27. Dezember 2009

Die Firmuhr Die Sitten und Gebräuche haben sich geändert. Moderne Firmlinge wissen gar nicht mehr, dass wir früher eine (an­ge­deu­tete) Ohr­feige bekommen haben – bis zur Reform der Firmung 1973 war ein angedeuteter Backenstreich des Bi­schofs als Symbol der Stärkung all­ge­mein üblich. Und unsere erste Uhr! Hier die meine, vom Pörnbacher unter den Lauben, wo Großvater Stammkunde war zum Regulieren seiner rechteckigen Armbanduhr. Die Uhr hat später, als ich längst zu besseren Stücken übergegangen war, meine sel. Großmutter getragen. Ein goldener Taschenchronograph aus Frankfurt war lange Zeit meine Lieblingsuhr. – Links ein Foto nach meiner Erstkommunion 1949 vor der Bozner Herz-Jesu-Kirche, im Ma­tro­sen­an­zug, mit meiner ersten Lehrerin, Schwester Auguta Rühl. Meine Firmung (und übrigens ebenfalls meine zweite Taufe, eine »Eventualtaufe«, denn Wiedertaufn darf nicht sein!) waren im selben Jahr, im selben Ma­tro­sen­an­zug, in der Pfarrkirche (bezw. im Herrenzimmer über dem runden Bridge-Tisch meiner Großeltern).
   Dieser Bozner »Eventaualtaufe« verdanke ich meine problemlose zweite, diesmal katholische Eheschließung in der Krypta des Bonner Münsters durch † Stadtdekan Passavanti. In Bozen lagen die Unterlagen auf Abruf, in Brünn hätte ich sie wohl vergeblich gesucht. Dort hatte mich 1941 mein eigener Großvater getauft, ein frommer protestantischer Prediger.

Permalink hierher:
 https://blogabissl.blogspot.com/2009/12/die-firmuhr-die-sitten-und-gebrauche.html

Besucherzaehler

10. Dezember 2009

Big Sur

Musik
Beim Warten bis ein paar meiner kleinen Videos hinaufgeladen werden, bin ich bei Youtube ganz zufällig auf Musik von Archangelo Corelli gestoßen:
http://www.youtube.com/watch?v=KJjljmBEaEo&NR=1, 6 Minuten 52 Sekunden.
Nur Musik, keine flirrenden Bilder dazu, ruhig, fließend, ganz konzentriert, nocturn per la notte di natale vom »Erzengel« Corelli.
Mich beunruhigt, dass es trotz populistischer Halleluja-Seligkeit im Himmel keine Musik geben wird. Wo keine Zeit ist, da fließt nichts, da gibt es auch keine Musik. (Und gewiss keinen Internet-Zugang!) Also höre ich heute gut hinein, lasse mir meine Seele streicheln. Da ist alles drin, für mich jedenfalls: (ich weiß, das kann nicht sein) Mozart, sogar Chopin, große Chöre und schlichte Bescheidenheit, tiefes Einatmen, Kalifornien, kleine Konzertsäle, konzentriertes Stillsitzen neben einem geliebten Menschen, kühle, vielleicht noch regennasse Abendluft, geschlossene Autofenster in einem großen Wagen, weitläufige Uferstraßen, unerreichbar …
Mag mir bitte selbst der schönste Himmel mit den interessantesten Leuten (aber vielleicht trifft man die eher anderswo?) noch eine gute Zeit lang erspart bleiben!

19. November 2009

Klan-destiner »Paralamentarismus«*)

Schon bei den Koalitions­ver­handlungen war mir aufgefallen, dass da – möglichst komprimiert für eine ganze Legsilatur­periode – Politik hinter verschlossenen Türen gemacht wurde, statt ordentlich nachher im Parlament, »ergebnisoffen«, wie das neuerdings so schön heißt. Unsere 614 Abgeordneten sind offiziell bloß »Mitglieder des Bundestages«, sozusagen als zählende (nicht zahlende) Mitglieder dabei, Stimmvieh.
Bild von Schloss Meseberg
Jetzt aber Meseberg. Da wird zusammen­gesessen in bester Unter­nehmens-Manier. Wir nehmen uns eine Aus-Zeit und raufen uns zusammen. Klausur­tagung. Presige dem, der dabei sein darf. Schön und gut, vermutlich auch effizient und sinnvoll. Doch parlamentarisch?

Nennen wir einmal für einen Moment die Parteien »Klans«, die Vorsitzenden »Klanführer«. Sie müssen ja nicht korrupt sein, obwohl ein wenig Ämter­ver­teilung schon dazu­gehören darf, etwa nach Abwahl als Direkt-Mandatare. Was bleibt denn dann für ein Unter­schied zwischen Küngelei, pardon Interessan­abwägungen, und einer Bananen­republik? Dass die einzelnen Gruppen – hier Klans, dort Parteien – keine eigenen Streit­mächte betreiben. Gewiss. Mit der Gewalt wird bei uns nichts durchgesetzt (wenn im Parlament überhaupt mal was Neues durchgestzt wird …). Doch »parlamentarisch« geht es auch bei uns nicht zu!
Bild vom ReichstagWir sind das Volk? Vertreten im Bundestag? Aber nicht doch: vertreten in Interessen­gruppen, außer­par­la­mentari­schen Nicht­regierungs­or­ga­ni­sa­tio­nen, Schlössern und irgendwo sonst. Kein Wunder, dass die Wähler nimmer wählen.

Schade.

*) Den Vertipper lasse ich mal drin. Passt schon.

27. September 2009

Gottesglauben, Frauen, Geld (und wie immer etwas Polemik)

Herrlicher Herbsttag. Carla startete um Neun in Schwarzrheindorf (Bonn-Beuel) zu einem Judoausflug; ich fuhr sie hin. Der Beueler Judoclub ist dank seinem Rainer wirklich einzigartig, lustig, aktiv, und doch nicht immun gegen die Anfeindungen heutiger Soft- und Rechthabeeltern, die hinter jedem Klaps eine Missetat an ihrem Liebling beklagen, statt das (meist einzelne) Kind gelegentlich selbst einmal zu erziehen. Und dann schicken sie die Kinder zum Judo statt zum Häkelkurs.

Kaum war dann Carlas Bus weggefahren, läuteten von der nahen Doppelkirche die Glocken, um zehn vor halb Zehn. Ich fühlte mich zur Messe gerufen, und noch dazu in so eine einzigartige Kirche.
Die Doppelkirche war voll (alter Leute), dazu viele Kinder. Sechs neue Ministranten sollten »eingeweiht« werden, also großer Bahnhof mit feierlichem Ein- und später Auszug, Diakon, Weihrauch, Kerzen in Tragekandelabern, Vorwegansprache, zwei Lesungen, Predigt. Und wieder einmal neue Sitten bei der Liturgie – man sollte seine Hostie vor der Messe aus einer Schale in eine andere legen, zum Zeichen dafür, »daß (sic!) die Mitfeiernden den Leib des Herrn nicht aus dem Tabernakel, sondern aus der Feier selbst empfangen« – angeblich ein ausdrücklicher Wunsch des Zweiten Vatikanums (dem von den deutschen Klerikern ja wahre Wunderdinge zugesprochen werden …). Ich hab’s nicht verstanden, nicht gemacht, stamme aber noch aus der Zeit der überall gleichen lateinischen Messe. Jedenfalls war die Messe gut und fromm und schön und lang – unter über einer Stunde tun sie’s hier nicht –, und die Predigt umschiffte modern die harten Sprüche aus dem Evangelium von Hölle und Strafe, einem Tabuthema (»Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer.«) Unser lieber Gott als stets liebevoller Alt-Ehrenvorsitzender im Verein war im Geiste dabei? Jedenfalls blickte der Auferstandene von oben aus dem ersten Stock segnend auf uns herab. Fünf der neuen Ministranten waren Mädchen, einer ein Junge. Die katholische Kirche sollte wirklich Frauen zu Priestern weihen!

Im öffentlichen Sozialleben dominieren ohnehin schon Frauen, in Schulen, bei der Elternschaft, als Katechetinnen, in Politik – na ja, nicht jede, siehe Bild, über das ich herzlich gelacht habe. (In Wirklichkeit sieht die Dame mit dem »Patentrezept« ganz anders aus.) Die Männer, finde ich, haben sich wohl kopfschüttelnd zurückgezogen. Lösen tut das nichts – jedenfalls nicht den Priestermangel bei den Katholiken.

Meinen letzten Blog, den mit dem Geld und seinem Ursprung, hat scheint’s keiner gelesen, sonst hätte ich doch Protest erwartet. Was wieder einmal bestätigt, dass man Blogs (nur) für sich selbst schreibt.
Als ich bei einer abendlichen Wahlparty einen Bekannten auf die aktuelle Art der Geldschöpfung ansprach, nannte er sofort das Stichwort »fiat money« – woraufhin ich ihn für einen Volkswirt hielt. Nein, den Ausdruck kennten wohl nur ganz wenige, meinte er, und stellte sich als Physiker und Unternehmensberater vor. Sollten Sie also nicht wissen, was dieses offensichtlich sehr mobile Geld ist, dann lesen Sie’s bitte schleunigst nach, notfalls gleich hier unten in meinem Blog vom 18. 9. 2009. Dadurch, dass inzwischen die Banken die primär Geldschöpfenden sind, steigt ihre ökonomische Bedeutung weit über die »Realwirtschaft«, ja über den Staat. Kein Wunder, dass bei Banken so viel gewonnen wird. Reales, »natürliches« Wachstum wird durch die Kreditwirtschaft vorweggenommen; wir laufen sozusagen fröhlich der tatsächlichen Entwicklung ein paar Jahre voraus – auf Kosten der Nachhaltigkeit und zu überhöhtem Preis. Ein grobes Beispiel: Jemand hat eine gute Idee, hunderttausend Euro zu investieren. Er geht zur Bank, die – um bei der groben Rechnung zu blieben – zehn Prozent Zinsen im Jahr und Tilgung in zehn Jahren haben möchte. Also sind schon einmal jedes Jahr zwanzig Prozent aus dem Gewinn der Investition an die Bank fällig. Vielleicht will auch der wirklich Tätige leben, möchte ebenfalls zehn Prozent: Wir sind bei dreißig Prozent p. a., das die Geschichte abwerfen muss. Der Staat will seinen Teil – da fahre ich gar nicht erst fort. Wie hoch soll denn der Gewinn sein, damit das Modell funktioniert? Und wenn, warum geht der Löwenanteil an die Bank? Die Bank ist eben nicht eine Durchgangsstation für Geld, ist kein Geldumschlagplatz, sondern die Quelle aller Hyperliquidität. Sie hebelt Luft und nennt’s Geld. Bei der Gelegenheit habe ich Laie eine recht gute »Geschichte der Krise« in der Wikipedia gelesen, auf http://de.wikipedia.org/wiki/Finanzkrise_ab_2007.

18. September 2009


Geld – wo kommt es her?
Sicht eines altmodischen Technikers

Wunder gibt’s keine, das denkt der Ingenieur, und sucht nach Kausalketten. Sogar ein Energieerhaltungsgesetz ist noch in vager Erinnerung (die diesem Gesetz leider nicht unterworfen ist). Als mich also gestern jemand fragte, wo denn das ganze Geld von vor der Krise hin sei, habe ich bei der Geldschöpfung in der Wikipedia gesucht.

Quentin Massys, Der Geldverleiher und seine Frau, 1514, LouvreAls Laie stelle ich mir das ja so vor: Der Staat prägt Münzen und druckt Papier, bringt’s unters Volk, das Volk spart sich was, legt’s auf die Bank, und die legt es dann gewinnbringend an über Kredite. Völlig falsch, vielleicht schon seit Jahrhunderten (Bild: Der Geldverleiher und seine Frau von Quentin Massys, 1514, Louvre, klickbar) . Meine kindlichen Vorstellungen, noch vor dem endgültigen Verschwinden des Goldstandards 1973 geprägt, sind heute einfach nur mehr zum Lachen.

Wie läuft das also mit dem Geld? Kurz gesagt: Jemand kommt zur Bank, verspricht ihr plausibel gute Zinsen, und leiht sich Geld. Daraufhin schreibt ihm die Bank den »Kredit« als Guthaben auf seinem Konto gut. Fertig ist das Geld. Woher es kommt? Es wird »geschöpft«. Dergleichen hat schon früher geklappt: »Dann hob er seine Hand hoch und schlug mit seinem Stab zweimal auf den Felsen. Da kam Wasser heraus, viel Wasser, und die Gemeinde und ihr Vieh konnten trinken.« (4. Mos. 20,11)

Länger gesagt: Ganz stimmt das so nicht. Die Wikipedia präzisiert: »Die Geschäftsbanken können gemäß dem Mindestreservesatz ein bestimmtes Vielfaches ihrer Zentralbankgeldguthaben in Form von Krediten an die Endverbraucher – die Unternehmer und Privatpersonen (Nichtbanken) – weitergeben (in der EU gilt ein Mindestreservesatz von 2 %, d. h. Geschäftsbanken können das 50fache ihrer Zentralbankgeldguthaben als Kredite in Form von Buchgeld vergeben).« Also kommen nur 98 Prozent aus dem Nichts, oder?

Läuft alles gut, so verdient der Kreditnehmer so gut, dass er die Zinsen zahlen kann und dazu bis zum Ablauf des Kredits das Kapital zurück. Geht es schief, so versucht die Bank die Hypothek zu Geld zu machen – bekannt. Geht es ganz schief, so spricht man von einer Kreditkrise, und der Staat springt ein, natürlich wieder mit Geld aus dem Nichts.

Die Folge: Die Banken sind die entscheidende Quelle von Geld, nicht der Sparer, die Industrie oder die Gesellschaft beziehungsweise ihre politische Vertretung. Die kann heute höchstens von einer »Kreditklemme« schwafeln, wenn die Banken vorsichtiger und die Gewinne der Unternehmen unsicherer geworden sind. Das Gerede von der Kreditklemme erscheint mir als hilfloser Wunsch, die Banken mögen doch den alten Geldhahn wieder so voll aufdrehen wie vor der Krise: Irgendwie muss doch eine Inflation hinzubekommen sein.

So. Jetzt noch ein paar schöne Zitate aus der Wikipediaschen Geldschöpfung.
»Banken erzeugen bei der Kreditvergabe stets zusätzliches Geld, das vorher nicht vorhanden war …«
»Da Geld heute überwiegend durch Kreditvergabe geschaffen wird, sei es von der Zentralbank gegenüber den Geschäftsbanken, sei es bei Geschäftsbanken gegenüber ihren Kreditkunden oder durch gegenseitige Kreditvergabe der Geschäftsbanken, ist Geld auch ein Schuldanerkenntnis.« – Ich würde sagen: … der Schuld unserer Generation, es soweit kommen haben zu lassen.
Besonders schön fand ich den Spruch: »Unter den derzeit üblichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kann nur eine verschuldete Gesellschaft über werthaltiges Geld verfügen.«
Der ganze Prozess ist schön wie ein Perpetuum Mobile – und dem Techniker genauso suspekt:
»Weiterhin können Geschäftsbanken Geld erzeugen, indem sie Aktiva (z. B. Wertpapiere, Immobilien) ankaufen und den Verkäufern ein Sichtguthaben einräumen. Durch Tilgung von Krediten bzw. Verkauf von Aktiva der Banken wird das geschöpfte Geld wieder vernichtet. Das so geschöpfte bzw. vernichtete stoffwertlose Geld bezeichnet man im Gegensatz zum früheren Edelmetallgeld (Kurantmünzen) als Fiat Money (von ›fiat lux‹, ›Es werde Licht‹ (hier: ›Es werde Geld‹), dem göttlichen Schöpfungsbefehl im 1. Buch Mose der Bibel).«
Leute, so lieb das klingt, das kann nicht funktionieren!

Siehe auch meine Gedanken zu Reichtum

NZZ 5. 11. 2010: »Der Fluch der Fiat-Währungen?« (Wieder so ein Fragezeichenartikel)

19.12.9 – Ein langer Artikel »Diese Krise hat (noch) nichts gelöst« (Link) von Yvan Lengwiler hat es mir angetan.

Kernaussage: »Die Reaktion der Politik und der Behörden ist vielleicht verständlich, aber nicht zielführend. Einzig die Erhöhung der Eigenmittelvorschriften ist zu begrüssen. Allerdings muss man bedenken, dass letztlich nur diejenigen Eigenmittel, die über das regulatorische Minimum hinausgehen, wirklich einen Puffer darstellen. Und man muss akzeptieren, dass die Verschärfung dieser Vorschriften, wenn sie genügend stark ist, das Ende der exorbitanten Eigenkapitalrendite herbeiführen wird. Der Widerstand dagegen ist massiv, und ich bin skeptisch, dass die Regulatoren diese Absicht auf Dauer durchsetzen werden.«

Polemisch dazu gesagt:

Weiter hinterfragend frage ich mich nach der Ursache der Überliquidität. Staat und Gesellschaft haben sich in den letzten fünfzig Jahren (recht wenig beobachtet) eine Notenpresse gebaut, deren Früchte (Kredite) sich als Blase vom Boden wirklicher Substanz in wahrhaft virtuelle Höhen abgehoben haben, wie Dampfblasen beim Eierkochen. Ein Interesse an »Realwirtschaft«, in der Geld durch Waren und Leistungen oder wenigstens durch ein seriöses Versprechen dafür gedeckt ist, sehe ich nirgends. Appelle an Moral helfen so lange nichts, so lange nicht diese fatale Maschinerie allgemein durchschaut und zerschlagen ist. Dazu kommt, dass sich in der gleichen Zeit unser Gottesbild hier zu einem alles verzeihenden lieben Gott gewandelt hat, wo es sich gar nicht mehr lohnt, »brav« zu sein (Bonbon-Gott).

Der Mechanismus »Staats- und Privatschulden > Geld aus dem Nichts > in Krisen Staatsstützung > moralischer Rückzug unter Appellen« ist weder durch staatliche Kontrollen noch durch singuläre Moral zu erschüttern. Er wird zusammenbrechen. Danach gibt es hoffentlich eine Welt, in der öffentliche Schulden verboten sind, und stattdessen die Bürger vor »Investitionen« offen zur Kasse gebeten werden. Es lebe der Goldstandard!

PS. Nicht nur, dass ich mich an einen Deutschlandfunk-Beitrag erinnere, in dem ein Bauer seine Legehennen leaste, jetzt lese ich von einem Studenten, der sich seinen Herd least: Meinen Herd hatte ich extra geleast. Wenn was dran kommt wird er kostenlos reperaiert und bzehalt war er nach 3 Jahren auch. (2. Dezember 2009, Quelle)
Hier die Deutschlandfunk-Lobrede vom 22. Februar 2009 aufs Hendl-Leasing:
Und deshalb hat Leasconcept sogar Nutztiere im Angebot, erklärt Joachim Graf. »Wir haben auch schon Hühnchen, allerdings muss ich korrekterweise sagen, Bio-Hühnchen verleast. Wir haben Trabrennpferde oder einen Deckhengst. Wir haben auch schon die Herstellungskosten für eine Webseite verleast.«
Gerade am Beispiel der Hühnchen lässt sich der Fall von Leasconcept anschaulich erklären. Geschäftsführer Dierk Cordes:
»Letztlich sind diese Hühner ja das Anlagevermögen des Landwirtes. Die Hühner werden angeschafft, die produzieren dann über die Lebenszeit entsprechend die Eier. Mit den Eiern erzielt der Landwirt seinen Umsatz und aus dem Umsatz heraus wird die Leasingrate gezahlt. Der Vorteil des Leasings ist ganz einfach: Er muss nicht ganz am Anfang eine große Summe in die Hand nehmen, sondern er kann so wie das Geld verdient wird, auch den Preis für die bezahlen.«
Das Huhn wird sozusagen mit seinen eigenen Eiern bezahlt. … (Quelle)
Tatsächlich. Dank Kreditwirtschaft bekommen wir Eier, ohne Hennen zu haben. Dass aber an diesen nicht vorhandenen, virtuellen bezw. geleasten Hennen eine Menge fremder Leute verdienen wollen, daran denkt der Bauer nicht: die Bank, die Kunden, die der Bank vielleicht Geld leihen, die Versicherungen, Papa Staat usw. usw., sodass entweder diese Bio-Eier völlig überteuert auf den Markt kommen, oder der Bauer in Konkurs geht.
Warum die Bank für selbstgeschöpftes (»Fiat«-) Geld auch noch Zinsen bekommen soll, ist mir schleierhaft. Im Gegenteil: Dafür, dass der Bauer das Rückzahlungsrisko übernimmt, sollte er Zinsen kriegen. Huk, der Laienökonom hat gesprochen.

15.12.9 – Ich komme immer wieder auf das Thema zurück, finde, die Banken haben mit leichter Hand die Souveränität über das Geld übernommen. Unter der Überschrift »Unnötige Rettung einer nicht systemrelevanten Bank« – gemeint ist die Bank Hypo Group Alpe Austria – fragt heute Ermes Gallarotti in einem Kommentar in der NZZ: »Aber warum rettet der österreichische Staat die unter keinem Titel systemrelevante Hypo Group Alpe Adria, eine Bank, die in den letzten Jahren vornehmlich durch eine volumenorientierte Kreditpolitik in Ländern wie Bosnien-Herzegowina, Slowenien, Kroatien, Serbien, Montenegro, Mazedonien oder der Ukraine aufgefallen ist? Welches Gewicht dem kruden Wachstum beigemessen wurde, zeigt allein die rasante Expansion ihrer Bilanzsumme. Summierten sich die Aktiven im Jahr 1992 auf knapp 2 Milliarden Euro, vervielfachten sie sich bis Mitte des laufenden Jahres auf 42 Milliarden Euro. Es ist nicht einzusehen, warum eine Bank mit einem derart ausgeprägten ‹Risikohunger›, einmal von der Realität eingeholt, nicht ihre Bilanz deponieren muss - das müssen andere gescheiterte Unternehmen auch.« – Da komme ich nun zu dem Schluss, dass den Staaten die expansive Geldpolitik durchaus in den Kram passt: Die Wirtschaft floriert, die Bürger freuen sich, und die hinterlassenen Schulden liegen nicht hinter, sondern höchstens vor uns, verdeckt vom Schleier eines Tabuthemas.

16.12.9 – Und schon steht’s in der Zeitung: »Als Geldpresse für Haiders ruinös freigiebigen Populismus, das ‹System Haider›, fungierte die Bank Hypo Alpe Adria, die all dies finanzierte.« (NZZ von heute: »Die Ära Haider in neuem Licht«)

1. September 2009

Technisches
Im aktuellen Firefox 3.5.2 oder .3 das rote X
zum Schließen des letzten Tabs wiederherstellen – ein »Patch«

Der aktuelle Firefox lässt jeden Tab mit dem roten X rechts oben schließen, nicht aber den letzten. Beim Firefox 3.0.11 ging das noch. Blöd. Dagegen hilft dieser Patch.
1. Die InstallationshilfeStylish” installieren. Firefox neu starten lassen.
2. Dann den Patch “Show Close Button On Last Tab” mit diesem Stylish installieren. Dazu dient rechts oben das grüne Feld.
Fertig. Klappt’s? Sonst bitte Nachricht an Fritz@Joern.De
Dank an Ragnarose!
PS: Wenns einmal nicht klappt:
Download the Last Tab Close Button extension (version 0.2)

20. August 2009

Im Juli und August 2009 drei Wochen auf den Siebenfahrerhof in Südtirol
Familie Jörn aus Bonn im Sarntal: G., F., C. und Anfangs C.s Freundin A. B.
Fotos auf http://picasaweb.google.de/Siebenfahrer/Sommer2009,
dort bei den Bildern Hinweise auf Youtube-Videos. Die Bilder hier sind klickbar.

Am Freitag, 17. Juli 2009 …

… war G.s letzter Arbeitstag, ausnahmsweise ein wenig verkürzt für das Kofferpacken. G. packt übrigens nie Koffer, immer riesige Reisetaschen, ganz perfekt. (Ich komme mir blöd vor mit diesen Namensabkürzungen im Tagebuch. Die Leute sind inzwischen aber derart paranoid geworden über Öffentlichkeit im Internet, dass selbst ich anonymisiere. Mal sehen, wie lange ich das durchhalte. Manche sind auf eigenen Wunsch sogar ganz weggelassen, s. e. e. o.)
Mit Mitfahrerin A.s Eltern sind wir dann noch gemütlich in Bonn Abendessen gegangen im »Giaccomo« – schreibt sich so falsch – , Kinder und Eltern folglich wieder einmal etwas zu spät ins Bett für eine geplante Abreise im Morgengrauen. A. übernachtet schon bei uns auf dem Gästesofa.

