wohnt im Osten. Ex Oriente Lux.
Jedenfalls wurden wir Buben und Mädel von der Kirche seelisch unterdrückt, denn wir mussten sonntags zur Messe – und gelegentlich beichten auch. Pardon wurde nicht gegeben. Kein Wunder, dass wir bis ins Alter giftige Gläubige geblieben sind und oft immer noch hingehen.
Heutzutage will Sonntag für Sonntag beziehungsweise am Samstagabend entschieden werden, ob man sich in die Gemeinschaft der besonders Frommen begeben will oder lieber ins Kino (am Samstag) oder zum Brunch im angesagten Hotel (am Sonntag). So werden wir unfrommer und unförmiger.
Dafür kommt Gott um so mehr zu uns. Der gute Hirte überall. Er verlässt uns nicht, selbst wenn wir keine Not leiden.
Wenn Sitten nicht eingeübt werden, anfangs auch unter einem gewissen Zwang, so verfallen sie mit der Zeit. Davor hab’ ich Angst. Carla liegt um halbzehn am Sonntagvormittag im Bett und guckt im Laptop Kinderkanal Krimi-Punkt-De und lässt die Messe für den lieben Gott sein. Wie soll ich ihr’s denn schmackhaft machen, wenn keiner sonst es tut, und selbst der schönste Ringelpiez (heute »Familienmesse«) so schlecht vermarktet wird, dass nur die, die eh immer gehen, davon vorher wissen. Zu Pfingsten war ich in die Kirche gegangen: Die Messe war von 10.30 auf 11 Uhr verschoben, der Weihbischof sollte kommen (warum nicht zur üblichen Zeit?), und Multikultigesänge in wallenden Gewändern waren angesagt. Ich: sofort raus nach Stoßgebet. Die Messe hat dann über zwei Stunden gedauert, wurde mir berichtet!
Was mir heute noch auffiel, eher lustig. Ein
kindlicher Mitzelebrant übte vor der Messe über Lautsprecher »Du nimmst
hinweg die Sünden der Welt« – hínweg mit Betonung auf hin, wie in Hin- und
Rückweg. Was das heißt: »Du nimmst hinweg«, das können die Menschen nur
mehr raten. Und das zweimalige »gebenedeit« im Ave Maria hatte ich
früher stets mit Toast assoziiert, weil wir Toastbrot »gebetes Brot«
genannt hatten, was ja auch fromm klingt und ähnlich …
Und noch dies, weniger lustig. Als eine heutige Lesung (10. Juni 2012., 10. Sonntag im Jahrekreis) stand auf dem Kirchenzettel: »L2: 2 Kor 4,13-5,1«, was sich dann so anhörte: »Lesung aus dem zweiten Brief an die Korinther: Schwestern und Brüder …«*). Mir kam das gleich ein wenig sehr politisch korrekt vor. Nichts gegen die Schwestern im Glauben, aber eben habe ich im Internet gespickt. Die biblische Grußformel lautet: »Paulus, ein Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes, und Timotheus, unser Bruder, an die Gemeinde Gottes in Korinth samt allen Heiligen in ganz Achaja: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!« (Bibelserver). Kinder, wir basteln uns eine Bibel!
*) laut »Priesteraushilfe« wird eine andere Stelle aus dem zweiten Korintherbrief gelesen, 5,6–10: »Schwestern und Brüder! Wir sind immer zuversichtlich, auch wenn wir wissen, dass wir fern vom Herrn in der Fremde leben, solange wir in diesem Leib zu Hause sind; denn als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende. Weil wir aber zuversichtlich sind, ziehen wir es vor, aus dem Leib auszuwandern und daheim beim Herrn zu sein. Deswegen suchen wir unsere Ehre darin, ihm zu gefallen, ob wir daheim oder in der Fremde sind. Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat.«, oder, nach Luther: »So sind wir denn allezeit getrost und wissen: solange wir im Leibe wohnen, weilen wir fern von dem Herrn; denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen. Wir sind aber getrost und haben vielmehr Lust, den Leib zu verlassen und daheim zu sein bei dem Herrn. Darum setzen wir auch unsre Ehre darein, ob wir daheim sind oder in der Fremde, dass wir ihm wohlgefallen. Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse.« – Diese Stelle spricht vom Jüngsten Gericht und ist schon deshalb für eine moderne Gemeinde unpassend.
