13. Dezember 2013

zufrommen

Heute mal was Altsprachliches.
   Ein »für wen denn?« im zweifelnden Sinne von « à quoi bon ? » hab’ ich heute einmal mit »zu wes’ Frommen?« formuliert; mal sehen, ob das der Mailempfänger so versteht.
   Und dann hab’ ich natürlich gegoogelt. Meist kommt zu Frommen nur mehr in Verbindung mit Nutzen beziehungsweise Nutz vor: zu Nutz und Frommen, und das ist schon arg altmodisch. Gelegentlich findet sich die Schreibweise zufrommen, klein und zusammen. Einzeln, ohne Nutz, hab’ ich zu Frommen bei Goethe gefunden, beziehungsweise im Spiegel-Projekt Gutenberg
   »So hat nun Reineke billig / Sich zu großen Gunsten geschwungen, und alles befolgt man, / Was er rät und beschließt, zu Frommen oder zu Schaden.« So stehts in Reineke Fuchs’ zwölftem Gesang, »zum Vorteil oder Schaden« sozusagen.



Und dann natürlich ausgiebig im Grimmschen Wörterbuch unter Frommen, in der Brüder unvergleichlichen Kleinschreibung. (Die Links zu modernen Bbelübersetzungen sind von mir). Im »Origial« viel schöner anzusehen.
 …
2) zuweilen hatte schon ahd. frumman den sinn von expedire, auxiliari, es ist unersichtlich, ob transitiv oder intransitiv. nhd. bedeutet intransitives frommen prodesse, nützen, helfen, gleichviel mit frommen bringen: darumb laszt euch weisen durch meine wort, das wird euch fromen. weish. Sal. 6, 27; denn es fromet dir nichts, das du gaffest nach dem, das dir nicht befolhen ist. Sir. 3, 23; ich hab es alles (gen.) macht, es fromet aber nicht alles (nom.) 1 Cor. 6, 12. 10, 23, viel schöner gothisch: all binah, akei ni all daug; suche nicht was mir, sondern was vielen fromet (goth. þata mis bruk sijai, ak þata þaim managam). 10, 33; also ist verboten allen gütern des nehesten zu schaden und geboten denselben zu fromen. Luther 4, 531;
eur grosz vernunft, witz und verstand,
damit ihr frommt dem könig und land.
Mauricius Haman B 6;
ists dann billich? ists dann christlich? o es sei gleich wie es wil,
fromts nur einem und dem andren, hats zu deuten sonst nicht viel.
Logau 3, 227, 52;
frommest du nicht, so hindere nicht, ne obsis, si prodesse nolis. Stieler 569; dadurch ward den weiberrechten nicht gefrommt. Hippel 6, 77; allein wird mein besuch
auch euch, ihr damen, frommen?
Gökingk 1, 250;
die lieb allein
nur ausgenommen,
kann nichts so frommen! 1, 272;
die rosen sind kommen
in lieblicher zier,
doch wollen sie mir
ach ohne mein liebchen nicht frommen! musenalm. 1775 s. 152;
kaum will mir die nacht noch frommen,
denn die träume selber kommen
nun in trauriger gestalt.
Göthe 1, 101;
[Bd. 4, Sp. 247]

wie sehn ich mich aus dem gedränge fort,
wie frommte mir ein wolverborgner ort! 2, 32; was frommt die glühende natur
an deinem busen dir? im Merkur 1776 febr. s. 128, später:
was nutzt die glühende natur
vor deinen augen dir? 2, 196;
und was mag dem scheiden frommen
als ein baldig wiederkommen? 4, 130;
wie könnte dies geringstem troste frommen? 3, 29;
o wär ich doch gewürdigt nun für dich,
was dir am besten frommte, vorzufühlen. 9, 375;
viele worte frommen nicht den scheidenden. 10, 35;
der schlaf: ein treuer freund, der allen frommt. 13, 197;
was unerreichbar ist, und wärs erreichbar auch
nicht nützt noch frommt. 40, 384;
wenn ihm der schlüssel nur zum besten frommt!
neugierig bin ich ob er wiederkommt. 41, 77:
ich aber gehe freudger ans geschäft,
da ich, dem kaiser dienend, euch zugleich
und eurem sohne frommen darf.
Uhlands Ernst 77;
dasz ich des weges nicht geirrt,
des muste mir dein bote frommen.
Rückert ges. ged. 1, 54.
einigemal schleicht sich, nach analogie von helfen, ein acc. der person für den dat. ein: lange nägel haben wird die seckelabschneider wol frommen, so schneiden sie ohn ein fingerhut in finger nicht. Fischart groszm. 19; was den enkel so wie den ahn frommt,
darüber hat man viel geträumet.
Göthe 2, 264.

Soviel aus der Grimmschen Wörtersammlung. 
Zum Schluss daraus dies noch:  

An Mignon

Ãœber Tal und Fluss getragen
Ziehet rein der Sonne Wagen.
Ach, sie regt in ihrem Lauf,
So wie deine, meine Schmerzen
Tief im Herzen,
Immer morgens wieder auf.

Kaum will mir die Nacht noch frommen;
Denn die Träume selber kommen
Nun in trauriger Gestalt.
Und ich fühle dieser Schmerzen,
Still im Herzen,
Heimlich bildende Gewalt.

Schon seit manchen schönen Jahren
Seh’ ich unten Schiffe fahren;
Jedes kommt an seinen Ort.
Aber ach, die steten Schmerzen,
Fest im Herzen,
Schwimmen nicht im Strome fort.

Schön in Kleidern muss ich kommen;
Aus dem Schrank sind sie genommen,
Weil es heute Festtag ist;
Niemand ahnet, dass von Schmerzen
Herz im Herzen
Grimmig mir zerrissen ist.

Heimlich muss ich immer weinen,
Aber freundlich kann ich scheinen
Und sogar gesund und rot;
Wären tödlich diese Schmerzen
Meinem Herzen,
Ach, schon lange wär ich tot.

Link zu diesem Eintrag: http://blogabissl.blogspot.com/2013/12/zufrommen.html

Keine Kommentare: