31. März 2017

Latwergen, Britting, Ladbergen

Eins hab’ ich im Ohr, aus für mich alten Zeiten: »Ladbergen«. Das ist ein Ort vor Osnabrück. Wer die A1 kennt, kennt Ladbergen; danach geht’s den Berg hinauf, den Teutoburger Wald? Google kennt keine Landschaften. Vergangen.
   Was aber sind »Latwergen«? Ich schreib’s gleich richtig mit t. Kein Wunder, dass das keiner mehr kennt. Heute nennt’s die Wikipedia Leckmittel, was bös klingt uns nicht gerade Eis am Stiel assoziiert. Arznei in Breiform steht bei Grimm, auch nicht leckerer. Die Wikipedia lässt neben »elect(u)arium« auch »Süßwaren« gelten, dankeschön!
   Georg Britting (1981–1964) schrieb nach dem Krieg darumherum eine Kurzgeschichte, die namhafte deutsche Zeitungen brachten. Er hat sie auch selbst im Radio vorgelesen, 13 Minuten. Hier Details und neuerdings auch hier
   Die »ziemlich tolle Geschichte« (Britting) hat er aus einem Sammelband von Eberhard Buchner, und der hat sie wieder aus der Vossischen Zeitung von 1735, Nummer 63, hier alles schön nachzulesen
   Damals war der Latwergenhändler allerdings noch ein »Mithridatkrämer« gewesen, das wäre heute – mit Verlaub – eine Apotheke. Rezeptfreie Vitaminpillen. Ganz beliebt!

Ich bringe Ihnen hier die Geschichte; muss mal bei der Britting-Stiftung anfragen wegen des Urheberrechts. Lesen Sie also vom sprachgenialen Georg Britting die …
Komödiantengeschichte
Honfleur, am Hafenpanorama. Foto Bodoklecksel, Wikipedia

In der kleinen Stadt Honfleur, in der Normandie, nahe der Seinemündung gelegen, und seiner Stockfische wegen bekannt, hat sich, ein Menschenalter vor dem Bastillesturm in Paris, der ein neues, vernünftiges Zeitalter heraufführte, so wenigstens sagt man, das Folgende ereignet, und jedem steht es frei es lächerlich zu finden oder fürchterlich. Aber es ist so geschehen, es ist urkundlich verbürgt, und so muss es auch unerschrocken erzählt und angehört werden, und wer da gern die Augen verschließt vor dem wüsten Gräuel des Lebens, wird leicht blind auch für sein Liebliches.
   Eine Truppe von Schauspielern war in der Salzfischstadt eingetroffen. Ihr Anführer war ein ehemaliger Latwergenhändler, der über der rechten leeren Augenhöhle eine schwarze Binde trug, aber mit dem ihm verbliebenen linken Auge sah er scharf genug, und mehr als manchem lieb war, seine Leute wussten es. Im Saal des Wirtshauses brachten sie liederliche Schwänke und Possen zur Aufführung und hatten großen Zulauf aus dem gemeinen Volk. Auch gesetzte Bürger fanden sich ohne Scheu ein, die aber ihre Weiber zu Hause ließen, und junge Herren vom Adel, die mit ihren Degen ein vornehmes Geräusch machten, und in den Pausen Wein und Zuckerzeug und rosarote Briefchen den Frauenzimmern hinter die Bühne bringen ließen – sie wurden meist gnädig und gewährend angenommen.
   Einmal verlangte ein Stück, das in einer feurigfrechen Eifersuchtsszene gipfelte, dass der Harlekin, ein bildhübsches Bürschchen von kaum zwanzig Jahren, ein bartloses Milchgesicht, von dem hitzigen Nebenbuhler durch einen Messerstich getötet werde. Der Darsteller des Nebenbuhlers, ein schon älterer Mensch mit dunkel glühenden Augen, mit der munteren Tochter des Latwergenhändlers unruhig verheiratet, machte das so gut und echt, daß der Harlekin gleich nach dem Fallen des Vorhangs starb – auf offener Bühne zu verscheiden hatte er vermieden mit letzter Kraft, in dem Pflichtbewusstsein, das Schauspieler so oft auszeichnet. Der gestochen hatte, zerraufte sich das schwarze Haar und warf sich, laut jammernd und sich anklagend, zu Boden, und verfluchte seine unglückliche Hand. Aber nicht alle glaubten ihm, dass es nur ein Versehen gewesen war, nur hütete sich jeder es auszusprechen. Auch die Polizei begnügte sich schnell mit der Meldung, ein Komödiant sei durch einen Berufsunfall ums Leben gekommen – das geschah des öfteren, Seiltänzer stürzten ab, Feuerfresser verbrannten sich, und solch unehrlicher Leute einer mehr einer weniger, was machte das schon aus?
   So weit nun gut und schön, doch als der einäugige Latwergenhändler, ein Mann, der auf Sitte und Herkommen hielt, den zuständigen Pfarrer auf das höflichste bat, und dabei vernehmlich mit den Geldstücken im Hosensack klimperte, ein Begräbnis vorzubereiten für den Verunglückten, lehnte der geistliche Herr das mit vielen bedauernden Reden ab, auf seine oberhirtlichen Vorschriften hinweisend, die es ihm nicht erlaubten, Fahrende mit den kirchlichen Segnungen versehen auf einem geweihten Friedhof zu bestatten. Er seufzte, als er das sagte, vielleicht noch das Klimpern im Ohr, und der Latwergenhändler rückte an seiner schwarzen Binde und verbeugte sich und ging.
Nun hatte vor kurzem erst das fortschrittlich gesinnte Parlament in Paris eine Verordnung erlassen, derzufolge in Fällen dieser Art auch das weltliche Gericht ein Wort mitzusprechen habe, und der Latwergenhändler, gekränkt und rechthaberisch, strengte eine Klage gegen den Pfarrer an, des Inhalts, diesem sei aufgegeben, dem Erstochenen, der ein getaufter Christenmensch gewesen, ein ehrliches Grab nicht zu verweigern, auf dass man ihn nicht zu verscharren brauche wie eine räudige Katze.
   Langsam und schwerfällig arbeiteten auch damals schon die Behörden, und bis eine Entscheidung fiel, das mochte eine geraume Weile dauern, und bis dahin war die Leiche der viel schneller als die Behörden arbeitenden Verwesung anheimgegeben. Ihr Einhalt zu gebieten, kam ein Mitglied der Truppe, ein der Hochschule entlaufener Tunichtgut, der Wundarzt hätte werden wollen, auf einen tollen Einfall, und es kann nicht anders sein, als daß es das Vorbild und die Luft der Salzfischstadt Honfleur waren, die diesen Gedanken in ihm weckten. Er konnte es ja rings mit Augen sehen, wie man die Fische durch Einsalzen vor dem vorzeitigen Verderben zu bewahren verstand, und warum, dachte er, sollte das nicht auch bei dem im Tode noch so anmutig anzuschauenden Jüngling gemacht werden können, damit man für den Tag der Beerdigung einen wohlerhaltenen Leib in Bereitschaft habe. Er erinnerte sich von der Schule her, daß die alten ägyptischen Ärzte schon Mittel anwandten, ihre Könige in gutem Zustand in die Grabkammern zu legen, und so ähnlich königlich sollte es dem Harlekin auch geschehen – das war sein Wille!
   Die Kosten für das Salz zu sparen, sammelte der von seiner Aufgabe schon ganz Besessene von dem Salz, das von den Stockfischen fiel, wenn sie aus den Schiffen ausgeladen und in die Schuppen der Händler getragen wurden. Alle armen Leute Honfleurs versuchten so, sich billig das weiße Gewürz zu verschaffen, obwohl es natürlich verboten war, denn die Stockfischhändler ließen das Geringste nicht sich entgehen von dem Ihrigen, und nur auf diese Weise wird man reich. Der fürchterliche Mensch also begann zu tun, was er sich vorgenommen hatte, alte, fast vergessene Wissenschaft zu nützlicher Anwendung bringend, mit aller Hingabe, ja, mit einem einfältigen und frommen Stolz und recht als gutes Werk, wie er in seiner Verwirrung meinte. Kaum war er fertig geworden, kam ein Salzbedienter gelaufen, der von dem Diebstahl gehört hatte, mit einem Polizeibüttel kam er, und ließ den Salzdieb auf der Wache festsetzen – um den so königlich behandelten Toten kümmerte er sich nicht, das fiel nicht in sein Amtsbereich! Zwar kratzten jetzt die Schauspieler ihr Geld zusammen, eine Sicherheit für den Gefangenen zu stellen, und man gab ihm auch bald die Freiheit wieder, bis der Stadtrichter sein Urteil gefällt haben würde. Nun hatten die fahrenden Leute einen zweiten Prozeß auf dem Hals, und ihrem Oberhaupt, dem Latwergenhändler, gefiel das gar nicht, und er sah Unheil kommen mit seinem noch sehenden linken Auge.
   Er rückte an seiner schwarzen Binde, wie immer, wenn es einen Entschluss zu fassen galt, und dann ordnete er an, zu tun, was oft schon in Bedrängnissen ihre Rettung in letzter Stunde gewesen war: sich heimlich, und bei Nacht und Nebel, und mit Sack und Pack davon zu machen, von den Füßen den Staub schüttelnd der ungastlichen und grausamen Stadt. Den Harlekin ließen sie zurück, und der Wirt mochte nur ruhig mit ihren unbezahlten Rechnungen ein Feuerchen im Ofen anzünden, sich eine Wurst drauf zu braten: er hatte genug an ihnen verdient durch die vornehmen Gäste, die sie in sein minderes Haus gelockt hatten. Der Herr sei ihm gnädig, sagten sie, und meinten den Wirt nicht, meinten den Harlekin, und schlugen das Kreuz über den toten Kameraden, und die Tochter des Latwergenhändlers weinte sogar.
   Der Salzbediente, als er von der Flucht der Truppe hörte am andern Morgen, machte sich eilig zu dem Wirtshaus auf. Er sah den Toten, und weil er glaubte, der sei ein für ihn kostbares Pfand, und die Schauspieler würden vielleicht doch einen Boten schicken, es auszulösen, bemächtigte er sich des Dahingeschiedenen und schaffte ihn auf einem Karren in eins der Stockfischlager.
Nie wieder aber ließ sich einer der Truppe in Honfleur blicken, und nicht für lange konnte der Salzbediente den stummen Harlekin bei den stummen Stockfischen haben. In seiner Not versuchte er zu erreichen, was schon der wortgewaltige Latwergenhändler nicht erreicht hatte, den geistlichen Herrn nämlich dazu zu bewegen, dem Jüngling nun doch noch ein Begräbnis zu gewähren, auf Armenkosten natürlich, und in der billigsten Klasse. Aber der Gottesmann schlug entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen, als er von dem Vorgefallenen hörte und beharrte jetzt erst recht auf seiner Weigerung, den Harlekin neben den Bürgern der Stadt zu betten.
   Der Salzbediente, es ist zu verstehen, war voll Kummer und sah keinen Ausweg mehr aus dieser Verfahrenheit, und fest nun entschlossen, dem Trubel ein Ende zu machen, legte er in einer schwarzen Nacht den toten Schauspieler wieder auf den Handkarren und karrte ihn, und es ärgerte ihn, daß die ungeschmierten Räder so laut knarrten, zur Seine hinab, und warf ihn in das geduldige Wasser, das bei Honfleur ins Meer fließt. Und die Wellen des Flusses trugen den gesalzenen Leichnam in das weite, salzige Wasser.
   Der unbestrafte Mörder, angenommen, es habe sich um einen überlegten Mord gehandelt, was niemand wissen konnte, nur er, ja, selbst er nicht mit Sicherheit, denn ihm waren vielleicht Spiel und Leben ein und dasselbe geworden in einer undurchdringlichen Sekunde – er nun also lebte wieder still und zufrieden mit der Tochter des Latwergenhändlers. Und wenn ihn des Nachts böse Träume peinigten und ihn weckten, und er dann schlaflos lag, und neben ihm atmete die Frau, und sie auch nur konnte wissen, ob sie mit dem Harlekin bloß getändelt hatte, oder ob es mehr gewesen war – so griff er nach dem Krug mit rotem Wein, den er nie vergaß abends ans Bett zu stellen, und der vermag viel.


