Das NZZ-Folie vom September 2020 hab’ ich lang liegen lassen. Als im doppelten Sinn alter Folio-Leser war mir das »alte« Design ans Herz gewachsen. Konzis. Meine große Tochter hat mir sogar eins nur für mich nachgemacht!
Rasch ein Tutorial zum optischem Eindruck eines Druckwerkes.
• Klassisch. Je ruhiger, desto besser. Der Inhalt soll gelesen werden, ohne Störungen wie g e s p e r r t e Wörter, Hervorhebungen und Kinkerlitz:chen. Kann sich jeder selbst anstreichen, was ihm wichtig erscheint. Fußnoten am Ende. Erster Eindruck: Bleiwüste.
• Modern. Eher poppig. Derdiedas Leser liest sowieso erst die Bildunterschriften (enden inzwischen ohne Punkt). Erster Eindruck: »Ja, was is dös?«
Die Folios waren und sind immer irre gut geschrieben. Da kann man deutsch schreiben lernen, gerade, weil’s Schweizer sind. Highlights spannender Schreibe, »innert« statt »innerhalb«, was übrigens knackiger und klarer ist: Was soll das Halb in innerhalb? Und die Bilder sind auch gut, schauen Sie mal auf https://www.picuki.com/tag/nzzfolio. Hier eins aus dem erwähnten Heft zitiert, David Hurn, Nachmittagsschläfchen, Wales 1987.
Endlich habe ich das neue Folio-Design halbwegs akzeptiert.
Zur Sache in diesem (ersten neudesignten) Heft, China
Aufgemacht wird mit einer persönlichen Liebesgeschichte. Dann wird’s weiter spezifisch bis ernst.
Wir machen vor China die Augen zu, alle, nur des Kommerzes halber und der Bequemlichkeit. Wusstet ihr, dass China Nahrungsmittel importieren muss, aus Afrika? Der Chinaexperte Ralph Weber im Folio: »Die chinesische Führung interniert ein bis zwei Millionen Menschen, trennt eine halbe Million Kinder von ihren Eltern. … Neuerdings erreichen uns Belege zur Zwangssterilisierung von uigurischen Frauen, zur kommerzeillen Verwendung ihrer Haare …«. Zusammengefasst: »Im Moment sehe ich vor allem Ignoranz, Kalkül oder ein Versuch, die Probleme wegzuerklären. … Ein Wegwischen der Problematik«. Ein Duckmäusern auch dieses allgemeine Nichtanerkennen von Taiwan, einem Land mit 24 Millionen Einwohnern. Wird sich alles böse rächen.
2. Das Interview mit zwei alten Schweizern, Kielholz und Blocher. Sie sagen’s sogar, der Mist mit der Personenfreizügigkeit in der EU, der die Engländer vertrieb und uns die Bettler aus Rumänien spendiert. Einfach klar. Ideal für uns Alte, die wir dergleichen denken und’s lieber nicht sagen, weil ja alle – selbst Fußballfans – jetzt getrimmte Europäer (korrekt: EUler) sind, kompromisslos Europäer. Wir Alte sind lieber still dazu, jedenfalls ich.
Link zu diesem Post https://bit.ly/fj3f6J3RV
= https://blogabissl.blogspot.com/2021/07/ein-folio-der-nzz-uber-china.html
PS. Minuten, nachdem ich diesen Eintrag gepostet hatte, kam schon (?) von einem Michael aus Shenzhen, China, eine englische Mail “Blogabissl,Nice day, I would really appreciate ,to discuss any advice and suggestions. Earnestly!” Das kann natürlich ein Zufall gewesen sein. Der Betreff war: “Blogabissl,Mould making/ Die-casting/ Precision stamping / Machining parts/CNC Precision Parts Manufacturing”.