Anna und Carla laufen vor – Montagmittag, zurück vom Dorf
[Foto HofMai (94) – Wie immer sind alle Bilder klickbar!]
Da war doch diese verflixte Woche, in der die Münsterschule, und nur die Bonner Münsterschule allein eine Woche »Zwischenferien« machte, mitten im Wonnemonat Mai. Mit dem Ergebnis, dass die Kinder in diesem Mai 2008 nur 13 Tage Schule haben – Pisa lässt grüßen – und die Eltern sich überlegen müssen, was sie mit den Kindern anstellen.[Foto HofMai (94) – Wie immer sind alle Bilder klickbar!]
Ich entschloss mich, mit Carla nach Südtirol auf den Hof zu fahren. Mama bleibt zu Hause und arbeitet – bis auf Fronleichnam, ein Feiertag in Deutschland und sonst nirgends, wieder einmal: Deutsches Volk, Wohlfühl-Volk.
Wie ich nun so versuchte, für diese Woche möglichst noch eine Mutter mit Kind mitzunehmen, so zeigte sich das schwierig. Eben weil die anderen Eltern von anderen Schulen zu anderen Zeiten Ferien haben. Ein allzuspäter Versuch, meinen alten Schulfreund Elmar mitzunehmen, blieb halbherzig – der Umweg – er lebt an der Weinstraße –, die Umstände, und dann war mir eine kleine Freundin für Carla doch bequemer als ein Freund für mich. Kinder neutralisieren einander.
Carla hatte noch eine Ballett-»Aufführung« am Samstag. So konnte ich erst am Sonntag losfahren. Die Wettervorhersage im Internet war schlecht. Von so weit weg, aus einem heißen Sommer heraus, war mir das abstrakt geblieben. Nach Südtirol sind es über achthundert Kilometer. Halb Deutschland, Österreich und die Alpen liegen dazwischen.
Also kam neben Carla nur Anna mit, eine Zweitklässlerin, gut fortgeschritten im Lesen und Schreiben. Das Auto war voll, hauptsächlich wegen Carlas Spielsachen, Plastiktüten mit Plastik, und meiner vielen unnützen Technik in Klappkiste, die ich immer hin- und herfahre.
Sonntag, 18. Mai 2008 Bonn—Siebenfahrer
Beim Abschied hielt sich Anna tapfer [18. 5. 2008 8.30 Uhr km 206553 ab Friedrichstraße, 9 Uhr ab Estermannstraße]. Die Eltern hatten sie mit Diphenhydramin gedopt, gegen Mal des Transports, und meinten, sie würde nun vielleicht die ganze Zeit schlafen. Die Wirkung blieb aus, die Übelkeit auch, selbst zügig gefahrene Gebirgsstraßen Stunden später waren kein Problem.
Zur Abfahrt war das Wetter angenehm bedeckt, nicht zu heiß, 13 Grad. Ich ließ es langsam angehen, höchstens 170 Stundenkilometer. In der Mainebene klarte es auf, Gefühl: Sonne und Süden entgegen! Offenbach 10.40 Uhr, 17,5 Grad. Deutschland, schönes, weites Land. Franken. Staus keine. Gegen eins waren wir in Hilpoldstein, meiner seit Jahren üblichen Rast, Sindsorfer Hof, das Gasthaus aber leider in Ferien. Also haben wir Picknick gemacht am See, im Rasthaus Jörn, wie ich den Kindern sagte (Gisela hatte uns bestens versorgt. Ich habe dann schnell doch noch für zwanzig Euro deutsch getankt, den Liter Normalbenzin für Euro 1,54. Das war zu viel. Wenn ich nicht zu schnell fahre, komme ich von Bonn bis nach Österreich mit einem Tank.
In Bayern hat es angefangen zu regnen (Teistrecke elektronisch festgehalten). Um viertel vor vier waren wir im Inntal, verregnet, die Berge in Wolken, dazwischen Flecken frischen Schnees oder schmutzige Altschneereste. Wie gewohnt in Angath an der Autobahn vollgetankt. Der Liter Super Euro 1,40, dazu Maut und Videomaut für den Brenner, Euro 99,71, danke, es bediente Sie Jelena [54,33 Liter = € 76,01, Zehn-Tage-Vignette € 7,70, Brennermaut für zwei Fahrten € 16]. Um viertel nach fünf am Brenner, 7 Grad.
Doch es sollte noch strenger kommen: Die Kinder müssen doch lernen, wie es oben in den Wolken aussieht. Vorher haben wir aber noch schnell auf 1500 Metern am »Egg« in der Kehre der Penser-Joch-Straße, im ganz leeren Gasthaus Schönblick – reiner Euphemismus! – Pause gemacht. Der angekündigte Apfelstrudel war ausverkauft. Ob es den je gegeben hat? Dafür der Kaffee (nach der Frage, ob die Maschine unter Dampf sei) gut: ein erster Macchiato.
Und hinauf gings aufs Joch; Kinderfotos mit Schneewehen, Regen und drei Grad, wenigstens plus. Da war es schon halb sieben.
Im Sarntal heftiger Regen, eine Talfer, so wild und hoch und braun, wie ich sie seit Urzeiten (vor dem Kraftwerksbau) nicht mehr gesehen habe. Das graue Wasser schoss nur so ins Tal, Welle um wilde Welle. Hat mich an diese Zeit erinnert, vor 1950, als man bei Gewitter im Bach die Wackersteine rumpeln und pumpeln hörte, selbst oben am Hof noch.
Bis wir dann am Hof waren, war es Viertel nach sieben, zehn Grad [km 207391 = 838 km]. Wir haben uns mehr oder weniger »verkrochen«. Auch die Pächter waren schon zu Bett und zeigten sich nicht. Dafür hatten wir um so mehr Zeit, auszupacken – Kinder, lauft mich nicht aus und ein mit den nassen Schuhen! –, sogar Betten zu überziehen. Die Mädels sind ganz tüchtig. Kurz entschlossen belegten wir nur Stube und ein gemeinsames Schlafzimmer. Da hält sich die Wärme »in Grenzen«.
Zum Abendessen gab es noch Nudeln (vom Hofvorrat) mit Tomatensauce (ebenfalls), dazu Obst (mitgebracht) und belegte Brote (verweigert von den Kindern, von mir das letzte zum Montagsfrühstück aufgehoben).
Geschlafen haben wir wunderbar.
Montag früh dann 11Grad draußen, 15Grad drin, Sonnenaufgang wie gewohnt 8.42 Uhr – und Wiederuntergang zehn Minuten später, allerdings Gott sei Dank nicht für den ganzen Tag.
Montag, 19. Mai 2008 – Sarnthein
Müsli mögen die Damen nicht. Also nichts. Die beiden essen überhaupt wenig, fallen dennoch nicht vom Fleische.
Ich hatte mich mit Albert, unserem Jagdaufseher, Faktotum und Holzarbeiter fürs Kleinere, um viertel vor neun am Gries verabredet, bei der Bar Kröss.
Wen traf ich dort? Karl, den Freund meiner Schwester. Da war mir klar, dass Albert noch eine Runde drehen würde. Mit Karl Freundlichkeiten gewechselt, über meine Eltern gesprochen.
