12. Januar 2013

HEDY Darling
Das fimreife Leben der Hedy Lamarr erzählt von ihrem Sohn

Ihr Leben mag ja filmreif gewesen sein. Das Buch dazu, beziehungsweise das von Jochen Förster, Hedys Sohn Anthony Loder und einem noch schwächeren »Lektor und Korrektor« Patrick Schär, ist unreif, völlig. Es ist spannend, zumindest zwischendurch, am Ende war ich aber froh, durch zu sein. Fast auf jeder Seite sprachliche Schludrigkeiten, Übersetzungsfehler, bis hin zu einem das, das ein dass sein muss(1). Wie bei Volksschülern. Aus vermutlich einem busybody wird ein »Busboy« hinter der Theke(2), aus Constipators werden Nervensägen statt im Gegenteil Verstopfungsmacher(3). Da wird Hedys wichtigster Ehemann und Vater des Koautors, John Loder, von Hedy »mit Ignoranz bestraft«, was wohl eher Nichtbeachtung sein hätte sollen(4). Nichteinmal, dass »Swastikas« Hakenkreuze sind, scheint den Herren bekannt zu sein(5), aber bitte, vielleicht sind auch da inzwischen Fremdwörter politisch korrekter. Es gibt »ikonische Orte« in Hollywood(9) und andere »Kapriziositäten«(10), die nicht einmal der Duden kennt. Gut, Fanzines gibt’s(11). Dennoch stört die verquere Wortwahl, sagen wir in: »Ich besuchte das yogische Self-Realization Center am Sunset Boulevard, wo angeblich ein Teil von Mahatma Gandhis Asche lagert.«(12) – Hervorhebungen von mir. Höchst flapsig das Ganze.
   Technisch scheinen sich auch einige Ungereimtheiten eingeschlichen zu haben, so »sendet« auf einmal ein Fernsehgerät im Wohnzimmer »in Farbe«(6). Vor allem wundert sich Jochen Förster, dass Frau Hedy Kiesler Markeys und George Antheils Patent auf ein »Secret Communication System« in »renommierten Medien bis heute infrage gestellt« wird, beziehungsweise genaugenommen im angeberischen Blähstil des Buches: »der epochale Status« des Verfahrens. »Für die Welt der drahtlosen Kommunikation ist Hedy heute ungefähr das, was Gutenberg für das gedruckte Wort war.« (7).
   Ein Frequenzsprungverfahren hatte schon Nicola Tesla am 17. März 1903 in Amerika patentiert, die Deutschen hatten es seit 1915 genutzt, was damals (und heute) keiner (oder nur wenige) wussten. Hier ein schöner Artikel darüber. Das Problem ist weniger der Wechsel der Sendefrequenzen, als das genaue Timing des Frequenzwechsels und die Folge der Frequenzen beziehungsweise deren Synchronisierung zwischen Sender und Empfänger. George und Hedy nutzen dafür »long rolls of paper having perforations«, also Lochstreifen, nicht Lochkarten wie im Buch steht(8). Sogar zeitliche Korrekturen durch Synchronierungsimpulse schlugen sie vor, wie bereits »well-known and highly developed in the fields of automatic telegraphy and television« (Patentschrift). Die Wikipedia nennt noch weitere Erfinder wie Zenneck und Danilewics. Trotzdem: Wie hätten denn die Lochstreifen im Sender an Land umd im Torpedo unter Wasser gleichzeitig gestartet werden sollen? Ganz einfach beim Abschuss, wenn die elektrische Halteleitung Nummer 106 in Fig.3 abreißt, siehe Patent Seite 2, Spalte 2, ab Zeile 41.

   Das technische Problem ist immer wieder die Geheimhaltung der Frequenzsprünge. Das amerikanische Militär nutzte im zweiten Weltkrieg ein Sigsaly genanntes System, was aber erst in den 1980er Jahren bekannt wurde – jedenfalls zur Verschlüsselung von Telefongesprächen. Vielleicht ein Grund, warum Hedys und Georges Patent nicht genutzt wurde.
   Der Hauptgrund aber wird sein, dass Torpedos, wenn von außen, dann über Drähte gesteuert werden, Patent Louis Brennan, 1877(13) – obwohl’s die Amerikaner mehrmals mit Funk versucht haben. Funk kommt unter Wasser nicht so gut an, hohe Frequenzen mit entsprechend hoher möglichen Datenrate schon gar nicht, Langwelle ist üblich.Torpedos bewegen sich im Wasser mit Autobahngeschwindigkeiten, Kanonenkugeln in der Luft zehnmal schneller (1000 m/s = 3600 km/h), sodass selbst Baron Münchhausen sie nicht zu steuern vermag.