Ob Sie jetzt auf der A1 an Britting denken, an den jungen Schauspieler aus der Geschichte? An Latwergen
   Oder am Honfleur, wohin es Jahre später Georg Brittings Witwe (†18.10.2011) und ihren Mann zog, der mir schreibt:
   Meine Frau, Brittings Witwe, selbst eine Kommödiantin, zog es einst in diese Stadt des schaurigen Geschehens, in der es darüber hinaus den köstlichen Calvados gab (und gibt). Es war ein prächtiger Sommerabend, als wir mit unserem VW-Campingbus den Hafen der Stadt im Abendrot erreichten. Vor den vielen Lokalen am Hafenbecken standen Stühle und Tische, auf denen bereits die Lampen brannten. Ihr Licht spiegelte sich im Wasser. Der Singsang der Stimmen von den vielen Gästen war zu hören. Die salzhaltige Luft durchzog ein lieblicher Geruch von gebratenen Fischen, Langusten, Scampis und all dem, was das nahe Meer zu bieten hatte. Das alles war mehr als einladend, jedoch das hatten bereits andere genau so verspürt und vor uns die Plätze eingeommen.
   Da sah ich den freien Raum auf der Hafenmole, der auf dem Foto gut zu erkennen ist. Just an diese Stelle fuhren wir mit unserem Bus – das ließ man uns damals noch –, luden Tisch und Stühle aus und auch eine hübsche Lampe darüber, und waren damit Mittelpunkt des abendlichen Geschehens. 
   Schon bald brutzelten die Früchte des Meeres in der Pfanne, ein guter Rotwein funkelte schon im Glas, dann wurde serviert, und einige Gäste winkten uns zu und applaudierten, was meiner Kommödiantin natürlich so gefiel, dass sie sich nach Art der Schauspieler dankend verbeugte. 
   Wir hatten schon abgeräumt, da zauberte sie eine Flasche mit Calvados hervor, der seine Wirkung bald spüren ließ. So selig zurückgelehnt, den Abend mit diesem Ambiente geniessend, holte sie ein Buch hervor und begann die Geschichte der Kommödianten vorzulesen, die sich hier in dieser Stadt vor langer, langer Zeit ereignet hatte. Es kamen Zuhörer dazu, und so musste sie die Geschichte zwei Mal lesen und dann ein drittes Mal, von einem Gast spontan ins Französische übersetzt. Man brachte uns Wein, man stieß mit uns an, es war ein kleines Fest. 
   Spät schafften wir es dann mit dem Auto bis zu einem Wäldchen, wo wir so tief schliefen wie der eingesalzene Kommödiant, nur mit dem süssen Duft vom Calvados versehen und selig dem anderen Tag entgegenatmend.
Achilles und Penthesilea, Metropolitan Museum of Art, New York.
Terracotta hydria: kalpis (water jar), Greek, Attic, red-figure, ca. 500 BC. Attributed to the Berlin Painter

Links
Britting liest »das Windlicht« 1'12"
Britting liest den »Mond« 1'35"
Britting liest den »Hahn« 1'47"
Britting liest »Herbstgefühl« 1'15"
Thomas Huber liest »Was hat, Achill … « 1'23" (1938)
Britting liest den »Brudermord im Altwasser« 6'42"
Schülerfilm zum Altwasser 3'5"
Lego-Film zum Altwasser 45"

Link hierher, zum Weitergeben:

http://blogabissl.blogspot.com/2017/03/latwergen-britting-ladbergen.html

30. März 2017

Rot in Digitalbildern

rot pink überstrahlt überbelichtet Belichtung Fotos Sensor Digitalfotografie

Rosen im Garten, September 2016                          Foto Jörn
Warum geben Digitalkameras leuchtendes Rot schlecht wieder? »Schon immer«, sagt mein Fo­to­graf. Anlog ist das nie passiert.
      Die Bilder werden bekannlich mit einem Sensor aufgenommen, der eigens für Rot Photozellen hat, siehe http://blogabissl.blogspot.de/2017/02/pixel.html.  Und da »kann« der rot nicht?
   Selbst der Illustrierten »Stern« macht Pink Probleme, wenn sie diese Farbe modisch ganz groß herausstellt, sehe ich gerade (hier unten). Wie kann das sein?
Valentino, überblendet. Bildausschnitt
Foto: Elizaveta Porodina
   In der Tat werden direkt angeleuchtete rote Stellen oft überbelichtet. Dann fallen dort alle weiteren Feinheiten aus, und die bekommt man auch nicht wieder. Während unterbelichtete Fotos später etwas aufgehellt werden können – nach meiner Erfahrung 1 bis 1½ Blen­den­stu­fen –, geht umgekehrt ein Ab­dun­keln nicht. Also belichte ich zum Beispiel bei Blitzaufnahmen grundsätzlich eine Stufe weniger, »unter«, und weiß dann, dass ich keine überglänzten Glatzen bekomme, keine zu hellen Stellen, die nur mühsam wegzuretuschieren sind, wenn überhaupt. 
   Bei hellem Rot also gleich unterbelichten. Jedenfalls schaue man sich das Bild noch in der Kamera an, vergrößert.
   Manche schwören auf Raw, auch da kann später leichter nachbearbeitet werden. Allerdings brauchen Raw-Bilder viel mehr Speicher, vielleicht viermal soviele Bytes.
   Man kann sich auch die (drei) Rot-Histogramme zeigen lassen, wenn man hat; das normale Histogramm reicht nicht! Meine Kamera bietet z.B. nur ein universelles Histogramm (Seite 67 im Handuch) und erklärt: »Diese Funktion dient zur Anzeige der Helligkeitsverteilung im Bild; wenn die Spitze beispielsweise auf der rechten Seite der Grafik liegt, bedeutet dies, dass mehrere helle Bereiche im Bild  vorhanden sind. Eine Spitze in der Mitte kennzeichnet eine einwandfreie Helligkeit (richtige Belichtung). Dies kann als Anhaltspunkt für die Belichtungskorrektur usw. verwendet werden.«
   Dann gibt’s noch – bei manchen Apparaten – eine Farbeinstellung („Picture Control“). Die sollte gedämpft gewählt werden, jedenfalls nicht „Brillant“.
   Ein letzterVorschlag: Direktes Sonnenlicht abschatten.
Die Vorschläge stammen hauptsächlich aus einer Diskussion von Photography auf Stackexchange

Link hierher:
 http://blogabissl.blogspot.com/2017/03/rot-in-digitalbildern.html
 

Kandil, Die deutsche Frage

Voriges Jahr hatte ich mir eine »Eckartschrift« kommen lassen, aus Wien, weil ich mich interessiert hatte für die Auswanderung armer Schwaben Anfang des 18. Jahrhunderts – siehe »Die Deutschen in der Kaukasusregion«.  
   Seitdem stehe ich auf der Liste der »Österreichischen Landsmannschaft«, die von sich schreibt: »Die Österreichische Landsmannschaft unterstützt humanitäre Projekte und fördert die deutschen Volksgruppen in Europa bei der Erhaltung der uns gemeinsamen Sprache und Kultur.« Na schön. Die Wikipedia ist natürlich anderer Meinung, wieder typisch nicht selbst sondern zitierend; ich kann’s nicht beurteilen. 
   Höchstens schaue ich das mir unerwartet zugeschickte, neueste Heftchen »Die ›deutsche Frage‹, Deutschland von der Adenauerzeit bis zur Wiedervereinigung (1945/49 – 1989)« von Mario Kandil mit spitzen Fingern an. Dazu kommt, dass ich die Zeit selbst erlebt habe, allerdings bis auf eine Demonstration gegen die Mauer Tage danach ganz apolitisch.
Flughafen Köln-Bonn, September 1955.
Eine Soldatenmutter dankt Konrad Adenauer
   Das Heftchen ist eine detaillierte historische Aufzählung der Geschehnisse und Entwicklungen, von geschichtsprägenden Ereignissen in den Fünfzigerjahren, von Festigkeit und Wankelmut danach, und dann kam’s doch ganz anders, als sich je wer vorgestellt hätte. Es tut gut, sich an die wechselvollen Ereignisse zu erinnern, die Kandil genau aufführt, bis es dann fast langweilig wird. Da kann aber Kandil nichts dafür. Anekdotisches kommt nicht vor, wie die westdeutsch sich wandelnde Perzeption der »sogenannten« zur »sog.« zur Gänsefüßchen-DDR, von der SBZ über die »Zone«, »Mitteldeutschland« zum – jedenfalls orthographisch – ganz normalen Staat wie Österreich. Das hätte das ansonsten sehr dichte Buch etwas entspannen können. Oder wie Strauss zuletzt immer weiter Kredit gegeben hat.
   Ärgerlich ist höchstens der meinungspolemische Anhang, die »Schlußbetrachtung« (natürlich in alter Rechtschreibung, Revanchist!). Da wird ganz fußnotenfrei, dafür mit Rufzeichen [!] behauptet, »noch 1990 wurden neue besatzungsrechtliche Vorschriften erlassen«. Deutschland sei nicht souverän, nicht »frei«. Was soll das? Wer hat das denn gefragt, damit uns Dr. Kandil das beantwortet? Heutzutage, in einer »globalen Welt«.
   Googelt man den Historiker Kandil, so werden ihm Voträge in Volkshochschulen gestrichen, weil er bei Neonazis gesprochen hat, da wird hin und her Dreck geworfen – wozu freilich tendenziöse Auslegungen der Geschichte durch Kandil selbst verführen.
   Ich lese mir die Fakten, mache mir selbst meine Gedanken, und bin nach wie vor der Meinung, dass man Geschichte nicht beurteilen soll; erzählen ja, und das desto besser, je weniger man seine Meinung darüber »transportieren« will. Erst wissen, dann denken – und ein moralisierendes Urteil für sich behalten. Wir verspielen uns sonst hier auch noch die Meinungsfreiheit. 
   Wenn keiner mehr denkt, verschwindet es aus den Regalen. 

Zum Buch: http://www.oelm.at/neueste-eckartschrift-die-deutsche-frage/

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http://blogabissl.blogspot.com/2017/03/kandil-die-deutsche-frage.html

26. März 2017

Dreisatz für Dummys

Dreisatz, Dreisatzrechnung, Regel de tri, Cross Multiplication
https://de.wikipedia.org/wiki/Dreisatz, https://en.wikipedia.org/wiki/Cross-multiplication
   Hier mein »Dreisatz für Dummys« – wobei ich nicht sagen will, dass David, dem ich’s widme, ein Dummy ist. Ich musste es mir selbst erst einmal erklären. (Und ich weiß schon, dass man Dummys englisch dummies schreibt … )

Fünf Arbeiter bauen in fünf Tagen fünf Hütten
und trinken fünf Flaschen Bier am Tag.

– So, da haben wir’s. Jetzt geht die Fragerei los: »Wieviel … ?« 

Halt.
1. Sollte man die Regeln von Gleichngen aus Brüchen kennen, gut und sicher kennen, wie das die Amerikaner mit ihrer Bezeichnung »Kreuzmultiplikation« auch gleich empfehlen.
2. Muss man zuallererst überlegen, ob es eine »normale«, proportionale Dreisatzaufgabe ist, wo mehr mehr bedeutet (Bier im Beispiel) oder eine »inverse«, ungekehrt proportionale, wo ein Mehr zu weniger führt, meist zu weniger Zeit. (Ich muss noch herausfinden, wie ihr das lernt, heute heißt ja in der Schule alles irgendwie lateinisch … )
   Das ist alles. Ein Trick noch: Die Maßeinheiten und Größen wie A für Arbeiter oder l für Liter Bier in der Rechnung mitlaufen lassen, zur Kontrolle. (Wenn am Ende statt Tagen Biere herauskommen, war was falsch.)  

1. Rechnen mit Brüchen

Wir gehen von einer Gleichung aus, einem Gleicheitszeichen = in der Mitte, und links und rechts je ein Bruch, nichts Addiertes, je ein glatter Bruch wie nach ’nem ordentlichen Sturz vom Fahrrad:
                          a         c
                         ––  =  ––
                          b         d
So: Was können, dürfen wir mit dieser Gleichung tun, dass sie richtig (wahr, korrekt) bleibt? Gleich muss gleich bleiben! Wir spielen uns wie mit Dominosteinen.
• Wir dürfen erweitern, links und rechts mit derselben Größe malnehmen (oder teilen),
• Wir dürfen alles kippen (Kehrwert)
                          b         d
                         ––  =  ––
                          a          c
Probieren wir’s? 2/8 = 1/4, richtig? Kehrwert: 8/2 = 4/1, bingo.
• Soll eine Größe auf die andere Seite der Gleichung wandern, so geht sie von unten nach oben oder von oben nach unten, über Kreuz. (Zurück lässt sie eine 1 – wie du David, wenn du das gut beherrschst!) Mathematisch werden beide Seiten mit der Größe malgenommen oder geteilt, was man ja wohl machen darf.) Ausgehend von der Gleichung ganz oben schieben wir das b hoch.
                          a         c × b                      c × b
                         ––  =  ––           also a = ––––    , fertig
                          b         d                               d
• Lassen wir noch eine Größe von oben (dem Zähler) nach unten gegenüber (dem Nenner) wandern, das a:
                                  c                        1          c
                         ––  =  ––           gibt  –– = ——
                          b         d × a                 b       d × a 
Nun, das wird uns nicht passen; wir wollen b wissen, und nicht 1/b wie hier. Also »kippen« wir:
                          b      d × a
                         — = –––––       oder  b = (d × a) / c
                           1         c
Bitte: Da muss man erst fit sein, dass es einem Spass macht.
   Später ist dann eine Größe x unbekannt, und auf die muss man auflösen, so, dass ganz klar x = … dasteht.

2. Der Ansatz
• Bei normalen, proportionalen Dreisatzaufgaben mit »mehr ist mehr«. Fünf Arbeiter trinken fünf Flaschen Bier am Tag, wieviele Flaschen brauchen zehn? Ansatz:

                         5 Arbeiter       10 Arbeiter
                       —————— = ———————
                         5 Flaschen        x Flaschen
Jetzt braucht man nur zum x aufzulösen und man hat’s.
• Und umgekehrt? Fünf Arbeiter bauen in fünf Tagen fünf Hütten. – Wir brauchen aber nicht zehn Hütten, wir brauchen die fünf Hütten schneller, sagen wir, in zwei Tagen. Wieviele Arbeiter brauchen wir, wenn’s in zwei Tagen fertig sein soll? Ansatz:
                   5 Arbeiter × 5 Tage = 5 Hütten
                   x Arbeiter × 2 Tage = 5 Hütten

3. Die Lösung
Produzieren sollen sie dasselbe, 5 Hütten, also sind die zwei Gleichungen gleich, und wir können das Istgleich (=) »durchziehen« und die Hütten dann weglassen.
     5 Arbeiter × 5 Tage = 5 Hütten = x Arbeiter × 2 Tage = 5 Hütten
Auflösen auf x bedeutet nun, von der rechten Seite die 2 Tage wegzubekommen. Sie wandern von rechts nach links, müssen dort dann aber »unten« stehen:
     5 Arbeiter × 5 Tage
      —————————————  = x Arbeiter × 2 Tage
               2 Tage
Die »Tage« (als Wort, nicht die Zahlen!) kürzen sich sauber heraus, 
     5 Arbeiter × 5 Tage                             25 Arbeiter
      —————————————  = x Arbeiter =  ——————   = 12½ Arbeiter
               2 Tage                                                   2

 • So, jetzt kann man noch weiter fragen: Wenn sie aber in 2 Tagen nur 2 Hütten bauen sollen, wieviele brauchts dann?
                   5 Arbeiter × 5 Tage = 5 Hütten   (Gleichung 1)
                   x Arbeiter × 2 Tage = 2 Hütten   (Gleichung 2)
Schade. 5 Hütten sind nicht 2 Hütten. Wir können die zwei Gleichungen nicht (durchgehend) gleichsetzen. Also nehmen wir die erste, in der alles bekannt ist, und rechnen sie erst einmal (links und rechts) auf 2 Hütten um. Wir erweitern beide Brüche der Gleichung: Vielleicht mit 2/5 malnehmen?  
       (2/5)×5 Arbeiter × 5 Tage = (2/5)×5 Hütten    
                 2 Arbeiter × 5 Tage = 2 Hütten   (aus Gleichung 1 oder aus’m Kopf)
Das können wir jetzt mit Gleichung 2 gleichsetzen, 2 Hütten sind 2 Hütten:
       2 Arbeiter × 5 Tage = 2 Hüttenx Arbeiter × 2 Tage = 2 Hütten           
Rechts die 2 Tage nach links, bitte dort aber im Nenner:
      2 Arbeiter × 5 Tage
      ——————————— =  x Arbeiter × 2 Tage
                        2 Tage
Links »Tage«, das Wort, kürzen, 10/2=5, und schon sind’s 5 Arbeiter. Kommt das hin? 


Drei numerische Werte eingeben, der vierte wird ausgerechnet.
Ganze Zahlen bitte.


=
Siehe auch: »In drei Schritten Dreisatzaufgaben sicher lösen«.
Oline-Dreisatzrechner (einer von vielen).

Schön ausführlich, englisch
Das geht auch »abstrakt« mit Buchstaben
Lösung mit Rechenschieber: http://blogabissl.blogspot.com/2017/05/dreisatzrechnung-mit-rechenschieber-und.html 

Link zu diesem Blogeintrag (Permalink), bitte weitergeben:
http://blogabissl.blogspot.com/2017/03/dreisatz-fur-dummys.html

Europa unterschiedlicher Geschwindigkeiten?

Max Bittrof: Europa auf dem Stier, 1948, DM 5

Wie soll das gehen? Was soll das heißen: Europa unterschiedlicher Geschwindigkeiten? Vier­gang­ge­triebe, vielleicht noch mit Rück­wärts­gang zum Ausparken? 
   Europa läuft nicht. Sie lässt sich höchstens entführen.
   Ein »Europa unterscheidlicher Geschwindigkeiten« klingt gut, ist aber Quatsch. Schon heute werden europäische Vorschriften mehr oder weniger schnell in nationales Recht übernommen, doch darum geht’s gar nicht. 

In Rom wurde am 25. März 1957 unter anderem die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft gegründet, die EWG, in der Wikipedia sauber nachzulesen. Die Europäische Union, die umstrittene, kam erst 1992 in Lissabon auf die Welt, das war nach der Wende.
   Wenn sich »Europa« heute mit der EWG brüstet, so ist das inhaltlich eine Neuwahrheit. 1. War’s damals nicht die EU, 2. ist die EU nicht Europa. Oder wer zählt die Schweiz nicht zu Europa?

Das Friedensargument

Der Aufstand in Ostberlin und der Ungarnaufstand waren vor 1957. Der »Prager Frühling«, der Aufstand in Polen, das waren alles keine »Kriege«, aber Friede war das nicht. Gut, man kann sagen, das war im Ostblock – obwohl von den Aufständigen ein Eingreifen insbesonders der Amerikaner erhofft worden war. Wenn es nicht stattfand, dann ist das kein Verdienst der EU.
Ein »DDR«-Wasserwerfer schützt den Mauerbau
Bundesarchiv, Bild 173-1282
Helmut J. Wolf / CC-BY-SA 3.0
Die »Berlinkrise« 1958 war eine weltpolitische Angelegenheit, weder EU – die es, wie gesagt, damals noch nicht gab, noch EWG hatten daran Anteil. »Mourir pour Berlin?«, las ich damals in Frankreich als Graffito; ich lebte in Westberlin, da war mir das besonders aufgefallen. 

   Und gehört die Ukraine nicht zu Europa? Da gab es Krieg, da ist Krieg. Für die überheblichen EU-Europäer ja nicht, mit ihrem Tunnelblick auf das U in EU. Oder die Schweiz? War sie nicht friedlich, allein, durch Jahrhunderte, ohne E?
   Außerdem wird zumindest Deutschland seit 2002 im Hindukusch verteidigt!
   Kurz: Friedlich sind wir mit und ohne EU. Und gern!

Das Problem – als aus der EWG eine EU wurde

Vor lauter blauen Fahnen und Sternen hat es niemand gemerkt, dass zwar jeder freies Reisen möchte, aber dennoch seine Grenzen behalten wollte und will. Das Europa der Regionen. Der Länder. Und dass man niemandem gesagt hatte, dass nun alles integrierter sein würde als bei der EWG. Wir Bürger haben’s nicht »gespannt«. Erst als die Rumänen kamen und sich hier niederließen, Sie wissen schon. Da stellten die Leute die Haare auf und verrammelten die Kellerfenster.
   Warum brauchen wir zum freien Reisen, zum freien Warenverkehr die Niederlassungsfreiheit? Kann eine Gemeinschaft nicht selbst bestimmen, wen es aufnehmen will und wen nicht? Wenn nicht, so zerstört das die Gemeinschaft, in diesem Fall die »Union«. Wie stellt sich das die EU vor? Mit »Schengen«-Außengrenzen in Cuenta und Melilla!

Schlechte Aussichten

Der Wochenendleitartikel der NZZ endet nachdenklich: »… das laute Gerede vom Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten nährt den Verdacht, die beiden fast schon revolutionären Szenarien seien bloss Feigenblätter, die gar nicht wirklich erwogen würden. Am wahrscheinlichsten heisst die Zukunft also ›Weiter wie bisher‹ – oder wohl eher ›Weiter, bis es nicht mehr geht‹.«


Siehe auch Nato.
Sehr schöne Einzelheiten: Adenauer unterschrieb leere Blätter.
Banknote aus Wikipedia
   Eine Variante wäre die
Europa von Alessandro Turchi (L’Orbotto) 1578–1649

Link hierher:
http://blogabissl.blogspot.com/2017/03/europa-unterschiedlicher.html

25. März 2017

Gedanken zur Vorabendmesse

Samstagabend in der Bonner Stiftskirche Bonn.
Saturday evening in the Bonn “Stiftskirche”.                           Foto Jörn
»Vorabendmesse«, so nennt sich die Sonntagsmesse am Samstagabend. Man hat dann seinen Sonntag frei – ich fahre diesmal zum Beispiel weg nach Hannover. Diese Vor­abend­messe spielt eine andere Rolle als die sonntagvormittägige Gemeindemesse mit Pfarrer, Händeschütteln und Weihrauch, je nachdem.
   Unsere Vor­abend­messe in der Bonner Stiftskirche ist eine besonders theologische Messe. Normalerweise liest sie ein Professor der nahen Universität und predigt besonders gut. Seine »Gemeinde« ist etwas kleiner als die reguläre am Sonntag, und doch hat er seine »Stammbeter«. Bei uns vor allem eine Dreierfamilie, Vater, Mutter, Kind, alle sportlich wie gerade zurück von einer Wanderung, in roten Anoraks die Eltern, und die Tochter, fromm, fast schon erwachsen, sie ministriert immer. In den anderen Messen haben wir hier in Bonn schon längst keine Ministranten mehr; sie sterben aus wie die »ganze« heilige Kirche …
   Die Stiftskirche wurde um 1880 neu gebaut, neugotisch. Sie bietet dem Auge viele schöne Anhaltsmöglichkeiten. Am Abend ist’s dort eher dunkel, stimmungsvoll, die Kerzen entfalten ihre Ausstrahlung, die Gedanken nehmen schon nächtliche Wege.
   Der Organist wird zum Kantor – wenn nur die Gemeinde singt, so klingt das nach nichts –, und manchmal kann auch der Priester ordentlich singen, wie gestern Professor Gerhards. Da geben schon die ersten psalmodierenden Rufe durch das Kirchenschiff die Stimmung vor.

Mir kam ein abendliches Psalmensingen in Erinnerung, vor vielleicht sechzig Jahren. Mit zwei Mitschülern war ich ausgetauscht von einem Internat ins andere, von Bayern nach England, in einer anderen Zeit sowieso, und in eine ganz andere, althergekommene Welt. Internate waren damals überall »am Land«, hatten Tradition und Ruf. Als Internatsschüler war man »drin«, redete, philosophierte viel miteinander, las Bücher, versenkte sich jugendlich heranwachsend in sich. Wir hatten zu dritt eine study, da sang Carmen Cavallaro von der Langspielplatte. »Zuhause« lebte ich sogar in einer Burg.
   Im Bradfield College versammelte sich einmal die Woche, ich mein’ mittwochs, die ganze Gruppe im zugehörigen gotischen Aufenthaltsraum. Wir waren »in Häusern« untergebracht, A-Haus und so weiter, kleine Gruppen, allerdings nicht Gleichaltriger wie bei uns in Bayern. Egal.
   Da saßen wir nun im Dunkel des Abends in einer dunklen Stube – in meiner Erinnerung – und sangen jedes Mal einen anderen Psalm. Dazu muss man ein wenig üben, wiederholen, auf dass die schönen, frommen Worte eindringen ins junge Herz. Ich weiß, dass das kitschig klingt, aber so ist Erinnerung. Nach der Andacht geht man an der Seele satt zu Bett. Morgen ist wieder ein Tag. Morgen ist’s wieder laut.

Gestern in der Stiftskirche war mir das eingefallen. Es stand da wie ein weit entfernter Brückenpfeiler im Nebel, von dem ein Bogen zu mir heute und hierher führte, von meinem fünfzehnten zu meinem fünfundsiebzigsten Jahr, von überm Meer in eine »real existierende« Welt, verfließend im Alltag. Am Weg über die lange Brücke habe ich gar nicht oft nach oben gesehen, zu selten hinauf in den Himmel, erst recht nicht unter mich, das geht auf einer Brücke gar nicht; religiös war ich nicht, nie, habe mich nur oft und gerne darin beschäftigt, mal mit Gedanken, mal mit Gefühlen, mit Freundschaften, Menschen. Heute mehr.
   Ich könnte auch nicht sagen, dass mir das abendliche, englische Psalmsingen einen »Ruck« gegeben hätte, und doch prägte es mit mein Leben. Das Gefühl, Teil einer alten Kultur zu sein, Gedanken, die zu Worten, die zu Weisheiten, zu Gefühlen und Erinnerungen geworden sind, jenseits ihres vordergründigen Inhalts. Ein »Glaube light«, der mich nicht quält, den ich nicht hinterfrage, der mir mal mehr, mal weniger »kommt«, gefühlt im Schutz Gottes und wo nicht, doch nie »höllisch gefährlich«. Hier bin ich und hab’ gelebt, schön, ob gut, mag ein anderer entscheiden. Doch halt, nicht so weit! Ich war nur in der Vorabendmesse in der Stiftskirche, und blieb sitzen, bis dann auch die Orgel verklang.