Im Bild Anna und Carla auf der neuen Talferbrücke im Dorf. Kein Brückenheiliger wie auf der alten Brücke übrigens [HofMai (78)]
Dann auch mit Albert nur kurz geredet. Wir wollten uns ja alle am Abend treffen. Klar ist, dass es im oberen Jagdbereich zwei Konflikte gibt: Wildverbiss und Straßenverkehr, ersteres vielleicht zum Teil Ursache des letzteren. Ich kann das nicht beurteilen.Vom Markt, der so viele Bauern ins Dorf geführt hatte, dass selbst auf der zusätzlichen Wiese nur schwer ein Parkplatz zu finden war, haben wir wenig mitbekommen. Bei der Bank erfahren, dass der it. Staat den persönlichen Umgang mit Geld weiter einschränkt: Barschecks oder Barzahlungen über 5.000 Euro sind verboten, ungültig. Der Staat will elektronisch verfolgen, was man mit »seinem« Geld macht. Angewandte Expropriation der Expropriateure?
Besuch am Grab der Großeltern beziehungsweise Urgroßeltern. Es sieht ganz ordentlich aus.
Lange zum Forstamt, wo die Förster immer montags »Innendienst« haben. Pläne gemacht für die Auszeige im Sommer – am besten in der Woche des 21. Juli. Dr. Broll ist die Stufe hinaufgefallen und nicht mehr für uns zuständig. Wegen der hängigen Italienerwegverlängerungssubvention sollten wir Dr. Mathias Zischg anrufen, 0471-415360.
Die Kinder spielen derweilen einen Stock tiefer in der Bibliothek. Dann Brot einkaufen. Schließlich gab es beim Höllriegel die traditionelle Milzschnittensuppe für Carla, eine »Nudelsuppe mit Würstel« (zwei Stück) für Anna und für mich eine Knödelsuppe. Zum Schluss musste ich wieder die Hälfte des Kinderessens kalt verzehren … Immerhin hatten wir draußen unter den Bäumen sitzen können statt in den überfüllten Wirtsstuben. Die Temperatur hat’s gerade so erlaubt.
Vor dem Wegfahren in der Mittagspause noch zum Despar, dem örtlichen Supermarkt. Kurzes Gespräch mit einer Lehrerin an der Schule dort, die wohl gegen eins gerade aus hatte: Italienisch als erste Fremdsprache wird ab der ersten Klasse gelehrt. Auch am Samstag ist Unterricht. Die Sommerferien sind (wie immer schon) sehr lang, 15. Juni bis 9. September, über drei Monate.
Am Nachmittag blieben wir am Hof. Albert kam, und wir zwei besichtigen seine Durchforstung auf der Ebenwies. Eine schöne, große Sache. Man sieht endlich wieder die alten »vorgeschichtlichen« Mauern um die Wiese, blickt durch die Bäume. Dann überrascht uns ein Gewitter samt leichtem Hagel. Ich funke den Kindern zum Hof hinunter, sie mögen uns doch abholen. Bis sie da sind, sind wir patschnass. Leider gibt mein Fotoapparat, wohl wegen dem Wasser, seinen Geist auf. Das letzte Foto sind Hagelkörner [HofMai (114)]. Selbst das Festnetztelefon verstummt.
Abends Abendessen mit Albert und Linda beim Hofer im Dorf, gute Pizzen, gute Gespräche, danach Regen. Verkriechen im Bett.
Danach bei schönem Wetter und angenehmen Temperaturen ein Bummel durch Bozen nach meiner Art, Gerbergasse, Zwölfmalgrein samt Daniel in der Löwengrube, und ein Kaffee mit Helmut. Schick im hellen Anzug, braungebrannt, voller Tatendrang. Er lässt sich allerdings zu Ende des Jahres pensionieren. Fachsimpeln über Wi-Max-Funkversorgung der Dörfer mit einer reservierten Frequenz über 3 GHz. Zu hoch, meine ich.
In der Bindergasse noch ausgiebig mit Anna und Carla das Landesmuseum (vormals Eichamt) besucht, immer ein Erlebnis. Diesmal statt echten Schlangen ausgestopfte Tiere. Oben sehr schön und modern die Landeskunde, samt selbst steuerbarem Satellitenflug über Südtirol. Ein Mustermuseum. Jetzt für die Kinder und mich eine Frakturprüfung (Anna kann’s ein wenig):
Die Jahreszahl im Spruch zur Bindergasse am Weißen Rössl (angeblich 1919 gemalt) als Chronogramm zu errechnen versucht.
