23. Juni 2024

Warum heißt rechtsherum rechtsherum?

Schatten vergeht,
Taten bestehn
*).
Am Beethovengymnasium Bonn
am 25.2.2014 um 13.19 MESZ
  

Aus https://youtu.be/VKE6-FiRNUs

 Auf meine Frage an einen vierzehnjährigen Schüler, wieherum Schrauben zu gehen – das wissen zuweilen nicht einmal Abiturientinnen! – , sagte er mir nach etwas Nachdenken: »linksherum«. Dann hab’ ich gesagt: »Zeig mir!«. Und er hat’s mir richtigherum gezeigt.
   Also musste ich ihm erklären, warum im Uhrzeigersinn »rechtsherum« heißt. Sieht man sich einen rechtsdrehenden ablaufenden Wasserstrudel in der Badewanne von links nach rechts an – lesend sozusagen –, dann strömt es in ihm links hoch und rechts runter. Also linksdrehend? Könnte man sagen. Ganz alte Sprachen und neue Nachahmungen liest man von rechts nach links. Nur Zahlen schreiben alle gleich, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Arabische_Zahlschrift. Haarwirbel drehen meist rechtsherum, mehr auf der Nordhalbugel und weniger im Süden, weist eine Ig-Nobelpreis-prämierte Studie von Roman Khonsari et. al. nach. (S.a. https://www.nationalgeographic.de/wissenschaft/2024/09/betrunkene-wuermer-und-andere-kuriositaeten-der-ig-nobelpreis-2024?image=pexels-becerragoveaphoto-15511332&gallery=63953 und https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/pferd-und-mensch-haarwirbel-verraten-rechtshaender-und-linkshufer-a-592639.html
   Bekannt ist, dass Rechtshänder mit rechts kraftvoller rechtsdrehen können, und dass es mehr Rechts- als Linkshänder gibt. Das erklärt aber höchstens, dass die meisten Schrauben rechtsrum zugehen. (Die Radmutttern auf der linken Seite unseres Mercedes 170 V nach dem Krieg hatten Linksgewinde. Oder linke Fahrradpedale.)

Mercedes 170 V im Album meiner sel. Großeltern

   Warum aber sagt man zum Uhrzeigersinn rechtsherum?
   Weil rechts richtig ist. (Politiker bitte weghören.) Links ist linkisch, oder »link«, übel. Rechtens war dem Recht entsprechend. (Jüngere Rechtsanwältinnen sagen mir, es käme heute nur auf beweisbare Argumente an, nicht mehr auf Treu’ und Glauben.)  
   So einfach ist das.  

Und dann hab ich gelesen, dass Sonnenuhren – also die Vorläuferinnen der mechanischen Uhren – auf der Nordhalbkugel rechtsdrehen, wie die Sonne, die links aufgeht und rechts nach Westen wandert. So hätte man denn auch die mechanischen Uhren laufen lassen meint Gábor Paál auf https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/warum-dreht-sich-der-uhrzeiger-rechts-herum-104.html . Aber wo die Sonne sich rechtsdreht, dreht sich ihr Schatten hinter einem Stock doch – nach links, oder? Siehe die römischen Zahlen auf der Beethovengymnasiumschule.
   Die Sonnenuhr an der Beethovenschule meiner Tochter habe ich selbst aufgenommen; der Schatten steht richtig, obwohl ich nicht weiß, ob diese saudumme Sommerzeit berücksichtigt worden war. Jedenfalls dreht sich der Stabschatten gegenläufig zum Licht, zur Sonne. Wieder falsch …

Hier eine Sonnenuhr, auf den Tisch zu legen, waagrecht. Die dreht tatsächlich rechtsrum. Sie stammt von Helios aus Thüringen: https://www.helios-sonnenuhren.de/de/hora-horizontale-sonnenuhr-0 . Design Heller. Schön auch eine Schmuck-Sonnenuhr aus Glashütte.
   Die Wikipedia zeigt hier rechts eine angeblich linksdrehende Wand-Sonnenuhr, Bildunterschrift: »Vertikale Sonnenuhr mit Polstab, Süd-Wand, Stabschatten gegen den Uhrzeigersinn drehend«. – Also ich sehe das anders … 

In Bayern gibt’s witzig sein wollende Uhren, die linksherum laufen. Hier von Ebay.