Eine Anekdote will ich noch anführen zu den Abendandachten in Bradfield.
   Psalmen lassen sich nach vielen Melodien singen. Je besser man sie kennt, desto ordentlicher wird der Gesang. Unser »Hausmeister« nahm zur Abwechslung immer andere Melodien. Eines Abends war »Gott erhalte Franz, den Kaiser, unsern guten Kaiser Franz!« dran, eine alte Melodie von Haydn, hier zu hören. Nach der Andacht kam er auf uns Deutsche zu und entschuldigte sich; erst beim Singen sei ihm aufgefallen, dass es die deutsche Hymne ist. Unser Nationalgefühl, damals erst recht noch eher gering, hatte er gewiss nicht berührt. Wir fanden’s im Gegenteil einfach zu singen.
I spare you Google’s automatic translation. It turns out to be a “good effort”, oscillating between fair and exhibition for mass, and gets all confused with my strange German style. So here’s my own effort to retell the story.

It’s about the Vorabendmesse, which is Sunday’s mass celebrated on the evening (Abend) before (Vor-).
   It has special character: Evening gives it a bit of darkness, helps you to a weekly insight more than to radiating Sunday joy and shake hands with parishioners.
   In our case a professor for liturgy from Bonn University celebrates, and he preaches wisely and good. His following is smaller than the official pastor’s, and – like everywhere – gets fewer and older year by year. The church, unable to unite in Christianity, unable to adapt to modern times except for a laxer attitude, towards a “soft god”, will soon be a thing of the past.
   So there I was in the Bonn abbey to St John Baptist and Peter (Stiftskirche), neo-Gothic from 1880, amongst the few.
   The invisible organ player became cantor, psalms and resposories filled the church’s nave. Old melodies, words even older, rich in blessings.
   My days at Bradfield college, especially (I think) the Wednesday evenings, cam into my memory. In the fog of remembrance I saw a bridge reaching into my past youth, some sixty years afar. In the boarding school in Bavaria and during a short exchange term to England we had been brought up humble and god-fearing. I had walked this bridge, looking ahead. Too rarely I had looked at the sky, up to heaven. I hadn’t looked down; you have to stop to look beneath. Was I still crossing, or did I have reached solid ground?
   At Bradfield we each had a sleeping room, a cell, not to be used at daytime. The window had to be kept open, visible from below. For the day we had a cozy “study” for three, overheated, with cushy chairs and a record player, Carmen Cavallaro singing. Our short black gowns (with supposedly standardized sides to dry cutlery vs. polishing shoes) could be laid aside.
   Once a week at night we got together with our master to sing hymns, psalms usually. We were a small group, in the old wood ornated main room of the “house”.
Franz Joseph I
1830-1916 Kaiser von Österreich
   Now you can sing psalms to a variety of melodies. Our master choose a different one each time. One evening he intoned an old Haydn melody, originally sung to praise the long time emperor Franz Joseph I of Austria. I’m Austrian, I know. – After this devotion the master took the theree of us German exchange students aside, apologizing to have used the German anthem. He had became aware of it too late, he said. We however had very little chauvinism, especially this shortly after the war. There was no standing up after movies, as in England, for a queen we don’t have. We liked the melody, so we could sing with ease, and thanked the master.
    Singing hymns at Bradfield hasn’t changed my life all of a sudden. It gave a base tone to my life, supported ancient grounds to thread, later often drowned by actualities, but finally rising again in more passive, listening moments like on this evening in a Bonn church. My faith had changed, from fearful to neglected to thoughtful, more intense, even a bit engaged. And after a lot of thoughts about death “I take it easy”, with a let’s-see attitude, without urgency to go to heaven – we (or rather I) lived too good a life too long for yearning prompt salvation. There’s no Wi-Fi in heaven.
   After the blessing I sat a bit longer this evening, let the organ end, knelt a last time, and stepped out into the busy city evening, ite, missa est – home for supper.
– For Gaye. The rest of the German blog text is taken from the bible and reflects the lectures of this Third Sunday in Lent.
   More English memoirs on Bradfield here.
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Wochenzettel  mit Samstag 18.3.17
18.00 Uhr Stiftskirche Vorabendmesse (Prof. Gerhards) Im Ged. an Cäcilie Kurscheid, im Ged. an Familie Josef Bergmann
3. Fastensonntag L1: Ex 17,3-7 L2: Röm 5,1-2.5-8 Ev: Joh 4,5-42

   1. Lesung Exodus 17,3 bis 7
Das Volk dürstete dort nach Wasser und murrte gegen Mose. Sie sagten: Warum hast du uns überhaupt aus Ägypten hierher geführt? Um uns, unsere Söhne und unser Vieh verdursten zu lassen? Mose schrie zum Herrn: Was soll ich mit diesem Volk anfangen? Es fehlt nur wenig und sie steinigen mich. Der Herr antwortete Mose: Geh am Volk vorbei und nimm einige von den Ältesten Israels mit; nimm auch den Stab in die Hand, mit dem du auf den Nil geschlagen hast, und geh! Dort drüben auf dem Felsen am Horeb werde ich vor dir stehen. Dann schlag an den Felsen! Es wird Wasser herauskommen und das Volk kann trinken. Das tat Mose vor den Augen der Ältesten Israels. Den Ort nannte er Massa und Meriba (Probe und Streit), weil die Israeliten Streit begonnen und den Herrn auf die Probe gestellt hatten, indem sie sagten: Ist der Herr in unserer Mitte oder nicht?

   2. Lesung Paulus’ Römerbrief 5,1 bis 2,5-8 
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer.

   Schwestern und Brüder! [Als ob Paulus so Briefe begonnen hätte, lächerlich! … fj]
Gerecht gemacht aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. Durch ihn haben wir auch den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen, und rühmen uns unserer Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes. Mehr noch, wir rühmen uns ebenso unserer Bedrängnis; denn wir wissen: Bedrängnis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung. Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. Christus ist schon zu der Zeit, da wir noch schwach und gottlos waren, für uns gestorben. Dabei wird nur schwerlich jemand für einen Gerechten sterben; vielleicht wird er jedoch für einen guten Menschen sein Leben wagen. Gott aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht gemacht sind, werden wir durch ihn erst recht vor dem Gericht Gottes gerettet werden. Da wir mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, als wir noch (Gottes) Feinde waren, werden wir erst recht, nachdem wir versöhnt sind, gerettet werden durch sein Leben. Mehr noch, wir rühmen uns Gottes durch Jesus Christus, unseren Herrn, durch den wir jetzt schon die Versöhnung empfangen haben.  
   EvangeliumDas Gespräch am Jakobsbrunnen

So kam er zu einem Ort in Samarien, der Sychar hieß und nahe bei dem Grundstück lag, das Jakob seinem Sohn Josef vermacht hatte. Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Jesus war müde von der Reise und setzte sich daher an den Brunnen; es war um die sechste Stunde.
   Da kam eine samaritische Frau, um Wasser zu schöpfen. Jesus sagte zu ihr: »Gib mir zu trinken!« Seine Jünger waren nämlich in den Ort gegangen, um etwas zum Essen zu kaufen.
   Die samaritische Frau sagte zu ihm: »Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um Wasser bitten?« Die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritern.
   Jesus antwortete ihr: »Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: ›Gib mir zu trinken!‹, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben«.
   Sie sagte zu ihm: »Herr, du hast kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief; woher hast du also das lebendige Wasser? Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben und selbst daraus getrunken hat, wie seine Söhne und seine Herden?«
   Jesus antwortete ihr: »Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.«
   Da sagte die Frau zu ihm: »Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierher kommen muss, um Wasser zu schöpfen.«
   Er sagte zu ihr: »Geh, ruf deinen Mann und komm wieder her!«
   Die Frau antwortete: »Ich habe keinen Mann.«
   Jesus sagte zu ihr: »Du hast richtig gesagt: ›Ich habe keinen Mann‹. Denn fünf Männer hast du gehabt und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Damit hast du die Wahrheit gesagt.«
   Die Frau sagte zu ihm: »Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berg Gott angebetet; ihr aber sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten muss.«
   Jesus sprach zu ihr: »Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt, wir beten an, was wir kennen; denn das Heil kommt von den Juden. Aber die Stunde kommt und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten.«
   Die Frau sagte zu ihm: »Ich weiß, dass der Messias kommt, das ist: der Gesalbte (Christus). Wenn er kommt, wird er uns alles verkünden.«
   Da sagte Jesus zu ihr: »Ich bin es, ich, der mit dir spricht«.

