18. Januar 2012

Nochmal zur Bedeutung von Rating-Agenturen

Langsam scheint bei den hohen Wissenschaftlern durchzutröpfeln, dass das Rating einer Anlage etwas mit der Gelschöpfungsmöglichkeit einer Bank zu tun hat, und damit mit ihrer Fähigkeit (dem Staat) noch mehr nicht vorhandenes Geld zu pumpen. Professor Schmidt heute früh im Deutschlandfunk: »… und das ist ein sehr fataler Punkt: In ganz vielen rechtlichen Regelungen, in Vorschriften über Geldanlagen steht drin, dass dies und jenes nur zu geschehen hat, wenn ein Rating mindestens die Qualitätsstufe so und so hat, also Triple-A oder so. Und das ist fatal. Das sind Sachen, die hat man in den letzten Jahren eingeführt, ganz zentral natürlich in den Eigenkapitalvorschriften Basel II für die Banken, aber auch in ganz vielen Anlagevorschriften, etwa von Pensionsfonds, Investmentfonds und so weiter, steckt so etwas drin, und damit hat die Politik, haben andere Leute den Ratingagenturen ein Gewicht gegeben, was deren Urteil einfach sehr, sehr gewichtig macht. Das muss nicht sein!«
···Natürlich, Herr Professor, das muss sein und mehr noch. Kredite an Schuldner, die keinen Plan haben, ihre Schulden je zurückzuzahlen, es sei denn über eine neue (meist noch größere) Kreditaufnahme, dürfen nie und nimmer zum »Eigenkapital« der Bank gezählt werden.
···Es geht nicht darum, dass die Banken selbst zu faul wären, Risiken einzuschätzen. Es geht auch nicht nur um mehr oder weniger hohe Zinsen. Die »ge-ratete« Bonität bestimmt amtlich, wie intensiv die verliehenen (und von der Bank frisch geschöpften) Gelder von ihr mit Eigenkapital zu sichern sind, dereinst etwa mit 10,5 Prozent nach Basel III, siehe Bundesfinanzministerium: »Die Kernkapitalquote beschreibt das Verhältnis des Eigenkapitals einer Bank zu ihren riskobehafteten Geschäften, also zu den vergebenen Krediten und den getätigten Geldanlagen. Das Kernkapital soll in Finanzkrisen die Verluste abfangen, die es eventuell durch Kreditausfälle und Wertverluste bei Anlagen gibt. Basel III schreibt künftig eine harte Kernkapitalquote von 7 Prozent (hartes Kernkapital der Mindesteigenkapitalanforderungen 4,5 Prozent plus hartes Kernkapital des Kapitalerhaltungspuffers von 2,5 Prozent) vor. Hinzu kommt weiter weiches Kernkapital in Höhe von 1,5 Prozent und Ergänzungskapital in Höhe von 2 Prozent, so dass sich im Ergebnis die Eigenkapitalanforderungen auf 10,5 Prozent addieren.« Das ist ein »Hebel« von 100/10,5 = ca. Faktor 10. Beim Ausfall eines Kredits oder seinem Niedergang im Rating müsste also bei der Bank plötzlich zehnmal mehr Eigenkapital her. Kommt alles von der Geldschöpfung durch die Banken, die wir alle, vor allem aber die Staaten, als »Kreditwirtschaft« noch genießen. Übrigens sind die etwas strengeren Basel-III-Regeln noch gar nicht in Kraft; wir machen weiter so.
···Freilich können die Staaten per Gesetz den Banken vorschreiben, ihnen auf jeden Fall Geld zu leihen, oder einfach auf Ratings nicht mehr zu achten – und wir alle können den Kopf in den Sand stecken.

Keine Kommentare: