April 2009
Bilder auf http://picasaweb.google.de/CarlaJoern/MonschauUndLuttich
Wenn die Maler kommen, zieht man aus aus seinen Zimmern. Wir haben uns nur Küche, Schlafzimmer, Bad und Flur streichen lassen, da ging das, da reichte umräumen. Wir schliefen eine Nacht »oben«, zumal Carla (7) erst nach Mitternacht aus Salzburg vom Skilaufen zurückgekommen war – eine andere Geschichte. Unsere Treppe zwischen »Herrenzimmer« und Küche war wie alles von den Malern gut abgedeckt worden, der bunte Belag rutschte, wenn man nicht vorsichtig auftrat – lawinengefährdet.
Also nichts wie weg! Gisela hatte den Reisebedarf vorsorglich präpariert, Taschen gepackt, Proviant zusammengestellt, nur zielgenau geplant hatten wir nicht.
Also fuhren wir am Donnerstag (16. April 2009) Vormittag nach letzten Erledigungen (Fritz zur Blutabnahme, Carla – Rastalocken-artig nach Skiurlaub – mit Mama zum Haarschneider) bei strahlendem Sonnenschein los aus Bonn, so um halb elf. Wohin? Gisela brachte Maastricht ins Gespräch. Ich hatte fest mit der Eifel gerechnet, irgendeinen Sprudelwasserquellort, Geroldstein, den Gisela mir versprochen hatte. Kaum in die Autonavigation eingegeben, stellte sich der Ort irgendwo ganz anders heraus, jedenfalls nicht in der Eifel.
Also lieber Nahes und Bekanntes. Wir einigten uns auf Monschau, folgten dann aber zunächst nicht der Navigation, die uns über Köln und Aachen von Norden nach Monschau hatte führen wollen. Doch schon kurz hinter Bonn auf der Autobahn 61 Richtung Koblenz erkannte sie unseren Wunsch, Monschau über die A1 durch die Eifel anzusteuern. (Unsere Fahrt kann bis zum Picknick ganz genau nachverfolgt werden, siehe http://gpsed.com/track/419618045746004392.) Wie ich diese Navigationsdame als Beifahrerin im Auto liebe: keine Widerrede, Geduld ohne Ende, und gelegentlich praktischen Humor durch Empfehlungen, an den unmöglichsten Stellen doch bitte wenn möglich zu wenden.
Zunächst ging’s also unsere alte Heimbach-Route im schnellen Autobahn-Zickzack in die »Berge«, durch die Orte. Dann weiter über Gemünd bis kurz vor Monschau. Die Eifel-Orte, selbst in Belgien, haben eine Altstadt drunten im Tal und eine neuere oben auf der Hochebene. Monschau ist da keine Ausnahme. Inzwischen war das Wetter kühl, so um die 15 Grad, und die Sonne verdeckt geworden, schade. Vor allem Carla hatte sich auf das Picknick gefreut. Also im letzten Moment, fast schon in der Abfahrt hinunter nach Monschau, rechts hinein »in die Büsche«, einen (eigentlich fahrverbotenen) Weg hinunter bis zu zwei großen Stapeln Holz (altes Käferholz, zu spät aufgearbeitet, traurig). Dort keine Notdurft und mittleres Picknick: Gisela hatte wieder wunderbar vorbereitet, belegte Brote, Frikadellen, Knackwürste, bunte Eier (eines liegt noch in der Landschaft und stinkt weiter), Erfrischungsgetränke, Obst. Doch ewig hat es uns nicht gehalten dort.
Das alte wassergetriebene Sägewerk und die Köhlerhütte drunten am Bach, wohl ein beliebtes sommerliches Ausflugsziel mit Schankwirtschaft, lagen ein wenig blass und verlassen da. Eifelsteig 37. Gute Erklärungen zur Köhlerei (Meiler »Rohrer«), ausgestopfte Vögel hinter Gitter, Einblick in die Sägemühle, ein paar Wanderer.
Wir wollten dann noch eine »Grotte« finden, Symbol ein umgekehrtes U in der Landkarte. Wir haben sie nicht gefunden, dafür weiße Buschwindröschen und einen Wildacker, den ein alter Mann mit einem fast ebenso alten Traktor und einer improvisierten Egge ebnete und zugleich aufriss für frischen Samen. Ganz kohärent war seine Arbeit nicht, gehörte die Jagd doch nicht ihm sondern Belgiern, »die alles schießen, sogar die Mäuse«. Und eigentlich suchte er Hilfe, um die Lichtung rundherum auszuschneiden und zu umzäunen, hatte Angst, dass Nationalpark kommen könnte, denn »da darf man dann überhaupt nichts mehr« (Das Gebiet ist nur »Naturpark«). Er hatte sich ein Stück Wald und die Wiese gekauft, wusste aber wohl nicht so recht, was tun damit. Als ich Südtirol erwähnte, brachte er seine Frau ins Gespräch. Ja, die wolle da auch immer hin, ihm sei es aber zu weit. Den Ort, den er nannte, kannte ich nicht – oder verstand ihn nicht in seinem örtlichen Dialekt (Eifel-Plattdeutsch war es nicht!). Zu den »Kastelruther Spatzen«, zu denen wollte seine Frau. Südtirol, wirklich bekannt und vertreten nicht durch volkserwählte Europa-Ebners in Straßburg, nein, durch Pseudovolksmusik im Musikantenstadl.