Ich heiße Bindergasse –
Der Schlägel hier erklang
An Zuber, Yhr und Fasse
Gar gute Jahre lang.
I C I I D D C L L I L U U D U I L = 1 +100 +1 +1 +10 +10 +100 +50 +50 +1 +50 +5 +5 +10 +5 +1 +50 = 450 Jahre lang also. [Mein Bild aus Bilder\2006HofPfingsten\BindergasseFresko bezw. Picasa-verstärkt 200805\BindergasseFreskom – bitte klicken!]
Zum Yhr muss ich nachtragen, dass das eben kein Ohr ist, schon gar nicht eine Uhr! Historiker Hannes Obermair aus Bozen hat mich dazu wieder einmal prompt aufgeklärt: »Es ist eindeutig ›Yhr‹ im Sinne des alten Hohlmaßes für Wein.« Rund sechzig Liter.
Im Mondschein gegenüber der alten Stube – wie immer geschlossen – eine nette, kleine Bilderausstellung. Die Künstlerin war anwesend.
Am Nachmittag am Hof versuche ich vergebens, die Entmistung zu reparieren. Irgendetwas an der elektrischen Ansteuerung muss nicht richtig funktionieren.
Wir sind dann noch mit dem Auto zum Nachbarn Haselbrunn gefahren, Kinder besuchen. Der alte Vater ist im Krankenhaus, muss wohl einen Herzschrittmacher bekommen. Den Rückweg haben die Kinder schnell zu Fuß gemacht, allerdings sicherheitshalber die aktuelle Straße entlang bis zur Ebenwies. Ich rolle mit dem Wagen nach.
Abends waren wir nett bei den Pächtern eingeladen. Es gab heiße Kartoffeln, Speck und selbstgemachten Käse. Die Kinder lernten’s Kartoffelschälen, gingen dann alleine ins Bett. Nur Anna kam noch einmal hinauf zu uns, hatte wohl Angst bekommen.
In der Früh wollte ich die Kinder doch nicht mutterseelenalleine am Hof lassen. Also fuhren wir alle früh eilig ins Dorf zur Bürgermeistersprechstunde. Zehn Grad im Dorf, regnerisch. Angenehmes Gespräch mit Bürgermeister Franz Locher – sein Vater stammt hier vom Nachbarn. Ich spreche die Wasserleitung und die Straße an; erstere sollte heuer kommen, letztere bald einmal erneuert werden. Die Stelle am Bildstock sollte gesichert werden.
Danach zum Grab, eine Kerze anzünden, Brot einkaufen, etwas Speck und Milch. Im Vorübergehen treffen wir Wwe. S., fröhlich, vergnügt, eilig wie früher. Sie hat sich wohl ganz erholt, Gott sei Dank.
Ich wollte nicht zu spät wieder am Hof sein. Mit dem Förster und den Kindern sind wir dann die Sonnseite abgegangen bis zur Grenze hinaus. Dickicht (und Zecken, wie sich viel später herausstellen sollte). Wenige schöne, alte Bäume. Am Rückweg entdeckte Anna auf der ehemaligen Angerwiese eine große grüne Schlange, eine Natter, ungiftig, wie uns der Fachmann versicherte. Sie schlich sich.
Die Aufforstung der Angerwiese ist ein Musterbeispiel forstwirtschaftlichen Misslingens: Eine schöne Wiese wird mit Fichten und Lärchen bepflanzt. In vierzig, fünfzig Jahren entsteht ein Dickicht, das beim ersten starken Wind völlig durcheinandergewirbelt wird. Hoher Schaden, hohe Aufräumkosten. Danach wieder Urwald. Schlingpflanzen, Dornen, Buschwerk.
