27. Dezember 2017

Typo-Suche

Suche, suchen nach einer Schriftart, einer Schrift, Typografie, Typographie, einer “font” – na ja, Sie wissen schon, wie »Times« halt (einer Serifenschrift mit Hackerl) oder »Arial« (einer »Helvetica« ohne) oder eine nichtproportionale (»dicktengleiche«) Schreibmaschinenschrift wie die »Courier«, um bei den in diesem Blog und dieser Vorlage verfügbaren Schriften zu bleiben.
   In einem schönen, neuen Comic, »Der nasse Fisch« von Anne Iysch, 2016 aus dem Carlsen-Verlag (ISBN 978-3-551-978-3-551-78248-9 angegeben), heißt’s: »Lettering … unter Verwendung der BlakeHole von Dirk Rehm«. Dirk Rehm gibt’s, er ist Chef von Reprodukt; ob er auch Schriften »schneidet« – wie man früher sagte – da hab’ ich keine Ahnung. Eine »BlakeHole« hab’ ich nicht gefunden, eine »Black Hole« schon, gratis von Woodcutter, die ist aber was ganz anders.
Das ß passt nicht in die Schreibmaschinenschrift, viel zu fiddelig. Muster aus »Der nasse Fisch«, Seite 79

Jedenfalls hat die Schreibmaschinenschrift im »nassen Fisch« kein g’scheites ß. Weil das aber nach wie vor im Deutschen vorkommt – »ausser« in der Schweiz –, ist stattdessen sowas dünneres eingefummelt, Sie sehen’s ja oben in der Bildlegende. Schriften kommen oft aus Amerika, und die haben dann kein ß (erst recht kein goßes ẞ, ohnehin bloß eine feige Missgeburt fürs Standesamt, siehe »Der Schmarrn mit dem großen ß«).
   Wie sucht man nach einer Schrift mit ß? Und vielleicht mit Ä, Ö, Ü, was ja viele Schreibmaschinen nicht hatten, man musste O und " übereinanderschlagen oder Oe. Außerden gab’s ganz früher ein langes s, das ſ, das wie ein f aussieht ohne Querstrich und wenn, dann sogar häufiger vorkommt als das runde s. Wie also nach einer Schrift suchen, die bestimmte liebgewonnene Zeichen mitbringt?
   Dazu muss man den Testtext mit diesen gewünschten Zeichen bestücken und dann sehen.
http://www.typografie.info/3/topic/19544-welche-schreibmaschine-benutzt-welche-schrift/ unten
Da hat man im Muster schon mal alle Zeichen drin, prima. Sind die in einem Satz mit y, etwa hier, sieht man gleich mehr:
https://www.drweb.de/20-kostenlose-fonts-mit-deutschen-sonderzeichen/#DaFont
Diesem schönen »Traveling Typewriter« von Karl Krull sieht man gleich an, dass seine dänische Schreibmaschine kein ß hatte, und er das ß ein wenig zu dünn und untypisch eingebaut hat. Oft findet man auch kursive ß, oder gleich nur Beta: β.
   Ich bin auf https://www.urbanfonts.com/de  gegangen, habe dort in der Mitte einen Testtext eingegeben mit den Zeichen, die ich wollte, etwa »bloß Österreich«, was dann in »blo%DF%20%D6sterreich« gewandelt wird (immer ohne die »«), macht nichts, und darunter gleich zeigt, wo’s bei den Varianten dann hakt:

Mal fehlen beide Zeichen, ß und Ö, mal nur das ß. Mal stimmt das ß nicht:
 Einer, Lukas Krakora, macht aus dem ß gleich automatisch ein ss:
Also alles nichts hier für mich.
   Doch wie wär’s mit
von “MyFonts” hier – halt nicht gratis, aber schön! Dazu gibt’s dort auch eine kursive Variante von Frederic Goudy, 1927, fast noch schöner.

Links:
Pangramme wie »Franz jagt im komplett verwahrlosten Taxi quer durch Bayern« und vollständige mit Umlauten und ß. Besonders schön tschechisch: »Nechť již hříšné saxofony ďáblů rozezvučí síň úděsnými tóny waltzu, tanga a quickstepu«. – »Lass’ die sündigen Saxophone des Teufels endlich durch den Saal hallen mit den fürchterlichen Klängen von Walzer, Tango und Quickstep«.
American Typewriter
Kugelkopf-Fonts
Fraktur-Schreibmaschinen (englisch)
• Kurios: Die »gebrochene Monoſpace ›Horst‹«

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