26. September 2018

Propaganda im Deutschlandfunk

Da geht mir der Hut hoch, oder Wut? Ärger reicht.
   Gerade eben, Mittwoch, 26.9.2018, vormittags, meldet der Deutschlandfunk in seinen halbstündlichen »Nachrichten« zuallererst:
   »Der CDU-Abgeordnete Willsch sieht in der Wahl von Ralph Brinkhaus zum neuen Vorsitzenden der Unionsfraktion im Bundestag ein Aufbruchssignal. Willsch sagte im Deutschlandfunk, unter dem abgewählten Fraktionschef Kauder …« Nachzuhören und hier nachzulesen.
   Ist das eine Nachricht? Zuvorderst?
Klaus-Peter Willsch, Bildquelle
   Wer ist der fesche Klaus-Peter Willsch? Er erzählt das auf seiner Website www.klaus-peter-willsch.de: »1993 wählten mich die Schlangenbader zu ihrem Bürgermeister. Seit 1998 vertrete ich den Wahlkreis Rheingau-Taunus/Limburg als [sic:] Ihr direkt gewählter Abgeordneter im Deutschen Bundestag.« Schön.
   Willsch ist einer von 709 Abgeordneten im Bundestag. Über »Aufbruchssignale« wird dort aber nicht abgestimmt, nicht einmal unter den 256 Abgeordneten der CDU/CSU. Die Politik wird – wie täglich zu erleben – hinter verschlossenen Türen in der »großen Koaltition« gemacht, bei Protesten geändert, aber nicht vom Parlament oder den Abgeordneten, schon gar nicht von einzelnen. Passiert nichts Unerwartetes, so wird ganz langsam ein 177-seitiger Koalitionsvertrag namens »Ein neuer Aufbruch für Europa – Eine neue Dynamik für Deutschland – Ein neuer Zusammenhalt für unser Land« abgespult. 
   Nun hat die Unionsfraktion mit 125 zu 112 Stimmen überraschend Ralph Brinkhaus zu ihrem Vorsitzenden gewählt, gegen den Vorschlag von Angela Merkel. Das ist eine Sensation, vielleicht ein Affront gegen sie, aber es bleibt eine fraktionsinterne Geschichte. 237 von 246 CDU/CSU-Abgeordnete haben abgestimmt, wer ihnen »vorsitzen« soll.
   Was also ist die »Nachricht« in der Nachricht? Wohl hauptsächlich, dass Willsch seine Meinung gerade dem Deutschlandfunk offenbart hat! Journalistische Arbeit in allen Ehren, doch was soll uns das?
   Vor ein paar Tagen habe ich dem Deutschlandfunk geschrieben:

Betreff: Zitate statt Nachrichten Gesendet Do 13.09.2018 16:44
 Geehrter Deutschlandfunk!
Bei "Nachrichten" erwarte ich Tatsachen, weniger Zitate, und schon gar nicht Schleichwerbung. Es tut mir leid: Das Nennen etwa der "Funke-Medien-Gruppe" ist für mich Schleichwerbung. Wenn Sie dazu noch hier im Netz werbewirksam erklären, wer oder was das ist, weil’s keiner weiß, und danach gefragt wird, obwohl es niemanden so recht interessiert, so mag das Reklame für diese "Gruppe" sein, gewiss aber ist es keine Nachricht. Es ist auch keine Nachricht, was auf einer Cola-Dose einer bestimmten Marke steht.
 Entweder die Nachricht ist nach Meinung Ihrer Redaktion richtig und wichtig, dann gehört sie bekanntgemacht. Wie Ihre Redaktion zu dieser Meinung ("Nachricht") gekommen ist, ist für den Hörer unwichtig. Im Gegenteil: Es relativiert die Nachricht zu einer indirekten Aussage, die ja vielleicht auch nicht stimmen könnte, macht sie ungewiss. Sie ziehen sich sozusagen zurück hinter: "Der hat gesagt, dass …", Ihre "Nachricht" wird so zum Hörensagen, Ihrer Redaktion nicht würdig.
 Ich erlaube mir also, Sie zu bitten, Nachrichten nicht durch Reklame für Nachrichtenlieferanten zu verwässern, sondern dafür zu stehen, oder sie wegzulassen.
 Noch dazu erfolgt Ihre Quellenangabe selektiv; die Deutsche Presseagentur wird nicht genannt, warum also eine ominöse Gruppe? Oder sind sie dazu vertraglich verpflichtet, durch einen Sperrvermerk?
 Bei zweifelhaften Geschichten, etwa Meldungen aus Syrien, verstehe ich eine Relativierung durch Quellenangaben. Das sollte aber die Ausnahme sein, wenn etwas so wichtig erscheint, dass man auch Zweifelhaftes bringt.
 Auch das "audiatur et altera pars" verstehe ich, wenn Sie versuchen, ausgewogen zu berichten. Dann aber handelt es sich um Meinungen, nicht um Tatsachen. Die Meinung möge sich der Hörer selbst bilden. Typisch sind hier die Meinungen von im Deutschlandfunk gerade erst frisch Interviewten, die Sie – vielleicht im Gegensatz zum Hörer – für so interessant halten, dass ihre Meinungen gebracht werden müssen, selbst wenn die "Meiner" daran nichts ädern können und werden – und wieder natürlich mit Hinweis auf den Nachrichtenüberbringer, in dem Fall Sie selbst. Alles Reklame oder was?
 All das unterhöhlt die freie Meinungsbildung, ohne die eine Demokratie nicht funktionieren kann.
 Ich hoffe auf Ihr Verständnis und verbleibe Ihnen dennoch als Hörer,
 Fritz Jörn              Fritz@Joern.De
mobil +49 171 3322017, fest 0228 211035
www.Joern.De   (www.Joern.De/Joern.vcf)
Friedrichstr. 29, D-53111 Bonn am Rhein

Thema
https://www.deutschlandfunk.de/sie-fragen-wir-antworten-wer-sind-funke-mediengruppe-und.2626.de.html?dram:article_id=375430

Antwort habe ich keine bekommen. ’s war ja auch polemisch …

Link hierher: http://j.mp/2OOeZeM =
   https://blogabissl.blogspot.com/2018/09/propaganda-im-deutschlandfunk.html

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