   Die Aufnahme Jesu bei den Samaritern
 Inzwischen waren seine Jünger zurückgekommen. Sie wunderten sich, dass er mit einer Frau sprach, aber keiner sagte: »Was willst du?«, oder: »Was redest du mit ihr?«
   Da ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen, eilte in den Ort und sagte zu den Leuten: »Kommt her, seht, da ist ein Mann, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe: Ist er vielleicht der Messias?« Da liefen sie hinaus aus dem Ort und gingen zu Jesus.
   Währenddessen drängten ihn seine Jünger: »Rabbi, iss!«
   Er aber sagte zu ihnen: »Ich lebe von einer Speise, die ihr nicht kennt.«
   Da sagten die Jünger zueinander: »Hat ihm jemand etwas zu essen gebracht?«
   Jesus sprach zu ihnen: »Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu Ende zu führen. Sagt ihr nicht: ›Noch vier Monate dauert es bis zur Ernte?‹ Ich aber sage euch: ›Blickt umher und seht, dass die Felder weiß sind, reif zur Ernte. Schon empfängt der Schnitter seinen Lohn und sammelt Frucht für das ewige Leben, so dass sich der Sämann und der Schnitter gemeinsam freuen.‹ Denn hier hat das Sprichwort recht: Einer sät und ein anderer erntet.
   Ich habe euch gesandt zu ernten, wofür ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet und ihr erntet die Frucht ihrer Arbeit.«
   Viele Samariter aus jenem Ort kamen zum Glauben an Jesus auf das Wort der Frau hin, die bezeugt hatte: »Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe.«
   Als die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben; und er blieb dort zwei Tage. Und noch viel mehr Leute kamen zum Glauben an ihn aufgrund seiner eigenen Worte. Und zu der Frau sagten sie: »Nicht mehr aufgrund deiner Aussage glauben wir, sondern weil wir ihn selbst gehört haben und nun wissen: Er ist wirklich der Retter der Welt.«

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Bradfield College http://www.bradfieldcollege.org.uk/



Werbevideo, knapp 3½ Minuten. Mehr …
   Wir trugen als Schüler noch knappe, schwarze Talare (gowns), sehr nützlich, links zum Bestecksäubern, rechts für die Schuhe – oder umgekehrt? Und die »Eingeborenen« (nicht wir Ausländer), bekamen vormilitärische Ausbildung (assault course).

Mehr Erinnerungen auf http://blogabissl.blogspot.de/2012/11/bradfield-college-remincences.html

Link zu diesem Blogeintrag (Permalink):
 http://blogabissl.blogspot.com/2017/03/vorabendmesse-so-nennt-sich-die.html

17. März 2017

Hunger in Afrika

Beim traditionellen Aschemittwochsabend ging es bei den Bonner »Lions« heuer um karitative Hilfe in aller Welt. Überall sind die Lions-Klubs (www.Lionsclubs.Org) mit ihrem Slogan “We Serve” bekannt, insbesonders bei Hilfe gegen Blindheit. Große Hilfsorganisationen waren vertreten und berichteten über ihre Zusammenarbeit.
   Nach den Vorträgen wurde gefragt: »Warum wird oft erst spät geholfen?«. Und dann kam eine erhrliche Antwort, die ich mir gemerkt habe: »Anfangs fehlt die Spendenbereitschaft, wenn die Notlage noch nicht so bekannt ist.«   Das war mir bei Ebola aufgefallen. Jetzt kommt die Afrikanische Hungersnot. »Bereits im Februar hatte die Uno für Teile des Südsudans eine Hungersnot ausgerufen – die weltweit erste seit 2011. Die grösste humanitäre Krise spielt sich derzeit aber in Jemen ab, wo mehr als 7 Millionen Menschen vom Hunger betroffen sind«, schreibt heute die NZZ unter dem Titel: »Die hausgemachte Hungerkrise«.
   Zur Ursache schreibt die Zeitung: »Zu den grössten Versäumnissen vieler afrikanischer Regierungen gehört die Vernachlässigung der Landwirtschaft. Obwohl über die Hälfte der subsaharischen Bevölkerung – 520 Millionen Menschen – in der Landwirtschaft tätig ist, vermag der Kontinent sich nicht selbst zu ernähren und importiert heute rund einen Viertel seiner Nahrungsmittel«. Ein weiterer Artikel beschreibt, wer davon wie profitiert.

Siehe auch http://blankebonn.blogspot.de/2017/03/misereor-burkina-faso-kondome.html

16. März 2017

Wo ist die Zwischenablage?

Where is the Clipboard? Find the clipboard folder!
Zwischenablageordner? Zwischenablage-Ordner?

Die Zwischenablage ist kein Ordner (auf der Festplatte), es ist bissl Platz im Speicher (memory) des Rechners. Da können Sie also lange suchen …
   Microsoft: “Clipboard objects are not stored in a file. When you send something to the clipboard it is stored in a location in memory that is only available to the operating system.”

   Wenn Sie also den Inhalt der Zwischenablage sehen möchten, brauchen Sie dazu ein Programm. Suchen Sie aus einem älteren Windows das Progrämmchen namens
   clipbrd.exe , etwa 100 kByte groß.

Es steht typischerweise unter C:\WINDOWS\system32\clipbrd.exe mit zum Beispiel diesen Eigenschaften:
clipbrd.exe aus Windows XP
Bis Windows XP war das Programm noch dabei, später nicht mehr – vielleicht weil alles Mögliche in der Zwischenablage stehen kann (aber immer nur eine Portion). 

Man kann sich die clipbrd.exe in neuere Systeme kopieren, praktisch an eine beliebige Stelle (in einen beliebigen Ordner, vielleicht auch nach System32) und laufen lassen. Gut ist eine Verknüpfung vom Desktop.

Wenn Sie dann clipbrd.exe laufen lassen, so zeigt es Ihnen in einem eigenen Format den Inhalt der Zwischenablage (»Ablagematte«), im Fall eines Screenshots etwa so:
Viel machen können Sie mit der Zwischenablage nicht: Sie können den Inhalt über Datei löschen (unter Bearbeiten), sie können ihn schnell wo wegspeichern
   Das müssen Sie auch, wenn Sie zum Beispiel eine Google-Bildersuche machen wollen. Sie können nichts direkt aus der Zwischenablage hochladen! (Stimmen Sie doch auch dafür!)

Soviel zur »normalen« Zwischenablage in Windows. Es gibt eine Anzahl von kostenlosen Zwischenablageprogrammen, die mehr können; vor allem mehrere Inhalte aufheben. 
   Ich probiere mal »Ditto«, Infos hier. Läuft als »Prozess«.

Permalink 
http://blogabissl.blogspot.com/2017/03/wo-ist-die-zwischenablage.html

15. März 2017

Wrong Mousetrap

“Graphic novels” ought to be lectured graphically as well.
   Reading Posy Simmonds’ Gemma Bovery*) (in German) I see a mouse trap on page 40:

The mouse is dead, the trap wrong. Look at a real one:

source ©Tierfoto Giel

Permalink:
 http://blogabissl.blogspot.com/2017/03/wrong-mousetrap.html

*) not Bovary

13. März 2017

Groß- und Kleinschreibung auf dem Server

Das ist ein Blog für Webmaster, Webmeister, Homepage-Hochlader, für all jene, die auf alte Weise ihre Daten mit FTP auf einen Host (in dem Fall: Gastgeber) hochladen und dann hoffen, dass der Abruf später klappt.

Inzwischen mache ich FTP gelegentlich mit dem Total Commander (Netz, FTP; Tipp: eventuell Befehle, Fenster tauschen), jahrzehntelang habe ich einen kostenlosen WS_FTP32 genutzt, egal.
Sie sehen oben links Dateien bei mir auf dem »lokalen« Windows-Rechner, rechts die auf dem »fernen« Host. Die meisten Host-Rechner sind »Apache«-Server. Was das genau ist, ich hab’ keine Ahnung! Jedenfalls unterscheiden sie bei Dateinamen zwischen Groß- und Kleinschreibung. LeonardoOrig.jpg ist also etwas anderes als Leonardoorig.jpg und so weiter. Windows macht da keinen Unterschied (Unix und seine Derivate meines Wissens schon).
   Das bedeutet, 
1. dass Sie bei einem Internet-Aufruf von – in dem Fall – www.sarner-geschichtsverein.org/LeonardoOrig.jpg sehr wohl was zu sehen bekommen, mit http://www.sarner-geschichtsverein.org/Leonardoorig.jpg aber nicht; weil ein O einmal groß, einmal klein geschrieben ist. Wie Sie den »Geschichtsverein« schreiben, ist egal, die Domänenadresse wird vom DNS längst im Internet vor dem Server aufgelöst. Auch bei E-Mail-Adressen ist in der Praxis Groß- und Kleinschreibung egal, Umlaute gibt’s nicht.
2. empehle ich Ihnen, immer nur Kleinbuchstaben zu nutzen, weil Sie am heimischen Windows-Rechner nicht eine Datei A.htm und eine a.htm speichern können.  
   Wenn Sie aber trotzdem am Server Groß- und Kleinschreibung haben wollen? Dann hilft nur ein Trick.
a – Sie machen sich auf dem Server einen Ordner oder die Datei in der von Ihnen gewünschten Schreibweise. 
Hier habe ich mir, siehe rechts, (mit F7) einen neuen Ordner namens klein strasse geschaffen, habe jetzt dort also Strasse und strasse. Dann muss ich nur noch dort hinein Dateien kriegen. Dazu hatte ich mir zuhause einen Ordner strasseklein gemacht, dort die nötige index.htm zusamengestellt (eine sofortige Weiterleitung zu Strasse), und dann von strasseklein bei mir in die kleingeschriebene strasse am Server hochgeladen. Bingo.
Der WS_FTP kann Ordner und Dateien am Host umbenennen (“Rename”)
Am WS_FTP können Sie sogar Ordner am Server umbenennen. Dann geht’s noch einfacher.
   Sie können jetzt sowohl
 www.Sarner-Geschichtsverein.Org/Strasse als auch
 www.Sarner-Geschichtsverein/strasse aufrufen, sogar
 www.Sarner-Geschichtsverein/Straße klappt. Ob Sie am Host den Ordnernamen Straße in Punycode xn--Strae-oqa umwandeln müssen, etwa hier, müssen Sie ausprobieren. Mehr zu Umlauten hier.

Domänennamen (domain names) werden immer in Punycode gewandelt (was schon zu optischen Täuschungen geführt hat). Subdomänen und Dateinamen eher nicht; so würde http://www.Jörn.De/Straße zu http://www.xn--jrn-sna.de/Stra%C3%9Fe, siehe Konverter 2.
   Ein auswahl von Konvertern:
1. http://www.idn-convert.de/cgi-bin/idnconverter/bin/idncheck.pl
2. https://www.punycoder.com/ 
3. https://mothereff.in/punycode

Permalink zum Weitergeben:
http://blogabissl.blogspot.com/2017/03/gro-und-kleinschreibung-auf-dem-server.html

11. März 2017

Lucky Luke hebräisch

Lucky Luke »Das gelobte Land« (« La Terre Promise ») hat Klaus Jöken vom französischen Original übersetzt. Der Text stammt von »Jul nach Morris«, was auch immer das heißt.
   Nun sind alle möglichen Ausdrücke, vor allem jiddisch (sein sollende), mit Sternchen erklärt, etwa auf Seite 10 »OJ WEJ« als »JIDDISCHER KLAGERUF«, eher trivial (oh weh!). »MISCHPOCHE« (Seite 11) bleibt dort unerklärt. Das sollen wir kennen, das steht ja im Duden, wobei man gerade dort aufklären könnte, dass Mischpoche ursprünglich nicht abfällig gemeint war wie heute im Deutschen, sondern bloß die Verwandtschaft.
   Was nicht übersetzt wird, sind hebräische Gebete, die man alsa Goi nicht einmal lesen kann wegen der Schriftzeichen. 
   Hier der »Abendsegen«, wie Moishe das Gebet nennt:
»Das gelobte Land«, Seite 16. Zum Vergrößern klicken!
Wofür steht denn nun טוֹב יהדה לכּלל? Vermutlich hab’ ich das nicht einmal richtig »abgeschrieben«. (Erst ausgeschnitten im Bild, dann hier zum optischen Lesen gegeben, dann das Ergebnis טוֹב יהדה לכּלל gegoogelt.) So kam ich auf Psalm 114,2, »Da wurde Juda Gottes Heiligtum«, schreiben die katholischen Innsbrucker. Warum, wieso, wann gesprochen als Gebet? Das weiß wohl keiner, dehalb das Fragezeichen.

Und oben das lange Gebet? No, da frag ich lieber …

Gelungen! Freudlicherweise schreibt mir ein Hannoveraner (den ich erst einmal nicht hier ungefragt nennen möchte): 
   »Glücklich sind die, die in deinem Haus wohnen, die dich allezeit loben!
   Glücklich ist das Volk, von dem dies gilt: Glücklich ist das Volk, dessen Gott der Ewige ist. Allezeit will ich meinen Gott rühmen.«

   Moishe betet das Abendgebet Maariw. Rabbi Hecht beschreibt es (englisch) als relativ kurz und aus drei Teilen bestehend.
   Hier habe ich es ge­fun­den. Die Fuß­no­te 37 nennt Psalm 84,5, Note 38 Psalm 144,15.
   »Wohl denen, die wohnen in deinem Haus, / die dich allezeit loben« und »Wohl dem Volk, dem es so ergeht, / glücklich das Volk, dessen Gott der Herr ist!«.  
   Auch Papst Benedikt schätzte Psalm 84 ganz besonders, »Wie liebenswert ist deine Wohnung … «, hier nachzulesen beim Vatikan. – Am besten, auch Sie bleiben bei den Psalmen hängen, und verlassen »mich« hier, der ich zuvor vergeblich herumgegoogelt hatte: 
   Denn nur mit dem Netz kommt wenig ’raus:
אשרי יוֹשבי ביתך. ﬠרד יּהללוּךי סלה:
אשרי הצם שככה לי. אשרי הﬠם שידָ י אַלהיּו:
אריממך אלהי המלך. ואברכה שכוך לﬠרלם כצד:
   und maschinell »übersetzt«:
    Da muss die »künstliche Intelligenz« noch bissl was lernen.

Permalink:   
 http://blogabissl.blogspot.com/2017/03/lucky-luke-hebraisch.html


Ich lasse den Blog hier stehen, denn ausgedruckt sollte das eigentlich nicht werden, im Buch wohl auch nicht. Der Ausdruck wird sheimos (oder shaimos), schreibt die Quelle, und gehörte nach Gebrauch in eine Geniza.
   Links die grüne Warnung stammt aus »dem Schabbes-Projekt« aus Zürich. Denn eigentlich ist alles noch ein wenig komplizierter. (Meine Notizen auf Lucky.doc)
 

Wikipédia
Le nouveau «Lucky Luke», une Terre promise qui ne tient pas toutes ses promesses
Lucky Luke : les cinq meilleurs gags dégainés dans La Terre Promise
Xavier Nataf interviewt den Autor «Jul», 15-Minuten-Video – nur mit guten Französischkennnissen!
Der Figaro interviewt Jul – kann man gut lesen.