In Monschau (»bis 1918 Montjoie« und französisch immer noch so) – man muss außen parken – wenig Gäste aber nette Stimmung. Leider trüb und immer trüber, bis zu leichtem Regen am Schluss. Nach dem obligaten Kaffee mit Eis, warmem Apfelstrudel und Sahne mehr oder weniger Windowshopping in Souvenierläden, Gucken, was es für eine Ansammlung von Horror gibt (Gisela, wörtlich). Monschau will sich edel machen, kunsthandwerklich, und das gelingt nur mittel. Feinbäckereien, Swarowski, Reise-schmucke Uhren. Highlight ist nach wie vor das Färberhaus, das bis 17 Uhr besichtigt werden kann, freundlicher Mann an der Kasse (Bluetooth-Klapptastatur, dezenter Mini-Bildschirm; fünf Euro für die Familienkarte), viele Zimmer zugänglich, sogar das Speisezimmer mit porzellangedecktem Tisch, nur das Besteck fehlte sicherheitshalber.
Nach dem obligaten Raritäteneinkauf – Bruschettagewürzmischung und Senf (gar nicht aus der Monschauer Senfmühle!) nach Degustation von Hirschsalami und Erbeerschnaps vor dem Laden (Carla brachte mir noch ein Plastikstamperl voll mit) – sind wir bei immer stärker werdendem Regen gen Belgien gefahren. Grenzgebiet. Endlose Geraden ohne Abzweigungen, »Naturpark Hoher Venn« (628 m), Wald, Wald, kaputte Straße (N 67), Füchse, sie sich gut’ Nacht sagen, depressiv.
Wir wollten in Eupen nächtigen, in deutschem Sprachgebiet in Belgien. Der Ort voller Stau, ein Polizist – später vom Regen verscheucht – leitete ab und weg. Nervosität in der Kabine. Visuelle und Blackberry-Hotelsuche alsbald aufgegeben. Hier, nein hier wollten wir bleiben nicht. Also Lüttich eingegeben, da muss es doch ein Novotel oder so geben. Außerdem macht bei Regen freie Natur in Waldgebieten wenig Freude. In der Navigation bei Lüttich vor der Wahl von »Zentrum« noch rasch bei »Sonderzielen« vorbeigeschaut. Siehe da: »Hotels«. Wir wählten ein Ibis an der Oper im Zentrum, das sollte doch zentral sein. Und nachdem uns die Navigation gleich die Telefonnummer und einen Anruf dorthin angeboten hatte, haben wir auch gleich noch von der Autobahn aus fest reserviert, 78 Euro das Zimmer. (Gisela musste nur noch einmal durch den ganzen Suchbaum, um zurück zur Telefonnummer zu kommen. Man kennt sich immer schlecht aus mit Technik.)
In Lüttich enge Tiefgarage an der Oper, daneben das Hotel. Papa fährt, Mama ängstigt sich und kritisiert.) Wir bekamen ein Eckzimmer im fünften Stock, Nr. 542, geräumig, hell, sauber. Um es genau zu sagen: Es ist jetzt Freitag, 17. April 2009, Früh sieben Uhr – um ½7 wurden die Laternen ausgemacht – und ich sitze gemütlich auf dem Klodeckel mit Blick auf den Opernplatz mit Walloniens Oper und dem Gretry-Denkmal davor. Die Heizung habe ich mir auf drei geregelt. Um fünf war es noch trocken gewesen draußen, jetzt regnet es schon wieder. Gisela und Carla schlafen, mehr oder weniger ruhig, ahem, mehr oder weniger breit sich machend im Bett. Familienidyll mit frühwachem Vater.
Zurück zum Abend. Mit unseren beiden Regenschirmen und Carla in blauer Regenjacke mit Kapuze stürzten wir uns in die abendlich – leergefegte – Innenstadt. Nette Geschäfte, die Kathedrale in Renovierung (Europa-bezahlt), geschlossen, aber eher wegen Abend als wegen laufenden Arbeiten. Ein Comics-Geschäft mit Tim-und-Struppi-Figuren. Da müssen wir dann noch hin.
Am Freitag, wie schon berichtet, nur bis früh um sechs kein Regen, danach immer mehr. Wir haben unten neben unserer Brasserie Bretagne bei « Les princes Evêques » gefrühstückt, gute Croissants für Carla, üppige, aber weniger gute croques messieurs für uns. Dann zum Tim-und-Struppi-Shop in der Passage nebenan, Großeinkauf. Im Regen zur Kathedrale. Ein großer, schöner gotischer Bau, viel Platz, schon durch die mobile Bestuhlung mit einzelnen Stühlen, hinten viel frei. Stimmungsvoller Kreuzgang, mit Fenstern gegen den Innenhof geschlossen. Die Schatzkammer leider geschlossen, nur Nachmittags zu sehen. Schüler hatten die Saulus-Paulus-Geschichte gemalt und beschrieben, in zahlreichen ausgestellten Bildtafeln. Aktiver Bibelunterreicht wohl oder aktive Kommunionsvorbereitung. Danach noch Versuch, St. Jacques zu besichtigen, die schließen um zwölf. Also knapp verpasst. Wir immer nasser, kälter. Also erst einmal eine Pinkelpause in den »Inno-Gallerien«, Parfum gekauft, eine Nebenstehende »leiht« uns ihre Kundenkarte für den Rabatt. Dann Altstadt bis zum endgültigen Abbruch regenhalbers.
Und nun, um halb sechs, schon wieder auf der Zielgeraden nach Bonn (A555). Wie mag das in der Wohnung aussehen? Welcher Stress steht uns beim Wiedereinräumen bevor? Werden wir es alles heute hinbekommen? On verra.
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