(1) Seite 220: » … verstreuten sie Hedys Asche im Wind. Es war das erste Mal, das Anthony … «
(2) Seite 100: »Am Weihnachtsabend 1942 arbeitete John als »Busboy« hinter der Theke, …«
(3) Seite 139
(4) Seite 141: » … nach dem Sommer an der Ostküste strafte sie ihn mit Ignoranz und gab ihm schließlich den Laufpass.«
(5) Seite 147: »Die Einwanderungsbehörde verweigerte ihm ein Visum, weil die Deutschen Dutzende Swastkas in seinen Ausweis gestempelt hatten, als er durch Europa getourt war.«
(6) Seite 165: »Es gab ein Fernsehgerät im Wohnzimmer, das eines Tages in Farbe sendete.«
(7) Seite 137
(8) Seite 134: »Das Lochkartensystem hatte achtundachtzig Frequenzsprungraster …« – Löcher waren’s in einem Lochstreifen!
(9) Seite 157
(10) Seite 167
(11) Seite 181
(12) Seite 198

(13) The Brennan Torpedo: »The twin wires from the drums passed out through the tail shaft, small steel rings embracing the wires were paid out at intervals thus preventing the wires from separating. The other ends of the wires were connected to winding engines, either on a ship or (mostly) land base, and these twin winding gears were so arranged that their respective speeds could be varied within fine limits, thus providing sensitive control for steering the torpedo towards its target.« 

Literatur

http://en.wikipedia.org/wiki/Base_station_subsystem
Frequency hopping is often used to increase overall BTS performance; this involves the rapid switching of voice traffic between TRXs in a sector. A hopping sequence is followed by the TRXs and handsets using the sector. Several hopping sequences are available, and the sequence in use for a particular cell is continually broadcast by that cell so that it is known to the handsets.

http://en.wikipedia.org/wiki/Frequency-hopping_spread_spectrum#Multiple_inventors
During World War II, the US Army Signal Corps was inventing a communication system called SIGSALY, which incorporated spread spectrum in a single frequency context. However, SIGSALY was a top-secret communications system, so its existence did not become known until the 1980s.

http://en.wikipedia.org/wiki/Mobile_Allocation_Index_Offset
A mobile allocation index offset (MAIO) refers a time delay separating traffic channels. When a GSM (Global System for Mobile Communications) mobile phone is served by a cell that is hopping over a set of frequencies, the separate traffic channels hop over the allocated frequencies according to a hopping sequence number (HSN). The traffic channels with the same HSN hop over the same frequencies in the same order but are separated in time by a mobile allocation index offset (MAIO).

http://en.wikipedia.org/wiki/Frequency-hopping_spread_spectrum#Military_use
Spread-spectrum signals are highly resistant to deliberate jamming, unless the adversary has knowledge of the spreading characteristics. Military radios use cryptographic techniques to generate the channel sequence under the control of a secret Transmission Security Key (TRANSEC) that the sender and receiver share in advance.
By itself, frequency hopping provides only limited protection against eavesdropping and jamming. There is a simple algorithm that effectively discovers the sequence of frequencies.

http://en.wikipedia.org/wiki/Frequency_hopping#Technical_considerations
One of the challenges of frequency-hopping systems is to synchronize the transmitter and receiver. One approach is to have a guarantee that the transmitter will use all the channels in a fixed period of time. The receiver can then find the transmitter by picking a random channel and listening for valid data on that channel. The transmitter's data is identified by a special sequence of data that is unlikely to occur over the segment of data for this channel and the segment can have a checksum for integrity and further identification. The transmitter and receiver can use fixed tables of channel sequences so that once synchronized they can maintain communication by following the table. On each channel segment, the transmitter can send its current location in the table.

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