Samstag, 18. Juli 2009 – lange Anreise
Bilder ab http://picasaweb.google.de/Siebenfahrer/Sommer2009#5369820482887373218

Schon bevor der Wecker um halb fünf klingelte respektive piepste, waren wir wach. Vor allem hatten wir große Bedenken, dass all unser Gepäck ins Auto passen könnte.
Es passte, was ein Wunder war. Zum Schluss sogar noch das Luftgewehr in seiner langen Schachtel quer hinter den hinteren Kopfstützen. Ich behalte gegen den Willen G.s meine alte Strickjacke an, obwohl der Tag wieder warm zu werden verspricht.
Abfahrt in der Friedrichstraße in Bonn dann um 6.21 Uhr, km 51.548. Erste Vorhersage des Navigationsgerätes: planmäßige Ankunft nach 852 km Fahrt um 14.06 Uhr. (Für den Hof muss man 46° 35' 51" N 11° 23' 07" E eingeben, wenn man das kann ….) Bald aber kamen die Staumeldungen. Immer wieder: »Die Route wird aufgrund aktueller Verkehrsmeldungen neu berechnet.« Die voraussichtliche Ankunftszeit verschiebt sich immer weiter in den Nachmittag. Während G. fährt bin ich ohnehin wach, fange an, den Wirtschaftskurier-Artikel über das Babyfon-Handy zu schreiben. Ein ungewohntes Erlebnis: offline Schreiben. Man bleibt beim Wesentlichen. Erschienen ist er dann auch noch in unseren Ferien am 29. in der rosa Wiku-Beilage der Dolomiten.
Hinter Frankfurt erstes Unwohlsein A.s, also Gelegenheit zur Pause in der Einflugschneise. Dieter-Bohlen-Bild mit Gisela.
Vor der Hollertau, Ausfahrt 93, raus, über die Dörfer (Jebertshausen, Au, Attenkirchen, Erlang, Tuntenhausen – ich habe mir nur ein paar notiert), malerisch, doch leider sehr, sehr regnerisch dazu. In Bonn war es noch schön gewesen.
Mama singt Pokerface von Lady Gaga mit den Kindern und Bayern drei. Bei It’s hard life (1984) sind wir am Münchner Mittleren Ring, wo gerade mit Oldtimern und Regen der Richard-Strauss-Tunel eröffnet worden war. Ich sah einen alten Polizei-BMW runder Bauart. Weiter bis Weyarn, km 52160 um 13.30 Uhr: »Schweinebratenpause«, wie C. das erwartungsvoll genannt hatte. Das Essen dort war diesmal leider nicht mehr so gut wir gewohnt. Nicht einmal »mein« Lüngerl hatten sie. Ab Weyarn 14.50 Uhr nach Tanken und Brötchenkauf bei Aral – die Navigation sagte nun unsere Ankunft am Hof erst für 17.50 Uhr voraus. Regen und Temperatur fallen unablässig, in Kufstein 9 Grad. Ich entdecke einen Artikel von mir in Technik und Motor von heute: »All-Zeit bereit«, über genaue Zeit von GPS-Satelliten statt langwellig aus Mainflingen; hätte erst zur nächsten Zeitumstellung kommen sollen. (Zu finden unter www.Joern.De/Artikel.)
Wir bewegten uns deutlich am hinteren Ende der Reisewelle: Verstopft angezeigte Autobahnabschnitte sind schon wieder gut passierbar. In Angath in Österreich, wo die ganze Nacht und am Samstagvormittag die Hölle los gewesen sein soll, relativ wenig Leute. Ich kaufe da immer die Mautaufkleber für zweimal zehn Tage Österreich und vor allem zweimal praktische Videomaut für den Brenner (2×€(7,70+8)=€31,40). Inzwischen soll Diesel in Österreich teurer sein als in Deutschland; nur Benzin immer noch billiger.
Kurz nach fünf über den Brenner, 5,5 Grad, und dann statt Autobahn die Staatsstraße nach Sterzing (17.15 Uhr, 8,5 Grad, etwas Sonne), um dort den Stau an der Autobahnmautstation (und die Maut) zu umgehen.
Dann die winterliche Fahrt aufs Penser Joch, hinein in Nebel und Schnee – allerdings nur ganz oben Matsch auf der Straße. Am Joch 2 Grad, 17.50 Uhr. Die Mädel durften aussteigen, kurz Schnee und Kälte und Wind genießen, dann Abfahrt, vorbei an Kühen im Schnee. Vor Astfeld muss sich A. erleichtern, dank vorsorglich mitgenommenen Mülltüten kein Problem.
Am Hof endlich an um 18.40, nur 13 Grad hier, km 52.392 – also 844 km in 12 Stunden 19 Minuten, Schnitt 69 km/h. Nun gut, wir hatten 1 Stunde 20 Minuten Mittagspause. Trotzdem: Elf Stunden reine Fahrt.
Hier am Hof neu: Ein Hund, »Taiga«, jung, freundlich und unerfahren; die Hofbank ist weg, schade; die weiße Rose von der Südseite, wo sie wohl die Kühe abgefressen haben, steht nun am Hof, sehr schön, wie überhaupt alles wieder ein bisschen besser aussieht.
In der herrschaftlichen Wohnung oben sind Ph. (21), Sohn Verenas, mit seiner Freundin S., die wir dann erst am Sonntagabend besser kennenlernen. Sehr nett. Leider reisen sie am Donnerstag wieder ab. Er hat in Madrid ein Semester Philosophie studiert und bei der Großmutter gewohnt (hat am gleichen Tag Geburtstag wie sie, G. hat alles herausgefunden), studiert jetzt Volkswirtschaft in Bayreuth. Sie ist ein schlankes Mädel mit hennagefärbtem Haar, hat gerade Abitur gemacht – beide kommen von Waldorfschulen –, und wird für acht Monate nach Ekuador fliegen, um Spanisch zu lernen. Sie sind in einem alten geliehenen, roten Golf-Cabrio da.
Das Telefon am Hof ist immer noch kaputt, nun schon seit eineinhalb Jahren. Nur Spannung scheint drauf zu sein. Ich simse dem Zuständigen, dass wir da sind, es also für einen Reparaturtrupp keine Ausrede mehr gibt.
Technisch: Das Selbstortungsprogramm »LiveTracker«, das ich in Beta-Version (also kostenlos) teste, verbraucht (wegen GPS) Unmengen Strom aus dem Blackberry (dann: täglich laden), duldet keine Unterbrechung. GPS scheint Anfangs immer ganz neu gestartet zu werden, denn der erste Fix braucht viele Minuten. Ich sollte herausfinden, wie gespeicherte Ephemeriden Neuortungen beschleunigen; die zu erwartenden Satelliten müssen bekannt sein, nicht ihr Ort (keine Richtantenne im Gerät) sondern ihre Frequenzen? Hinter der Grenze bei Kufstein (Roaming) endet Livetracker, tut aber so, als arbeite er weiter, Fehler.
In der Nacht zum Sonntag frühmorgens schlimmer Albtraum, Ursache oder Folge zu hohen Blutdrucks um diese Zeit?

Sonntag, 19. Juni 2009 – Sarnthein
Bilder ab http://picasaweb.google.de/Siebenfahrer/Sommer2009#5369820660794797906

Sonnenaufgang am Hof 8.47 Uhr. Unser erster Sarner Sonntag heuer, und ganz comme il faut. Zeitiges Aufstehen, wenig bezw. kein Frühstück – schon wegen der Kotzgefahr – wir vier im »Sonntagsstaat«, Foto an der Haustür, kurz nach neun ins Dorf zur Messe. Talblick gen Norden mit weiß verschneiten Bergen im Hintergrund.
Beim Vorübergehen im Gasthaus Braun lade ich den Feuerwehrhauptmann zum Probealarm am Hof ein. Er will sich melden.
Der alte Pfarrer schafft das Hochamt locker in 42 Minuten (allerdings ohne Weihrauch und Sprengen der Gemeinde mit Weihwasser), gehet hin in Frieden. Noch ein ordentlicher Klingelbeutel am Stock, nicht dieses öffentliche Präsentationskörberl deutscher Üblichkeit. Die Leute gut angezogen, teils in Tracht, teils wie wir im Sonntagsstaat. Kommunion. Beim Hinausgehen begrüßt mich noch der Bürgermeister, der wie wir zum Friedhof geht. Frau Sp. aus Nordheim spricht mich an, sie liest meine Artikel im Wirtschaftskurier, sagt sie.
Cafè Kirchplatz, G.s favourite. Dolomiten-Aufmacher: Der Papst wird wieder Klavierspielen können, hatte sich die Hand gebrochen. Noch nie erreichte Regenmengen im Ultental.
Im Dorf ein auslaufendes Dorffest, überall noch Buden, etwas Musik. Sonne. Die Lose, die G. den Kindern kauft, für zehn, dann noch einmal für zwei Euro, sind alle bis auf eines gnadenlos Nieten. Nicht nett, aber volkserzieherisch. Wir treffen den feschen Holzarbeiter Werner in Tracht. Kaufen Kindern bei der Kellerburg geflochtene Armreifen ab. Ich kritisiere G. zu oft, die voreilig die Kinder verwöhnt. Die Kinder an diesem ersten Tag müde und entsprechend etwas patzig.
Drei Peitschenschnöller in Lederhosen lassen es bei der Talferbrücke knallen. Ihnen wird selbst schwindlig, wohl vom Alkohol am Vorabend.
Mittagessen beim Höllriegl im Biergarten, Frittatensuppe bezw. Varianten, danach Kaiserschmarrn. Auch hier die Qualität etwas schlechter als gewohnt, versalzen.
Nachmittags am Hof. G. räumt die Ofenbank auf. Ich gehe mit den Kindern zum Osterbach, obwohl es dazu zu kalt ist. Die Straße ist teilweise frisch geteert, es werden immer weniger Wasserspulen zu räumen. Hier am Hof ist die Einfahrt an der steilen Stelle jetzt auch geteert, sehr gut. Die Kinder lassen es sich nicht nehmen, im Bach ins Wasser zu gehen. Alles etwas vermoost, »unser« Teich vollgelaufen mit Sand.
Abends Essen am Hof, Nudeln, Rührei, Würstchen. Am Latemar war’s ein herrlicher Sonntag, wird uns berichtet, so klar nach den starken Regen.
Danach kamen noch Gespräche mit den beiden von oben. Ich Depp schreibe doch wieder Tagebuch, statt schlafen zu gehen, begleitet von den vielen, vielen Fliegen hier, die die Wärme des PCs und das Licht des Bildschirms besonders schätzen.

Montag, 20. Juli 2009 – Grund-, Erst- und Rieseneinkaufstag
Bilder ab http://picasaweb.google.de/Siebenfahrer/Sommer2009#5369821216484933986

Toll, wir sind schon um sieben auf! Ich twittere ausnahmsweise und hänge Fliegenfängerstreifen auf.
Zwei Wissenschaftlerinnen der Arbeitsgruppe Hydrogeologie vom Institut für angewandte Geowissenschaften an der der technischen Universität Darmstadt kommen mit einem großen Mietwagen voller Gerätschaften und stellten – zuletzt doch mit heimischer Hilfe – am unteren Lehen zwei Filter auf, einen, der Schadstoffe aus Niederschlägen sammelt (»Depositionssammler«), einen, der’s aus der Luft tut (»Evaporationssammler«); die Schadstoffe im Boden messen sie direkt. »Ziel des Projektes ist es, ›cold condensation‹-Prozesse in ausgewählten Mittel- und Hochgebirgsprofilen mit unterschiedlichen Klimabedingungen am Beispiel der polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) sowie polychlorierten Biphenyle (PCB) nachzuweisen.« Die Damen, M.Sc. Michaela L. promoviert mit dem Thema, Anja W. ist Diplomandin, hatten sich über die Forstbehörde angemeldet und überreichen ein Informationsexposee: Verteilungsprozesse und Stoffumsätze von POPs in Mittel-und Hochgebirgen (POP: persistent organic pollutants, langlebige organische Schadstoffe).
Danach sind wir ins Dorf gefahren, zum Erst- und Großeinkauf. Zuerst zur Bank, dann teils getrennte Wege, die sich natürlich wieder im Kaffeehaus trafen. Ich traf den Bürgermeister, dankte ihm hauptsächlich für die Wasserleitung zum Hof. Dann teure Schuko-Dreifachstecker gekauft, die es nur hier und nur von einer Firma, Vimar, gibt. Die sind halt ungemein praktisch. Nachgefragt: Eine Geschirrspülmaschine soll fünfhundert Euro kosten. Dafür kann ich noch ein wenig von Hand spülen. Im Kaffeehaus dann stieß Linda zu mir, bald kamen G. und die Kinder. Ich noch zum Hydrauliker wegen dem Wassereinleiten ins Haus. G. inzwischen riesigen Einkauf.
Zu Mittag waren wir wieder am Hof. Ich bastle an C.s CD-Spieler ein Band für ihren kleinen Doppelstecker – Kinder hören gern zu zweit – und mir bezw. dem Thinkpad eine Stromleitung zur Bank in der Stube.
Jagdaufseher A. kam, erzählte von einem Abschuss gestern Abend am Sag Bödele durch L. E., das zweite Reh der Saison bei uns.
Wir bitten ihn, uns wieder eine Hofbank zu machen. Grobe Lärchenbretter haben wir oben am Oberen Stall liegen. Ich bin mit ihm dorthin gefahren. Er wollte mähen. Der Traktoranhänger hat neue, sauteure Reifen. Ein offener »Carport« soll gebaut werden für die Winde und div. Anhänger. Ein paar alte Bäume sollen sicherheitshalber gefällt werden, ich sie auszeigen lassen (markieren und registrieren durch die Förster).
Beim Heruntergehen in der Hitze merke ich, dass ich in schlechter Kondition bin. Schöne Durchforstung am mittleren Stall. Drei vertrocknete Pfifferlinge an der Wasserleitung. Hier unten oberhalb vom Hof das Etzel sehr schön sauber geräumt, jetzt eine bevorzugte Weide, wie ganz früher einmal.
Abends stellen die Kinder das Dreimannzelt auf, das ich an der Mosel für zwanzig Euro gekauft hatte. Jetzt versuchen sie, drin zu übernachten.
Man erzählt uns von nachbarschaftlichen Irritationen. Karl B. fragte nach, wer denn Durchfahrtsgenehmigungen habe …; der Nachbar gab den Schlüssel vom vorderen Stall einem Arbeiter weiter, der dann ein paar Mal täglich durch unseren Wald hinauf- und hinuntergefahren ist, was nicht im Sinne des Erfinders (mir) ist. Das nachbarliche Weiderecht bei uns haben wir besprochen, wobei scheint’s wir (der geschlossene Hof) unsererseits ein Waldweiderecht bei ihm haben. Alles nicht mehr zeitgemäß. Um die Aufhebung des Weiderechts hatte schon mein sel. Großvater vergebens gekämpft. Wenn die Förster es verbieten, so haben sie das letzte Wort.

Dienstag, 21. Juli 2009 – Meran
Bilder ab http://picasaweb.google.de/Siebenfahrer/Sommer2009#5369912577948111746

Halb sieben, und die Kinder schlafen noch draußen im Zelt. Unglaublich.
Ich hab’ wieder wenig gut geschlafen, absolut zu hohen Blutdruck. Mist.
Vormittags gemütlich gefrühstückt, die Kinder spielen nackt am Hof, bewerfen sich mit Wasserbomben, ich versuche online zu gehen über Mobilfunk, eine Geduldsprobe. Dazu ist mein Rechner noch überfrachtet und träge wie selten einer. Angeblich kostet der Tag 13 Euro flat, wenn er genutzt wird (T-Mobile). Dabei kommt immer eine Warnung, es (»Wind«) sei ein Fremdnetz, und eventuell teurer, und dann verbindet’s doch. »Tim« ist zu schwach hier, datentechnisch nicht zu sehen. Komme trotz zwei Strichen auf Uploadgeschwindigkeiten von 6 kbit/s (11 kbit/s) bei Downloads von 40 kbit/s (20 kbit/s). Das sind miese Modemzustände.
Nachmittags nach Meran und Algund, in Meran vorher lange durch die Lauben gebummelt, erfolglos Dirndln für C. probiert, 31,5 Grad, dann ein starkes Gewitter. Gutes, zünftiges Abendessen beim Forst in Forst (ist direkt als it. Ort im Navi!). Zur Erklärung: Forst ist eine berühmte Brauerei, am Weg von Meran ins Vintschgau, mit schönem Biergarten samt Bauernbühne. Zurück am Hof laufen die Kinder wieder vor, C. stürzt und schlägt sich das Knie und den Fuß blutig, bleibt aber tapfer.
G. macht Ihre Geschäftsmail online. Das geht sogar.
Jetzt versuche ich noch, das hier ins Netz zu stellen, allerdings ohne Bilder. Die kommen dann später, sollte ich dereinst eine bessere Verbindung haben.

Mittwoch, 22. Juli 2009 – teils Bozen, teils Bauchweh
Bilder ab http://picasaweb.google.de/Siebenfahrer/Sommer2009#5369912738938346978

Ich musste um halb neun in Bozen sein bei Dr. von L., Lauben 71, direkt am Obstmarkt. Nachdem hier aber A. die ganze Nacht gekotzt hatte, bin ich dann doch lieber alleine gefahren. Das hat sich als gut herausgestellt, denn im Lauf des Vormittags bekam A. am Hof noch Durchfall dazu. Da konnte ich gleich ein paar Medizinen dagegen mitbringen.
Bozen ist frühmorgens, noch vor Verkehr, Leuten und Hitze, besonders schön (mittags dann dreißig Grad). Da sieht man noch die alten Fassaden, Fresken, Madonnen, Aufschriften, die Durchgänge, Lichtschächte und Gewölbe. In den Straßen eilige Radfahrer mit Krawatte.
Noch meinen Telefonmenschen angerufen. Er versprach mir nach einigen internen Verhandlungen über ein anderes Telefon, dass heute ganz gewiss jemand auf den Hof kommen würde, es zu reparieren.
Am Waltherplatz im Stadtkaffee gut »englisch« gefrühstückt, eigene weiße Tischdecke, Ham and Eggs, zehn Euro. Fotoromane. Bindergasse. Dann in der Cavourstraße 7 geklingelt, wo ich als Kind gewohnt hatte. Keiner da. Nur gegenüber im Neubau öffnet mir Frau W., die Besitzerin, mit nassen Händen vom Kochen. Ich gebe ihr meine Karte, lasse mir das Fotografieren erlauben, mache Bilder im Hof und durch das Gittertor in den alten Garten.
Das Haus ist etwas heruntergekommen, einfach recht alt geworden. Die Fenster, die alte Eingangstüre, der Marmor der Treppe, vor allem die Mauer zum Garten. Aber: Die Feige steht noch. Ich spähe in den Fahrradkeller neben dem Eingang hinten zur Hausmeisterwohnung parterre, in dem »mein« Fahrrad gestanden hatte – eine lange, eher unglückliche Geschichte mit Heinz. Sie hatten mir nach dem Krieg ein schweres Fahrrad wunderschön frisch lackieren und herrichten lassen; es war aber viel zu groß für mich.
Der romantische achteckige Brunnen im Garten ist noch da. Besitzer W. erzählte mir später, die offene Wasserleitung, der »Wal« – für uns Kinder damals sehr gefährlich –, der zur Rössler-Mühle gegenüber geführt hatte, wurde durch ein Druckrohr ersetzt. Und das ist einmal geplatzt, dass das Wasser meterhoch sprang und die ganze Gegend überschwemmte. Seitdem ist das unterste Geschoss nicht mehr bewohnt.
Bald einmal kommt ihr Mann, Dr. W., am Fahrrad, kurzes Gespräch (Name und Adresse s. Psion). Vielleicht komme ich nächste Woche mit E., der damals ebenfalls als Kind einen Stock über uns gewohnt hatte, wieder.
Dann schaue ich noch in die Sankt-Johann-Kirche, sehe aber wenig durch das engmaschige Gitter. Ich frage mich bis zu einer Instrumentenbauerin durch, die mir sagt, wer den Schlüssel hat: die alte Mesnerin Christel Vieider, St.-Johanngasse 31, 0471-978145. Ich störe sie nicht, fahre dann doch zurück auf den Hof.
Denke: Wie anders wäre mein Leben verlaufen, wenn ich in der kleinen, eher geschlossenen Bozner Gesellschaft geblieben wäre, bei meinen Großeltern, und vor allem treu meinem zum Schluss einsamen Großvater, statt international und in Deutschland eine Karriere zu versuchen.
Zurück am Hof Mittagessen draußen am Hof, wo sich unser Leben abspielt: Gemüsesuppe.
Nach fünf kommt tatsächlich ein Telefonmann, Subunternehmer (3473892665). Er findet eine gebrochene Leitung auf der Leite unter dem Haus, wo die Leitungen im Gras liegen. Danach haben wir wieder Telefon – nur leider die falsche Nummer, 0471-620148. Also fahre ich mit ihm zum Abzweigmast an der Staatsstraße im Tal. Leider findet sich unsere Nummer dort nicht, kein Wunder, dass unser Apparat an einer anderen Nummer hängt (… oder?).
Inzwischen spielen die Kinder am Hof Pin-Ups mit Wasserbomben. A. geht es langsam besser. Abends Pfannkuchen.

Donnerstag, 23. Juli 2009 – Stroblm.
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Die Kinder schlafen durch, auch A., alles wieder regulär. Ich vertilge einen Fotoroman; die werden auch immer schlechter. Sonnenaufgang am Hof zwischen 8.36 und 8.53, je nach Optimismus.
Gegen neun starten der Förster und ich mit unserem Audi in den Wald. Am Italienerweg springen uns zwei Gämsen über den Weg, ein Kitz dabei. Elegante Tiere!
Wir besichtigen die geplante Schlägerung am Jagersteig, sind uns sehr einig, was heraus soll an Bäumen. Wunderschön dort oben.
So schön wie in den vergangenen Jahren wird der Wald in Mitteleuropa nicht mehr sein. Die reifen Bestände von nach dem zweiten Weltkrieg müssen heraus, Lücken und Löcher entstehen, unterschiedliche Altersstrukturen werden angestrebt. Dazu kommen Fehler wie die gnadenlose, staatlich unterstützte Aufforstung von Waldwiesen in den fünfziger und sechziger Jahren – oft von uralten Wiesen, die in mühevoller Handarbeit gerodet und gepflegt worden waren. Auch bei uns. Das allerdings sieht man aus der Ferne nicht.
Mittags eilig ins Dorf, um noch vor zwölf Brot und Zeitungen einkaufen zu können, zur Bank. Kaffeehaus. Dann eins-a Mittagessen bei »Braun«, einem modernen, neuen Einige-Sterne-Restaurant am Kirchplatz von Sarnthein. Für mich das erste Mal dort. Wir konnten sogar am Kirchplatz sitzen, neben dem Brunnen, und vornehm speisen. Str. kennen den Koch. Erzählen von ihrer Reise um die Welt nach seiner Pensionierung, mit langem Aufenthalt in Neuseeland. Nett und anregend.
Nachmittags sind wir alle am Hof, G. serviert am frühen Abend ein feines Essen mit Braten, heißen »Paradeisern« in Dill, und vielen frischen Pfifferlingen, die ich erst in der Früh am Jagersteig geklaubt hatte. Max kommt mit Familie vom Meer, die nunmehr vier Kinder freuen sich riesig. Noch kurzes Gespräch mit Max über Jagd und Lage.
In der Nacht erwischt es jetzt G. voll und mich halb, die Magen-Darm-Verstimmung, die sich scheint’s von A. ausgebreitet hat. Entsprechend erledigt sind wir in der Früh. Mal sehen, wie die Auszeige klappt. Ich erwarte jeden Moment die Förster, 8 Uhr 35, und natürlich die Sonne!

