Müllabfuhr in der Friedrichstraße, Altpapiersammlung, 30.11.11
Heute, denke ich, mache ich mir einmal wieder die Freude eines Blogs. Man schreibt diese Pensées ohenhin hauptsächlich für sich selbst, nicht wahr? Und wenn ich schon vom kleinen Fritze auf die große Welt schließe, dann kommen wir doch gleich vom Euro zum Staat:
Eine Euro-Krise ist das nicht, ’s ist eine Staatskrise!
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Ich weiß noch, wie der Ostblock Pleite ging. Hatte seinen Volksgenossen zu viel versprochen, billige Sättigungsbeilagen und jedem Arbeit und ein Auto. Erfolg: Die Restaurants hatten keine Plätze frei, an denen man sich hätte sättigen konnen, die Arbeit war unproduktiv, und das Auto gab’s dann nach zweiundzwanzig Jahren Wartezeit. Wir haben damals hämisch gelächelt, ordentlich Begrüßungsgeld spendiert und das Lob des Kapitalismus’ gesungen. Ehrlich: Ich habe schon damals vermutet, dass es ein paar Jahre später uns erwischt. Nur, dass jetzt niemand mehr weiter im Westen ist, um uns herauszupauken. Amerika liegt selbt im Argen, krank wie wir alle.
···Zur Einstimmung lese man in den Online-NZZ »Eine Wüste unter Wasser, kaum eine Stadt in den USA hat vom Immobilienboom so profitiert wie Las Vegas« – Wenn dann noch einer hierher zurück kommt, mag er mit mir weiter nachdenken.
···Die Länder stellen fest, dass ihnen keiner mehr billig Geld leihen will. Ist das ein Wunder? Wer den Märkten glaubwürdig das staatliche Geschäftsmodell erklären kann, trete vor. Dem wird man auch vertrauen – allerdings wird dieser Staat kein Geld geliehen brauchen. Staaten können doch nicht ungestraft Schulden nur mit immer höheren Schulden zurückzahlen, ohne ein Licht am Ende des Brunnens zu zeigen. Fortwährend langfristige Fehlbeträge mit kurzfristigen Krediten umschulden.
···Unsere Staaten versprechen uns zu viel: Altersversorgung, Krankenversicherung, Vollbeschäftigung, Schulen. Und wir stimmen ab, als ob wir uns Wohlstand, Gerechtigkeit und Ruhe im Land herbeiwählen könnten – statt dergleichen fleißig zu erarbeiten. Lobbygruppen und Staatsbedienstete … usw. – Schimpfen hilft nicht. Nachdenken kann man. Den Mechanismus des Geldes sollte man sine ira et studio verstehen lernen. Und wenn man daraus dann schon einen moralisierenden Schluss ziehen wird wollen, dann nicht gegen »Abzocker«, »Spekulanten« und all die, die die Maschine zu unserer aller Genuss am Laufen gehalten haben, sondern gegen uns selbst, die wir ihr nicht rechtzeitig Einhalt geboten haben. Staatliches Krisenmanagement an den Symptomen – einer sich abzeichnenden Flucht aus dem Euro – ist wie der Versuch, ein Uhrwerk durch individuelle Steuerung aller Räder einzeln dazu zu bringen, genau die Zeit anzuzeigen, die man sich erträumt.
PS. Bin immer noch stolz auf das Blinkbild oben …
Im Ernst. Weiter geht’s mit der NZZ, »Sicherer Hafen Deutschland, Haarrisse in der Quaimauer«, und »Der Glanz des ›Rettungshebels‹verblasst«
···Und hier meine leienhafte Erklärung dieses »Hebels«. Sichere Anleihen im Bankbesitz – also z. B. staatliche Versprechen, einen Kredit (Geldmenge) wieder zurückzuzahlen – gelten als Kernkapital einer Bank, wie ihr Gebäude oder sonstwas im Besitz der Bank; nicht zu verwechseln mit Kundeneinlagen! Regulatorisch ist der Bank erlaubt, ein Vielfaches seines Kernkapitals zu verleihen, also Geld zu schöpfen. Der Faktor lag bei 50, sinkt mit Basel III (noch nicht verabschiedet) , siehe Wikipedia »Einführung einer Verschuldungsgrenze (Leverage-Ratio)« (Leverage = Hebel), auf 33,3. Für den hier angesetzten Hebel werden Faktoren von 7 bis herunter zu 3,3 genannt (NZZ: »Die EFSF kann auf Grundlage der Garantien der Euro-Staaten Geld auf dem Kapitalmarkt aufnehmen und damit bis zu 440 Mrd. € für Hilfseinsätze verwenden. Nach Abzug der laufenden Programme für Irland und Portugal und des geplanten zweiten Programms für Griechenland verbleiben rund 250 Mrd. € zum Hebeln. Im Oktober hofften die Euro-Verantwortlichen, mit dieser Summe und einem Hebeln um den Faktor 4 bis 5 rund 1000 Mrd. € bewegen zu können. Beim Eintreffen in Brüssel räumten am Dienstag aber mehrere Minister ein, dass dieses Ziel wegen der ungünstigen Entwicklung an den Märkten wohl nicht ganz erreicht werde. Muss die EFSF beispielsweise in der ersten Option stets 30% einer Anleihe versichern, um für die Anleger attraktiv zu sein, ergibt sich nur ein ›Hebel-Faktor‹ von 3,3.«.) – Für mich ist die ganze Hebelei, diese Geldschöpfung durch die Banken, derer sich die Staaten bestens bedienen (und zusätzlich dafür eigene Banken gründen), die Wurzel des Übels. Jedenfalls, wenn sie über das real mögliche Wirtschaftswachstum um ein Vielfaches hinausgehen. Ländlich-sittlich gesagt: Soviel Frucht kann selbst ein überdüngerter Acker nicht bringen.
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