Die Kinder sind dann alleine die alte Straße zur Tanzbachbrücke hinunter gegangen – das kleine Handfunkgerät reicht gut vom Hof bis hinunter, sagenhaft! Ich mühte mich in der Mittagshitze den Berg wieder hoch, holte Geld und Wagen. Eigentlich hatte ich das Mittagessen in Bundschen nur vorgeschlagen, um unsere aktive Amtsperson mit einzuladen. Der wollte aber nicht; hätte ich mir eigentlich denken können. Also nur mit den Kindern nett ein großes Wiener Schnitzel mit Röstkartoffeln (Pommes gab es nicht, juhu!) gegessen (Anna), Spaghetti mit Tomatensauce (Carla) und eine Frittatensuppe (sprich Fitattensuppe; Fritz), wieder viel zu viel für die Kinder, dazu fünf gespritzte Apfelsäfte. Der Sohn der Wirtin macht Matura, will in München Maschinenbau studieren. Birte kennt ihn vom Praktikum.
Um zwei waren wir wieder am Hof, fuhren mit dem Förster und Albert den Italienerweg hinauf, neue Schlägerungsmöglichkeiten und die vorjährigen Hiebe ansehen.
Zurück in der Stube. Die Kinder frieren, aber nur ein wenig. Immerhin haben wir 18,8 Grad im Wohnzimmer, draußen 13,7. Wir machen uns ein gemütliches Abendessen, Nudeln mit Tomatensauce. Anna präferiert eine Marmeladesemmel – hier gibt es die besten Semmeln, meint sie. Und ein bissl Heimweh hat sie auch, es hält sich aber in Grenzen. Wir wollen alle zusammen früh ins Bett gehen, uns wieder Gedichte vorlesen (Reclam Die Wundertüte, von Ingeborg für Carla), wollen träumen.
Donnerstag, 22. Mai 2008 – Hofversammlung
Wieder frisch in der Früh, 14 Grad draußen, zwei mehr herinnen in der Stube (vor der Belebung). Vor den Fenstern Wolkenreißen. Wir aber haben lang und gut geschlafen. (Ich bin schon zwei Drittel durch The Tender Bar von J. R. Moehringer bezw. von Birte.) Ein gutes Frühstück. Ich entdecke nebenher, dass jemand versucht hat, das Kabel des Wasserwärmers anzuknabbern … Telefon und Fotoapparat sind nach wie vor kaputt, Selbstheilung immer unwahrscheinlicher.
Draußen im Zimmerhüttl entdecke ich einen kleinen »Fernseher«. Carla sucht sich sofort eine Fernbedienung dazu, dann haben mich die Kinder fortgeschickt. Sie wollen die Sendung mit dem Elefanten, Was ist Was und etwas Barbie sehen. Dabei ist alles nur Holz, Brennholz, sehr ökologisch, pädagogisch wertvoll.
Max zeigt sich um halb zwölf; sie waren wohl erst nachts um eins aus Wien gekommen. Die Kinder, Simon (8), Theresa (9, bald 10), gleich mitsammen gespielt, zwei kleine Kätzchen im Heu im Stadel entdeckt. Jetzt sind Maxens ab ins Dorf, einkaufen, essen. Ich versuche, das Tagebuch als Datei über Bluetooth in den Blackberry zu übertragen, von dort aus zu mailen, doch: »Dienst "Dateiübertragung" wurde auf Gerät Blackberry 8800 nicht gefunden.« Draußen ist’s wieder etwas sonnig und warm, 17 Grad. Glückliches Südtirol.
Wir machen einen Spaziergang zur »Badewanne«, finden die Ameisenstraße ziemlich unbenutzt, Löwenzahn für Salat, ein Schneckenpaar heftig miteinander zugange – am Rückweg immer noch … Dann ein leckeres Mittagessen: Dazu servieren wir Nudeln an Giselas Plus-Spezialsauce für Carla, Rührei für Anna, Salat à la Feldweg, knack- und taufrisch, allerdings etwas bitter, was so Löwenzahnart ist, ganz zu schweigen davon, dass wir hier zwar eine Menge Essigflaschen haben, Balsamico hinauf und hinunter, dass Öl aber fehlt. Dazu reichen wir Wurst und Speck. Zwischendurch wird getauscht, gehandelt und überhaupt ist die Stimmung gut!