Freitag, 24. Juli 2009 – Holzauszeige, Telefon, G. krank
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Für neun Uhr hatten wir uns mit den Förstern und deren Chef Dr. G. am Hof verabredet. M. kam auch mit, musste aber früher weg, weil er seine Anwältin und seinen Schätzer am Hof erwartete. Wir wollten ca. 300 Festmeter auszeigen (fm, im Gegensatz zur Nettoholzmenge, ca. 15 % weniger), geworden sind es dann 405 fm, Abt. 11 beim Luttertal bezw. Jagersteig hinauf. Je Meter Seil soll man 1 m³ Holz holen, dann sei das rentabel, meinte G. Er ist für schmale Schlägerungen, etwa eine Baumhöhe breit für Licht, dazwischen Überständer und variable Ränder (ich sagte: eine gute Figur), hauptsächlich auf seitliche Bedeckung achtend, also, dass der Wind nicht unnötig in den angeschnittenen Wald pfeift. Wieder viel gelernt, viele Thesen ventiliert. Doch anstrengend, heiß. Dann noch ein paar Bäume unter dem Italienerweg, am oberen Stall, wie von A. gewünscht. Lange Diskussion über den vorjährigen Schlag, »tote Erde«, wie G. meinte, zumal die Knüttel liegen geblieben sind. Mal sehen, wann da Verjüngung kommt … (hoffentlich erlebe ich’s noch.)
Eigentlich bin ich traurig: Eine der schönsten Gebiete bei uns haben wir dem Ende geweiht. 120 Jahre haben die Bäume dort gebraucht, so zu wachsen und zu werden. (Unten zum Vergleich ein Bild vom vorjährigen Schlag …) Doch: Wer pflanzt, muss auch schlagen können.
Mittag traditionsgemäß mit den Förstern in Bundschen essen.
Am Nachmittag zeigte mir der Förster noch, wo er einen Edelkastanienhain machen will, oberhalb der alten Fahrstraße zum Hof. Wir treffen einen verschwitzen, lustigen Italiener, der unsere Telefonleitung reparierte. Die sieht jetzt gut aus, liegt nirgends mehr am Boden. Sogar unsere Nummer stimmt hier, man kann uns also wieder fest anrufen: +39 0471 623168. Der Haken: Versuchen wir hinauszurufen, kommt eine Ansage, es seien »aus administrativen Gründen« nur der Kundendienst und Notrufnummern wählbar. Klar, wir haben seit einem Jahr nicht mehr gezahlt. Die Leitung war seit Ostern 2008 gestört, meine persönliche Störungsmeldung war am 13. 7. 2008 um 11.33 Uhr vom Automat in Sarnthein erfolgt.
Als Einschub ein Auszug aus dem »Allgemeinen Abonnementsbedingungen«. »Art. 7 Abs. 2. Telecom Italia verpflichtet sich zur Behebung eventueller Störungen des Netzes und/oder Dienstes innerhalb des zweiten Tages, der auf jenen der Meldung folgt. … Eine Ausnahme stellen die besonders komplexen Störungen dar, die rechtzeitig behoben werden. … Abs 3. Sollte die Behebung der Störung durch Verschulden der Telecom Italia später als zur vorgesehenen Zeit vorgenommen werden, hat der Kunde Anrecht auf die unter Artikel 26 … angeführten Entschädigungen, und er hat die Möglichkeit, seinen größeren Schaden geltend zu machen. … Art. 26. Abs. 1. Sollte die Telecom Italia die vorgesehenen Fristen für die … Behebung einer Störung … nicht einhalten, so hat der Kunde Anrecht auf eine Entschädigung in Höhe von 50 % der von ihm entrichteten Monatsgebühr für jeden Arbeitstag, einschließlich samstags … und kann, wie vom Zivilgesetzbuch vorgesehen, den höheren Schaden einklagen.«
Als ich von meinem an den Telecom-Vorschriften gescheiterten Plan erzähle, die Telefonleitungen beim Bau der Wasserleitung unter Grund legen zu lassen, meint der Telefonmann, laut Vorschrift mache das keiner. Ich hätte also doch einfach einen Schlauch legen lassen sollen. Als der Hydrauliker kam, sich die neue Wasserleitung anzusehen wegen Einleiten ins Haus, fanden wir eine zweite, schlanke Leitung bis hinunter zur Straße, damit das Wasser dadurch zirkulieren kann und hier oben auch anfangs nicht schal aus der Leitung kommt. Mal sehen.
Am Nachmittag noch den Schwammerlweg hinein bis zur Schlägerung und Aufforstung: Der Förster wollte zeigen, dass gepflanzte Bäume vom Wild mehr verbissen werden, und natürliche Verjüngung sie bald einholen würde. Ich fand, das sah gar nicht so aus, nur halt, dass die älteren und größeren gepflanzten Bäume direkter angefressen werden.
Alle vier Kinder waren den ganzen Nachmittag im Sarner Schwimmbad – das die vom Meer bei Massa Carrara gekommenen freilich kalt fanden.
Gemütliches Abendessen mit allen außer G., die dieses Essen eigentlich angeregt hatte. Sie liegt mit 39 Grad Fieber im Bett oder sitzt nach Iboprophen in der Stube. Mal sehen, wies morgen aussieht.

Samstag, 25. Juli 2009 – Dirndlkauf in Bozen und Windschäden im Wald
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G. ist wieder gesund, sogar vor mir wach und auf. Fährt mit den Kindern um neun nach Bozen, Dirndl kaufen. Ähnliches bei Max. Die Max-Kinder sind allein mit mir hier. Ich unterbreche meine Arbeit an einem Artikel für den Wirtschaftskurier zum Thema E-Mail und gehe mit ihnen eine Runde zur Tanzbachbrücke und hinauf wieder den Fuchssteig. Der Junge beobachtet den altmodischen atmosphärischen Höhenmesser, ich säge eine über die Straße gefallene Akazie weg, beim Aufstieg komme ich außer Puste. Oben am Hundskragen, den ich als Kind in bester, geheimnisvoller, verbotener Erinnerung habe mit seinem blühenden Mohnfeld und den schroffen Felsen hinunter, der ist eine Wüstenei und Muster von Waldsterben. Dort wurde in den fünfziger Jahren wie manche Wiese aufgeforstet, es entstand ein Fichtendickicht, und inzwischen sind alle verdorrt. Wenn der Mensch schlauer sein will als die Natur.
Zwischendurch kommt wieder ein Mann vom Telefon. Sie ersetzen alle Kabel bis hinauf, von Mast zu Mast. Ein Stück ist 300 m lang. Die neuen Kabel sollen flexibler und leichter sein, dem Wetter besser widerstehen. (Seit fünfzig Jahren zieht man keine Freileitungen mehr von Mast zu Mast zwischen Porzellanisolatoren, wie anfangs für unser Telefon, sondern dieselben Kabel wie unter der Erde durch die Luft.)
Nachmittag machen die Bauern Heu – genaugenommen »Grummet«, den zweiten Schnitt. Mir wird von schlimmen Windbrüchen vom Vorabend oben im Wald berichtet. Der Nachbar leiht sich den Gatterschlüssel aus, um mit seinem Traktor auf den Höhenweg zu fahren, den Weg meiner Schwester wieder gangbar zu machen.
Gegen Abend fahre auch ich mit unserem Holzarbeiter L. hinauf. Er sägt uns eine auf der ersten Serpentine über den Italienerweg gefallene Tanne frei, damit wir überhaupt durchfahren können. Wir zählen beim Schlag 2008 vielleicht zehn Bäume, 20 fm, die Tanne, eine Fichte weiter oben, sieben im Engen Tal so weit oben, dass eine glückliche Bringung herunter unwahrscheinlich erscheint, eine im Breiten Tal, acht bei der Einmündung zum Höhenweg, vielleicht 15 fm. Die wirklich große Menge, vielleicht hundert Festmeter, liegen oben oberhalb der Seilbahn- bezw. Jägerhütte. Dort sind die Bäume wenigstens samt Wurzelstock umgefallen und nicht in der Mitte gebrochen.
Außerdem entdecke ich eine Fuhre gutes – inzwischen schlechtes, blau gewordenes – Holz am Höhenweg, das im vorigen Jahr nicht abgeholt worden war. Schlamperei.
Nachmittags kommt V.s (M.s Schwester aus Düsseldorf) jüngste Tochter M., am Abend V. sie abholen. Sie wohnen am Ritten mit Halbpension, müssen also zu Abendessen.
Spät kommt noch Jagdaufseher A.. G. lockt mich hinaus, er hätte eine Gämse geschossen. Dabei war’s eine fertige, passend ellenlange Bank für den Hof, die er am Nachmittag mit Holz von uns zusammengebaut hat. Super. Guter Obstler und die übliche lange Unterhaltung über Jagd und Jäger, Land und Leute. Um elf zu Bett.

Sonntag, 26. Juli 2009 – unser zweiter Sonntag hier, ruhig und schön
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C. hatte nach elendem Magendrücken am Abend in der Nacht einmal gekotzt, aufteilungsgemäß Papas Aufgabe, sich darum zu kümmern. Danach schlief sie gut weiter bis in die Früh.
Mit ihrem neuen Dirndl und ihrer Freundin A., ebenfalls im Sonntagsgewand, G. und ich ebenso ordentlich gemacht (keine Jeans: richtige Hose) ging es gehörig um neun ab ins Dorf zur Kirche. Unten an der Tanzbachbrücke, wo unsere kleine Landesstraße in die Staatsstraße mündet – die Radfahr-Dolomitenrundfahrt. Die Radler waren um acht in Bozen gestartet, wurden gegen halb neun in Sarnthein erwartet, und dann sollte es ab Weißenstein zeitfahrend aufs Joch hinauf gehen. Ein mächtiger Motorradfahrer, Polizia Stradale, herrschte G. italienisch an, sie möge warten. G. fuhr ihm trotzdem langsam nach. Vor, neben und hinter uns Radlfahrerwadln beiderlei Geschlechts, locker aufsteigende Rennradfahrer, fast entspannt steil bergan. Hinter uns eine drängende Einheimische.
Und doch kamen wir noch zurecht zum Hochamt. Ein Gastpfarrer aus dem Bergischen Land im Urlaub las die Messe, hochdeutsch, und doch üblich zügig und ohne dieses neumodische »nun reichet euch die Hände zum Zeichen des Friedens«. 39 Minuten, trotz guten Gedanken zur wunderbaren Brotvermehrung.
Nach dem Friedhofsbesuch – viele »moderne« Gräber gefielen G. nicht – trafen wir noch die Nachbarn, die Mutter in schwarzer Trauertracht (ihr Mann ist jüngst gestorben).
Im Dorf – oder nur bei uns? – schläfrige Stimmung. Kaffee Kirchplatz, Höllriegl, C. kommt nicht in ihre roten Schuhe hinein, die Schürfwunde am Oberfuß hat sich entzündet. Also barfuß. Die Zeitungen voll vom Unwetter gestern (vorgestern?). Die Tiroler Tageszeitung thematisiert Bambimord (eine Woche frühere Öffnung der Jagd) und Selbstbefriedigung. Wenig Hunger und Durst, dafür diesmal besser: Spaghetti Carbonara, 1a.
Zurück am Hof gemütlichen Nachmittag und Abend. Bisschen Luftgewehrschießen. Eine Bleikugel springt von der Scheibe am Gartenzaun direkt zurück in G.s Teetasse, ping. Freischützwürdig. Es zeigt sich, dass Schüsse genau auf bereits im Holz steckende Bleikugeln querschlagen. Vielleicht muss ich mir eine ordentliche Blechschachtelauffangdose organisieren, wo dann die Zielscheibe vorne eingesteckt wird.
Die Kinder fahren mit den M.-Kindern auf den Ritten. Wieder haben sie nichts gelernt – wir machen es uns und den Kindern bequem, indem wir nicht verlangen, dass sie Rechnen und Schreiben lernen wie vorgenommen.
Eine Zeitlang ist noch S. junior da, hat seinen Garten gemacht, festkochende Kartoffeln, die man hier sonst nicht bekommt. Dann sind G. und ich und Taiga allein, der Brunnen rauscht, kein Wind, keine Kinder, Friede.
Ich nehme mir die innere Telefonleitung zwischen Schlafzimmer (professionelle Telefondose) und Wohnzimmer vor (eigene Dose für uns und fürs Modem) und suche Stück für Stück den Kurzschluss. Nach zwei Trennungen und einer Fußleiste – etwa einer Stunde – geht es wieder überall. Bei dieser Gelegenheit finde ich heraus, dass wir über den Konkurrenzanbieter doch hinauswählen können, den ich vor Jahren einmal wegen der weniger teuren Auslandsgespräche und zur leichten Zuordnung der Gebühren bestellt hatte: 10124 (entspricht einer deutschen Billigvorwahl 010…).
Jetzt, 19.15, macht G. bissl Essen. Ich will hinein, Geschirr und Besteck holen. Großes Abendessen an zwei Tischen.

Montag, 27. Juli 2009 – Jagdtreffen und Hofversammlung
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Ich muss schon um halb neun in Algund sein, stehe früh auf. Kleines Frühstück allein mit diesem schönsten Blick aller Blicke ins Tal. Beim Hinunterfahren liegt die Navigation heillos daneben, vielleicht einen halben Kilometer zu weit westlich, ich kenne das, die Tunnells verhindern GPS-Satellitenkontakt, dann springt sie wild zwischen vermuteten Wegen und Straßen umher, überpurzelt sich mit widersprechenden, unsinnigen Wegweisungen wie plötzlichem Wenden auf einem Waldweg oder direktem Abzweigen hinunter in die Sarner Schlucht: »Jetzt links abbiegen!« Auch eine Unterhaltung.
Schöne Fahrt nach Meran, Gespräch Dr. P., dann zurück nach Bozen und Kurzbesuch bei unserem »Telefonretter« Cust. im Telecomgebäude in der Romstraße. Fürchterlicher Laden, trostloses, metallbeschlagenes Halbhochhaus, verwinkelt, Cust. in einem kleinen, fast lichtlosen Büro an zig Telefonapparaten, gerade mit einem Telefonhörer als Mikrofon frei in der Hand herumkoordinierend. Und ich hatte nicht einmal ein Geschenk dabei … Der Kundendienst ist nicht in diesem Gebäude, für Kundendienst gibt es gar kein Gebäude, das passiert alles nur telefonisch oder über Fax.
Dann eilig hinauf zur Rittner Forststation, die wunderschöne Straße Bozen—Ritten hinan, ohne viel zu schauen. Man sagt mir gleich, Chef W. B. sei mit meiner Schwester und ihrem Freund nebenan im Kaffeehaus. Also sogar hier die gute alte Sitte, seine Geschäfte, sofern nicht ganz formal, im Kaffeehaus zu erledigen. Draußen heiß. Mittagessen in einer neuen »Sportarena« beim Schwimmbad mit M., Gesprächsthema Jagdpacht. Wenig angenehm. Zurück auf den Hof, den Leyrer beim Heuen kurz gesprochen.
Hofversammlung. Am Ende auch die nicht ganz harmonisch, man möchte neue Stallfenster, ich meine zunächst müssten neue Scheiben reichen, will mir’s aber noch ansehen.
Die Kinder spielen gemeinsam am Hof, treten an für eine Überraschung.
Nachher am Hof allgemeines Abendessen. Nachts Regen.

