4. Oktober 2010

Das Kooperationsverbot
von Bund und Ländern in Deutschland in der Bildung hört sich so an: »Bund und Länder können auf Grund von Vereinbarungen zur Feststellung der Leistungsfähigkeit des Bildungswesens im internationalen Vergleich und bei diesbezüglichen Berichten und Empfehlungen zusammenwirken.« (Grundgesetz Artikel 91b Absatz 2) – sonst eben nicht! Klingt so harmlos – und ist für mich deshalb nachgerade verlogen.

Gemeinhin spricht man vom »Kooperationsverbot«, bitte googeln. So etwa in der amtlichen Antwort vom 15. 1. 2010: »Bundesregierung plant keine Initiative zur Aufhebung des Kooperationsverbotes«. Das Kooperationsverbot war 2006 durch die Föderalismusreform I eingeführt worden.

Ich weiß wohl, dass Bildung Länderaufgabe ist, nachdem im Dritten Reich alles zentralisiert war. Doch brauchen wir deshalb über fünfzig Jahre später immer noch 16 Kultusministerien und ein 17. in Berlin, dazu eine koordinierende Kultusminsterkonferenz?

Filz ist, wenn die Dinge so verwoben sind, dass sich keine Faser drin bewegen kann. Filz kann sehr schön aussehen (s. Bild). Ich bin es leid.
Zwanzig Jahre keine DDR mehr

Dazu eine kleine telefontechnische Reminiszenz.

Telefone waren die idealen Abhörgeräte, besonders, wenn sie mit einem guten Mikrophon ausgestattet waren. Die Apparate – damals ausschließlich in Postbesitz –, und natürlich Mikrophonkapseln ließen dich leicht austauschen. Damit nun aber das Telefon auch dann aufnimmt, wenn der Hörer auf der Gabel liegt und nicht telefoniert wird, bot sich für die zusätzlich nötige Abhörleitung der unbenutzte fünfte Kontakt zwischen Leitung a und Leitung b in den Steckdosen an. Privatgespräche empfahlen sich im ganzen Ostblock nur bei laut aufgedrehtem Radio oder bei einem Spaziergang in der buchstäblich freien Natur.

Seite 19 aus meinem »Telefonbuch« aus dem Jahr 1995, dank Googles Einscannen von Büchern nun nicht mehr nur »vergriffen«

Vertiefungsfragen zum Thema Telefon in der DDR:
1. Wie lange hat man auf einen Anschluss gewartet? 14 Tage, 14 Monate, mindestens 14 Jahre? Antwort hier.
2. An einer Leitung waren oft mehrere Telefone angeschlossen. Dann konnte man nur angerufen werden oder telefonieren, wenn der Nachbar nicht telefonierte. Bis zu wieviel Anschlüsse hingen an einer Leitung? Antwort siehe GA, Gemeinschaftsanschluss, wieder hier.
Eine erfreuliche Nachricht

Deutschland hat keine Kriegsschulden mehr.

Berlin (dpa) – 92 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges hat Deutschland endgültig keine Kriegsschulden mehr. Heute*) wurde eine letzte Rate überwiesen an zahlreiche private Finanziers, die die Forderungen der Gläubiger übernommen hatten. Die Anweisung durch das zuständige Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen war bereits in der vergangenen Woche erfolgt. Ende Juni standen noch 75 Millionen Euro aus diesem Kapitel in den Büchern des Bundes.
*) Samstag, 3. Oktober 2010.
Bild klickbar. Mehr wie immer in der Wikipedia, letzter Absatz hier:
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Londoner Schuldenabkommen die Rückzahlung der privaten deutschen Auslandsverschuldung geregelt. Dazu gehörte auch ein Teil der Reparationen, die 1930 auf Anleihenbasis vorfinanziert und damit in Privatschulden umgewandelt worden waren. Ihre Höhe wurde halbiert. Bis etwa 1983 zahlte die Bundesrepublik 14 Mrd. DM Schulden zurück. Allerdings wurden Zinsen in Höhe von 251 Millionen Mark aus den Jahren 1945 bis 1952 bis zur Wiedervereinigung Deutschlands ausgesetzt und schließlich ab 3. Oktober 1990 wieder fällig. Die Bundesregierung gab darauf Fundierungsanleihen aus, die aus dem Bundeshaushalt getilgt wurden, die letzten am 3. Oktober 2010. Tilgung und Zinsen betragen für 2010 etwa 56 Millionen Euro.

1. Oktober 2010



Mit Tochter Carla (9) gehe ich am Nachmittag durch die Stadt. An allen Ecken sitzen und spielen Bettler. Die Stadt hat es aufgegeben. Betteln ist jetzt in Bonn erlaubt. Park­sünder sind leichter zu ahnden.

Doch ich schweife ab. Eine Gruppe aus Rumänien – um das politisch korrekt zu sagen – spielte, fiedelte und zupfte eine alte, wohlbekannte Weise. Frag’ ich Carla: »Kennst du das Lied?« »Nein.«

Da kommen Rumänen zu uns, um uns unsere Volkslieder vorzuspielen, um auf unsere Trändendrüsen zu drücken oder auf die deutsche Romantik – und wir kennen unsere eigenen Lieder nicht mehr! Von happy birthday to you bis zu Schalom und good morning kalimera ist alles drin in den Köpfen der Kinder. Schämen wir uns deutscher Lieder? Darf’s immer nur nur silent night sein? White Christmas ist inzwischen eh schon gängiger. Ja, schämen wir uns!

Hier der Text und mieses Midi:
http://ingeb.org/Lieder/KeinScho.html

Hier Text und schöne Noten (ein Ausschnitt oben):
http://icking-music-archive.org/scores/knuth/Kein-schoener-Land.pdf

Hier die Wikipedia dazu:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kein_sch%C3%B6ner_Land
Fehlanzeige!

Tipp:
http://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Wilhelm_von_Zuccalmaglio