*) Zu den umbra: Umbra fühlt sich wie ein Plural an, wie Schatten in der Mehrzahl, so wie Traumata gleich mehrere sind. Falsch, denn viele Schatten sind umbræ. Ich verbinde Wolke und Wolken mit umbra, umbræ, dabei ist eine Wolke eine nubis, italienisch nuvola, Mehrzahl nubis beziehungsweise nuvole. Nachzuschlagen auf https://www.frag-caesar.de/lateinwoerterbuch/nubes-uebersetzung-2.html .

BesucherzaehlerLink hierher:
   https://blogabissl.blogspot.com/2024/06/warum-heit-rechtsherum-rechtsherum.html

Man lese dazu https://www.textlog.de/tucholsky/kritiken-rezensionen/der-linksdenker .

Schön auch https://digital.library.upenn.edu/women/gatty/sundials/441.html

4. Juni 2024

Krah und kein Ende

Europaabgeordneter Krah

Die »Repubblica« ist Herrn Krah voll auf den Leim gegangen. Auf https://www.repubblica.it/esteri/2024/05/17/news/candidato_elezioni_europee_afd_maximilian_krah_estrema_destra-423009349/ geht’s gleich mit Schwung los: «BERLINO – In questa prima intervista dallo scoppiare degli scandali sul collaboratore cinese e sui legami con la Russia, lo spitzenkandidat dell’Afd alle Europee Maximilian Krah si concede a tutto campo.

   Krah, lei ha dichiarato che i tedeschi devono essere fieri dei propri antenati. … »

Ob die Deutschen stolz sein sollen auf ihre Vorfahren, wie Krah es möchte, ist schon mal eine dufte Fangfrage. Üblicherweise wird dann Beethoven genannt, der in Wien gearbeitet hat, ein Deutscher, gewiss, aber ethnisch, und damit ist man schon in der Sackgasse. Sind Italiener stolz auf Alexander den Großen, oder auf Reinhold Messner, den – laut Wikipedia wörtlich – »italienischen Extrembergsteiger, Abenteurer, Buchautor, Museumsgründer und ehemaliges Mitglied des Europäischen Parlaments (Verdi Grüne Vërc)«?
   Diese Aussage zeigt mir nur, wie tolpatschig die Wikipedia ist: »Italienisch« einfach weglassen, ihr überheblichen Prinzipienreiter bei Wikipedia! Alte Journalistenregel: Was nicht da steht, kann nicht falsch sein …

Geschickt zieht Krah die Repubblicani dann aufs Glatteis: Ob alle Mitglieder der Waffen-SS böse waren? Und gerade als Südtiroler weiß man, dass nicht. Egal: Verallgemeinerungen sind bei moralischen Beurteilungen unzulässig, und wenn sie noch so gut passen. Kant? Stammte aus Königsberg, wie mein Vater auch. Bin ich deswegen stolz (auf mich)? Ganz gewiss nicht.

Lassen wir das. Für mich war schlimm, dass alle Gegner von Krah die Relativierung der Waffen-SS mitgespielt haben. Hier wird selbst in der NZZ die Verallgemeinerung einfach übernommen: »Krah wurde vielmehr die Geschichtspolitik zum Verhängnis, was kein Zufall ist. Sein Missverständnisse provozierendes Mantra, die Deutschen sollten stolz sein auf ihre Vorfahren, diese seien keine Verbrecher gewesen, lud die italienische Zeitung «La Repubblica» jetzt ein, zu fragen, ob dies auch für Angehörige der SS gelte. Dass Krah eine Antwort darauf vom Einzelfall abhängig machen wollte, entsprach genau dieser Linie. Mögen Historiker darüber urteilen, ob seine Weigerung, zu generalisieren, in der Sache richtig war oder nicht: Politisch instinktlos war sie ohne Frage.«

Die Frage stellt sich so nicht. Man lasse sich nicht fangen, auch von einem Herrn Dr. Krah nicht.

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