6. März 2017

Armustzeugnis Armutsbericht

’s ging durch alle Gazetten. Es kam im Fernsehen. »Die Armut ist gestiegen in Deutschland!« Nur wenige Zeitungen deuteten an, dass da zum Beispiel auch Studenten mitgerechnet wurden. Das aber sind »weiche« Kriterien, von denen die Statistik nur so strotzt.
   Ich wollte von diesem »relativen« Armutsrisikowert die absolte Referenzzahl herausfinden, also von welchem Durchschnittseinkommen jeweils ausgegangen wurde. Das ist sauschwer wo zu finden, für mich eine Selbstverständlichkeit. Um Relatives zu bewerten, sollte man die Basis – das »Absolute« – kennen.
   Zwei Berichte fand ich zum Thema.
1. Den »Armuts- und Reichstumsbericht« des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, hier. Als Quellen werden dort angegeben »EVS, EU-SILC, Mikrozensus, SOEP«. Nachgegangen bin ich denen nicht, das hätte mich zu weit geführt. Ein Datum fand ich nicht; es ist aber der neueste von 2017.
2. Einen »Armutsbericht« eines »Paritätischen Gesamtverbandes«, hier, auf den man sich gerne bezieht. Schon der Titel des Berichts, »Menschenwürde ist Menschenrecht.«, mit Punkt, lässt Polemik erwarten. Der eigentliche »Bericht« steht dann hier. Als Quellen werden genannt: Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e. V., Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e. V., Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e. V., Deutscher Kinderschutzbund e. V., Deutsches Kinderhilfswerk e. V., Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e. V., Pro Asyl e. V., Verband alleinerziehender Mütter und Väter e. V. und Volkssolidarität Bundesverband e. V..
   Dieser »Bericht zur Armutsentwicklung in Deutschland 2017« ist eine Sammlung von Meinungen einzelner Autoren zu einzelnen Themen. Schon in der Einleitung wird deutlich, dass da zwar auf weitere namentliche Meinungen zurückgegriffen wird, dass der ganze »Bericht« aber in erster Linie aus Meinungen besteht. Zitat: »Heute, zwei Jahre später [also 2017], erleben wir nun ein Umfeld, in dem plötzlich allerorten die zunehmende und zu große Ungleichheit in Deutschland problematisiert wird. Angesichts eines immer größeren Anteils in der Bevölkerung, der schlicht abgehängt wird von der Wohlstandsentwicklung, wird plötzlich die bis dato „unerhörte“ Frage aufgeworfen, ob Deutschland, überhaupt noch das Prädikat „soziale Marktwirtschaft“ für sich in Anspruch nehmen dürfe.« – Sachlich richtig scheint mir hier nur ein Fehler – der Kommafehler – zu sein, der Rest ist Meinung, einseitige, polemische Meinung. Die Diktion ist angepasst (»schlicht« – es fehlt nur das »und einfach« dazu. Als Sprachpurist stehen mir allerorten im Umfeld ein immer größerer Anteil in den Haaren zu Berge.) Dieser sogenannte Bericht ist ein Armutszeugnis einer objektiven Darstellung. Ich gehe darauf nicht weiter ein. Ich mag nicht, wenn andere für mich Meinung machen, und mir das dann als »Bericht« anpreisen.
   Ich denke schon selbst, erst recht folgere ich (ganz vorsichtig) für mich.
   Im »Spiegel« zum Beispiel können Sie die Meinung über diese »paritätischen« Meinungen lesen, hier.

Zurück also zu 1., dem Bericht des Bundesministeriums unter Andrea Nahles, SPD. In diesem Bericht wird definiert:
   »Als armutsgefährdet gelten Personen in Haushalten, deren Einkommen unterhalb einer vorgegebenen Schwelle liegt. In der Armutsforschung wird üblicherweise mit der Definition gearbeitet, wonach die Armutsrisikoschwelle bei 60 Prozent des Median[s, fj] aller Nettoäquivalenzeinkommen liegt. Die Armutsrisikoquote ist der prozentuale Anteil der in diesem Sinne armutsgefährdeten Personen an der jeweiligen Bevölkerungsgruppe.«
   Welcher Betrag ist und war denn dieser Median, in Euro, auf dem hier alles fußt?
   Direkt gefunden habe ich ihn nicht. Er lässt sich aber aus den 60 Prozent auf seine 100 Prozent hochrechnen. Bittesehr:

Jahr
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
60% des … 1)
736 €
746 €
764 €
787 €
801 €
826 €
849 €
870 €
892 €
917 €
942 €
Medianeinkommen
1227
1243
1273
1312
1335
1377
1415
1450
1487
1528
1570
Basis 2005
100%
101%
104%
107%
109%
112%
115%
118%
121%
125%
128%
Armutsgefährdete
14,7%
14,0%
14,3%
14,4%
14,6%
14,5%
15,0%
15,0%
15,5%
15,4%
15,7%
Basis 2005
100%
95%
97%
98%
99%
99%
102%
102%
105%
105%
107%

1) … des nominalen Medianeinkommens im Monat, aus der Statistik

Medianeinkommen in Euro aus den 60 % hochgerechnet
»Armutsgefährdete« aus der Statistik
   Hier grafisch:

Ich bekomme zur Zeit monatlich € 851,24 Rente. Bei einer lebenslang eingezahlten Summe von € 914.067 entspricht das ohne Zinseszins einer Jahresrendite von 1,12 %. Ich hoffe, ich hab’ das richtig gerechnet (bei mir Dateien Rentenbescheid_OCRed.pdf und Rente.doc).

S.e.e.o. Link hierher – bitte weitergeben:
   http://blogabissl.blogspot.com/2017/03/armustzeugnis-armutsbericht.html

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