Am Nachmittag spielen »meine« Kinder mit den Wiener Kindern (Nasaler Ton) in Haus und Hof, hauptsächlich im Zimmerhüttl und im Stadel, funkverbunden. Mit Max und Michl machen wir derweilen die offizielle Hofversammlung. Es war ein ertragreiches Jahr 2007. Dann ruft Huinz an, und statt langehin einen Termin im Sommer auszumachen, kommt er spontan vorbei, nachdem er eigens nach zwei Flaschen Wein zum Mitbringen gesucht hatte, der Gute! Es gibt halt noch Leute, die wissen, was sich ziemt. Eine rot, eine weiß, zur Auswahl, und beide zum Behalten. Wir sitzen in der Stube, am Nussbaumtisch, den die Kinder brav Polly-Pocket-frei gemacht hatten. Schließlich kommen die Pächter, Huinz bricht auf, noch ein paar Themen wie Landwirtschaft und ihre Rolle für die Anwesenden, dann gehen alle müde ins Bett. Die Kinder hatten oben gegessen, ich ersetze das durch »stramme Haltung«. Carla verliert einen silbernen Ohrstecker, weint.
Noch weiter zur Technik: Weil das Festnetztelefon immer noch streikt, versuche ich es mobil. Die wunderbare HSDPA-Karte der T-Mobile zeigt in ihrem Programm »T-Mobile web'n'walk Manager« – an großen Sprüchen hat’s noch nie gefehlt – zwei fette Balken Netz, dazu I TIM (Italien, Telecom Italia Mobile) und Roam. Sogar die Einwahl klappt. Dann aber bleibt die Geschwindigkeit bei etwa 3 kbit/s, höchstens einmal 5 kbit/s. Kein Wunder, dass da keine Mail durchgeht: unbekannter Fehler 0x800CCC0B. Also, alter Hase, zurück zur sicheren Leitungsverbindung! Ich verbinde den Blackberry über Bluetooth mit dem Rechner, will ihn als Modem verwenden. Das geht, soweit es die Anwahl einer Rufnummer betrifft (+49 69 191011), dann aber können die Modems nicht zusammenfinden. Ich probiere dasselbe mit dem Nokia, es klappt einwandfrei. Das ist aber meine ganz private Karte, das Ferngespräch nach Deutschland ist mir für die üblichen Wünsche des Computers nach Virenupdates und Mails zu teuer. Ich probiere Leitungswählen mit der HSDPA-Karte im PC, und siehe, es klappt auch. Die Mail mit dem Tagebuch geht raus, mit 6,4 kbit/s, die aber unerschütterlich, zuweilen sogar bis auf 8 sich steigernd. Inzwischen habe ich sogar mobil meine Bozner Anwahl ins Netz der Brennercom geschafft (+39 0471 050121), das müsste viel billiger sein. – Klappt auch, doch zunächst bei 6,2 kbit/s-Download nur 0,4 kbit/s Upload, was für Post definitiv zu wenig ist. Freitag früh stellt sich heraus, dass es dann aber am Versenden über Google-Mail liegt und der zugehörigen (paranoiden) SSL-Verschlüsselung. Nachdem ich normal über eins und eins versende, steigt die Hochladegeschwindigkeit auf 8 kbit/s. Nach ein paar Minuten ist meine 340-kByte-Mail mit Bild weg.
