15. März 2015

Glück

Sonnenuntergang über dem Rhein.
Oberkassel (Bonn). Mehr Bilder
Glück, spielen zu dürfen im Leben! Das gibt’s für Kinder und Alte.
   Mit siebzig ist mein »Ernst des Lebens« vor­bei, hoffentlich, zumindest zeitweise. Mit et­was gu­ter Gesundheit noch eine Zeit lang Wohlverdientenruhestands-Genuss. Ich tri­via­li­sie­re; poste, jetzt, ohne dass das über­haupt jemand lesen muss. (Und baue am Ende trotz­dem noch ­­s ein.)

Nehmen wir den Abend des Freitag, 6. März 2015. Ich hatte Carla zum Judo gebracht, meiner Frau das Auto gewaschen, gesaugt und aufgetankt (wie sie es schätzt), die leeren Flaschen farblich ge­trennt  in die Container geworfen – hier im Bild rechts stünden sie noch weiter rechts.
   Dabei hatte ich einen Jungen beobachtet, der am Bahndamm mit gezücktem Smart­phone auf den Sonnenuntergang wartete. Als ich dann von weiter oben, von der Cäcilien­kirche her, selbst den Sonnenuntergang ge­ra­de noch sah, rief er mir grüßend zu: Er warte auf den Zug, doch das Vorsignal in der Ferne stünde noch auf Halt.
   Mehr hab ich dann nicht erfahren.
   Ja, eine junge schwarze Katze strich um meine Beine, und um das Zaungitter. Die ist mit im Bild, allerdings schwarz.
   Ich hab’ mir dann schnell noch drei Stichworte notiert, zu diesem Glück an diesem Abend an diesem Ort, denn später ist das Gefühl weg, wie ein Duft, wie ein Traum, verflogen. Hier speziell: der Gesang der Meise(n). 

Glück Nummer null: Zeit zu haben, keine Eile.
Glück eins: ein Schüler, der einen grüßt, und freiwillig erzählt, was er gerade macht. Gibt’s heut­zu­ta­ge eigentlich gar nicht mehr; sie haben’s aus Unfreudlichkeit und Scheu längst sein lassen.
St. Cäcilia, Oberkassel
   Weiter zu Ad-hoc-Glück zwei: Die eher verlassene Cäcilienkirche war offen; drinnen wurden irgendwelche Vorbereitungen gemacht. Ich hatte Ruhe, mich um­zu­se­hen. Links war eine Bibel aufgeschlagen mit den Evan­ge­lien des vergangenen und des kommenden Sonntags: die Zehn Gebote bis zu: »Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen und du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren, nicht sein Feld, seinen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind oder seinen Esel, nichts, was deinem Nächsten gehört.« Sklave und Skla­vin sind neu, und doch keine Ausgeburt politischer Korrektheit (sonst träten sie in anderer Reihenfolge auf). Die Vulgata schreibt: »non servum non an­cil­lam«. Die Rolle und Rechte von »Sklaven« erklären ausführlich die Zeugen Jehovas hier.
   Also hörte sich das früher (»als alles besser war«) ohne langweilige Sklaven viel schöner an: » … deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.«
   Was eine Magd war oder ein Knecht, wer lernt’s noch?
   Das Licht unter dem Scheffel leuchtet inzwischen auch nur mehr allgemein mengenbelehrt unter einem »Gefäß«. – Genug gekrittelt, lassen wir das, ich war ja glücklich!
   Denn draußen zwitscherten schon die Vögel des Frühlings (Glück Nummer drei), und drinnen im Dōjō hab’ ich an diesem Freitagabend dann noch die blöde drahtlose Tastatur fixen können – kein Glück, einfach rasch beim nahen Rewe Batterien kaufen – und »Können« halt.

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