Dienstag, 28. Juli 2009 – Fritz auf eigenen Wegen in der Stadt
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Nachts und morgens immer noch und immer wieder zu hoher Blutdruck. Mist. Schlaflos mit Fotoroman. Das nur als Nachtgedanke.
Muss um halb neun in Gries am Platz vor dem Gasthaus Post sein, verabredet mit Str. Esse eine kleine getoastete Semmel, trinke ein Glas Milch, und wie gestern hinunter ins Tal. Str. sagt uns für ihren Besuch am Donnerstag leider ab, sie müssen für die Reise packen.
Dann fahren wir zu zweit diese wunderschöne, morgendliche Fahrt von Bozen nach Meran. Blick auf Berge mit frischem Schnee, Burgen, Äpfelplantagen im Tal. Die Mebo (»Meran-Bozen«) nicht gewunden, eher schwingend, wie ein umherstreifender Blick.
Wir treffen Dr. Paolo Viskanic, Chef von R3Gis in Sinnich. Er erzählt gleich los, was sie mit »Geographischen Informationssystemen« alles machen, beeindruckend, vielfältig, auch sein Werdegang. Um elf sollte Str. wieder in Bozen sein, wir schaffen das natürlich nicht ganz. Ich kaufe in Bozen noch die falschen Knopfzellen für die Thermometer (wir hatten hier schließlich auf das alte, stromunabhängige Quecksilberthermometer zurückgegriffen), einen Fotoroman, die Dolomiten (neues Layout). Dann treffe ich mich mit A. E. und Erwin M. vor dem Haus Cavourstraße 7. Ich habe Erwin seit der Volksschule nicht mehr gesehen. Groß, sehr nett, tüchtig, zuletzt wohl als Haustechnikplaner in Bozen. Daher kannte ihn auch A. E. Nach einem kurzen, nicht ganz freundlich aufgenommenen Besuch im Hof des Hauses und dem vergeblichen Versuch, von der alten Mesnerin den St.-Johann-Schlüssel zu leihen, gutes Mittagessen im kühlen Innenhof des Batzenhäusls. A. E. zeigt mir noch sein Haus unter den Lauben. Sie sind mit dem Geschäft nach hinten oben gezogen, haben vornehinaus das ebenerdige Filetstück äußerst günstig an eine Kette vermietet (»Tezenis«). Sein Büro ist im zweiten Stock. Herrliches altes Bozner Haus, oben noch Lichthof, kunstvoll umgebaut.
Auf der Fahrt ins Sarntal hinauf fotografiere ich die automatischen Warnsysteme gegen im Tunnell entgegenkommende Lastwagen und den Plan der neuen Trasse für zwei lange Tunnells von Bozen bis zum Johanneskofel, die die Schlucht umgehen. Schade, Romantik ade.
A.s Eltern sind inzwischen gekommen, waren gut von Bonn durchgefahren. Gemütlicher Nachmittag, bis auf etwas in C.s linkem Auge – vielleicht Sand oder Glitter einer Kinderschminke – das zuerst zu Panik, zu Heulen, dann zu einem Trip mit Muttern nach Sarnthein führte. Sie kommen mit Augentropfen zurück und einer vagen Diagnose einer Hornhautverletzung. C. scheint völlig genesen …
Freunde von M., Künstler scheint’s aus Wien, kommen und lassen ihren eher wilden Jungen da. Wir sind halt Mädels gewohnt.
Großes Abendessen mit Grillen. Allerdings hat es jetzt M. von oben voll erwischt – wie übrigens auch eine Radsportlerin der Dolomitenrundfahrt, die laut Dolomiten dieselben Symptome zeigt wie wir alle hier früher oder später. Das brechende Übel scheint also in Südtirol zu grassieren. (Meldung mit Bild in der Dolomiten vom Dienstag, 28. Juli 2009, Sport. Titelverteidigerin steigt aus. Dolomiten-Rundfahrt: Vorjahressiegerin Sabine Gandini liegt mit Fieber im Bett. … Titelverteidigerin Sabine Gandini klagte schon auf der ersten Etappe am Sonntag über Übelkeit, fuhr sie aber trotzdem zu Ende und erreichte Rang drei im Zeitfahren … Ihr Zustand wurde aber immer schlimmer, und gestern lag sie mit Fieber und Brechreiz im Bett.)

Mittwoch, 29. Juli 2009 – Holzauszeige Windwurf; ein neugeborenes Kalb
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Am Vormittag ab 8.15 Uhr nehmen mich die Förster zur Auszeige der vom Wind geworfenen Bäume und einiger Käferbäume bei uns mit. Einer spurtet die Hänge hinauf, wir außenherum mit dem Panda vierradgetrieben nach. Am Höhenweg die größte Menge, dort standen alte Fichten oft nur flach auf Felsplatten. Leider viel, viel Holz. Ich »schreibe« bezw. mache Punkte, jeder Punkt ein Baum. Wir sind erst gegen elf wieder am Hof.
Aufbruchstimmung bei B.s. A. und ihre Eltern wollen hinunter nach Gargazon bei Meran, wo sie sich bis zu ihrer Abreise nach Genua m Sonntag zu einer Kreuzfahrt eingemietet haben. G. hilft mir noch zu letzten Korrekturen an meinem Artikel über E-Mail für die Wiku. Ansonsten bleiben wir allein am Hof – nur mit genauen Verhaltensregeln für das Kalben – Hauptsache halt Ruhe bewahren – und für Notfälle bekommen wir die Tierarztnummer.
Die italienischen Telefonarbeiter, ein Großer und ein kleiner, wuseliger, dem immer hinten die grüne Trainingshose herunterrutscht, ziehen fleißig neue Kabel von Mast zu Mast herunter bis zum Haus, machen uns noch ein Dachblech fest; zum Prüfen rufe ich die beiden Nachbarn an, die Leitungen sind verwechselt, also wieder neu verbinden (im Rohr an der Hauswand), Arbeit gut und einfach. Die beiden arbeiten im Laufschritt, unglaublich. Dabei ist es fast unerträglich heiß. Wir spendieren »Lampone« (Himbeerwasser) und Bier.
Jetzt aber zum Kalben. G., die sagt, sie habe dabei schon einmal geholfen, etwas nervös. Die Kuh, die das schon zweimal erlebt hat, nicht. Und richtig, aus der Kuh, die sich in den Pferdestall zurückgezogen hat, ragt bald einmal ein kleines Bein heraus. Dann zwei. Die eigentliche Geburt sieht keiner von uns, weil wir uns zwischendurch für den Abend zurechtmachen, auch die Kuh nicht immer stören wollen. Trotzdem: ein großes Erlebnis für die Kinder. Wie C., die seit A.s Abreise jetzt immer nur mit Th. von oben zusammen ist, sagt beim Verlassen des »Kreißsaals«: »Ich wäre auch froh, wenn ich jetzt mit dem Kleinen allein sein könnte.«
Abends Pizza in Reinswald mit A.. und L., nett und gut, dann zum Sarner Dorffest »Firwitzmitte«, das im Sommer jede Woche steigt. Hüpfburg. Schmied beim Behufen. Musik. Hauptsächlich viele Leute. Wir landen wieder im Kaffee Kirchplatz.
Technisches. Am Nachmittag bekomme ich endlich die Modemverbindung zum Laufen, über eine spezielle Einwahlnummer, die ich falsch eingegeben hatte (für mich Brennercom-Mitglied 702 000 8484, generell 702 0000 702 oder 0471 050121). Der Rolmail-Service hatte postwendend – bei E-Mail also sofort – auf meine Anfrage geantwortet. Ein Leser ruft aus Deutschland an, hat in der FAZ-Online von mir über Geotagging gelesen. So bekomme ich meine Artikel mit. Die Modemverbindung zeigt 13,9 kbit/s Downloadgeschwindigkeit (nominal 16,8 kbit/s, gelegentlich auch 12 kbit/s). Der Empfang von zehn Mail-Kopfzeilen (nur Kopfzeilen ohne Inhalt) dauert ca. vier Minuten – es ist zum Eierkochen! Die Mobilfunkverbindung ist schneller.

Donnerstag, 30. Juli 2009 – Hitze und Hagel
Bilder ab http://picasaweb.google.de/Siebenfahrer/Sommer2009#5371341771693592210

Wieder früh auf. Will wieder etwas Tagebuch schreiben. Die Leute hier sind ganz glücklich sind über Kuh und Kalb. Erst später stellt sich heraus, dass es sich mit einer Glasscherbe aus dem Fenster die Sehne das linke Vorderbein verletzt hat, eine Sehne ist angeblich gerissen, was Aufstehen erschwert. Der Tierarzt kommt, spritzt Antibiotika, verbindet. Die weitere Pflege und eine Schiene macht dann liebevoll Sp. jun., der eigentlich hätte Tierarzt werden wollen, nun aber bei der Sparkasse arbeitet.
Wir fahren vormittags ins Dorf, hauptsächlich um fürs Feuerwehrfest einzukaufen und das Grab der Großeltern zu richten.
Am Abend haben wir uns mit B.s in Bozen im Batzenhäusl verabredet. Keine Lust. 32 Grad, schwül. Auch sie kommen entsprechend genervt, zu fünft samt A., um derentwillen das ganze Wiedersehen eigentlich veranstaltet worden war. Gleich nach dem Abendessen dräuende, gelbe Wolken, Sturm und Wind, der draußen die Sonnenschirme umweht und in der Bindergasse beinahe die Gasthaustische wegfegt. Wir kommen noch vor dem Unwetter zu unserem Wagen ins Mondschein-Parkhaus, unsere Freunde aber nicht mehr zu ihrem. G. muss durch den Regen, ihr Auto holen.
Im Mondschein-Parkhaus fahre ich leichtsinnig über Absperrgummis, es gibt wortreichen Streit, dementsprechend draußen und drinnen Unwetter. Noch in Bozen Hagel, es prasselt aufs Auto, C. kriegt Angst, und ich bleibe im ersten Tunnell stehen, bis es aufgehört hat zu hageln. Dann spannende Fahrt immer wieder durch trockene Tunnells hinein in die aufspritzenden Seen davor, von den Scheinwerfern geisterhaft angeleuchtet. Oben am Hof merken wir, dass wir unter dem Wagen ein losgerissenes Bodenbrett mitschleifen, wohl seit dem Mondschein.