– schon das Wort ist mehrdeutig: Geht es um Messungen, um Ausstellungen oder um fromme Messfeiern in der Kirche? Die sind heutzutage oft nicht mehr feierlich, nicht immer fromm oder in der Kirche. Nach dem Vatikanum haben wir zu einer Vielfalt von Vereinsfeiern gefunden, die je nach Gusto dem Publikum oder dem Anlass angepasst werden. Zu kommen braucht ohnehin niemand; die Kirche wird zur Sekte. Dafür gehört der Islam zu Deutschland, mit seinen strengen Regeln.
Von einem CD-Cover Ist aber vermutlich eher Abendlicht. |
Jedenfalls wurden wir Buben und Mädel von der Kirche seelisch unterdrückt, denn wir mussten sonntags zur Messe – und gelegentlich beichten auch. Pardon wurde nicht gegeben. Kein Wunder, dass wir bis ins Alter giftige Gläubige geblieben sind und oft immer noch hingehen.
Heutzutage will Sonntag für Sonntag beziehungsweise am Samstagabend entschieden werden, ob man sich in die Gemeinschaft der besonders Frommen begeben will oder lieber ins Kino (am Samstag) oder zum Brunch im angesagten Hotel (am Sonntag). So werden wir unfrommer und unförmiger.
Dafür kommt Gott um so mehr zu uns. Der gute Hirte überall. Er verlässt uns nicht, selbst wenn wir keine Not leiden.
Wenn Sitten nicht eingeübt werden, anfangs auch unter einem gewissen Zwang, so verfallen sie mit der Zeit. Davor hab’ ich Angst. Carla liegt um halbzehn am Sonntagvormittag im Bett und guckt im Laptop Kinderkanal Krimi-Punkt-De und lässt die Messe für den lieben Gott sein. Wie soll ich ihr’s denn schmackhaft machen, wenn keiner sonst es tut, und selbst der schönste Ringelpiez (heute »Familienmesse«) so schlecht vermarktet wird, dass nur die, die eh immer gehen, davon vorher wissen. Zu Pfingsten war ich in die Kirche gegangen: Die Messe war von 10.30 auf 11 Uhr verschoben, der Weihbischof sollte kommen (warum nicht zur üblichen Zeit?), und Multikultigesänge in wallenden Gewändern waren angesagt. Ich: sofort raus nach Stoßgebet. Die Messe hat dann über zwei Stunden gedauert, wurde mir berichtet!
Hans Thoma: Der Kinderreigen, 1884. Wikipedia |
Und noch dies, weniger lustig. Als eine heutige Lesung (10. Juni 2012., 10. Sonntag im Jahrekreis) stand auf dem Kirchenzettel: »L2: 2 Kor 4,13-5,1«, was sich dann so anhörte: »Lesung aus dem zweiten Brief an die Korinther: Schwestern und Brüder …«*). Mir kam das gleich ein wenig sehr politisch korrekt vor. Nichts gegen die Schwestern im Glauben, aber eben habe ich im Internet gespickt. Die biblische Grußformel lautet: »Paulus, ein Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes, und Timotheus, unser Bruder, an die Gemeinde Gottes in Korinth samt allen Heiligen in ganz Achaja: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!« (Bibelserver). Kinder, wir basteln uns eine Bibel!
*) laut »Priesteraushilfe« wird eine andere Stelle aus dem zweiten Korintherbrief gelesen, 5,6–10: »Schwestern und Brüder! Wir sind immer zuversichtlich, auch wenn wir wissen, dass wir fern vom Herrn in der Fremde leben, solange wir in diesem Leib zu Hause sind; denn als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende. Weil wir aber zuversichtlich sind, ziehen wir es vor, aus dem Leib auszuwandern und daheim beim Herrn zu sein. Deswegen suchen wir unsere Ehre darin, ihm zu gefallen, ob wir daheim oder in der Fremde sind. Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat.«, oder, nach Luther: »So sind wir denn allezeit getrost und wissen: solange wir im Leibe wohnen, weilen wir fern von dem Herrn; denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen. Wir sind aber getrost und haben vielmehr Lust, den Leib zu verlassen und daheim zu sein bei dem Herrn. Darum setzen wir auch unsre Ehre darein, ob wir daheim sind oder in der Fremde, dass wir ihm wohlgefallen. Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse.« – Diese Stelle spricht vom Jüngsten Gericht und ist schon deshalb für eine moderne Gemeinde unpassend.
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