Freitag, 23. Mai 2008
Die ganze Nacht hat es scheint’s geregnet. Um viertel vor neun geht aber brav die Sonne auf, ein paar Minuten später umschwadet Nebel das Haus und den Blick ins Tal, bis die Sonne auch diesen gehoben hat, und nur mehr Wolken bleiben in den Hochtälern, zur besseren Darstellung von Waldsilhouetten. Wunderschön.
Die Kinder spielen wieder draußen – das war ihnen das Liebste –, Max und Ulli sind ins Dorf gefahren, danach wollen Max und ich die möglichen Schlägerungen 2008 abwandern am Berg.
Das Wetter wird immer schöner, wie üblich hier. Nach einem ausgiebigen Mittagessen – Tütensuppe, zweierlei Nudeln, Tomatensauce, Rührei – kleine Mittagsrast. Anna liest, Carla schläft. Dann fahre ich mit Max in den Wald hinauf. Dort treffen wir unseren Holzarbeiter Louis am Italienerweg an der Seilwinde, Holz hochziehend. Unten am Schlag lädt sein Mitarbeiter auf, den wir über den Quellenweg besuchen. Max sieht sich auch die beiden weiteren vorjährigen Schlägerungen an, ganz schön groß, finde ich. Dann wandern wir steil hinauf von der Kehre des Italienerwegs auf die Schragen zur ehemaligen Brunnwiese (ca. 1250m auf 1500 m). Dort findet man eine alte Wegspur, sozusagen einen unteren Höhenweg. Wo an drei Bäumen mit gelben Ringen die Abteilung 6 angezeichnet ist, geht es außerhalb des Luttertals den Jägersteig hinunter – die alte Direttissima vom Hof auf den Sam. Auf der Brunnwiese leider wieder alte Käferbäume. Von oben herrlich weiter Blick, später auch vom Hof ins frisch grünende Tal. Sonne, fast Sommer.
Nachmittags erwischte ich die Kinder beim Nintendo-Spielen am Hof und habe sie zum Haselbrunner gescheucht, zu viert erstmals allein ohne Erwachsene ein Waldspaziergang. (Natürlich remotely controlled über 446 MHz, was gut zum doch eine Viertelstunde entfernten Nachbarn reicht.)
Zu Abend essen die Kinder alle oben bei Max und Ulli Spaghetti, ich eher besinnlich allein unten.
Samstag, 24. Mai – Bozen—Bonn
Trotz frühem Aufstehen und kursorischem Packen: Es dauert über zwei Stunden, bis man alles beisammen und im Auto verstaut hat. Ein bisschen Frühstück gab es auch noch. Wir sind dann gegen halb zehn losgekommen (13,5 Grad, bedeckt. km 207492 = 101 km in Südtirol), haben noch Albert in voller Jägerausrüstung an seinem Haus vor Sarnthein getroffen, dann gemütlich übers Penser Joch (10.30 Uhr, 7 Grad) hinunter nach Sterzing. Kleines Kotzen an der üblichen Stelle unterhalb Egg, diesmal Carla, perfekt in die Tüte. Anna hatte ihre Tablette intus und vielleicht etwas weniger Orangensaft zum Frühstück gehabt.
Elf Uhr italienische Maut mit Schlangen – inzwischen Euro 1,10 –, Brenner, und es wird immer schöner, wärmer, sommerlicher. Tanken in Angath, und mit dieser Tankfüllung bis Bonn und dort noch Stadtfahrten. Ja, man kann einfach nicht mehr schnell fahren auf deutschen Autobahnen. Nach langer, ereignisloser, recht pausenloser Fahrt um sechs in Bonn, 8½ Stunden also Teilstrecke siehe http://www.gpsed.com/track/419618043265274196 – die dort errechnete Höchstgeschwindigkeit von 253 km/h ist Unsinn. An Bonn km 208322 = 830 km).
Und hier gleich ein Grillfest im Garten mit Annas Eltern und Birte, die auf Besuch war. Klasse Gisela!
Hier noch kurz die rauschende Talfer in Sarnthein:
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