Freitag, 31. Juli 2009 – Feuerwehrübung
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In der Früh löst sich beim ersten Zurückfahren das Bodenbrett ganz. Also Telefonitis zu Auto Brenner in der Lanciastraße, der Audi-Vertretung. Ja, sie haben das Teil, und montieren es mir später auch gleich an.
Übrigens geht unser Festnetztelefon jetzt gar nicht mehr, vielleicht weil es so erstaunt ist, dass wir die ausständigen Gebühren nachbezahlt und 2260 Euro Schadensersatz (Halbe Monatsgebühr ohne Steuer mal 323 Tage) verlangt haben, oder dass einmal M. erfolgreich nach Madrid telefoniert hat – es muss da eine kurze Zeit gegeben haben, wo es freigeschaltet war. Jetzt heißt es beim Anrufen, Beispiel Vodafone: »Il numero da Lei chiamato è inesistente oppure momentaneamente non disponibile. The number you are (sic!) dialled is either incorrect or currently unavailable « – Deutsch fehlt! Aus dem Ausland mit unseren Handys hört man nur fünf schrille Töne. Und wenn wir anrufen wollen, so hören wir jetzt nur mehr: »Telecom Italia. Informazione gratuita. Per effettuare la chiamata richiesta è necessario disattivare il servizio di disabilitazione. – Telecom Italia. Kostenlose Information. Damit das gewünschte Gespräch geführt werden kann, muss der Dienst ›Schutz vor unbefugtem Telefonieren‹ deaktiviert werden.« Ich komme nicht einmal mehr über Brennercom hinaus, also auch nicht mehr ganz, ganz langsam ins Internet. Welch Wortwitz: Eine Sperrung als »Dienst« anzukündigen.
Während man mir in Bozen das Bodenplastik montiert, und ich mir Glasscheiben für die Stallfenster schneiden lasse (bei Rasom, 0471-200188 und -193, Kravogelstr. 16), sogar bei der Dolomiten-Redaktion vorbeischaue und meinen Text über R3-Gis abgebe – alles in der Bozner Industriezone – treffen G. und C. in Bozen wieder zufällig die B.s vom Vorabend. Im Cafè Fink in der Mustergasse soll ich sie abholen. Ich parke ganz vorsichtig unter dem Waltherplatz – und verliere hernach den Parkschein. Wieder brütende Hitze in Bozen, Atmosphäre leicht gespannt, auch bei B.s, die nun ja in der Ebene in Gargazon logieren. Wir aber kommen gut und kostenlos aus dem Parkhaus, nachdem nach ein bisschen Klingeln ein freundlicher älterer Herr mich gefragt hatte, wann ich wohl eingefahren war. Als ich sagte: »Vor kurzem, um die Familie anzuholen«, da erbarmte er sich meiner, wohl selbst Familienvater, und öffnete die Schranke. Nettes Bozen!
Am Nachmittag Vorbereitung für das Feuerwehrfest, immer ein Höhepunkt unserer Sommertage am Hof. Punkt zehn vor acht kamen statt vielleicht zehn Feuerwehrleuten dann deren dreiundzwanzig – die Hälfte herunter von der Ebenwies, so sie den Löschteich angezapft hatten. Besondere Ereignisse: ich von oben bis unten nass vom Ebenwieslöschteichwasser, weil der Schlauch nicht richtig festgedreht war. Und schließlich: förmliches Antreten und Meldung machen am Ende der Übung, kurze Ansprache des Feuerwehrhauptmanns. Anschließend wurde unser ganzer Speck, Käse, viel Wein und etwas Schnaps gerne verzehrt. Einer handvoll Feuermänner (keine Frau dabei) habe ich dann noch wie im Vorjahr das Haus gezeigt.
Hinterher sind wir noch lange herzlich beisammengesessen, einschließlich Sp., der seinen Sohn über Nacht hier ließ. Ich versuche dezent, M. ins Gewissen zu reden.

Samstag, 1. August 2009 – Spielen mit Spr., Tierarzt, Rehbock
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Wieder ein schöner, warmer Tag. Erstes, gemütliches Frühstück im Freien am Hof. Dann kommen M. Spr. und seine Mutter. Wir setzen eine neue Glasscheibe in ein Stallfenster und fahren dann mit Spr.s und einem Förster in Zivil in den Wald zum Bildstock, gehen hinauf zum Oberen Stall. Himbeeren. Die Kinder steigen barfuß durch das Gelände auf und finden Pfifferlinge.
Versuch, eine Leuchtstofflampe im Stall zu reparieren. Es gelingt nur ein Aus-zwei-mach-Eins. Der Rest wartet auf Diagnose im Dorf (Kondensator?).
M. Spr. spielt mit seinem Sohn und C. am Hof, sie werden professionell vom Kastanienbaum abgeseilt.
M. reist mit Familie ab.
Einfach ein gemütlicher Tag.
A. kommt mit seinem Gelände-Audi vorbei, vom Völser Weiher, wo sie im Sommer sind, erzählt, er habe heute dort schon einen schönen Bock geschossen, und wolle jetzt bei uns im breiten Tal ansitzen. Vielleicht hat er auch hier Glück.
G. macht für den Rest der Bewohner ein feines Abendessen mit Kalbsschnitzel mit Pilzsauce, Reis, für C. ein Würstchen dazu und für mich die Pilze! Irgendwie ist Ruhe eingekehrt, an diesem Samstagabend.
Dann kommt doch noch wie versprochen P., der italienische Tierarzt mit seinem Sohn Mattheo. Mit Aufregung, Mühe und Glück wird das Kalb – nun doch glücklich eine Kälbin! – vor dem Stall am Hof auf den Boden gelegt, sodass P. den Fuß behandeln kann. Erst einmal eine Spritze Antibiotika. P. findet unter dem Stützrohr und dem nass gewordenen Verband nur eine tiefe Fleischwunde, keine zerstörten »Strukturen«, kann sich also das Nachziehen des Vorderbeins nicht erklären. An der Sehne liegt es nicht, meint er. Die Wunde sieht schlimm aus und muss genäht werden (hoffentlich nicht zu spät). Alle fühlen mit, auf besonderen Wunsch setzt P. Betäubungsspritzen und näht dann erst sorgfältig vier oder fünf Nähte. Nachher hinkt das Kalb wieder, also entscheidet man sich trotz Luftabschluss für die Stützröhre. Damit unten keine Feuchtigkeit eindringt, kleben wir ein abgeschnittenes Stück Limonadeflasche an – G.s gute Idee. Cola wäre besser, meint P., die sind stärker.
Zwischendurch knallt es. Gegenüber beim Untersalmberger wurde ein Rehbock geschossen, meint jedenfalls der Junge mit dem Fernrohr. Heute, am 1. August, ist die Jagd eröffnet.
Noch ein bisschen italienische Unterhaltung über Rinder und andere Tiere, dann, als er gerade wegfahren will, kommt A. und hat doch wirklich bei uns einen schönen Rehbock erlegt.
Es ist Nacht. Wir waschen ab, C. muss eilig ins Bett. Schade, dass schon so viel Ferien vorbei ist, meint G., und doch keine großen Ausflüge möglich waren. Ein Antiklimax nach all den Ereignissen bahnt sich an.

Sonntag, 2. August 2009 – Trübsalblasen
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Wieder zu hoher Blutdruck in der Früh. Ich kann einfach nachts nicht durchschlafen. Gut fürs Tagebuch, schlecht für mich und meine Stimmung.
Auch G.s Stimmung ist unter Null. Wie gesagt, der Antiklimax. Sie will nicht mit in die Kirche ins Dorf, will überhaupt nichts. C. dann natürlich auch nicht, liest stattdessen Fotoroman. Glück gibt’s nur nach Anstrengung, Nichts kommt von Nichts.
Für mich ist die Kirche wieder schön. Davor gehe ich ans Grab, dort brennt eine Kerze, von M.? Der Chor singt. Portiunkulasonntag mit Weihrauch und Aussetzung der Monstranz, schließlich das Tantum Ergo.
Am Hof bekommt das Kalb einen neuen Schuh, G. und C. malen große Acrylbilder. Ich löte an einer Mini-Mundharmonika herum. Am Nachmittag kommt starker Südwind auf; soviel Wind hatten wir noch nie, meint man – vermutlich fälschlich. Unsere C. ist nicht zum Rechnen zu bewegen. Schlechte Erziehung. Allgemeiner Nachmittagsschlaf.
Anschließend Abschied von Spr.s, die mit Hund und Mama aus dem Wald zurückkommen. Spr. spritzt noch das Kalb. Dann basteln die Damen Perlenketten mit G.s unerschöpflichen mitgebrachten Ressourcen. Ich überarbeite das Tagebuch, vor allem zur Anonymisierung beziehungsweise Tilgung auch wohlgemeinter Anmerkungen über Dritte. Die kommen dann nicht vor. Suum cuique.

Montag, 3. August 2009 – Venedig
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Den Wecker auf 6.15 gestellt, kommen wir um 7.15 Uhr am Hof los (16,5°, km 53038). Die Navigation sagt uns eine Ankunft nach 282 km um 10.18 Uhr voraus, blamiert sich aber fürchterlich, weil sie zwei Vollsperrungen und Stau von Trient bis Verona annimmt und uns beidesmal auszuleiten versucht. Alles falsch.
Doch erst einmal zischt G. mit 140 km/h durch die Sarner Tunnells, einarmig freihändig um die Kurven. Später auf der Autobahn google ich die Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h, Wunder Blackberry! Schöne Fahrt durch das breite, flache Tal mit den steilen, kargen Berge am Rand gen Süden. Salurner Klause. Monte Baldo. Eine lange, schräg abgewinkelte Schallschutzwand aus Solarzellen, gute Idee. Keine Graffiti, weil die Autobahn abgezäunt ist. Ab Verona (8.47 h, km 53190 = 152 km) dreispurig und viel Verkehr, Dunst, 26—28°. « Lavori in corso » – hört sich für einen Deutschen so gut an, als würden die Bauarbeiten im Laufschritt durchgeführt!
In »Tesina Sud« machen wir zwanzig Minuten Rast und tanken (10.20 bis .40 h, km 53261). Die Bar ist eine High-efficiency-Bar, wir werden bestens und schnellstens bedient.
In Venedig Piazza Roma dann an um 10.20 h, km 53320 (richtig 282 km), 28½°. Die Maut Bozen—Venedig kostet ein Weg Euro 16,20. Zwanzig Minuten brauchen wir zum Einparken; ziemliches Gedränge. Wie immer lässt man den Schlüssel (getrost) im Auto, damit umrangiert werden kann. Extra Platten verhindern, dass Türen anschlagen. Der Tag kostet überall 24 Euro.
Wir nehmen uns Vaporettokarten für zwei und ein Kind hin und zurück zum Markusplatz, zusammen 39 Euro. Das sind teure, kontaktlose Chipkarten, gültig je für eine Stunde beliebiges Fahren, die man vor Fahrtbeginn entwerten muss.
Dann bei Schwüle und Fülle den Canale Grande hinunter, Carla steht vorne an der Schranke. Wunderschön, wirklich eine einmalige »Vedute«. Hinter der Rialtobrücke kreuzen edle Gondeln, die bei diesem hohen Wasser nicht den Markusplatz anfahren dürfen. Dafür kostet eine kurze Fahrt nicht achtzig, sondern nur sechzig Euro. Wir verkneifen uns das.
Am Markusplatz Bauerei und eine riesige schwarze Bühne. Überhaupt verschandelt sich Venedig selbst. Sogar die Seufzerbrücke ist bloß mehr ein wenig passender Ausschnitt in einer riesigen Reklame für »Sisley« – wobei ich bis heute nicht weiß, was in diesem Zusammenhang »Sisley« sein soll …. Von der Rialtobrücke hätte ich später am liebsten das übergroße Plakat für irgendeine Ausstellung (« Non voltarti adesso, Artisti Italiani a Ca’ Pesaro ») abgeschnitten, als Kultur-Kohlhaas.
In den Markusdom ist kein Hineinkommen, Schlangen von Führungen, die Plebs-Schlange bis zum Ende des Dogenpalasts. Dabei eine drückende Hitze, Enge, Leute zuhauf. Wir schleichen uns die Riva dei Schiavoni hinunter und links hinein zu unserem alten Eckkaffeehaus (Bar-Verde, « Il tuo caffè a pochi metri da Piazza S. Marco », Castello 4525, Tel. 041 5237094), wieder gut. Auch unser Hotel Castello ist noch da, daneben sehen wir ein netteres mit Innenhof für Frühstück (Hotel Casa Verardo, ***, Castello 4765, Tel. 041 5286138 und -127, www.CasaVerardo.It, Vaporettostation San Zaccharia).
Technisch: GPS ist in Venedig in den engen Gassen und wohl überhaupt ein Problem. Das Sony braucht fast eine Dreiviertelstunde für die erste Peilung, der Blackberry meldet öfters »kein GPS verfügbar«. Wir wandern mit dem Stadtplan, uns zwischendurch verirrend, über Santa Maria Formosa (wie bei jeder Kirche kleiner Eintritt, drei Euro für Erwachsene, Kinder kostenlos). Ich fotografiere trotz Verbot Kunst und Kurioses (elektrische »Kerzen« zum Einschalten, rote Aufsteckgrablichte mit Bodenkontakt wie ein besserer Wasserkocher). Campiello (kleiner Platz) Santa Maria Nuova. Je weiter wir von der Achse Rialtobrücke—Markusplatz wegkommen, desto einheimischer, netter wird Venedig. Schließlich sind wir am östlichen Ende der Strada Nuova, ich suche nach dem Traghetto.
Ein Traghetto – eine Fähre – ist des kleinen Mannes Gondelfahrt für fünfzig Cent je Person. Damit habe ich schon Kirshners überrascht. Wie damals nehmen wir das Traghetto hinüber zum Fischmarkt (« Traghetto Santa Sofia », Palazzo Sagredo—Campo della Pescaria. Weitere Traghetti: etwa gleichweit südlich Rialto Riva del Carbon—Fondamenta San Silvestro; C. del Traghetto—San Tomà; Campo del Traghetto am Palazzo Pisani-Gritti—C. d. Lanza beim Campo San Gregorio).
Wir schlagen uns mit den Touristenströmen zu San Polo durch, Frari und zuletzt San Rocco. Bei der Scuola di San Rocco bleibe ich allein draußen, genieße Musik zweier Geiger, das Branden der Touristen, einen Brunnen mit fließendem, frischen Wasser. Santa Maria dei Frari war wieder sehr, sehr schön; für uns ist es nach diesen vielen Besuchen, immer mit großen zeitlichen Abständen, wie eine Rückkehr in alte, heimatliche Empfindungen. C. ist besonders begeistert von den Spiegeln in der Scuola San Rocco, mit denen man bequem die Deckenmalereien betrachten kann. Ein Kinderflohmarkt. Anschließend Rast und Postkartenschreiben (»Wir sind von Südtirol einen Tag nach Venedig gefahren. Es ist sehr heiß. Ich freue mich auf die Schule und auf Sie.« – C. an ihre Lehrerin.)
Es wird immer heißer, obwohl nominal nur 29 Grad. Wir kämpfen uns mit Kaffeehaus- und Eisrasten, mit Einkaufen und Leute-Gucken bis zurück zur Rialtobrücke durch, setzen uns gegenüber an der Riva del Ferro wieder in ein Lokal. Zwei Amerikaner lesen am Nebentisch mit weißen Apples in Gegenüberstellung konzentriert Korrektur, wohl einer Broschüre. Wind kommt auf – für uns ein Zeichen nahenden Unwetters. Also brechen wir – ohnehin müde – unsere Venedigvisite ab, nehmen Vaporetto Nummer eins zum Piazzale Roma, und kommen dort noch vor dem großen Guss an. Ich finde ein kleines Lokal für Busfahrer und Billigtouristen (« Al Bolognese », Sestiere di Santa Croce, 462-466 A, 30135 Venedig), eigentlich nett, jedenfalls bis zur Hauptspeise, die dann leider total kalt serviert wird. Der süße Rotwein schmeckt auch nicht. Nun denn, die beiden Menüs haben zusammen 28 Euro gekostet, nach meiner Beschwerde.
Inzwischen gießt es draußen. Ich packe für C. den Legoland-Poncho aus, Überraschung, und unsere beiden Kleinklappschirme. So kommen wir die paar Meter ziemlich trocken zum Auto. Venedig ab 20.10 Uhr, km 53603, Ankunftsprognose 23.12 Uhr. Ich fahre und der Tempomat, G. unterhält mich. Wirklich am Hof sind wir nach einer ereignislosen, angenehmen Fahrt um 22.56 Uhr, 13,5°, also auch hier abgekühlt. Schön war’s!
Übrigens: « Filodiffusione » (Telefonrundspruch) gibt es noch in Venedig, aber keine Neuverträge.

Dienstag, 4. August 2009 – Abends E.s
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Vormittags ins Dorf, aber nur kurz. Geld, Zeitung, Brot, Lebensmittel, eine neue Stalllampe, 54 Euro. Mit deren Innereien ließ sich unsere alte reparieren, das Modell war ähnlich. Plastikteile verspröden halt mit der Zeit. Übrigens: In Bozen und Venedig habe ich wieder das Brion-Vega-Klappradio (Würfel) gesehen, 250 Euro, leicht verändertes Innendesign mit Leuchtdioden. Schön, dass ich noch das Urmodell habe.
Zurückzu in die alte Garage an der Tanzbachbrücke geschaut: ein alter Sparherd und ein Küchenschrank, ein Moped, ein kleiner Autoanhänger, ein Tischfußballspiel. Die Sicherheitsschlösser sind beide kaputt, mit abgebrochenen Schüsseln verstopft, der vom Schmied eigens gemachte Sperrriegel mit großem Bartschlüssel funktioniert noch. Daneben wird ein Reservoir für das Wasser betoniert.
Über die Straße rinnt ein Sturzbach aus unserem Wald, vielleicht sieben Sekundenliter. Am Nachmittag, als ich ihm in Gummistiefeln nachgehen will, fließt dann aber kein Tropfen mehr. Ich begrüße K. bei den Bienen und Hugo mit seinen Geißen. Er meint, das Wasser käme von unserem Löschwasserreservoir auf der Ebenwies. Dann muss es ein Siphoneffekt sein.
Luis kommt mit seiner Mähmaschine auf den Hof und mäht den ehem. Weizacker hinter dem Stadl mit fast amerikanischer Geschwindigkeit.
Abends netter Besuch zweiter E.s, der dritte entschuldigt sich. Wirklich herzlich und nett. G. übertrifft sich allerdings wieder einmal selbst mit Lammkeule an Kartoffelgratin und Fisolen, zum Nachtisch Kirschnusskuchen. M. E. lädt Birte und ihren Freund zum Murmeltierschießen nach Nordtirol ein.

Mittwoch, 5. August 2009 – endlich alle in den Wald hinauf; Rosswagen
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Wieder so ein klarer Tag nach Regen. Spätes Frühstück draußen. Ich freue mich darauf, mit den beiden durch den Wald hinauf bis Rosswagen zu fahren, endlich einmal. C. will nicht mehr, nachdem sie hätte in Gesellschaft am Hof bleiben können. Ja, manchmal muss man sich und die Kinder zum Glück zwingen. (C. steckt G. einen eng gefalteten Zettel zu: »Mittel Liebe Mama wiso muss ich unbedingt mit Fahren. Auf dem Saam kon mann doch eh nich mache. Bei M. ist es fiel schöner alls auf dem Saam deine traurige C.« dazu ein tränendes Gesicht.)
Ich »angle« noch das Kalb, das ganz oben im Etzel liegt, und mit seinem verletzten Fuß scheint’s ungern abwärts geht. Aufsteigen ist immer einfacher. Abends dann sehen wir, dass die Wunde nach wie vor gut aussieht, jedenfalls nicht entzündet ist.
Im Wald oben ist es wunderschön. Weite Blicke. Frische, gute Luft. Erd-, Him- und Blaubeeren, dagegen nur zwei Pilze. Ein dunkelbraunes Eichkätzchen springt über den Weg. Auf Rosswagen treffen wir K, wieder endloses Jagdgespräch.
Am Rückweg sehen wir uns noch den Löschteich auf der Ebenwies an, Wasser, Libellen, Idylle. Wieder am Hof schlägt uns Hitze und Schwüle entgegen.
Abends großes Grillen mit »allen meinen Angestellten«, wie A. frech sagt, was formal nicht stimmt, doch in der Tat sind alle vereint, die sich um den Wald hier kümmern. Zwei Tische, lange Tafel, gute Gespräche, Abschied bis zum nächsten Mal, nächsten Jahr?

Donnerstag, 6. August 2009 – Timmelsjoch
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Für diesen letzten Tag, noch dazu ganz klar und schön (und heiß dazu), hatten wir uns eine Fahrt vorgenommen: Penser Joch, Jaufen, Timmelsjoch und über das Passeier, Meran und Bozen wieder zurück. Eine wunderschöne Fahrt, oben in den Bergen kühl, im Tal unten zwischen Meran und Bozen am Abend über 33 Grad. Im Auto mit Klimaanlage lässt sich das fein aushalten.
G. beeindruckten die Gletscher am Timmelsjoch, überhaupt die steile, steile Welt dort. Passhöhe ca. 2500m, höher als der Großglockner.
Donnerstag, 6. August 2009 – Timmelsjoch
Bilder ab http://picasaweb.google.de/Siebenfahrer/Sommer2009#5371357808155438210Nur das Mittagsessen in einem pompösen Viersternehotel in St. Leonhard im Passeier (Wiesenhof, www.Wiesenhof.Net) war nicht gut, Hotelessen halt, schlechte Bedienung.
Abend dann wieder draußen am Hof, Nudeln, Spinat und Spiegeleier. Die Arbeiter kommen von Felde, alles junge Arbeitskollegen, haben Grummet eingefahren.
Technisch: Das Navi kennt kein Timmelsjoch, auch nicht « Passo del Rombo », wie es aus unerfindlichen Gründen italienisch heißt. (Wikipedia: »Der italienische Name Passo del Rombo bedeutet ›Pass des Dröhnens, Donners‹ und ist jüngeren Datums und mehr romantisierend-nationalistischen Ursprungs als einer langen Tradition entsprechend.« Hier links oben die GPS-»Spur« durch Serpentinen am Timmelsjoch aus dem Sony-GPS-Gerät, hinauf und hinunter.
Km 53856 zurück am Hof.
Übrigens: Die Wegedateien sehen etwa so aus. Hier der Beginn von Datei "Eigene Dateien"\GPSMatch\Log\WG20090806120929.log (Zum Verarbeiten ev. die erste Zeile streichen):
@Sonygps/ver1.0/wgs-84/gps-cs3.0
$GPGGA,120929,4648.4698,N,01114.6679,E,1,03,05.7,00665.7,M,047.7,M,00,0000*42
$GPGSA,A,2,09,15,27,,,,,,,,,,05.8,05.7,00.9*0D
$GPGSV,3,1,12,27,80,057,37,09,76,326,38,17,35,058,00,15,34,174,36*7E
$GPGSV,3,2,12,18,16,261,00,28,04,058,00,26,47,301,00,12,45,242,43*77
$GPGSV,3,3,12,22,16,294,00,30,13,243,00,14,09,322,00,04,00,112,00*7F
$GPRMC,120929,A,4648.4698,N,01114.6679,E,000.0,000.0,060809,,,A*70
$GPVTG,000.0,T,,M,000.0,N,000.0,K,N*02
$GPGGA,120943,4648.4626,N,01114.6606,E,1,04,04.7,00712.3,M,047.7,M,00,0000*40
$GPGSA,A,3,15,09,27,17,,,,,,,,,07.7,04.7,06.2*0B
$GPGSV,3,1,12,27,80,057,25,09,76,326,32,17,35,058,19,15,34,174,37*7E
$GPGSV,3,2,12,18,16,261,00,28,04,058,00,26,47,301,30,12,45,242,39*79
$GPGSV,3,3,12,22,16,294,00,30,13,243,00,14,09,322,00,04,00,112,00*7F
$GPRMC,120943,A,4648.4626,N,01114.6606,E,001.6,335.8,060809,,,A*7B
$GPVTG,335.8,T,,M,001.6,N,003.1,K,A*05

Freitag, 7. August 2009 – Rückfahrt
Bilder ab http://picasaweb.google.de/Siebenfahrer/Sommer2009#5371357919802822466

Rechtzeitig zur Abfahrt tritt C. auf eine Biene am Hof.
Ab Hof 13 Uhr, 23,5°, über Bozen und die Autobahn – Ankunftsprognose 20.52 h. Im Eisacktal, das bis Brixen abwechslungsreich und interessant ist, schon wieder 33°, dann um 14.30 am Brenner. Eineinhalbstunden Pause zum Shopping im »Outlet«. Schuhe und ein schwarzer Anzug für mich (Carl Gross, Gr. 28, € 229,95 > 125), Schlappen für G.
Brenner ab 16 Uhr (53954), in Weyarn (54115) im Biergarten kurz nach fünf. Gut gegessen, gut gerastet, getankt. Zwei einspurige »Nachtbaustellen« vor Aschaffenburg, ätzend. Sonnenuntergang im Altmühltal um 20.30 Uhr (54260, 25°). An Bonn 0.48 h, km 54713, 22°, nach knapp neun Stunden Fahrzeit.

Sorgen um den Hof

Es waren schöne Ferien, besonders die letzte Woche, in der wir weniger Pflichten und mehr Kür hatten.
Für mich waren alle Tage durchzogen von Melancholie. Mir macht M.s Wunsch, von mir seinen Besitzanteil zum Marktwert ausbezahlt zu bekommen, große Sorgen: Dann werden wir den Hof verkaufen müssen, und hundert Jahre Familienbesitz gehen zu Ende. Schon meine Mutter wollte mich ultimativ ganz vom Hof weghaben – jedenfalls vom »geschlossenen«, von der Hofstätte. Nun sieht auch M. – obwohl er und seine Familie sich dort wohl fühlen – nur mehr den Geldwert. Ein Berghof, ein Familienbesitz ist keine Handelsware. Er ist ein sentimentaler Wert – jedenfalls für mich, dem er vornehmlich vererbt wurde.